Beiträge von campsy

    Allgemeine Infos zum Buch
    Alterra – Die Gemeinschaft der Drei
    Originaltitel: Autre Monde, L’Alliance des Trois
    Von Maxime Chattam
    Erschienen im PAN Verlag, 09.09. 2009
    ISBN 978-3426283004
    Hardcover mit Lesebändchen, 389 Seiten, 16,95 € [D]
    Vom Hersteller empfohlen ab 14-15 Jahren


    Inhalt
    New York in naher Zukunft: der 14-jährige Matt schwankt zwischen Kindheit und Erwachsenwerden. Er liebt Rollenspiele und Fantasy, aber entdeckt auch neuerdings Interesse an Mädchen und leidet unter der bevorstehenden Trennung seiner Eltern. Die unbeschwerte Kindheit endet abrupt mit einem mysteriösen Unwetter. Zahlreiche unheimliche Blitze tasten die Straßen und Häuser ab und schlagen Matt bewusstlos. Als er aufwacht ist die Stadt totenstill und von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Alle Erwachsenen und sämtliche Autos sind verschwunden. Glücklicherweise trifft Matt seinen Freund Tobias und sie machen sich gemeinsam auf die Suche nach weiteren Überlebenden. Schnell bemerken sie, dass außer einigen weiteren Kindern auch noch weniger harmlose Lebewesen durch die Straßen streifen. Bedrohliche Stelzenwesen suchen offenbar nach ihnen und sie fliehen unter weiteren Gefahren aus der Stadt. Das Land ringsum ist überwuchert mit Schlingpflanzen und monströsen Lebewesen, die ihnen das Vorankommen erschweren. Nach einer abenteuerlichen Reise landen Matt und Tobias in einer Gruppe von anderen Kindern, die sich „Pans“ nennen und auf einer geschützten Insel eine kleine Gesellschaft aufgebaut haben um gemeinsam den Gefahren zu trotzen, ihr Überleben zu sichern und langsam ein wenig Licht in das Dunkel der geheimnisvollen Veränderungen auf der Erde zu bringen. Wie sich heraus stellt, gibt es auch in anderen Regionen des Landes ähnliche Gemeinschaften von Kindern und Jugendlichen. Wagemutige „Weitwanderer“ unter den älteren Jugendlichen durchstreifen das Land um Informationen zu sammeln und sie zwischen den Pan-Gesellschaften auszutauschen. Für die Kinder besonders gefährlich sind die Gruppen von „Zyniks“, überlebende Erwachsene, die seltsam aggressiv geworden sind und nur das Ziel haben, Kinder zu entführen. Dann gibt es noch die einfältigen, aber nicht weniger aggressiven „Mampfer“, zu Monstern mutierte Erwachsene, sowie jede Menge gefährliche Fantasiegestalten.


    Die größte Bedrohung lauert jedoch in der Gruppe der „Pans“ selbst, denn es gibt Hinweise auf eine Verschwörung, die eine Invasion der Zyniks zum Ziel hat. Doch wer gehört zu den Verrätern und welche Motive haben sie? Was hat es überhaupt mit der plötzlichen Katastrophe auf sich, die über die Erde herein gebrochen ist und warum wurden nur Kinder davon verschont? Was haben die langsam auftretenden übernatürlichen Fähigkeiten einzelner Kinder zu bedeuten? Und steht über den Zyniks und den anderen feindlichen Gruppierungen eine besonders böse Macht, ein Anführer, der noch viel schrecklicher ist als alle Monster zusammen? Gemeinsam mit der gleichermaßen hübschen wie intelligenten Ambre schließen sich Matt und Tobias zur „Gemeinschaft der Drei“ zusammen, um diesen Fragen auf den Grund zu gehen …



    Kritik
    Eine bunte Collage bekannter Elemente aus zahlreichen Abenteuer- und Fantasyfilmen, Märchen und Mythen hat Maxime Chattam hier zusammengebastelt. Aber ich muss zugeben, das Ergebnis ist trotzdem zufrieden stellend. Die jungen Helden, allen voran Matt, sind zwar nicht besonders detailliert gezeichnet, bergen aber vielleicht gerade deswegen Identifikationspotential für gleichaltrige Leser und Leserinnen. Im Mittelpunkt stehen die Geheimnisse, all die unbeantworteten Fragen dieser neuen Welt nach der Katastrophe, einer anderen Welt. Warum der deutsche Verlag den Titel gleich der bekannten Naturkosmetikmarke von Rossmann benannt hat, ist mir schleierhaft und finde ich bedauerlich (aber man kann wohl davon ausgehen, dass Kinder sich dadurch nicht irritiert fühlen werden). Diese andere Welt ähnelt schon sehr einem Fantasy-Rollenspiel-Szenario mit geheimnisvoller Atmosphäre in einem dschungelartigen Dickicht, aus dem jederzeit fantasievolle Kreaturen hervorbrechen können. Stilecht führt Matt von Anfang an die klassische Helden-Waffe mit sich: ein Schwert, dass seine Eltern ihm zu Weihnachten geschenkt haben, ein Nachbau eines Schwertes aus dem Film „Herr der Ringe“. Und es verwundert auch nicht, dass die Kinder nach und nach individuelle, übernatürliche Fähigkeiten entwickeln, so wie man im Rollenspiel seinen Helden unterschiedliche Talente zuweist: Stärke, Gewandtheit, Beherrschung der Elemente, … ihr kennt das ja vielleicht. ;)


    Aber was soll’s, die Geschichte macht Spaß zu lesen! Die Kapitel sind kurz und enden mit Cliffhangern, die Sprache ist einfach gehalten und flüssig zu lesen. Es wird nicht zu viel und nicht zu wenig der Figuren und Umgebung beschrieben und die Handlung ist sehr spannend erzählt. Matt und seine Gefährten stolpern von Anfang bis Ende von einem ins nächste Abenteuer, kämpfen, fliehen, rätseln und entwickeln sich somit rollenspieltypisch weiter. Einige Geheimnisse werden gelüftet und machen die Geschichte im ersten Band einigermaßen rund, aber natürlich bleiben die ganz großen Fragen ungeklärt. Zum Schluss startet die Gemeinschaft der Drei in ein noch größeres, unbekanntes Abenteuer und man kann wirklich sehr gespannt sein auf die Fortsetzung.


    Das Buch ist daher ein guter Unterhaltungsroman für Fantasy- und Spannung-liebende junge Leser. Für Erwachsene ist „Alterra – Die Gemeinschaft der Drei“ etwas zu flach und in der Sprache zu einfach. Man kann es lesen, wenn man sonst nichts Spannendes rumliegen hat, aber es gibt sicherlich bessere Jugendbücher, die auch Erwachsene fesseln können und mehr Tiefe haben (wenn ich allein schon an die Bücher von Michael Ende denke oder meinetwegen auch die Harry-Potter-Reihe).


    Was mich etwas gestört hat, sind die doch teils recht brutalen Zwischenfälle, bei denen Kinder (wenn auch unfreiwillig) zu Mördern werden. Ich kann es akzeptieren, wenn Kinder in Jugendromanen zu Opfern „des Bösen“ werden, aber wenn Kinder selbst „das Böse“ in sich aktivieren um zu überleben und zum Helden zu werden, egal wie schlecht sie sich dabei fühlen … ich bin ja keine Pädagogin, aber das finde ich doch recht bedenklich. Daher würde ich das Buch besser nur Kindern, bzw. Jugendlichen mit einer gewissen Reife und Fähigkeit zur Selbstreflexion zu Lesen geben. Aber diese Leser wären dann wahrscheinlich mit anspruchsvollererer Fantasy besser bedient.


    Etwas zwiegespalten bin ich also noch in meiner Bewertung dieses Buches. Am liebsten würde ich 3,5 Leseratten vergeben. Angesichts der wirklich schönen und hochwertigen Aufmachung des Buches runde ich mal großzügig auf 4 für die Fortsetzung hoffnungsvolle Ratten auf:


    4ratten



    Fazit
    Spannend geschriebener Fantasy-Roman für Jugendliche, der mit seiner Öko-Message gerade voll im Trend liegt. Erzieherisch anspruchsvolle Eltern sollten angesichts mancher Gewaltszene besser selbst erst einen Blick reinwerfen, bevor sie ihren Kindern dieses Buch schenken. Aber allein die schöne Umschlaggestaltung, die floralen Verzierungen auch auf den Innenseiten des Buches und das Lesebändchen, machen es bestimmt zu einem begehrten Schmuckstück auf jedem Jugendzimmer-Bücherbord.



    Zum Autor
    Der unter dem Künstlernamen Maxime Chattam bekannte Autor, geboren 1976 in Montigny-lès-Cormeilles in Frankreich, studierte in Paris Literaturwissenschaften, war anschließend als Buchhändler tätig und begann zu schreiben: 2002 erschien sein erster Thriller „Das Pentagramm“ (L'Âme du Mal), gefolgt von weiteren Thrillern für Erwachsene. Mit „Alterra“ schreibt er nun erstmals für eine jugendliche Leserschaft. Laut einem Interview auf der PAN-Verlags-Website stellt „Alterra“ tatsächlich eine Art Hommage an Chattams Vorbilder dar (die Parallelen zu den dort genannten Buch- und Filmtiteln sind fast schon unverschämt offensichtlich). Seine Vorliebe für die USA spiegelt sich in den amerikanischen Schauplätzen, Helden und seinem Künstlernamen wider (zu meinem Bedauern – Frankreich würde doch eine prima Fantasy-Katastrophen-Abenteuer-Kulisse abgeben). „Alterra“ war ursprünglich als Trilogie konzipiert, laut französischer Wikipedia ist nun wohl aber eine 7-bändige Serie geplant.

    Mit dem Prolog, in dem Benedicta von ihrer bösen, habgierigen Stiefmutter (wir sind ja im märchenhaften Mittelalter, klar?!) im Kloster abgeliefert wird, ahnt man schon, was kommt, und so ist es auch: das eigenwillige Mädchen schert sich nicht um Nonnentracht und Keuschheitsgelübde und schäkert munter mit dem feschen Fechtmeister, der die Äbtissin öfter mal besuchen kommt. Klar, dass das freche hübsche Mädchen sich damit bei so mancher fiesen Nonne unbeliebt macht und Ärger einhandelt. Doch dank ihres wundersam unerschütterlichen Selbstbewusstseins und einiger glücklicher Zufälle wird sie natürlich spielend mit allem fertig. Allzu vorhersehbar verläuft die Geschichte in der ersten Hälfte dank stereotyper Charaktere. In der zweiten Hälfte, mit Benedictas’ und Agnes’ Ankunft in Nürnberg, bekommt die Geschichte endlich etwas Würze durch die Beschreibungen des mittelalterlichen städtischen Treibens und der Zünfte und zum Ende hin auch durch einige Krimie-Einlagen. Allerdings fallen die historischen Beschreibungen sehr knapp aus und sind auf das allernötigste reduziert. Es fällt mir daher schwer, das Buch wirklich als historischen Roman zu sehen. Das mittelalterliche Nürnberg dient lediglich als Kulisse für eine seichte Liebesgeschichte mit Krimidramatik, ohne jeden Anspruch und mit platten Dialogen. Die vorwitzige und unerklärlicherweise stets von sich selbst überzeugte Benedicta fand ich etwas nervig, auch die anderen Figuren sind stark überzeichnet, entweder abgrundtief schlecht oder engelhaft edel. Nicht selten wechselt auch mal eine Figur überraschend wankelmütig die Seiten oder seine Motive, was angesichts der auch sonst recht unglaubwürdigen Handlung dann auch nicht so sehr ins Gewicht fällt.
    Die Verse aus dem 19. und 18. Jahrhundert zu Beginn der beiden Buchteile fand ich etwas deplaziert in einem Roman, der im 14. Jahrhundert spielt. Hatten die Minnesänger des deutschen Mittelalters denn nichts Passendes zu bieten?
    Aber ich muss zugeben, dass das Buch mit seinen Beschreibungen der verschiedenen Gewürze und Backstubenstimmung mir Lust auf Lebkuchen gemacht hat, die ich eigentlich gar nicht so mag. Insofern muss ich gestehen, dass Sybille Schrödter durchaus schafft, vorweihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Schade, dass diese Art der Frauen-Romane so absolut gar nicht mein Genre ist.


    Fazit
    Seichter Unterhaltungsroman in historischer Kulisse für anspruchslose Frauen. Männer dürften schon allein von den „herzergreifenden“ Liebeswirren und den dämlichen aber auch mal feschen Männerfiguren abgeschreckt sein. Ganz nett zum Zeitvertreib auf einer Reise oder an ein paar gemütlichen Abenden. Wer gern authentische historische Romane liest wird von diesem Buch enttäuscht sein.


    2ratten


    Zur Autorin
    Sybille Schrödter hat vielfältige Talente: “Rechtsanwältin, Autorin, Kabarettistin und Sängerin“ liest man auf ihrer Website. „Die Lebküchnerin“ ist nach dem unter dem Pseudonym Tiana Faber geschriebenen Roman „Die Tochter des Würfelspielers“ ihr zweiter historischer Roman. Außerdem schrieb sie auch Krimis und Kurzgeschichten, die mit Titeln wie „Märchenprinzen“ und „Schlampen und andere Freundinnen“ wohl in die „Freche Frauen“-Ecke der Buchhandlungen gehören.


    Sybille Schrödter lebt in Hamburg.

    Nix Trilogie! Laut Wikipedia, die als Quelle die offizielle spanische Zafón-Website angibt, ist "Der Schatten des Windes" der erste Teil einer vierbändigen Serie. :klatschen:


    Und bis zum Erscheinen des dritten Bandes können wir ja die alten neu aufgelegten Jugendbücher lesen. :zwinker:

    Ja, ich habe mich auch gewundert, als ich bei Wikipedia gelesen habe, dass Der dunkle Wächter der dritte Teil einer Trilogie ist. Ich nehme mal stark an, dass jedes Buch in sich abgeschlossen ist und nur Schauplätze oder Nebenfiguren wieder auftauchen. Der Schatten des Windes ist ja angeblich auch der erste Teil einer vierteiligen Serie, aber in sich geschlossen, genauso wie der zweite Teil Das Spiel des Engels. In Der dunkle Wächter taucht übrigens auch ein bekannter Name aus einem späteren Roman auf. Hach, ich liebe sowas! :zwinker:

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    Der dunkle Wächter
    Originaltitel: Las Luces de Septiembre
    Von Carlos Ruiz Zafón
    Erschienen bei S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2009
    ISBN 3596853885
    Hardcover mit Lesebändchen, 352 Seiten, 17,95 € [D]
    Empfohlen ab 12 Jahre


    Inhalt
    Frankreich im Jahr 1937: die verwitwete Simone zieht mit ihren beiden Kindern, der 14-jährigen Irene und dem jüngeren Dorian, von Paris aus an die Küste der Normandie, wo sie eine Stelle bei dem Spielzeugerfinder Lazarus Jann angenommen hat. Lazarus lebt vom nächsten Dorf abgelegen, auf seinem schlossartigen Anwesen Cravenmoore, das er sich mit seiner schwerkranken Frau teilt, die seit vielen Jahren niemand mehr zu Gesicht bekommen hat. Auch seiner neuen Angestellten und deren Kindern bläut der freundliche Mann ein, den Gebäudetrakt nie zu betreten, in dem seine Frau lebt. In der jungen, als Köchin bei Lazarus angestellten Hannah findet Irene bald eine Freundin, und in deren Bruder Ismael einen Freund, woraus schnell eine Liebesgeschichte wird. Mit seinem Segelboot erkundet das Pärchen die wildromantische Küstenregion, zu der auch die verlassene Leuchtturm-Insel gehört, um die sich eine tragische Liebesgeschichte rankt.


    Ein plötzlicher Todesfall beendet die Idylle schlagartig. Düstere Geheimnisse rund um Cravenmoore werden lebendig und Irene findet sich in einem Abenteuer wieder, in dem es um ihr Überleben und das ihrer Lieben geht.


    Kritik
    Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt. Es beginnt mit einem wehmütigen Brief, in dem die traurigen Überreste vergangener Zeiten beklagt werden, Ruinen und Verfall eine düstere Herbstzeitstimmung erzeugen, und der Briefschreiber sich schmerzvoll an die glücklichen Tage des längst vergangenen Sommers 1937 zurück erinnert. So beginnt der Rückblick auf die Geschichte, die hauptsächlich aus der Sicht der jungen Irene erzählt wird (jedoch nicht aus der Ich-Perspektive). Typisch für einen Roman von Zafón, kann die Stimmung niemals wirklich heiter sein, und so beginnt der eigentlich schöne erste Teil mit einem traurigen Ereignis, nämlich dem Tod von Irenes Vater und dem Schuldenberg, mit dem sich seine Frau konfrontiert sieht und der sie schließlich dazu zwingt, eine Stelle außerhalb von Paris anzunehmen. So kommt die kleine Familie also in das Dorf Baie Bleue an der Küste der Normandie, wo es ihr den Umständen entsprechend erst mal sehr gut zu gehen scheint. Sie können in einem eigenen kleinen Haus mit Blick auf das Meer und den verlassenen Leuchtturm wohnen, und der Arbeitgeber Lazarus ist zwar etwas sonderbar, aber sehr nett. Das Schloss wirkt so düster wie sein Name: Cravenmoore. Bei ihrem ersten Besuch im Schloss begegnet die Familie den befremdlichen Geschöpfen von Lazarus, mechanischen Raben, und wird von dem Roboter namens Christian empfangen. Das Schloss ist voll mit weiteren mechanischen Figuren und Robotern, auf schaurige Weise phantasievollen Kreaturen, die eine schwarz-romantische Stimmung erzeugen, wie man sie in Gothic-Romanen findet. Für einen Jugendroman ganz schön düster, aber als 12-jährige hätte ich es geliebt (ich tue es jetzt noch)!


    Die quirlige Hannah und die zarte Liebesgeschichte zwischen Irene und Ismael lockern die Stimmung erheblich auf und füllen die raue, düstere Szenerie mit Leben. Die poetische Sprache der Erzählung ist schön und eindrücklich, bleibt dem Altersniveau der anvisierten Leserschaft entsprechend aber auch einfach zu verstehen und ist flüssig lesbar. Ich bin wirklich sehr angetan davon, wie Zafón mit seinen Beschreibungen von Landschaften und kleinen Geschehnissen so viel Atmosphäre erzeugen kann. Das ist in diesem Buch nicht anders als in seinem Meisterwerk „Der Schatten des Windes“.


    In der zweiten Hälfte des Romans kippt die zwar dunkle, aber idyllische Sommerferien-am-Meer-Stimmung in eine noch dunklere, neblige Grusel-Horror-Stimmung. Für die heutige Jugend ist das wahrscheinlich gar nichts (ich sag nur: Harry Potter!), aber ich war doch ganz schön erschüttert von dem Todesfall in der Mitte des Buches. Von hier ab erlebt man mit Irene eine spannende Gruselgeschichte mit Horrorelementen, die es wirklich in sich haben. Man fühlt die Angst um das eigene Leben, aber auch um das der geliebten Menschen, spürt das Grauen und auch das Leid, das mit dem Aufdecken lang vergrabener Geheimnisse erwacht. Ich will hier nicht zu viel verraten, deshalb belasse ich es dabei.


    Was mich nur manchmal etwas gestört hat, hätte ich als 12-jährige wahrscheinlich gnädig ignoriert, aber als Erwachsene führte das leider zu einem Sternabzug, und zwar sind das manche kleine Ungereimtheiten in der Geschichte. Es ist mir zum Beispiel unvorstellbar, wie man so viele sportliche Abenteuer bestehen kann, ohne etwas zu essen oder zu trinken. Naja, die Energie der Jugend vielleicht. Manchmal handelten die Personen auch nicht so, wie ich es in der Situation plausibler gefunden hätte und insgesamt ist die Handlung sehr einfach. Und es wurden mir etwas zu viele stumme und durchdringende Blicke gewechselt, aber das könnte auch ein Übersetzungsproblem sein, oder ich bin vielleicht nur etwas überempfindlich. Diese kleinen Makel sollten jedoch niemanden davon abhalten, dieses Buch zu lesen, denn es ist wirklich schön!


    Fazit
    Ein toller, spannender Jugendroman mit wunderbar dichter Atmosphäre, prima für Liebhaber von Gruselgeschichten mit düsteren Geheimnissen, tragischromantischen Hintergründen und einer kräftigen Prise übernatürlicher Mystik. Absolut lesenswert auch für erwachsene Fans der Bücher von Carlos Ruiz Zafón, denn auch wenn die Horrorelemente aus diversen Gruselfilmen schon bekannt scheinen mögen, so ist die poetische Schreibweise und die dadurch erzeugte Stimmung doch wieder einzigartig und typisch für den Autor von „Der Schatten des Windes“. Man sollte aber nicht vergessen, dass es sich hier um einen Jugendroman handelt und die Handlung und die Figuren dadurch etwas flacher wirken, als man das von seinen anderen Romanen kennt. Bitte nicht als Gesamtwerk mit „Der Schatten des Windes“ vergleichen!


    Ein paar Worte noch zur Aufmachung des Buches, denn das trägt doch auch zum Lesegenuss bei: diese Hardcover-Ausgabe mit schwarzem Lesebändchen (wie passend!), einem sich immer wiederholenden Drachenornament und einer Leseflussfördernden Typografie (großer Zeilenabstand) wirkt hochwertig und eignet sich damit auch sehr gut als Geschenk.


    4ratten


    Zum Autor
    Carlos Ruiz Zafón wurde 1964 in Barcelona geboren und wuchs in der phantasieanregenden Atmosphäre eines gotischen Schlosses auf, in dem die von ihm besuchte Jesuitenschule untergebracht war. In Barcelona war er als Texter in einer Werbeagentur tätig, bis er 1994 nach Los Angeles zog und mit dem Schreiben begann. Außer Romanen arbeitet er auch an Drehbüchern und als Journalist. Seine ersten vier Romane waren Jugendbücher. „Der dunkle Wächter“ ist der dritte Teil der „Nebel-Trilogie“ und erschien bereits 1995 in Spanien. Der erste Teil dieser Trilogie erschien zwar schon 1996 in Deutschland unter dem Titel „Der Fürst des Nebels“, wird aber im Februar 2010 im Fischer Verlag neu aufgelegt.


    International bekannt wurde Zafón mit seinem Bestseller „Der Schatten des Windes“, der 2001 in Spanien und 2003 in Deutschland erschien.

    Das Buch beginnt mit dem Auftauchen des Messias eigentlich sehr spannend. Willig gab ich mich dem Mystery-Feeling um den wieder auferstandenen und in unsere moderne Welt geworfenen Jeschua hin, auch wenn mein lesegeübtes Auge über so manches irische und italienische Wort stolperte (die Anleitung zur richtigen Aussprache des Ortsnamen Graiguenamanagh irgendwo am Anfang des Buches ist nett gemeint aber ändert nicht viel daran) und so manch trockenen Dialog zwischen langweiligen Charakteren überwinden musste. Doch leider wird der Spannung schon nach ca. einem Viertel des Buches der Wind aus den Segeln genommen. Der mysteriöse Jeschua taucht kaum noch auf, ist nur noch ein Statist im Krankenhausbett, ebenso einige andere Charaktere, von denen ich mir mehr versprochen hatte. Die Tochter des Helden beispielsweise, Anny: entgegen ihres Berufes als Journalistin entschließt sie sich, die meiste Zeit der Handlung über an Jeschuas Seite zu sitzen und sein Händchen zu halten, was unerklärterweise wohl tief romantische Gefühle in ihr auslöst (wohlgemerkt sprechen sie nicht mal die selbe Sprache) ... Auch die Hauptfigur Hester bleibt relativ blass und oberflächlich. Für einen kirchlichen Würdenträger verhält er sich auch ziemlich untypisch weltlich (zumal gerade Ostern ist).

    Sehr an den Haaren herbei gezogen werden die Erklärungen für die Wunder, die in ganz großem Stil mit viel Aufwand betrieben werden und sehr unrealistisch wirken, einige Fragen bleiben leider auch offen. Wirklich haarsträubend fand ich den seltsamen Einschub mit der Pianistin, einer Nachfahrin von Liszt, die es allein mit ihrem Klavierspiel vermag ... (ich will nicht zuviel verraten). Wie ich im Nachhinein erfahren habe, ist sie die Hauptfigur aus Isaus Roman „Die Dunklen“. Ob er sich mit diesem Cameo-Auftritt eine Werbewirkung für seine anderen Bücher erhofft hat? Jedenfalls fand ich diese Szene ohne dieses Wissen sehr befremdlich. Spätestens hier sank meine Meinung von dem Buch „Messias“ rapide ab.

    Der einzige Lichtblick sind die wenigen skurrilen Figuren wie die sauertöpfische Witwe, die sich jeden Tag auf dem Friedhof am Grab ihres verstorbenen Mannes ausjammert bevor sie dann im nächsten Pub ihren Schlummertrunk zu sich nimmt, oder der pflichtbewusste Nachbar, der seit dem Tod seines Hahns dessen allmorgendliche Aufgabe des Weckrufs übernommen hat. Sympathisch war mir auch die Figur des 103-jährigen Seamus, dem schnoddrigen Wundertäter, der als Hesters Vater zum Glück eine größere Rolle in der Handlung einnimmt, sonst hätte ich die Lektüre womöglich nicht durchgehalten.

    Ralf Isau hat es mit den Wunder für meinen Geschmack viel zu sehr übertrieben. Dazu kommen langweilige Dialoge, zu wenig Spannung, blasse Charaktere und eindeutige, sehr platte Kritik an der katholischen Kirche. Wer aufgrund der Inhaltsangabe und der blutigen Covergestaltung einen spannenden, unterhaltsamen Thriller erwartet, dürfte enttäuscht werden.
    Das war mein erstes und bleibt mein letztes Buch von Ralf Isau.


    1ratten

    Zum Autor
    Der 1956 in Berlin geborene Autor Ralf Isau arbeitete lange Zeit in der IT-Branche und begann seine schriftstellerische Tätigkeit mit Kinderbüchern, die er für seine Tochter schrieb und mit denen er auf den Rat von Michael Ende an einen Verlag herantrat. So erschien als erste Veröffentlichung das Kinderbuch „Der Drache Gertrud“ (1994). Es folgten mehrere Romane und mehrbändige Romanserien für Kinder und Jugendliche und mit „Der silberne Sinn“ 2003 schließlich der erste Erwachsenenroman, auf das seitdem mehrere folgten.
    In seinen Büchern vermischen sich Fantasie und historische Tatsachen, er selbst bezeichnet seine Werke als „Phantagone“. Ralf Isau ist gläubiger Christ, häufig beschäftigen sich seine Werke mit religiösen Themen. Laut Wikipedia positioniert er sich mit seinem 2005 erschienenen Roman „Die Galerie der Lügen“ auf Seiten der Anhänger des „Intelligent Design“, die die Evolutionstheorie zugunsten einer neokreationistischen Sichtweise (wonach das Leben durch den Einfluss intelligenter Wesen auf die Erde kam) ablehnen.

    Argh! Wenn ich eure Beiträge lese, bekomme ich richtig Lust, weiterzulesen, aber ich habe momentan so viel zu tun und so viel anderes zu lesen, was ich noch rezensieren muss ...


    Deshalb steige ich jetzt leider schon aus der Leserunde aus, tut mir leid. Ich werde das Buch aber weiterlesen, sobald ich wieder mehr Zeit habe (Weihnachten?), und schaue dann auch wieder hier rein. Euch allen noch weiterhin viel Spaß und unterhaltsame Philosophiestunden!


    Wickie: ich drück dir die Daumen, dass du den Anschluss nicht auch noch verlierst mit deiner norwegischen Version. Respekt!


    :winken:

    Hoppsala, hier sind ja schon einige ganz schön weit gekommen! Ich hatte ein stressiges Wochenende und habe erst gestern Abend mit dem Lesen angefangen, jetzt bin ich auf S. 52, allerdings habe ich eine Ausgabe vom Bertelsmann Club, also ist das nicht besonders aussagekräftig.


    Ich habe gerade das Kapitel über die Naturphilosophen beendet und muss eine Pause machen, bevor es dann mit Demokrit weiter geht. Ich finde die Lektionen schon ganz schön gehaltvoll; manche Sätze lese ich vorsichtshalber zwei oder drei mal, damit ich sie auch wirklich verstehe. Ich muss dazu sagen, das ist jetzt das zweite mal, dass ich dieses Buch lese. Ich habe es kurz nach der ersten Veröffentlichung schon mal gelesen, und weiß, dass es in späteren Kapiteln noch schwerer wird, da hat mein Hirn schon manchmal angefangen zu rauchen. Allerdings kann ich mich kaum noch an konkrete Inhalte erinnern, deshalb lese ich es jetzt wieder.


    Was mich damals aber genauso wie jetzt wieder etwas nervt, ist Sofie selbst. Ich finde sie so naiv und brav und farblos :rollen: ... im richtigen Leben würden wir keine Freunde werden.


    Persönlich berührt war ich erst, als für die Erklärung der Vorstellung von den vier Urstoffen im Gegensatz zu dem einen Urstoff, das Backen als Beispiel genannt wurde. Ich backe für mein Leben gern und habe mich schon unzählige Male - seit ich Backen kann bis heute - über das Mysterium gewundert, dass man aus den immer gleichen Zutaten so wahnsinnig viele verschieden Kuchen backen kann. Wie schön, dass Jostein Gaarder auch daran gedacht hat und das mit dem Mysterium um die Entstehung der Dinge und des Lebens in Zusammenhang bringt. Auf die Mischung und die Kräfte kommt es an! :zwinker:

    Ich habe das Buch über vorablesen.de bekommen und fand es ganz wunderbar! Die Inhaltsangabe spare ich mir hier, darüber wurde ja schon einiges gesagt. Deshalb komme ich gleich zu meiner Rezension:


    Nicht ohne Grund beginnt das Buch mit der Warnung "Vorsicht: Dies ist keine wahre Geschichte". Die Lebenssplitter, aus denen das Kaleidoskop amerikanischer Einzelschicksale in Form dieses Buches besteht, wirken nur allzu realistisch. Der Leser schwebt über der Stadt, zoomt sich mit rasanter Geschwindigkeit hinein, wirft durch eine Lupe einen Blick auf ein Menschenleben, um kurz darauf wieder engelsgleich aufzusteigen, Abstand zu nehmen und sich auf ein anderes Schicksal in einem anderen Stadtteil zu konzentrieren. Die vier parallel laufenden Erzählstränge um Dylan und Maddie, Old Man Joe, Amberton und Esperanza halten das Buch zusammen und machen es erst richtig spannend, denn man möchte wissen, wie es mit ihnen weiter geht und muss immer weiter lesen. Dadurch liest sich das Buch sehr flüssig und schnell. Aber auch die Kapitel dazwischen, mit den kurzen Einzelschicksalen und Fakten, sind interessant und treiben kurzzeitig den Blutdruck hoch, schockieren oder rühren das Herz.


    Die Sprache hat Tempo, das durch kurze Sätze und kurze Kapitel beschleunigt wird. Wiederholungen einzelner Satzfragmente oder Wörter, oft dreimal hintereinander, verstärken die Intensität des Geschriebenen und bilden einen Sprachrhythmus. Da ist kein Platz für Anführungszeichen in Dialogen, sie sind auch nicht nötig, man kann die Sprechenden gut auseinander halten. Der Flattersatz ist ungewöhnlich für einen Roman, aber passt zu dem schnellen Tempo, und erleichtert den Flug des Auges über die Zeilen.


    Wie auf dem Buchumschlag geschrieben, ist die eigentliche Hauptfigur im Buch Los Angeles. James Frey beschreibt die Stadt bis ins Detail, jeden Stadtteil, jeden Winkel, jede Straße. Obwohl ich noch nie in L.A. war, habe ich jetzt ein ziemlich lebendiges Bild dieser Stadt, weiß nicht nur über die durchschnittliche Anzahl der Schlaf- und Badezimmer in den Luxusvillen Bescheid, sondern auch über den Inhalt so mancher Abfalltonne in den Hintergassen. Es ist, als lebe diese Stadt, hat ihre eigene Persönlichkeit, ihre Launen, ihre guten und schlechten Seiten.


    Mein Fazit:
    Das Buch ist durch und durch stimmig. Die collageartige Zusammensetzung aus fiktiven Geschichten, realistisch anmutenden Einzelschicksalen im Stil einer Sozialreportage, kommentierten und unkommentierten Aufzählungen von Fakten, macht das Lesen informativ und spannend zugleich, verschiebt Relationen, wirkt rührend und aufklärend, bietet zahlreiche Perspektiven, zeigt die Seiten von Los Angeles, die man aus den Medien zu kennen glaubt und viele, an die man bisher nicht gedacht hat. Die Sprache ist prägnant und klar, ich empfinde den Schreibstil als erfrischend unpathetisch und kann das Buch jedem empfehlen, der nicht ausschließlich Trivialromane und in sich geschlossene Handlungen liest, denn diese dürften die Handlung als zu zersplittert und die Sprache als zu krass empfinden. Es zeigt einen modernen Blick auf amerikanische Lebensstile und amerikanische Träume, manche werden wahr, manche nicht. Die Kritik bleibt dem Leser überlassen.


    5ratten


    Über den Autor:
    James Frey wurde 1969 in Cleveland, Ohio geboren, studierte Kunst in Chicago und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. 1996 zog er nach Los Angeles, wo er als Drehbuchautor, Regisseur und Filmproduzent arbeitete. Im gleichen Jahr begann er die Arbeit an seinem Debutroman „A Million Little Pieces“ (dt. Titel: „Tausend kleine Scherben“), das 2003 erschien und als Autobiografie vermarktet wurde, was sich im Nachhinein jedoch größtenteils als Falsch erwies. In dem Buch und seiner Fortsetzung „My Friend Leonard“ (2005) beschreibt er sein Leben als Krimineller und Drogensüchtiger. Es ist jedoch wahr, dass er Erfahrungen mit Drogen- und Alkoholsucht hatte, die er jedoch mit einer Entzugsbehandlung 1993 überwunden hat. 2008 erschien sein dritter Roman „Bright Shiny Morning“, der überwiegend gute Kritiken erhielt.


    Heute lebt James Frey mit seiner Familie in New York.

    Ich habe das Buch vor langer Zeit mal gelesen und kann mich an die meisten Geschichten kaum noch erinnern. Ich weiß nur noch, dass sie sehr unterschiedlich waren und ich mit einigen absolut gar nichts anfange konnte, wie mit den TV People. Da ging's mir ähnlich wie dir, ich hatte anschließend nur ein riesengroßes Fragezeichen über meinem Kopf schweben. Mit Abstand am allerbesten hatte mir die erste Geschichte Wie ich eines morgens im April das 100&ige Mädchen sah gefallen. Ausgerechnet an die Geschichten, die du mit fünf Ratten bewertet hast, kann ich mich gar nicht mehr erinnern. :gruebel:

    Ich habe das Buch schon vor drei Jahren gelesen, deshalb ist meine Erinnerung daran nicht mehr so frisch, aber im großen und ganzen stimme ich mit deiner Rezension überein. Ich hatte es über Bookcrossing ausgeliehen und zitiere deshalb jetzt einfach mal mich selbst (aus dem Bookjournal): :breitgrins:


    Wow! Schon wieder ein Buch, das mich überrascht und ergriffen hat. Ich hatte gar nicht so viel Offenheit von Anthony Kiedis erwartet. Ich musste auch staunen, was für ein gutes Gedächtnis er doch hat, dazu noch bei dem ganzen Drogenkonsum, aber das macht vielleicht das Ozon i.v. ;-)

    Ich stehe dem Buch jetzt etwas zwiespältig gegenüber. Streckenweise konnte ich tagelang nicht weiter lesen, weil mir seine Drogen- und Sexgeschichten zu viel wurden, und dann wieder konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen und bin total in seinen Erinnerungen versunken. Eine literarische Meisterleistung ist das Buch wahrlich nicht, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, er plappert fröhlich alles runter, woran er sich erinnern kann. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sein Co-Autor Larry Sloman einiges dabei zu tun hatte, das ganze zu strukturieren, aber ich finde, es ist doch sehr gut gelungen.

    Ich muss zugeben, ich war bisher (seit Blood Sugar Sex Magik) nur ein unaufmerksamer, dafür aber treuer Zuhörer der RHCP und habe mich auch nie mit deren Privatleben auseinandergesetzt. Daher fand ich alles interessant und spannend und erstaunlich und unglaublich und dann wieder ganz natürlich und wunderbar. Schön, dass A.K. neben seinen Drogen- und Sexgeschichten nicht vergessen hat, auch über die Entstehungsprozesse der einzelnen Alben und Songs zu schreiben. Ich habe mir alle RHCP-Musik aus meiner CD-Sammlung (teilweise aus längst vergessenen Winkeln) zusammengekratzt und im mp3-Format auf eine CD gebrannt, die ich die letzten Wochen hoch und runter gehört habe. Was bisher nur einfach fetzige oder schöne Lieder für mich waren, kommt mir jetzt viel vertrauter und näher vor.

    Ich habe auch in die Prä-Blood-Sugar-Sex-Magik-Ära reingehört (empfehle dazu amazon.com) und glaube nicht, dass ich damit etwas verpasst habe. Jetzt wird mir erst bewusst, wie sich die Stimme von A.K. entwickelt hat. Ich fand es ergreifend zu lesen, dass er bei "Under the Bridge" so viel Mühe und Angst hatte und ganz für sich allein sein musste, um es aufzunehmen. Wie schön, dass er seitdem mehr Selbstvertrauen und Arbeit in seinen Gesang investiert hat und uns seitdem mit so vielen schönen Liedern beschert.

    Die Person A.K. hat mich manchmal abgestoßen und wütend gemacht, aber im großen und ganzen finde ich ihn doch sympathisch mit seiner irgendwie naiven Art, seinem Optimismus und vor allem seiner Ehrlichkeit (so kommt er zumindest rüber). Und seine Stärke und Energie - wie kann man bei so einer Drogenkarriere auf sämtlichen Fotos nur so gesund, kraftstrotzend und frohgemut aussehen?


    Yo, und deshalb vergebe ich auch
    5ratten


    mit dem Hinweis, dass das Buch wirklich nur für RHCP-Fans super ist und für alle anderen wohl eher eine Bestätigung für's Nicht-mögen. :zwinker:

    Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen - so schön und berührend geschrieben, mir ging's genau wie dir! Mein absolutes Lese-Highlight dieses Jahr und wirklich ein Buchtipp! Übrigens nicht nur für Jugendliche!!!

    Eigentlich ist mein Interesse an Horror-Romanen seit meiner Teenagerzeit unbewusst eingeschlafen, deshalb war ich ziemlich überrascht, als ich eine unerwartete Büchersendung öffnete und mir dieser düster dreinblickende Clown mit dem Schriftzug „HÖLLE“ entgegen fiel – der Gewinn aus einer Aktion des Buchverlags Piper. Neugierig war ich dann doch darauf, also schob ich meinen Stapel ungelesener Bücher beiseite und schlug die erste Seite auf …


    Inhalt
    Im nächtlichen Brisbane überfährt der junge Jamie beinahe einen verwirrt wirkenden Clown. Als er in der nächsten Nacht gleich auf eine ganze Gruppe von Clowns trifft, bekommt er ein unbekanntes Kristall-Pulver in die Finger, das einer der Clowns fallen gelassen hat. In der Annahme, dass es sich um Drogen handelt, mischt er es seinem WG-Mitbewohner Steve ins Getränk und nimmt es versehentlich auch selbst zu sich. Von da an beginnt für Jamie ein Alptraum: die Clowns verfolgen ihn und Steve, verwüsten ihre Behausung und entführen sie in ihre Unterwelt, den Pilo Familien-Circus, ein riesiger Jahrmarkt mit Schaubuden, Zigeunern, Artisten und den Clowns, für die Jamie fortan als neuer Lehrling arbeiten muss, nachdem sein Vorgänger auf brutale Weise davon gejagt wurde. Er bekommt ein Kostüm und eine Schminke, die aufgetragen eine drastische Persönlichkeitsveränderung bei Jamie hervorruft: mit Schminke ist er JJ, der Clown, skrupellos, boshaft und brutal. Während Jamie mit JJ um die Kontrolle über sein Leben kämpft, finden im Circus Machtkämpfe zwischen verschiedenen Gruppen statt: Clowns gegen Artisten, der Zauberer gegen die Wahrsagerin, die beiden Circus-Leiter und Brüder Kurt und George Pilo gegeneinander. Jamie ist verzweifelt, denn wie es scheint, gibt es aus dem Circus kein Entkommen. Doch es gibt Hoffnung, denn eine kleine Gruppe von Rebellen kämpft um die Freiheit. Nun steckt Jamie in der Klemme, denn wie kann er sich den Freiheitskämpfern anschließen, ohne dass JJ alles mitkriegt und sie auffliegen lässt? Was hat es mit dem geheimnisvollen Kristall-Pulver auf sich, das als Lohn an die Circus-Mitglieder gezahlt wird, und das kleine Wünsche erfüllt? Woher kommen die wie betäubt wirkenden Circus-Besucher, die von allen nur „Schafe“ genannt werden, und warum wird dieser ganze Circus überhaupt für sie veranstaltet?


    Rezension
    Jamie hat mich anfangs gewaltig genervt – so ein blasser, langweiliger und passiver Typ – mit diesem Loser soll ich mitfühlen? Als Hauptcharakter war er mir so unsympathisch, dass ich eigentlich keine große Motivation hatte, weiter zu lesen. Doch mit dem Auftritt von JJ wurde es endlich interessant, denn er ist das genaue Gegenteil: aktiv, wild und ohne an die Konsequenzen seines Handelns zu denken wütet er über den Jahrmarkt. Das macht beim Lesen Spaß, auch wenn man JJ natürlich nicht lieb haben kann. Was mir außerdem viel Spaß gemacht hat, sind die fünf anderen Clowns: Gonko, der Anführer, Rushford, der masochistische Irre, Goshy, der in eine Pflanze verliebt ist und sein fürsorglicher Bruder Doopy, sowie Winston, der als einziger klar bei Verstand und vertrauenswürdig zu sein scheint. Auch die anderen Figuren in dem Circus sind fantasievoll und interessant gezeichnet: die bemitleidenswerten Kreaturen aus der Monsterschau, die machthungrigen Stars und die rivalisierenden Brüder Pilo. Viele dieser Figuren haben mehrere Gesichter, scheinen mal gut, mal böse, man wird immer wieder von ihren Handlungen überrascht und von ihren Schrullen amüsiert. Die Jahrmarkt-Atmosphäre wirkt bizarr und beängstigend, die ganze Stimmung ist bedrückend, ich fühlte mich in der ersten Hälfte des Buches mit Jamie wie in einem Alptraum gefangen. Erst als Jamie langsam beginnt diese Circus-Welt zu verstehen und etwas Kontrolle zurück gewinnt, fühlte auch ich diesen Druck langsam abfallen.
    Die ambivalenten Charaktere, das Böse unter der Maske, der Kontrast von bunter Jahrmarkt-Atmosphäre und skrupellosen Machtkämpfen - das alles macht meiner Meinung nach die Qualitäten dieses Roman-Debuts aus.


    Für mich persönlich eine Schwäche bleibt trotz allem die Hauptfigur Jamie. Er wirkt bis zum Schluss sehr blass und mir ist eigentlich die ganze Zeit egal, ob er es in die Freiheit schaffen wird. So wie er bis dahin sein Leben geführt hat, scheint die Freiheit kein besonders lohnenswertes Ziel zu sein. Als Leser hätte ich wesentlich mehr mitgefiebert, wenn er ein bisschen interessanter und sympathischer gestaltet wäre.
    Die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Gruppen werden äußerst gewalttätig und unmoralisch ausgetragen, die Circus-Mitglieder sind unheimlich skrupellos und ergötzen sich an ihren besonders hinterhältig ausgeklügelten Mordanschlägen. Dadurch kommt der Leser in den zweifelhaften Genuss so mancher detailliert beschriebener Ekelszene mit viel Blut, Erbrochenem und Exkrementen, im Showdown türmen sich bergeweise Leichen. Das ist ebenfalls etwas, worauf ich verzichten kann, mag aber daran liegen, dass ich eben kein besonderer Fan von Horror-Romanen (mehr) bin. Ich finde subtilen Horror, wie ich ihn aus manchem Stephen-King-Roman erinnere, viel wirkungsvoller. Auch Will Eliott setzt an mancher Stelle subtiles Grauen ein, doch die Ekelszenen überwiegen leider.


    Lange Zeit bleiben die Fragen unbeantwortet, das wieso und warum und wer steckt hinter der ganzen Sache? Als es dann endlich ein paar Antworten darauf gab, war ich doch sehr enttäuscht von den banalen Erklärungen. Und gerade das drängende „Warum“ wird in meinen Augen nicht wirklich erklärt. Aber ich will hier nichts verraten, lest und urteilt selbst!


    Fazit
    Wer angesichts boshaft grinsender Clowns an den unheimlichen Clown Pennywise aus Stephen Kings „Es“ erinnert wird und einen Abklatsch altbekannter Klischees erwartet, kann aufatmen. Will Eliotts Clowns sind ganz eigene Persönlichkeiten, die Welt ist eine andere. Man taucht mit Jamie ab in eine Unterwelt, nahe der Hölle, und bekommt dort neben vielen brutalen Kämpfen auch manch morbiden Humor und fantasievolle Charaktere geboten. Trotz einiger Schwächen ist das Buch für Horror-Fans durchaus empfehlenswert.


    Allgemeine Infos zum Buch
    Hölle (Originaltitel: The Pilo Family Circus)
    Von Will Elliott
    Erschienen im Piper Verlag GmbH, München 2008
    ISBN 9783492701594
    Taschenbuch, 400 Seiten, 16,90 € [D]
    Eine 480-minütige Hörbuchfassung, gelesen von Oliver Rohrbeck (die Stimme von Justus Jonas), erschien zur gleichen Zeit im Lübbe Verlag, erhältlich für 19,95 €.


    Zum Autor
    Der Australier Will Eliott schrieb das Buch mit 27 Jahren und gewann mit dem Manuskript als erstes den ABC Fiction Award, einen der wichtigsten australischen Literaturpreise; vier weitere Preise und die Veröffentlichung in fünf Sprachen folgten. Laut der Website will-elliott.org litt Will Eliott vor der Arbeit an „Hölle“ an Schizophrenie und schrieb mit „Strange Places“ (erschienen am 01.05.2009 in Australien) ein Buch über seine Erfahrungen mit der Krankheit. Er sagt jedoch, dass „Hölle“ keine autobiografischen Inhalte hat. Zurzeit arbeitet er an einem weiteren düsteren Fantasiewerk, „The Pendulum Trilogy“, außerdem ist ein Roman namens „Nightfall“ geplant. Man darf also gespannt sein!


    Von mir gibt's 3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Auf der zdf Homepage kannst du das Video dazu anschauen. :winken:


    Genau, und zwar in der ZDFmediathek (öffnet sich in einem PopUp-Fenster, weshalb ich das nicht verlinken werde). Ich guck's mir gerade an. Find's bis jetzt recht interessant. Auch wenn nichts dabei ist, das ich mir kaufen würde (weiß ich noch nicht, muss noch zu Ende schauen), ist es doch gut, mal über meinen SUB-Stapel hinweg zu gucken. :smile:


    Von einer Literatursendung im Fernsehen wünsche ich mir eigentlich, dass sie ebenso unterhaltsam wie informativ ist (sonst schalte ich aus und lese lieber), von daher finde ich die Umsetzung ganz gut.

    Ich möchte gern mitlesen! Terminlich kann ich jederzeit, aber mir wäre September auch lieber, damit ich vorher noch ein paar Bücher zu Ende lesen kann, die ich jetzt angefangen habe.


    Das wäre dann die erste Leserunde, an der ich teilnehme - wie aufregend! :smile:

    Ich habe auch zuerst "Die Farbe von Kristall" gelesen und fand es wegen der lebendigen Beschreibung der Zeit und vor allem der Stadt und Region um Frankfurt sehr gut. Der eigentliche Kriminalfall war ja, wenn ich mich recht erinnere, recht schnell aufgeklärt, aber trotzdem blieb es weiterhin spannend. Das Buch hat mich dann erst auf "Die Detektivin" aufmerksam gemacht (die ich auch noch besser fand). Am liebsten hätte ich dann gleich noch mal Die Farbe von Kristall gelesen. Irgendwann möchte ich beide Bücher noch einmal lesen, und diesmal in der richtigen Reihenfolge und direkt hintereinander. Ich vergebe
    4ratten

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    Kühlfach 4
    von Jutta Profijt
    Erschienen bei „Deutscher Taschenbuch Verlag“ (dtv), München 2009
    ISBN 9783423211291
    Taschenbuch, 256 Seiten, 9,95 € [D]


    Zur Autorin
    Jutta Profijt, 1967 geboren, arbeitete viele Jahre im Bereich der Fremdsprachen (Französisch und Englisch, als Fremdsprachenkorrespondentin, Dozentin und Übersetzerin) und seit dem Jahr 2000 nebenberuflich für eine lokale Tageszeitung. Schließlich wurde ihr die Realität zu langweilig, und so kam es, dass sie 2003 ihren ersten Krimi veröffentlichte: „Motiv: Münsterschatz“. Dieser Roman war so erfolgreich, dass weitere folgten und sie 2006 das Schreiben zum Hauptberuf machte. Jutta Profijt ist Mitglied in der deutschen Krimi-Autoren-Gruppe „Das Syndikat“ und bei den Krimi-Autorinnen „Mörderische Schwestern“. Sie engagiert sich außerdem ehrenamtlich im Bereich Umweltschutz und im sozialen Bereich.
    Mehr Informationen über die Autorin findet man auf ihrer Website http://www.juttaprofijt.de/


    Inhalt
    Der kleinkriminelle, schnoddrige Autodieb mit Spitznamen Pascha wird gleich zu Beginn des Romans ermordet - was außer ihm leider niemand weiß, weil seine Todesumstände für alle wie der Unfall eines Suffkopps aussieht. Das kann er nicht auf sich sitzen lassen, und so existiert er fortan als Geist weiter. Der einzige lebende Mensch, der ihn wahrnehmen kann, ist zufälligerweise eine komplett konträr veranlagte Persönlichkeit, nämlich der stets akkurate, etwas langweilige Gerichtsmediziner Martin.
    Mit unterschiedlichen Motiven (Pascha will seinen Mörder finden und Martin will Pascha wieder los werden) macht sich das ungleiche Paar also an die Ermittlungen, was zu jeder Menge peinlichen und manchen brenzligen Situationen führt, und kommen schließlich im Kölner Rotlichtmilieu auf eine heiße Spur …


    Kritik
    Die Handlung wird in der Vergangenheitsform aus der Perspektive von Pascha erzählt, der in einem ziemlich derben und unverblümten Gossenslang redet. Seine Sicht der Dinge ist entsprechend amüsant, denn zu allem und jedem hat er gleich einen flotten Spruch und ein (Vor)Urteil parat. Martin ist in seinen Augen ein bemitleidenswert uncooler Labersack, Frauen sind granatengeile Schnecken. Natürlich merkt Pascha im Laufe der Handlung, dass Martins analytischer Verstand auch einige Vorzüge und die ein oder andere Frau neben „wohlgeformten Hupen“ auch was auf dem Kasten hat. Der Roman lebt vor allem von Paschas Betrachtungsweise auf Martins Durchschnittsleben und den komischen Dialogen zwischen den beiden gegensätzlichen Charakteren. Dadurch, dass Pascha für Martin nur als Stimme wahrnehmbar ist, und er mit seinem Wissensvorsprung durch seinen Geisterkumpan oft in Erklärungsnot gegenüber den Lebenden kommt, entstehen außerdem witzige, teils fast slapstickartige Situationen.
    Der Kriminalfall rund um Paschas Ermordung ist eher nebensächlich und nicht besonders überraschend oder intelligent konstruiert. Es gibt auch kaum spannende Situationen, bzw. die Spannung wird durch Paschas Erzählweise wieder aufgehoben. Am Ende kommt plötzlich Tempo auf, und umso abrupter wirkt das halboffene Ende. Es ist eindeutig, dass hier noch eine Fortsetzung geplant ist, auch wenn der Kriminalfall aufgelöst ist. Und richtig, auf der Verlagsseite wird bereits der nächste Roman mit Pascha in der Hauptrolle angekündigt: „Im Kühlfach nebenan“ erscheint im Dezember 2009.


    Fazit
    Kurzweilige Unterhaltung für Urlaub, langweilige Reisezeiten oder gemütliche Sofasessions zum Abschalten und Lachen. Wer diese Art Humor nicht mag und wer sich vor allem für die Krimihandlung interessiert, ist mit diesem Buch schlecht bedient. Mir hat es aber gefallen, und so freue ich mich schon auf die Fortsetzung.


    4ratten