Michaela Vieser - Tee mit Buddha

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  • "Dem Leben näher kommen"


    Michaela Vieser hat einen herzerfrischenden Roman über ihren (sicherlich außergewöhnlichen) einjährigen Aufenthalt in einem japanischen Kloster geschrieben.
    Sie hat den Roman aus ihrer Perspektive (Ich-Form) geschrieben, allerdings nicht in der zeitlichen Abfolge ihres Aufenthaltes, sondern nach den Erlebnissen, die während des ganzen Jahres zu ihrem Alltag gehörten.
    Ihr Schreibstil ist flüssig, mit viel indirekter Rede und handlungsorientierten Beschreibungen. Diese sind klar und gut verständlich.
    Ihre Darstellungen der für sie völlig unbekannten Menschen in ihrem Umfeld, das eigene Verhalten und Einleben in diesen Lebenskreis sind sehr feinfühlig,oft sogar mit einem kleinen Augenzwinkern beschrieben. Das erheitert den Leser.
    Gleichzeitig gewinnt er den Eindruck, dass Michaela selber mit dem ehrfürchtigen, respektvollen Verhalten, das stets von ihr eingefordert wurde, entspannt umgeht. Sie selber ergreift oft die Initiative und möchte Lehren des Buddhismus kennenlernen und typische Rituale einüben. Dabei bringt sie sich selber auch ein, indem sie z. B. Englischunterricht für die japanischen Kinder des Klosters anbietet.
    Gut vorbereitet durch Sprach- und Kulturstudium reist Michaela nach Japan. Doch sie stellt sehr schnell fest, dass es an sprachlichen Feinheiten fehlt. Das führt zu Missverständnissen. So fragt sie z. B. nach der Toilette und wird zum Tempel geschickt.
    Im Kloster selbst leben nur vier Mönche (drei mit Familie), ansonsten Männer, Frauen und Kinder, die hier dem Glauben näher sein möchten. Sie leben im Einklang mit Gebet und Arbeit innerhalb eines festen Tagesablaufs, der natürlich auch für Michaela gilt.
    Ein Besuch im Klosterbüro, in dem Wado, einer der Mönche, seiner Arbeit nachgeht, rückt auch ihr Bild von Rückständigkeit zurecht. Die Mönche sind mit allen modernen Arbeitmaterialien ausgerüstet. Wado stehen Computer, Internet, Fax etc. zur Verfügung.
    Kalligraphie, Schwertkampf, Teezeremonie, Ikebana u. a. sind Michaela völlig neu, und sie erarbeitet sich, mit Unterstützung der japanischen Meister, mühselig ein kleines Wissen. Besonders reizvoll sind die Reisen, die ihr die Mönche ermöglichen. So besucht sie andere Kloster in Kyoto und Tokio.
    Der Höhepunkt ihres Aufenthaltes ist sicher die Begegnung mit dem Zen-Meister, der sie in die Meditation einführt.
    Die Erkenntnisse, Erfahrungen und eigenen Verhaltensänderungen, die Michaela aus ihrem Japan-Jahr mit nach Hause nimmt, vermittelt sie dem Leser sehr gut: Alles dient dem Ziel, eine Gesellschaft auf der Basis von Demokratie, Gleichheit und Frieden zu schaffen.
    Äußere Lebensziele sind unwichtig; dagegen sind Dankbarkeit, Harmonie, Respekt und Mitgefühl von großer Bedeutung. Diese Tugenden hält ja nicht nur der Buddhismus hoch, sondern sie gehören auch zu den Grundwerten des Christentums.
    Die Lektüre dieses Buches halte ich für sehr lohnend, öffnet sie uns doch auch die Augen angesichts des westlichen Werteverfalls.


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    EDIT: Betreff etwas angepasst und Amazon-Link eingefügt. LG Seychella

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Ich bin auch grade mit diesem Buch fertig geworden, vergebe 3ratten und habe Folgendes dazu zu sagen:


    Die Japanologin Michaela Vieser mochte das obligatorische Praktikumsjahr in Japan nicht in einem Studentenwohnheim verbringen. Vielmehr erzählte sie so vielen Menschen von ihrem Wunsch, dieses Jahr in einem Kloster zu verbringen, dass ihr dieser Herzenswunsch tatsächlich auch ermöglicht wurde. Dies war ihr auch beim Schreiben des Manuskripts so wichtig, dass sie gleich zweimal kurz hintereinander erzählt, wie es ihr gelang, ein Jahr in diesem Kloster zu verbringen, nämlich im Vorwort und direkt im Anschluss im ersten Kapitel. Schade, dass dies beim Lektorat nicht aufgefallen ist, so wirkt es etwas unprofessionell.


    Die Autorin erzählt in anschaulicher und flotter Sprache von ihren Erlebnissen in einem japanischen Kloster, in denen die Mönche mit ihren Frauen und Familien leben. Ihren ersten Tag verbringt sie mit Gesprächen über Michael Schumacher, Kehren und Spülen. Ihre anfängliche Enttäuschung über so viel Weltlichkeit weicht schnell einem tiefen sinnlichen Erleben der Klostergemeinschaft. Sie wird in die Teezeremonie und in die Kaligrafie eingeführt, lernt Kendo und erfährt eine nie gekannte Spiritualität und Zufriedenheit. Dabei driftet sie nie ins Esoterische oder Kitschige ab, ihr Schreibstil bleibt immer bodenständig und humorvoll. Sie spart kein Missverständnis und kein Missgeschick aus und erleichtert dem Leser auf diese Weise einen tiefgehenden Einblick in die japanische Lebensweise und in die durch den Buddhismus geprägte Kultur. Wer kann sich nicht deutlich den spitzen Schrei vorstellen, als sie auf der typisch japanischen High Tech Toilette den falschen Knopf drückt und von einer Wasserdüse nass gespritzt wird!


    Die Kapitel sind jeweils einer Person gewidmet, die Michaela während des Aufenthalts kennen lernte. Sie schreibt in aller Offenheit über ihr Verhältnis zu den Menschen. Und sie schreibt darüber, wie sich ihre Meinung änderte, je näher sie jemanden kennen lernte, zum Beispiel den Mönch, der jeden Tag mit ihr die Zeitung las und ihr anfangs so brummig und übellaunig erschien und von dessen Themenwahl sie abgeschreckt war. Nachdem sie dann hinter sein Geheimnis gekommen war, änderte sie ihre Einstellung zu ihm. Sicher: dazu muss man nicht unbedingt in ein japanisches Kloster gehen. Doch ist es für mich beim Lesen ein Anreiz, manch eine Meinung zu einem Menschen noch einmal zu überdenken.


    Mein Fazit: eine nette Reisebeschreibung, bei der ich eine sympathische Frau kennen gelernt habe, die mir einiges über Japan und den Buddhismus erklären konnte.



    Das führt zu Missverständnissen. So fragt sie z. B. nach der Toilette und wird zum Tempel geschickt.


    genau solche Szenen gefielen mir besonders gut, das macht diese Beschreibung so realistisch und ansprechend.

  • Ich habs auch gelesen und fand es richtig gut, obwohl ich mit Japan und Buddhismus sonst so gar nichts zu tun habe!


    Ok...hier mal meine Meinung:


    Michaela Vieser verbringt ein Jahr in einem japanischen Kloster und berichtet in diesem Buch von ihren Erlebnissen mit dem Land und dessen Bewohnern.
    Anfangs war ich schon etwas überrascht, daß die Autorin schon einige Jahre Japanologie studiert und schon das Land selbst besucht hatte, aber anscheinend doch noch recht wenig über dessen Kultur wusste. Aber auf sehr symphatische Weise schildert sie jedoch ihr eigenes Unwissen und beschönigt nicht ihre Tritte in etliche Fettnäppchen! Alles wird mit viel Humor, und wenn es angebracht ist, auch mit dem nötigen Ernst und Respekt beschrieben, was mir sehr gut gefallen hat.
    Sehr schön waren auch die immer wieder eingestreuten japanischen Ausdrücke, die auch jedes Mal, und ohne dabei schulmeisterlich zu wirken, erklärt werden
    Die Autorin schafft es spielend, daß sich auch andere Unwissende in der japanischen Welt zurecht finden und wohl fühlen und sich bei ihnen sogar ein über das Buch hinaus gehendes Interesse entwickelt. Mir ist es zumidest so ergangen, ich hatte bisher kein grosses Verlangen danach, mich mit Japan zu beschäftigen und auch wenn ich jetzt nicht sofort in die nächste Volkshochschule eile, um mich zu einem Ikebana Kurs anzumelden, ist mein Interesse geweckt worden und das war ganz sicher nicht das letzte Japan-Buch, das ich gelesen habe!


    3ratten

  • Ich hatte leider kein Glück bei vorablesen. Hoffe es kommt bald raus, gestern hab ich mal nix gesehen bei Amazon :rollen:.


    Die Rezis klingen toll, ich will es auch unbedingt lesen.

    Kai Meyer ~ Lanze und Licht

  • Die 1972 geborene Michaela Vieser hat im Rahmen eines Auslandssemesters für ihr Japanologiestudium ein Jahr in einem japanischen Kloster verbracht. Diesen Aufenthalt, der schon einige Jahre zurückliegt, lässt die Autorin in diesem Werk Revue passieren.


    Zunächst einmal hat mir das Cover des Buches sehr gut gefallen. Die Japan-Flagge und die Schriftzeichen davor, die für den „Weg des Schreibens“, die Kalligraphie stehen und dazu ein Bild der Autorin, was das ganze abrundet.
    Auch der Titel „Tee mit Buddha“ macht Lust auf mehr.
    Besonders hat mich das Buch interessiert, da ich selbst schonmal (wenn auch nur einige Tage) in einem deutschen evangelischen Kloster verbracht habe. Ich fand es spannend, die Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten festzustellen.


    Die Aufteilung der verschiedenen Kapitel hat mir gut gefallen. Die Autorin hat das Buch nicht chronologisch geordnet, sondern jedes Kapitel einem Thema oder einer Person gewidmet. Ich fand das eine gute Idee und mir sind die Kapitel gut in Erinnerung geblieben. Jedes Kapitel war irgendwo in sich abgeschlossen und oft wurde sogar noch beschrieben, wie die Beziehung zu der Person in der Zukunft aussah. Außerdem gab es meistens eine Art Moral oder Zusammenfassung.
    Ich habe einiges über das Leben in einem buddhistischen Kloster und auch über die Sichtweise der Klosterbewohner (zumindest dieses Klosters) gelernt. Schön fand ich, dass in dem Kloster Frauen, Männer, Kinder, Familien und Alte zusammenleben. Die Idee, dass man im Zusammenleben voneinander lernt und man sich nur Miteinander weiterentwickeln kann, mochte ich.


    Trotzdem habe ich einige Kritikpunkte:
    Die Schreibweise war sehr einfach, am Anfang hatte ich teilweise Schwierigkeiten, die Sätze zu verstehen und musste sie mehrfach lesen. Wobei das vielleicht auch ein persönliches Problem meinerseits war.
    Teilweise haben Satzzeichen gefehlt, oder sollte das besonderer Stil sein? (Beispiel, Seite 29: „Kein Futon ich würde in einem richtigen Bett schlafen.“) Meiner Meinung nach fehlt da ein Komma. Weiter hinten im Buch habe ich auch einen Schreibfehler gefunden, leider kann ich die Stelle jetzt nicht mehr finden.
    Was einige Leute schon erwähnt haben und mir auch aufgefallen ist: Es war manchmal ja ganz witzig, dass der Autorin durch Nichtwissen Fehler passiert sind. Manchmal habe ich mir aber die Frage gestellt, ob man sich denn nicht vorher ausgiebig über Kloster, Buddhismus und die Kultur im Allgemeinen informiert?


    Alles in allem ein nettes Büchlein. Schnell durchzulesen und doch ziemlich interessant.


    3ratten

  • Ich habe das Buch auch über vorablesen.de bekommen und war positiv überrascht, weil ich die Leseprobe ganz schön konfus und seicht fand. Hier meine Rezension:


    Zum Inhalt
    Michaela Vieser erzählt von ihrem einjährigen Aufenthalt in einem buddhistischen Kloster in Japan. Anders, als ich es erwartet hatte, leben in diesem Kloster Mönche mit ihren Frauen und Kindern, aber auch ältere Menschen und Alleinstehende. Michaela Vieser lebte also nicht abgeschottet vom Leben „draußen“, sondern lernte auf diese Weise unterschiedlichste Menschen und ihre Geschichten kennen. Sie baut ihre Erzählungen nicht chronologisch aufeinander auf, sondern widmet zehn Kapitel jeweils einem oder mehreren Lehrern, bzw. Personen, von denen sie etwas lernte. Dazu gehört beispielsweise die Kalligrafie-Lehrerin Frau Uchida, der Teemeister Emyo oder das alte Ehepaar Mari und Kawa, die auf einem Berg leben und für Michaela Vieser eine Art japanische Ersatz-Großeltern werden.
    Dabei wird sie immer wieder mit ihren eigenen Klischeevorstellungen von Japan konfrontiert, die zu einem Kulturschock führen (angefangen bei der Ankunft in einer Betonwüste und Unterkunft in einem Bungalow-Hochhaus statt asketischer Klosterzelle in malerischer Naturlandschaft). Hinzu kommen ihre jugendlich-wilden Erwartungen in spiritueller Hinsicht, die sie mit selbstauferlegtem Fasten und Verirrungen im Wald auf der Suche nach den Yamabushi (Bergasketen) zu erfüllen sucht. Nur langsam lernt sie durch die ruhige und zurückhaltende Art der Personen im Kloster, dass der Weg zur Erleuchtung in einem selbst beginnt und das „Wie“ eigentlich egal ist.


    Meine Meinung
    Was Michaela Vieser erlebte und lernte, hat mich sehr gut unterhalten, aber auch berührt und zum Nachdenken über mein eigenes Leben, meine Werte und Ziele, gebracht. Mit ihren malerischen Beschreibungen der Szenerien (die mehr sind als nur ein Abbild, sondern Stimmungen, Gefühle und vielleicht auch Gedanken vermitteln, die sich sonst schwer in Worte fassen lassen), den teils humorvollen, teils melancholischen, aber niemals traurigen Erzählungen, erinnert sie mich auch unterschwellig an die Bücher von Banana Yoshimoto. Beim Lesen stellte sich bei mir das gleiche Gänsehaut verursachende Gefühl der heiteren Melancholie ein; tiefgründige Lebenserfahrungen auf so leichte Weise zum Ausdruck zu bringen, verwoben mit einer Prise Mystik und Humor - das ist bestimmt nicht einfach.
    Ganz nebenbei erfährt man sehr viel über die japanische Kultur und Denkweise. Ich empfehle dieses Buch allen, die sich für Japan und Buddhismus interessieren und offen dafür sind, eventuell mit den eigenen romantischen Vorstellungen davon aufzuräumen, aber auch Freunden der modernen japanischen Literatur á Banana Yoshimoto und Haruki Murakami.Mit einem Lesebändchen, der ansprechenden Umschlaggestaltung und der angenehm lesbaren Typografie (gesetzt aus der ITC New Baskerville) bietet das Buch außerdem einen hochwertigen optischen Eindruck und gibt somit auch ein schönes Geschenk ab.


    Meine Bewertung: 5ratten

    &quot;The difference between fiction and reality? Fiction has to make sense.&quot;<br />Tom Clancy