Joanne Harris - Himmlische Wunder

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    Originaltitel: The Lollipop Shoes (in den USA als The Girl with No Shadow erschienen)




    Ich mochte ja die meisten Bücher von Joanne Harris, und gerade an der Fortsetzung von „Chocolat“ konnte ich natürlich überhaupt nicht vorbeigehen und so landete „Himmlische Wunder“ ganz schnell bei mir.


    Vianne Rocher ist nach Paris gezogen und hat dort eine Chocolaterie eröffnet, allerdings ein reines Einzelhandelsgeschäft, für dass sie die Pralinen einkauft und nicht selbst herstellt und wo sie versucht ihr eigenes magische Potential zu unterdrücken und mit ihren beiden Kindern, der mittlerweile 11jährigen Anouk und der kleinen Rosette so normal wie nur möglich zu leben – inklusive einer aufkeimenden Beziehung zum konservativen Hausbesitzer. In diesem Laden taucht eines Tages Zozie auf, die die Magie zurückbringt, dabei aber ihre ganz eigenen Ziele verfolgt.


    „Himmlische Wunder“ atmet leider nicht so viel romantische Magie, wie „Chocolat“ es in meiner Erinnerung tat, sondern enthält ganz alltägliche Probleme. Im Verlauf des Buches kehrt die Magie dann doch zurück und die Figuren lernen, dass gute Absichten nicht nur unerwünschte schlechte Folgen haben können, sondern manchmal auch Gutes aus bösen Plänen entsteht und dass es sich immer lohnt vorhandene Magie auch zu nutzen, statt sie zu verstecken und man sein Leben mit allen Facetten und Möglichkeiten leben sollte, anstatt sich aus Angst vor möglichen schlimmen Folgen der eigenen Entscheidungen vor dem Leben zu verstecken.


    Das Buch ist abwechselnd aus drei Perspektiven geschrieben, die Kapitel werden jeweils mit einem kleinen Symbol, welches den aktuellen Erzähler symbolisiert, eingeleitet. Vianne bleibt in der Geschichte ziemlich im Hintergrund, sie ist zu sehr von Alltagssorgen geplagt, um die entstehende Bindung zwischen Zozie und Anouk wahrzunehmen und vor allem die Magie, die Zozie mit sich bringt. Anouk beginnt in diesem Buch erwachsen zu werden und ihre Kindlichkeit abzulegen, sie steht aber in erster Linie zwischen den beiden erwachsenen Frauen, die beide ihre Zuneigung erhalten. Zozie ist die interessanteste Figur, sie ist eine schwierige Persönlichkeit, man lässt sich von ihrem Charme gefangen nehmen und mag sie, auch wenn die Autorin immer wieder negatives von ihr durchscheinen lässt. Irgendwie will man die Selbstsucht Zozies nicht akzeptieren und betrachtet sie lieber durch eine rosarote Brille als gute Fee und nicht als böse Hexe, ihre wahre Gestalt bleibt bis zum Ende unklar.


    Ein angenehmes Buch mit vorweihnachtlicher Stimmung und einem versöhnlichen Ende.


    4ratten

  • Oh schön, das Buch liegt auch noch auf meinem SUB. Chocolat habe ich neulich erst gelesen und war ganz baff, als ich erfahren habe, dass es sogar eine Fortsetzung dazu gibt.


    Und danke für diesen Tipp:



    Ein angenehmes Buch mit vorweihnachtlicher Stimmung


    Jetzt weiß ich schon mal, was ich in einem halben Jahr lesen werde. :zwinker: :smile:

  • Vianne Rocher, die einst im Dörfchen Lansquenet-sous-Tannes mit ihren gewagten Pralinenkreationen den Dorfbewohnern ein Stückchen Himmel auf Erden schenkte (und sich den Zorn einiger Moralapostel zuzog), lebt inzwischen unter einem neuen Namen mit ihren beiden Töchtern in Paris und betreibt am Montmartre eine kleine Chocolaterie. Die Geschäfte gehen nicht allzu gut, doch zum Leben reicht es einigermaßen. Außerdem macht ihr der Bauunternehmer Thierry eifrig den Hof.


    Eines Tages taucht eine schrille Gestalt im Laden auf. Zozie de l'Alba heißt die Frau mit den verrückten Klamotten, den knallig gefärbten Haaren und den bonbonroten Schuhen und ist schon bald kaum noch aus der Chocolaterie wegzudenken. Dass hinter der Unbekannten mit ihrem Schwung, ihren frischen Ideen und ihrer Zauberei eine Person steckt, die sich schon diverse fremde Identitäten angeeignet hat und sich dadurch zu bereichern wusste, würde keiner vermuten. Sie hilft Vianne in der Chocolaterie, päppelt das geringe Selbstbewusstsein der elfjährigen Anouk auf und stört sich kein bisschen daran, dass die kleine Rosette mit vier immer noch nicht spricht, sich nur durch Zeichen verständigt und gelegentlich komische "Unfälle" hat.


    Vianne Rocher dürfte vielen schon aus "Chocolat" bekannt sein. Ein paar Jahre nach den Geschehnissen dieses Buches treffen wir sie nun in Paris wieder, wo es die Hilfe einer völlig Fremden braucht, um die alte Magie zurück ins Spiel zu bringen. Nach ihrem Weggang aus Lansquenet und der Geburt ihrer jüngeren Tochter hat sie nämlich sämtliche Extravaganz abgelegt und ist hauptsächlich darauf bedacht, bloß nicht aufzufallen. Dazu passt auch die Beziehung zu dem spießigen Thierry und ihre Vorsicht im Umgang mit der schillernden Zozie.


    Aus den Perspektiven von Vianne, Anouk und Zozie erzählt Joanne Harris eine im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Geschichte. Die kleinen magischen Elemente werden nicht jeden Leser ansprechen, fügen sich aber gut ins Gesamtbild des Romans ein. Trotz der düsteren Geheimnisse, die die Hauptpersonen mit sich herumtragen, strahlt das Buch Leichtigkeit und Warmherzigkeit aus und weckt Sympathie für verrückte Gestalten außerhalb der gesellschaftlichen Norm. Dabei hat es die Autorin auch geschafft, mich über weite Strecken über die Richtung, die das Ganze am Ende nehmen wird, im dunkeln zu lassen und es am Ende recht spannend zu machen.


    Ein schönes Wohlfühlbuch.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich konnte mich mit der Fortsetzung von Viannes Geschichte leider nicht richtig anfreunden. Vielleicht war es ein Fehler, den zweiten Teil direkt nach dem ersten zu lesen, denn die Veränderung bei Vianne war sehr auffällig. Sie war fast ein ganz anderer Mensch. Von der Stärke und der Unbefangenheit, die ich an ihr so bewundert hatte, war kaum noch etwas übrig. Leider konnte ich nicht feststellen, was an dieser Veränderung schuld war. Sie hatte ein Kind mehr, ansonsten war ihre Situation dieselbe wie Jahre zuvor in Lansquenet. Lange Zeit blieb sie auch so blass, bis die Umstände sie zwangen, sich endlich auf ihre alten Stärken zu besinnen.


    Obwohl das Buch spannend war, steckt eigentlich wenig Handlung darin. Es ist bald klar, worauf es hinausläuft, zieht sich aber oft unnötig in die Länge. Anstelle von Vianne stehen Zozie und Anouk im Mittelpunkt. Zozie war ein ziemlich unheimlicher Charakter und verursachte bei mir sogar ein unangenehmes Gefühl. Ihre kriminellen Machenschaften konnte ich noch einigermaßen hinnehmen, ebenso, dass sie innerhalb weniger Wochen einen so großen Einfluss auf Vianne ausüben konnte. Aber dass sie Chocolaterie in dieser kurzen Zeit zu einem so erfolgreichen Geschäft machte, ist für mich nicht glaubhaft.


    Die Rahmenbedingungen waren im Grund nichts anderes als im ersten Buch. Liebenswerte, kauzige Figuren, erst Ablehnung, dann allmähliche Akzeptanz der Kunden, und ein relativ kleines Umfeld, selbst in der Großstadt. Während sich das Magische in "Chocolat" noch im Rahmen hielt, war es mir in diesem Buch aber mit der Zeit zu viel mit der Hexerei. Dafür kam nur noch wenig von der bezaubernden Stimmung auf, die den ersten Band prägte. Für meine Erwartungen lagen die Schwerpunkte einfach an den falschen Stellen. Wenn es nicht trotz allem so schön geschrieben gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich sogar mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • Ich konnte mich mit der Fortsetzung von Viannes Geschichte leider nicht richtig anfreunden. Vielleicht war es ein Fehler, den zweiten Teil direkt nach dem ersten zu lesen, denn die Veränderung bei Vianne war sehr auffällig. Sie war fast ein ganz anderer Mensch. Von der Stärke und der Unbefangenheit, die ich an ihr so bewundert hatte, war kaum noch etwas übrig. Leider konnte ich nicht feststellen, was an dieser Veränderung schuld war. Sie hatte ein Kind mehr, ansonsten war ihre Situation dieselbe wie Jahre zuvor in Lansquenet. Lange Zeit blieb sie auch so blass, bis die Umstände sie zwangen, sich endlich auf ihre alten Stärken zu besinnen.


    Mir ging es auch so.
    Dazu kamen die Themen von Anouk, die nach meinem Empfinden in einer ganz anderen Zeit als im vorherigen Roman lagen (nicht Pubertät vs. Kindheit sondern vielleicht 70er Jahre oder früher vs. ca. aktuelle Zeit).
    Irgendwie hat man das Gefühl, Vianne sei mit Anouk in die Pubertät gekommen und hätte sich verändert.


    Mir war auch nicht ganz klar, warum sie Lansquenet am Ende von Band 1 verlassen "musste" und sich nun so extrem von ihrem vorherigen Leben und allen Erinnerungen daran abwandte.
    Den gesamten Zozie-Plot fand ich unrealistisch und sinnlos und auch nicht mit der "Magie" im vorherigen Band zu vereinbaren.


    In Band 3 wird es dann wieder ganz anders und sogar die Portagonisten sagen mehr oder weniger offen, dass man sich Band 2 hätte schenken können. :zwinker:

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.