Amélie Nothomb - Ni d'Ève ni d'Adam/Der japanische Verlobte

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.595 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bettina.

  • Hallöchen!


    Von diesem Roman gibt es leider noch keine deutsche Übersetzung, aber mir brennt es in den Fingern, euch davon zu erzählen. :breitgrins:
    EDIT: Jetzt ist die Übersetzung da. Der japanische Verlobte ist jetzt vielleicht nicht der originellste Titel, aber bitte... Ich verlinke mal mit Amazon-Bildchen. :breitgrins:


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    Meine Meinung:
    Vor 10 Jahren hat Amélie Nothomb in ihrem Roman Mit Staunen und Zittern von ihrem einjährigen Aufenthalt in Japan erzählt, wo sie in einer großen Firma von der Angestellten bis zur Klofrau degradiert wurde und auch sonst keinerlei Fettnäpchen ausließ. :breitgrins:


    Auf ebenso amüsante, wenn auch viel persönlichere Art und Weise, berichtet sie nun von ihrem Privatleben während dieser Zeit. Sie war nicht nur die grauenvollste Angestellte, die sich ein japanischer Chef wünschen könnte, sondern auch die Verlobte eines außergewöhnlichen jungen Japaners namens Rinri.


    Als Amélie nach Japan kam (einige Zeit bevor ihre Arbeit begann) beschloss sie, Französisch zu unterrichten, um selbst die japanische Sprache besser zu lernen, die sie davor nur in ihren ersten fünf Kleinkindjahren gesprochen hatte. Ihr Schüler Rinri, der sich als ganz und gar unjapanisch und auch sonst als eher lustiger Geselle herausstellt, wird bald ihr Liebhaber und fester Partner. Während die beiden wie gewöhnliche turtelnde Pärchen Reisen quer durch Japan unternehmen und Amélie das Grauen des Eltern-Kennenlernens durchleben muss, zeigt die Autorin auch eine ganz andere Seite von sich selbst.


    Das Buch ist keine Sekunde lang kitschig oder auch nur romantisch. Nothomb erzählt Fakten. Liebesschwüre, Küsse im Mondlicht und Candle-Light Dinners gibt es hier keine. Und das ist auch gut so. Denn was an diesem Roman so berührt, ist das Innerste von Amélie Nothomb, das sie hier ihren Lesern preisgibt und das sich immer in Situation der Angst oder der extremen Freude zeigt - so etwa nach ihrer Besteigung des Fuji oder bei Rinris Heiratsantrag.


    Das Ende verrate ich nicht (wobei ein Blick auf die Biografie der Autorin schon einiges preisgibt), aber ich empfehle dieses Buch und zwar in Kombination mit "Mit Staunen und Zittern", denn diese zwei Blickwinkel derselben Geschichte machen das interessante Leben und die humorvollen Bemerkungen dieser Autorin erst zu einem richtigen Abenteuer.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Moin, Moin!


    Ich las das Buch heute zuende und halte es sogar für ihr bestes seit dem Debüt. Zumindest hat es bei mir einen Nerve berührt. Japan interessierte mich eigentlich nie. Um so beeindruckender, daß Nothomb es schafft, mich in diese Liebesgeschichte hineinzuziehen. Und die beiden Szenen, einmal die Besteigung des Fuij, dann die Verirrung im Schnee, sind grandiose sinnliche Schilderungen wie auch die kulinarischen Passagen. Ein wundervolles, stimmiges Buch.


    In meiner Bibliotheksausgabe hat einer ins Buch gekritzelt: "Das letzte Buch, das ich von der Nothomb gelesen habe! Eine eiskalte Frau."

  • Das Buch habe ich vor wenigen Monaten gelesen und mir kam Frau Nothomb in keiner Weise eiskalt vor!
    Ein sehr schönes, kluges Buch, das bei mir mehr Interesse an Nothomb geweckt hat.

  • Amélie, die als Kind lange Zeit in Japan gelebt hat, kehrt als junge Frau zurück nach Tokio und sucht Französischschüler, um etwas Geld zu verdienen, bis sie zu arbeiten beginnt. Rinri, ungefähr in ihrem Alter, meldet sich, wirkt aber zunächst wie ein hoffnungsloser Fall in puncto Spracherwerb. Doch als diese erste Hürde genommen ist, kommen sich die beiden näher und freunden sich an, er zeigt ihr, wie junge Japaner leben, kocht begeistert (wenn auch nicht immer lecker) für sie, stellt sie seinen Eltern vor und wird schließlich ihr Liebhaber.


    Aber obwohl Amélie den jungen Mann, der schon fast zu lieb und gut ist, um wahr zu sein, sehr gern hat, fehlt ihr irgendetwas in der Beziehung, und sie ist nicht sicher, ob sich das alles alleine auf die durchaus beträchtlichen kulturellen Unterschiede zurückführen lässt.


    Ich kenne "Mit Staunen und Zittern", in dem Amélie Nothomb von ihren Erfahrungen in der japanischen Arbeitswelt mit ihren strikten Hierarchien berichtet. Dieses Buch ist sozusagen das Pendant dazu, in dem sie von ihrem Privatleben während ihres Jahres in Japan erzählt und das, wenn sie sich keine dichterischen Freiheiten erlaubt, auch sehr freimütig und ehrlich tut.


    Selbst für Amélie, die zeitweise in Japan aufgewachsen ist, stellen sich nach soundsoviel Jahren in Europa die Besonderheiten der japanischen Kultur und Gesellschaft häufig rätselhaft und schwierig dar. Die gemeinsame Basis mit Rinri ist klein, es gibt viele Momente des Unverständnisses, manchmal ziemlich skurriler Natur. Er kennt sich beispielsweise null mit dem Christentum aus, ist aber plötzlich fasziniert von den Tempelrittern und würde am liebsten selbst einer werden; dafür erschließt sich ihm die Faszination, die der Berg Fuji auf Amélie ausübt, nur sehr bedingt.


    Das Interessanteste an dem Nothomb-typisch schmalen Buch waren für mich die Besonderheiten des Lebens in Japan, die Gebräuche, das streng durchgeplante Leben, die vielen ungeschriebenen Gesetze. Amélies schier übermenschliche Anstrengungen bei der Besteigung des Fuji sind genauso faszinierend wie erschreckend. Mit der Art und der Entwicklung ihrer Beziehung zu Rinri konnte ich eher wenig anfangen, wie auch mit einigen philosophierenden Passagen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Als eiskalt habe ich Amélie auch nicht empfunden,

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich lese das Buch gerade und liebe so sehr Nothombs Stil.

    Soeben absolviert Amélie ein Fondue-Essen mit Rinri und sie schreibt so unverblümt, was davon zu halten ist:


    Zitat

    Als er diesen spezielle Koffer aufklappte, kamen, perfekt eingepasst, ein Rechaud mit intergalaktischem Brenner, ein antihaftbeschichtetes Caquelon, ein Säckchen mit Schaumstoffkäse, eine Flasche mit Frostschutzwein sowie Würfel aus unvergänglichem Brot unter meinen faszinierten Blicken zum Vorschein.

    [...]

    Er tat Schaumstoff und Frostschutzmittel in das Caquelon, entzündete den Rechaud, der erstaunlicherweise nicht in den Himmel abhob, und während diese Substanzen gemeinsam die unterschiedlichsten chemischen Reaktionen zeitigten, entnahm er dem Koffer Teller, die tirolerisch aussehen sollten, lange Gabeln und langstielige Gläser "für den restlichen Wein".


    Ich könnte mich bei dieser Beschreibung beömmeln! Ich entdecke Nothomb gerade für mich, frage mich, warum ich nicht schon längst Fan ihres Stils bin und habe es vorhin gewagt, Kind1 einen Nothomb zum Vorstellen in der Klasse zu empfehlen. Alles wegen Fondue und so ;)

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa