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Zu einer Zeit, als der Gedanke von anderen belebten Planeten als Ketzerei galt, schrieb Cyrano de Bergerac (1619-1655) über Bewohner anderer Welten. In seinen beiden Romanen – Reise zum Mond und Reise zur Sonne – gelangt der Protagonist, mittels phantastisch-skurriler Fluggeräte, auf eben jene Welten. Auf dem Mond macht er Bekanntschaft mit einem satyrähnlichen Volk, welches sich von Duft ernährt, in Tönen kommuniziert und ihre langen Nasen (das dortige Zeichen von Intelligenz!) als Sonnenuhren nutzt. Auf der Sonne gelangt er in ein Land, das von Vögeln beherrscht wird, trifft auf „Gestaltwandler“ und sprechende Bäume. – Cyrano hatte zweifellos eine blühende Phantasie. Dennoch bilden diese phantastischen Begebenheiten lediglich einen Rahmen, innerhalb welchem er eine Fülle von religiösen, philosophischen und wissenschaftlichen Themen behandelt und auf antike und zeitgenössische Werke und naturwissenschaftliche Theorien, auf Geistesgrößen und Ereignisse verweist. Und so "verbirgt" sich hinter Cyranos phantastischen und phantasievollen Geschichten ein Weltbild der frühen Aufklärung, welches im gleichen Maße für Erkenntnisfortschritt, Vernunftdenken und Gleichheit plädiert, wie es starre Dogmen, staatliche und kirchliche Autoritäten und volkstümlichen Aberglauben hinterfragt und kritisiert.
Edmond Rostands Drama (1897) machte Cyrano de Bergerac, den Dichter mit der langen Nase, der seine Widersacher mit der Spitze seines Degens und der Schärfe seiner Schreibfeder gleichermaßen vorführte, berühmt. Mit der hier vorliegenden Neuübersetzung von Cyranos Romanen können wir uns nun ein eigenes Bild von dem brillanten Scharfsinn und geistvoll-witzigen Schreibstil eines Mannes machen, dessen utopisch anmutende Ideen zukunftsweisend für nachfolgende Autoren werden sollten (hier sei v.a. Jonathan Swifts Gulliver’s Travels genannt), dessen Kritik an staatlichen und kirchlichen Autoritäten Ungleichheit und absolute Unterwerfung hinterfragt und dessen (nicht immer leicht verständliche) Romane dem Leser Unterhaltung auf höchstem Niveau bieten.
edit: An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass Reise zum Mond und zur Sonne keine Romane im üblichen Sinne sind. Denn obwohl beiden Geschichten ein phantastischer und phantasievoller Grundton zu eigen ist, hat Cyrano den Schwerpunkt auf die Vermittlung philosophischer und wissenschaftlicher Themen gelegt, welche seinen Romanen einen sachlichen (aber nicht trockenen) Charakter geben.