Andreas Brandhorst: Feuerträume

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.678 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Der (vorläufige?) Abschluss der Kantaki-Hexalogie bringt dem Leser nochmals ein Feuerwerk an Ideen. Alleine die Welt Heres wäre einem andern Autor wohl sechs Bücher wert gewesen. (Und ich persönlich habe es fast bedauert, dass sie Brandhorst nicht auch sechs Bücher wert gewesen ist.) Die Geschichte löst sich in sich auf, der Abschluss ist rund. Selten habe ich ein so spannendes Buch gelesen; zum ersten Mal seit langem habe ich über die mir vorgenommenen täglichen Pensen hinaus in diesem Buch weitergelesen.


    Die Suche nach den verschwundenen Kantaki einerseits, der Kampf mit den Graken andererseits verweben sich zu einem Raum-Zeit-Epos der Spitzenklasse. Auch Philosophisches kommt nicht zu kurz: Ist das Leben etwas anderes als ein Traum? Gibt es Götter oder einen Gott? Wie könnte das Multiversum existieren?


    Summa summarum: SF von der besten Sorte!


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    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Auch das letzte Buch der Reihe hat mich wieder total begeistert. Der Kampf der Graken steuerte auf sein Finale zu, die Suche nach den letzten Kantaki brachte überraschende Erkenntisse, die Entwicklung der Künstlichen Intelligenzen war für mich fast erschreckend, weil so "natürlich" und die Welt Heres war wieder eine Welt, die mit ihrer besonderen Atmosphäre und den unglaublich beeindruckenden Bildern zeigte, wie außergewöhlich gut der Autor es immer wieder schafft, mich völlig in diese faszinierende Welt hineinzuziehen. Zusätzlich ließ er mich zusammen mit den Protagonisten oft zwischen Traum und Realität schwanken, bzw. zweifeln ob es da überhaupt einen Unterschied gibt.


    Alles in allem war dies ein sehr spannender Abschluss einer ebenso spannenden Reihe und ich bin sehr froh, dass ich damals mit "Diamant", dem ersten Buch, ins Science-Fiction-Genre eingestiegen bin.


    Leider müssen wir uns mit diesem Buch von diesem Universum verabschieden. Nachdem ich mich am Ende fast nicht trennen konnte und das Finale etwas herausgezögert habe, hoffe ich doch sehr, dass Andreas doch irgendwann dorthin zurückkehrt und uns noch ein paar Geschichten von dort liefern wird.


    Für dieses Buch wie auch für beide Trilogien: 5ratten und :tipp: und wenn es 100 Ratten gäbe würde ich auch die geben. :klatschen:


  • Summa summarum: SF von der besten Sorte!


    In der Tat. Danke, lieber sandhofer, dass du mich so lange mit der Graken-Trilogie genervt hast, bis ich sie gelesen habe :smile:


    Inhalt:
    Im letzten Band der Graken-Trilogie kommt es zum erwarteten Showdown im Kampf Graken gegen Menschen und Verbündete. Aber das ist noch längst nicht alles. Die Tal-Telassi Dominique und ihr Freund Rupert geraten auf den Planeten Heres, der in der nicht-linearen Zeit liegt. Heres wird von seltsamen Leuten bevölkert und erst nach und nach kommt Dominique dahinter, dass sich der Planet mehr mit den Geschehnissen in der linearen Zeit zu tun hat, als man vermuten könnte.


    Und dann sind da noch die Maschinenzivilisationen, die sich in den letzten 80 Jahren in rasantem Tempo entwickelt haben. Nach ihrem Gründervater Zäus (bekannt aus «Feuerstürme») nennen sie sich die Zäiden. Sie wären eine brauchbare Hilfe im Kampf gegen die Graken, allerdings haben sie kaum Interesse daran, sich mit ihnen zu schlagen. Die Graken stellen für die Zäiden keine Gefahr dar, da sich die Graken nicht von künstlichen Intelligenzen nähren können. Trotzdem versuchen die Menschen, die Zäiden dazu zu bewegen, ihnen zu helfen.


    Und dann gibt es noch die Geschichte um Nektar, der als kleiner Junge von einem Soldaten aufgelesen wurde, der ihn neben seiner toten Mutter fand. Nektar ist davon überzeugt, dass er erst sterben wird, nachdem er einen grossen Sieg über die Graken errungen hat. Während seiner Ausbildung zum Soldaten stellt sich heraus, dass er tatsächlich über ungewöhnliches taktisches Geschick verfügt.


    Meine Meinung:
    In jedem Sinne ein würdiger Abschluss der Geschichte, ob mans jetzt als Schluss der Graken-Trilogie sieht oder als letzter Band der Kantaki-Hexalogie. Andreas Brandhorst hat es geschafft, zwei unabhängige aber doch zusammenhängende Geschichten mit einem Ende schön abzuschliessen.


    Dabei blieb er seinem Erzählschema bis zuletzt treu und hat auch im dritten respektive sechsten Band nochmal ganz neue Hauptcharaktere eingeführt und alte trotzdem nicht vergessen. Und auch einem anderen, leider nervigen Aspekt ist er treu geblieben: Erklärungen, wie den das Tal-Telas oder das Flix funktionieren (und wieso), bleibt er schuldig. Dadurch wirken die Tal-Telassi fast wie Magierinnen und die haben in der SF nun wirklich nichts verloren. Ich hatte in dem Punkt auf eine Erklärung gehofft, und sei es nur, wieso die Tal-Telassi ihre Fähigkeiten überhaupt haben (genetische Mutation?) und andere nicht.


    Was man aus dem Abschluss der Kantaki-Trilogie, Der Zeitkrieg, ebenfalls kennt, ist das Erzählen in mehreren Zeitebenen. «Feuerträume» knüpft einerseits direkt an «Feuerstürme» an, aber in den einzelnen Erzählsträngen wird in der Zeit munter hin- und hergehüpft, man befindet sich mal im Jahr 1147 ÄdeF, dann wieder 1229 ÄdeF oder irgendwo dazwischen. Das war zum Teil genau so verwirrend wie die verschiedenfarbenen Zeitlinien in «Der Zeitkrieg». Andrerseits garantiert ein Aufbau, der für den Leser so kompliziert und nicht immer übersichtlich ist, beste Unterhaltung, wenn man die Geschichte ein zweites Mal lesen würde. Ich bin überzeugt, dass ich in einem solchen Fall immer wieder Aha-Erlebnisse hätte, die beim ersten Lesen schlicht nicht möglich sind (weil man noch nicht weiss, wie die Geschichte endet).


    Aber sonst war es wieder eine Reise in ein unglaublich reiches, komplexes Universum, das zu bereisen nebst all der Gefahr auch Spass machte und in der weder Action noch Philosophie zu kurz kommen.


    Fazit:
    Eine Hexalogie, die ich all jenen empfehlen möchte, die Space Operas mögen und auch in Kauf nehmen, dass sie beim Lesen ab und zu den Überblick verlieren.


    8 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • In der Tat. Danke, lieber sandhofer, dass du mich so lange mit der Graken-Trilogie genervt hast, bis ich sie gelesen habe :smile:


    Bitte. Gerne. Jederzeit wieder. :breitgrins:


    Erklärungen, wie den das Tal-Telas oder das Flix funktionieren (und wieso), bleibt er schuldig. Dadurch wirken die Tal-Telassi fast wie Magierinnen und die haben in der SF nun wirklich nichts verloren.


    Soweit ich den Überblick habe (aber ich kenne v.a. die US-amerikanische SF so zwischen 1930 und 1970 ...) gibt's da wenig ohne Unerklärtes bzw. Unerklärbares, De-facto-Magisches ... :winken: Erklärungen verlangen nach Mathematik, Physik, Chemie, Biologie. Darüber verfügen wenige SF-Autoren in genügendem Masse ...

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  • Erklärungen verlangen nach Mathematik, Physik, Chemie, Biologie. Darüber verfügen wenige SF-Autoren in genügendem Masse ...


    Das ist wahr und ich finde auch nicht, dass jeder SF-Autor nebenbei noch Astrophysiker sein muss :smile:


    Aber wie ich an anderer Stelle schon erwähnte: Ich wäre auch mit einer Pseudoerklärung zufrieden gewesen. Prominentestes Beispiel für eine solche Pseudoerklärung dürften die Midi-Chlorianer aus der Star-Wars-Saga sein. Die gibt es auch nicht, aber sie liefern eine Erklärung für die Macht und wie sie funktioniert (wenn auch nicht im Detail).


    Bei den Tal-Telassi stehe ich als Leserin komplett im Schilf und das stört mich bei einer sonst so komplexen und durchdachten Welt. Gerade in den Passagen, in denen darüber gestritten wird, ob es nötig sei, alle Gefühle hinter sich zu lassen, um eine höhere Stufe des Tal-Telas zu erreichen, wäre eine (meinetwegen unsinnige) Erklärung über die "Funktionsweise" der Tal-Telassi angebracht gewesen...
    Und die Brainstormer: Die haben offenbar einen anderen (künstlichen) Zugang zum Tal-Telas. Wieso? Wie ist das möglich? Wieso sind die natürlichen Tal-Telassi alles Frauen (mit einer Ausnahme) und bei den Brainstormern funktionierts auch bei den Männern?


    Dass man nicht jeden kleinen Mist erklärt, ist klar. Aber ein so zentrales Element? Müsste sein, auch wenn sich die Geschichte dadurch nicht ändern würde. Es gäbe einfach ein schöneres Gesamtbild ab, finde ich.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • So verschieden sind die Geschmäcker. Ich habe die Star-Wars-Saga eigentlich nur ganz zu Beginn verfolgt. Der allererste Film, um genau zu sein. Und wenn ich jetzt lese, dass "die Macht" erklärt wird, wenn auch nur pseudo, finde ich es schade. Mich stört das. Ich will nicht alles wissen - weder in einem Buch noch im richtigen Leben. (Ich weiss ja nicht einmal, wie das automatische Getriebe meines Autos funktioniert. Oder wie das funktioniert, dass aus dem Wasserhahn in meiner Badewanne heisses Wasser im Überfluss fliesst. Oder wie das mit der Blume und dem Bienchen nun genau ist ...)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)