Savinien Cyrano de Bergerac - Reise zum Mond und zur Sonne

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    Savinien Cyrano de Bergerac, Reise zum Mond und zur Sonne (1656, 1662)



    Zu einer Zeit, als der Gedanke von anderen belebten Planeten als Ketzerei galt, schrieb Cyrano de Bergerac (1619-1655) über Bewohner anderer Welten. In seinen beiden Romanen – Reise zum Mond und Reise zur Sonne – gelangt der Protagonist, mittels phantastisch-skurriler Fluggeräte, auf eben jene Welten. Auf dem Mond macht er Bekanntschaft mit einem satyrähnlichen Volk, welches sich von Duft ernährt, in Tönen kommuniziert und ihre langen Nasen (das dortige Zeichen von Intelligenz!) als Sonnenuhren nutzt. Auf der Sonne gelangt er in ein Land, das von Vögeln beherrscht wird, trifft auf „Gestaltwandler“ und sprechende Bäume. – Cyrano hatte zweifellos eine blühende Phantasie. Dennoch bilden diese phantastischen Begebenheiten lediglich einen Rahmen, innerhalb welchem er eine Fülle von religiösen, philosophischen und wissenschaftlichen Themen behandelt und auf antike und zeitgenössische Werke und naturwissenschaftliche Theorien, auf Geistesgrößen und Ereignisse verweist. Und so "verbirgt" sich hinter Cyranos phantastischen und phantasievollen Geschichten ein Weltbild der frühen Aufklärung, welches im gleichen Maße für Erkenntnisfortschritt, Vernunftdenken und Gleichheit plädiert, wie es starre Dogmen, staatliche und kirchliche Autoritäten und volkstümlichen Aberglauben hinterfragt und kritisiert.


    Edmond Rostands Drama (1897) machte Cyrano de Bergerac, den Dichter mit der langen Nase, der seine Widersacher mit der Spitze seines Degens und der Schärfe seiner Schreibfeder gleichermaßen vorführte, berühmt. Mit der hier vorliegenden Neuübersetzung von Cyranos Romanen können wir uns nun ein eigenes Bild von dem brillanten Scharfsinn und geistvoll-witzigen Schreibstil eines Mannes machen, dessen utopisch anmutende Ideen zukunftsweisend für nachfolgende Autoren werden sollten (hier sei v.a. Jonathan Swifts Gulliver’s Travels genannt), dessen Kritik an staatlichen und kirchlichen Autoritäten Ungleichheit und absolute Unterwerfung hinterfragt und dessen (nicht immer leicht verständliche) Romane dem Leser Unterhaltung auf höchstem Niveau bieten.


    edit: An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass Reise zum Mond und zur Sonne keine Romane im üblichen Sinne sind. Denn obwohl beiden Geschichten ein phantastischer und phantasievoller Grundton zu eigen ist, hat Cyrano den Schwerpunkt auf die Vermittlung philosophischer und wissenschaftlicher Themen gelegt, welche seinen Romanen einen sachlichen (aber nicht trockenen) Charakter geben.


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    Als der Ich-Erzähler eines Nachts den Mond betrachtet, kommt ihm eine Idee: Wäre es nicht möglich, dass der Mond ebenfalls eine Erde und somit bewohnt ist? Und ist die Erde dann der Mond des Mondes? Seine Freunde lachen ihn aus, doch ihm selbst lässt diese Idee keine Ruhe. Er will die Lage auf dem Mond selbst überprüfen!
    Sein erster Flugversuch endet zwar in Neu-Frankreich auf dem amerikanischen Kontinent, aber dort baut er sich eine neue Flugmaschine, die ihn mit Hilfe einiger zur Mittsommerfeier daran befestigter Raketen zum Mond befördert.
    Zu seiner Überraschung landet er im Paradies und trifft dort den Propheten Elias, der ihm von den Lebensbedingungen im Paradies erzählt. Mit ihm philosophiert der Ich-Erzähler genauso, wie er dies mit allen seinen Mitmenschen tut, erweist sich aber einmal mehr als ein klein wenig zu freidenkerisch und wird prompt aus dem Paradies vertreiben.
    Auf dem Mond trifft er dann tatsächlich auf sehr langnasige (:breitgrins: ) Bewohner, die ihm allerdings nicht glauben wollen, dass er tatsächlich von der Erde kommt ("jeder weiß doch, dass der Mond unbewohnt ist"), sehen ihn als eine Art Affen an und halten ihn zu ihrer Belustigung als Haustier. Erst ein Mondbewohner, der seinerseits schon mal zur Erde gereist war, schenkt ihm Glauben und hilft ihm, in die Heimat zurückzukehren.


    Dieses dünne Büchlein, das ich in der schwedischen Übersetzung unter dem Titel "Resa till månen" gelesen habe, könnte sehr unterhaltsam sein und ist es teilweise auch. Wunderbar zum Beispiel die verschiedenen Konstruktionen, mit denen sich der Erzähler und andere abenteuerlich gesinnte Personen auf den Weltraumflug machen.
    Interessant auch einige der philosophischen und gesellschaftspolitischen Betrachtungen, die angestellt werden, wie auch die Schilderung der Gesellschaft der Mondbewohner, in denen die menschlichen Vorbilder nur zu gut erkennbar sind. Weit weniger interessant allerdings - um nicht zu sagen unendlich langweilig - waren für mich die naturphilosophischen Gespräche, denen ich, muss ich gestehen, oft auch nicht folgen konnte. Wer sich für die Geschichte der Naturwissenschaften interessiert, wird da aber sicher anderer Meinung sein. Cyrano de Bergerac erweist sich hier, behauptet zumindest das Nachwort, auf der Höhe seiner Zeit und wohlinformiert, was neue wissenschaftliche Erkenntnisse angeht.


    3ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()