Andrzej Szczypiorski - Die schöne Frau Seidenman

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    In 21 Kapiteln wird ein Blick auf das Warschau während des ersten Halbjahrs 1943 gegeben. Die handelnden Personen sind anschaulich geschildert und überzeugend. Die Bilder und Personen hängen in einer losen Handlung zusammen. Bei allen Personen bezieht der polnische Autor auch einen Ausblick auf die Zeit nach dem Krieg mit ein. Gerade dadurch wird zwar das Geschehen noch glaubwürdiger, andrerseits werden die scheußlichen Verhältnisse unter der deutschen Beherrschung von Warschau relativiert, so nach dem Motto: was nützte das zufällige Entkommen 1943, sie oder er hatte eh nicht mehr lang zu leben. "Es gab keinen spezifischen Unterschied zwischen einem auf den Straßen des besetzten Warschau erschossenen alten Mann und seinem Altersgenossen, der ein Dutzend Jahre später am Krebs starb."


    Teilnehmer:
    Wickie
    Stefanie_j_h
    JaneEyre?
    Saltanah
    Bimo
    Larissa
    [hr]
    Viel Spaß!

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hallo liebe Mitleserinnen,


    gestern habe ich die ersten 6 Kapitel gelesen und kann schon jetzt feststellen, dass das Buch eines meiner diesjährigen Highlights werden wird.


    Nicht nur inhaltlich gefällt mir das Buch. Ich bin auch begeistert von dem Erzählstil. Szczypiorski gelingt es, mit ganz wenigen Worten eine Welt und die daran lebenden Personen lebendig werden zu lassen. Ich bin ja sowieso keine Freundin von ausufernden Beschreibungen und merke hier mal wieder, wie überflüssig die meistens sind. Um eine Person einzuführen braucht man keine 50 Seiten (so wie ich es letztlich in einem Buch erlebt habe :rollen: ); 2-3 Seiten können einen genau so umfassenden Eindruck von einer Person verleihen. Und nicht nur von einer Person - auch für die Beziehungen zwischen mehreren Personen reicht es, wie man z. B. gut an der Beschreibung von Henio Fichtelbaums und Pawel Krynskis Freundschaft im 2. Kapitel sehen kann.


    Inhaltlich ist mir bisher aufgefallen, wie viele Personen doch bereit sind, den Juden zu helfen. Da sind Pawel, der seinen besten Freund zu beschützen versucht, der Bauer und die Prostituierte, die ihm länger oder kürzer Asyl gewähren, da ist Schwester Weronika, die jüdische Kinder für christliche ausgibt. Dabei handelt sie zwar nicht ganz selbstlos, da ihr Lebensziel ja die Missionierung von möglichst vielen Heiden ist, aber das macht sie nicht weniger zur Retterin. Was dann aus den geretteten Kindern wird, entspricht vielleicht nicht ganz ihren Erwartungen, aber auch das ist nicht wichtig.


    Aber auch wenn es viele Helfer gibt, so ist der Antisemitismus doch immer greifbar. Richtig übel finde ich es, dass er mit Ende der Naziherrschaft kein Ende nimmt, sondern die Polen 1968 dann endgültig zu "einem Volk einheitlichen, gemeinsamen, heimischen Blutes" (S. 78 TB) werden, indem die letzten Überlebenden aus dem Land geworfen werden. Was das Verschwinden der Juden für die Polen bedeutet, beschreibt Szczypiorski sehr gelungen so: "(...) so wie fast alle anderen Menschen in dieser Stadt, die mir ihren Angelegenheiten, mit dem Alltagsleben beschäftigt sind und nicht wissen, dass sie verkrüppelt wurden, denn ohne die Juden sind sie nicht mehr jene Polen, die sie einst waren und für immer hätten bleiben sollen." (S. 58, Ende 4. Kap.)
    In diesem Zusammenhang möchte ich noch bemerken, dass mir die Ausblicke in das Leben nach dem Krieg sehr gut gefallen. So bekommt die Geschichte noch eine weitere Dimension. Die "Helden" sind eben nicht Helden, sondern ganz normale Leute, deren Leben trotz eventueller guter Taten einen durchschnittlichen, nicht besonders glücklichen Verlauf nimmt. Das ist zwar desillusionierend, aber nicht minder wahr.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Huhu zusammen,


    ich lese auch mit, hab aber gestern nur das erste Kapitel geschafft, da ich den ganzen Tag unterwegs war. Außerdem hatte ich nach Weihnachten wohl ne kleine Leseblockade, ich hab kaum ein paar Seiten angesehen, obwohl ich ja Zeit hatte. Hoffe das ist jetzt vorbei.


    Das erste Kapitel hat mich nicht so begeistert - aber kann sicher noch werden. Irgendwie hat mich das geschriebene verwirrt, ich musste immer wieder nachlesen um zu verstehen. Entweder war mein Kopf woanders oder die ersten Seiten liegen mir nicht so. Nach ich werde mal weitermachen und sehen wie es sich entwickelt. Nachdem du Saltnah, so begeistert bist... :winken:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ich habe bisher leider erst bis zum zweiten Kapitel lesen können, aber das Buch gefällt mir sehr gut. Mir geht es wie Saltanah, der Erzählstil begeistert mich. Man hat Bilder von einer kompletten Welt im Kopf, obwohl im Buch gar nicht viel beschrieben wird, das finde ich toll.
    Ansonsten kann ich jetzt leider noch nicht viel sagen, ich werde aber heute bestimmt noch ein Stück weiterlesen.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich stecke gerade im 11. Kapitel, werde aber erst mal eine Pause einlegen, damit ihr aufholen könnt. Meine Begeisterung hält weiter an.


    Im 10. Kapitel bin ich auf ein wichtiges Wort gestoßen: Banal. So wird der Schneider Kujawski beschrieben und das gilt eigentlich auch für das Leben aller anderen Personen - und für das Leben überhaupt. Hier wird niemand heroisch überhöht, die Leute sind ganz normale Leute, so wie wir sie täglich auf der Straße treffen. Das schließt nicht aus, dass ihr Leben auch tragisch ist. Ganz und gar nicht. Das Leben ist beides gleichzeitig, tragisch und banal und gerade diese "Botschaft" (eigentlich ein viel zu starkes Wort, aber mir fällt nichts besseres ein) ist es, dir mir hier im Roman so sehr zusagt.


    Diese Banalität ist es irgendwie auch, die Handeln möglich macht. Im 8. Kapitel heißt es "Das ganze jüdische Volk geht zugrunde, und du kommst mir mit einer Frau Seidenmann."
    "Alle können wir nicht retten", sagte Filipek. "Aber Frau Seidenmann können wir retten."

    Ein heldisch veranlagter (Hollywoodmäßig denkender) Mensch könnte aufgrund der Unmöglichkeit, allen zu helfen, leicht aufgeben. Was soll man gegen die Übermacht der Nazis tun? (Oder gegen die zunehmende Umweltzerstörung?) Man kann die Welt nicht "heile" machen. Man kann nur ganz kleine, banale Dinge tun. Und die Frau Seidenmann überlebt.


    Das sind jetzt keine tiefschürfenden philosophischen Gedanken, aber die, die mir beim Lesen dieses Buches durch den Kopf gehen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • :winken:
    So nachdem mein Internet endlich wieder geht kann auch ich etwas schreiben.
    Ich habe gestern Abend noch bis Kapitel 3 gelesen und auch mir gefällt das Buch sehr gut. Ich finde Szczypiorskis Art die Geschichte zu erzählen sehr angenehm. Salthana hat ja schon erwähnt wie gut es ihm gelingt Pernonen und ihre Beziehungen zu einander mit nur wenigen Worten treffend zu Beschreiben. Dem kann ich nur zustimmen.
    Besonders gut hat mir im ersten Kapitel auch der Dialog zwischen dem Richter und dem Schneider über den Frieden gefallen. Der einfache Weg ist eben nicht immer der beste.

  • Hallo zusammen,


    ich habe die ersten sechs Kapitel gelesen.



    Nicht nur inhaltlich gefällt mir das Buch. Ich bin auch begeistert von dem Erzählstil. Szczypiorski gelingt es, mit ganz wenigen Worten eine Welt und die daran lebenden Personen lebendig werden zu lassen. [...]; 2-3 Seiten können einen genau so umfassenden Eindruck von einer Person verleihen.


    Ja, das ist mir auch aufgefallen. Szczypiorski braucht nicht einmal 2 Seiten, ihm reichen sogar schon zwei Sätze aus. Wobei er nicht unbedingt durch das äußere Erscheinungsbild den Menschen 'Leben einhaucht', sondern durch die Beschreibung ihrer Handlungen, Gefühle, etc. und es sogar noch schafft, jede Person in einem anderen 'Ton' zu beschreiben.



    In diesem Zusammenhang möchte ich noch bemerken, dass mir die Ausblicke in das Leben nach dem Krieg sehr gut gefallen. So bekommt die Geschichte noch eine weitere Dimension.


    Diese Sprünge in die Zukunft erscheinen auf den ersten Blick zwar merkwürdig, auf den zweiten Blick ist es aber ziemlich bemerkenswert, dass sie den Erzählfluss in keinster Weise stören, sondern irgendwie dazu gehören und, wie du schreibst, der Geschichte eine weitere Dimension geben.


    Am bewegendsten fand ich bis jetzt das Kapitel über Henryk Fichtelbaum. Und auch hier ist mir wieder das Besondere im Schreibstil von Szczypiorski aufgefallen, als er wie beiläufig das grausame Schicksal von Henio erwähnt und mich damit eiskalt erwischt hat - er schildert nur, gibt keine Urteile oder sonstwede Meinungen ab. Man bekommt den Eindruck, er erzählt über Erlebtes...


    Noch eine Info am Rande: Der polnische Titel Początek bedeutet eigentlich Der Anfang. (Quelle wiki)


    Lieben Gruß,
    bimo


    edit: Ganz vergessen zu schreiben :breitgrins:: Mir gefällt das Buch übrigens auch sehr gut.

  • Ich habe jetzt auch bis Kapitel sechs gelesen und mir gefällt das Buch immer noch ganz gut.


    Das Thema ist zwar so gar nicht meins, aber ich gebe doch nicht auf und lese immer mal wieder Bücher über den Krieg und die Judenverfolgung. Durch die Zeitsprünge in die Zeit nach dem Krieg ist das Thema aber nicht so dominant und stört mich nicht so sehr wie in anderen Büchern.


    Das sechste Kapitel fand ich etwas ermüdend, bisher ist ja auch noch nicht klar, wo Schwester Weronika und der kleine Artur/Władzio in die restliche Geschichte passen. Die anderen Personen kann man ja langsam etwas einordnen und in einen Zusammenhang bringen.


    Ich fand das Kapitel über Henryk Fichtelbaum auch sehr bewegend und war überrascht und schockiert von seinem Schicksal.


    Allgemein scheinen die Polen den Juden ja recht positiv gegenüberzustehen, zumindest sehr viele. Einige helfen und versuchen die Juden zu schützen und sogar einer der alten Herren in der Konditorei beruhigt die anderen, als sie in Henryk einen Juden erkennen. Ich bin gespannt, wie sich das noch entwickelt, momentan ist die Stimmung ja noch eher positiv, obwohl immer mal wieder der Krieg und die Gefahr, in der alle Juden schweben, durchschimmert.

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  • Hallo zusammen,


    so ich habe nun Kapitel 5 beendet und bin nun genauso begeistert wie ihr. Der Erzählstil des Autors ist sehr schön vor allem irgendwie so leicht. Es geht ja um kein schönes Thema in dem Buch, aber durch diese einfachen, leichten Beschreibungen wirkt es gar nicht grausam oder schrecklich.


    Ich stellte auch fest, dass die Polen den Juden wohl gesinnt sind (noch bisher) und die Szene beim Bäcker fand ich sehr bezeichnend dafür.


    Das Kapitel über Henryk ist zwar traurig, da ja sein Tod vorausgesagt wird, aber es hat mich durch den Stil nicht traurig gestimmt und auch nicht geschockt. Das finde ich sehr schön bei diesem Buch. Auch dass sich die Personen ohne Worte verstehen und wohl eher fühlen was der andere braucht.


    Am bewegendsten fand ich bis jetzt das Kapitel über Henryk Fichtelbaum. Und auch hier ist mir wieder das Besondere im Schreibstil von Szczypiorski aufgefallen, als er wie beiläufig das grausame Schicksal von Henio erwähnt und mich damit eiskalt erwischt hat - er schildert nur, gibt keine Urteile oder sonstwede Meinungen ab. Man bekommt den Eindruck, er erzählt über Erlebtes...


    Stimmt er gibt keine Urteile ab sondern schildert nur und das in einer sehr schönen leichten Art.


    Ich bin schon gespannt wie es bei Frau Seidenmann und Ihrem Vorhaben weitergeht und wie sie aus dem Gefängnis wieder raus kommt.

    Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane

    Einmal editiert, zuletzt von JaneEyre ()

  • Hallo zusammen,


    ich habe nun die ganze Zeit überlegt, wie man den polnischen Titel des Buches - Der Anfang - deuten könnte. Vielleicht meint Szczypiorski damit, dass das Leben seiner handelnden Personen durch den Krieg einen neuen Anfang nimmt, sich ihr Leben ändert und mit dieser Änderung auch neu beginnt (auch wenn dies den Tod bedeuten sollte). Mir gefällt der polnische Titel auch besser als die deutsche Version, bei der der Leser zu Annahme gelangen muss, das Buch handle überwiegend von einer Frau Seidenmann.



    Im 10. Kapitel bin ich auf ein wichtiges Wort gestoßen: Banal. So wird der Schneider Kujawski beschrieben und das gilt eigentlich auch für das Leben aller anderen Personen - und für das Leben überhaupt. Hier wird niemand heroisch überhöht, die Leute sind ganz normale Leute, so wie wir sie täglich auf der Straße treffen.


    Banal würde ich nicht sagen (klingt so negativ), einfach normal. Es handelt sich um stinknormale Menschen, mit einem gewöhnlichen Leben, welches sich durch den Krieg zwar verändert, sie jedoch normal und einfach bleiben lässt. Das eigentlich Besondere ist dann die Tatsache, dass es viele von diesen normalen Bürgern gab, die sich auf eine besondere Weise hervorgetan haben.


    Das 9. Kapitel fand ich bis jetzt am "heitersten". Wiktor wird so kauzig beschrieben, wie er es auch ist. Besonders gelungen fand ich seine Bemerkung, dass eine Frau so ängstlich wie Hitlers Arsch war. :breitgrins: Einfach nur klasse! Das werde ich wohl nie wieder vergessen.


    Bemerkenswert finde ich auch, dass Szczypiorski Totalitarismen als Banditen beschimpft, die den Menschen Würde und Freiheit rauben. Und das hat er im Polen von 1986 geschrieben. Reschpekt! Kein Wunder, dass man ihn ins Gefängnis steckte.


    Im 10. Kapitel wird etwas erwähnt, was mir schon vorher aufgefallen ist, dass der Tod in dem Roman keine besondere Stellung einnimmt (sondern meist beiläufig erwähnt wird): Nur sein Tod sollte zählen, als hätte der Tod, abgetrennt vom dem Leben, das ihm vorausgegangen ist, irgendeine Bedeutung.


    Im 14. Kapitel musste ich mächtig schlucken. Der Streifen Licht, der durch die geöffnete Tür fällt, bedeutet das ganze gewesene und zukünftige Leben vom alten Fichtelbaum. Dieser Lichtstreifen und wie der alte Mann davor sitzt und wartet, ist einfach nur beeindruckend und erschütternd zugleich. Dieses simple Bild, in seiner Tragik so wunderschön, hat mich unglaublich berührt.


    So, das war's erstmal.


    Bis denne,
    b. :winken:

  • Hallo!
    Ich habe gerade Kapitel 7 bedendet und mir gefällt das Buch mit jedem Kapitel besser.
    Gerade die Ausblicke in die Zukunft der einzelnen Personen finde ich wirklich gelungen, da sie auch zeigen wie die Ereignisse während der Deutschen Besatzung das weitere Leben der Polen beinflusst haben.



    Am bewegendsten fand ich bis jetzt das Kapitel über Henryk Fichtelbaum. Und auch hier ist mir wieder das Besondere im Schreibstil von Szczypiorski aufgefallen, als er wie beiläufig das grausame Schicksal von Henio erwähnt und mich damit eiskalt erwischt hat - er schildert nur, gibt keine Urteile oder sonstwede Meinungen ab. Man bekommt den Eindruck, er erzählt über Erlebtes...


    Mit diesem Kapitel konnte ich am wenigsten anfangen. Szczypiorski beschreit das Schicksaal von Henryk Fichtelbaum sehr distanziert, für meinen Geschmack etwas zu distanziert. Desshalb ist es mit an diesem Punkt schwer gefallen mich in die Geschichte hineinzuverstetzen.



    Das sechste Kapitel fand ich etwas ermüdend, bisher ist ja auch noch nicht klar, wo Schwester Weronika und der kleine Artur/Władzio in die restliche Geschichte passen. Die anderen Personen kann man ja langsam etwas einordnen und in einen Zusammenhang bringen.


    Mir ist zwar auch noch nicht wirklich klar wie die Beiden mit der Geschichte zusammenhängen. Aber die Geschichte, wie aus dem kleinen Judenjungen Artur ein polnischer Antisemit wurde hat mich doch sehr beschäftigt.


    Sehr gut hat mir auch die Geschichte des Richters Romniki. Er ihm gelingt genau das, was man sich für sein eigenes Leben wünscht. Er trifft im entscheidenden Moment die richtige Entscheidung und kann damit das Leben eines anderen Menschen retten.


    Was mir außerem auch sehr gut gefällt ist wie Szczypiorski zeigt das die Polen auch ein Volk wie jedes andere waren, mit Helden, mit Wegschauern und Antisemiten.

  • Noch eine Info am Rande: Der polnische Titel Początek bedeutet eigentlich Der Anfang. (Quelle wiki)


    Danke, Bimo! Ich hatte mich auch schon gefragt, was der Originaltitel bedeuten könnte, denn dass das Buch auf Polnisch nicht "Die schöne Frau Seidenmann" heißt, ging aus dem Impressum ziemlich deutlich hervor :zwinker: . Allerdings frage ich mich jetzt, wie es kommt, dass die meisten Übersetzungen einen "Frau Seidenmann"-Titel tragen. Über die Bedeutung des Originaltitels werde ich mir noch Gedanken machen. So auf Anhieb fällt mir nichts dazu ein.


    Banal würde ich nicht sagen (klingt so negativ), einfach normal.


    Da hast du natürlich recht. "Banal" klingt abwertend, aber da Szczypiorski (oder sein Übersetzer) das Wort selbst benutzt, habe ich es übernommen. Normal sind sie alle, die handelnden Personen und gerade das gefällt mir so gut.



    Szczypiorski beschreit das Schicksaal von Henryk Fichtelbaum sehr distanziert, für meinen Geschmack etwas zu distanziert. Desshalb ist es mit an diesem Punkt schwer gefallen mich in die Geschichte hineinzuverstetzen.


    Das kann ich gut nachvollziehen, auch wenn es mir ganz anders damit geht. Dass Szczypiorski (könnte der sich nicht mal einen tippfreundlicheren Namen wählen?) so ruhig und ohne große Emotionen erzählt, eigentlich nur berichtet, macht die Handlung für mich noch intensiver und weckt stärkere Gefühle, eben weil ich mir nicht manipuliert vorkomme. Für meine Gefühle beim Lesen bin ich selbst verantwortlich, nicht der Autor, der vielleicht auf meine Tränendrüse drückt. Das passt mir gut.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin jetzt bis Kapitel 13gekommen.



    Interessant zu wissen, dass es Anfang im Polnischen heißt. Es könnte schon so sein wie schreibst - der Anfang von neuem Leben, das evtl. mit dem Tod endet. Finde ich vom Namen auch besser - denn es geht ja nur bedingt um Frau Seidenmann.


    Im 8. Kapitel habe ich einen guten Satz gefunden -wie ich finde- Nicht für dich, sondern für sie. Sie ist es wert. Im übrigen, wer ist es nicht wert, dass man sich für ihn was ausdenkt. Den finde ich sehr beeindruckend - bedeutet für mich, das es keine Unterschiede zwischen den Menschen gibt bzw. gemacht wird.


    Die Beschreibung des Schneiders fand ich auch interessant - wie er eigentlich zu seinem Geld kam - sehr ungewöhnlich. Ich hab mir überlegt ob man das selber auch so gemacht hätte oder lieber alles einfach so liegen und stehen hätte lassen.


    Dass der Schriftsteller Henryk so distanziert beschrieben hat, hat mich auch nicht gestört ich empfand es ebenso als intensiv und irgendwie doch leichthändig.


    So jetzt lese ich mal weiter. Bis denne :winken:

    Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane

  • Ich habe gestern endlich mal wieder etwas Zeit zum Lesen gehabt und bin bis Kapitel 18 gekommen. Aber irgendwie ist für mich die Luft raus, die besondere Struktur und der angenehme Stil haben auf mich nur in den ersten Kapiteln gewirkt, langsam bin ich froh, wenn ich das Buch hinter mir habe.


    Einzig die Geschichte um Frau Seidenman hat mich noch interessiert und vielleicht die Freundschaft zwischen Henryk und Pawełek. Alle anderen Personen sind mir durch die distanzierte Erzählweise so gleichgültig und teilweise finde ich es auch recht langweilig zu lesen.


    Ich weiß auch nicht, warum sich meine Meinung plötzlich so geändert hat, eigentlich hat mir das Buch am Anfang sehr gefallen. Es liegt vielleicht einfach daran, dass ich momentan nur abends im Bett zum Lesen komme und immer schon recht müde bin. Da ist es etwas anstrengend, dem Buch genau zu folgen...

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  • Hallo zusammen!



    Es liegt vielleicht einfach daran, dass ich momentan nur abends im Bett zum Lesen komme und immer schon recht müde bin. Da ist es etwas anstrengend, dem Buch genau zu folgen...


    Ich brauchte auch immer volle Konzentration und Ruhe, um dem Inhalt folgen zu können. Iss' halt etwas anspruchsvoller...


    Da hast du natürlich recht. "Banal" klingt abwertend, aber da Szczypiorski (oder sein Übersetzer) das Wort selbst benutzt, habe ich es übernommen. Normal sind sie alle, die handelnden Personen und gerade das gefällt mir so gut.


    Und zum Ende hin gesellt sich zu banal, trivial und gewöhnlich. Die Personen, ihr Leben und ihre Handlungen, sogar der Krieg wird damit tituliert... Ich verstehe zwar, was Szczypiorski sagen möchte, aber so hundertprozentig gefällt es mir nicht. Die Beschreibungen wirken dadurch irgendwie pessimistisch, lebensmüde (wie auch die letzten Kapitel im Allgemeinen)...



    Ich habe das Buch inzwischen beendet. Die letzten Kapitel wurden immer "philosophischer" und ich habe wohl nicht alles verstanden. :rollen:


    Sehr gut gefallen hat mir aber das letzte Kapitel. Von Anfang an wurde ja auch die Liebe zu Polen, das Besondere und Einzigartige des Landes thematisiert - und nun endet die Geschichte in Israel, mit der (Beinahe-) Geburt eines Kindes. Der polnische Titel des Buches passt hier wohl am Besten - Szczypiorski beschreibt einen Anfang, mit all den Möglichkeiten, den dieser bietet. Gefällt mir.


    Lieben Gruß,
    bimo :winken:

  • Ich habe gestern abend das 16. Kap. beendet und befinde mich mittlerweile auch im "philosophischen" Teil. Auch mir fällt es nun schwerer, dem Buch zu folgen. Alles verstehe ich nicht, was zum Teil auch daran liegt, dass mir die polnische Geschichte nicht wirklich vertraut ist. Das in Verbindung mit den philosophischen Betrachtungen, die angestellt werden und einer längeren Lesepause machen mir den Zugang zum Buch schwerer.


    Im 14. Kapitel musste ich mächtig schlucken. Der Streifen Licht, der durch die geöffnete Tür fällt, bedeutet das ganze gewesene und zukünftige Leben vom alten Fichtelbaum. Dieser Lichtstreifen und wie der alte Mann davor sitzt und wartet, ist einfach nur beeindruckend und erschütternd zugleich. Dieses simple Bild, in seiner Tragik so wunderschön, hat mich unglaublich berührt.


    Ja, das war ein ganz starkes Bild. Ähnlich stark hat auf mich das letzte Treffen von Henryk und Pawel im 16. Kapitel berührt. Pawel, der sich bewusst ist, seinen besten Freund nie wiederzusehen, versucht, Henio im Gedächtnis zu bewahren, während der zunehmende Abstand zwischen den beiden gleichzeitig durch den Wechsel von den Kose- zu ihren "richtigen" Namen betont wird.
    Dann wird es richtig philosophisch und wie Bimo schrieb, pessimistisch. Die Überlegungen des erwachsenen Pawel, welchen Unterschied es zwischen dem Tod durch Erschießen oder durch Krebs gibt (S. 210/211), zeugt für mich für eine latente Depression. Pawel hat zwar überlebt, seine Lebensfreude nicht. Er ist für immer gezeichnet, wie wohl die anderen Personen im Buch auch.
    Zwar redet er von einem neuen Anfang (S. 207) - meiner Meinung nach die Schlüsselszene für den Originaltitel - aber ein Neuanfang im Sinne von "jetzt wird alles besser" ist es nicht. Zwar nimmt der Krieg ein Ende, aber wirklich glücklicher werden die Menschen später auch nicht. Das ist wohl nicht nur auf den Kommunismus zurückzuführen, sondern auf die menschliche Natur an sich. Der Friede, anfangs wundervoll, wird später "nur noch selbstverständlich und noch etwas später langweilig und banal. Und nicht mehr der Krieg war schrecklich, sondern der Friede." Hier liegt der Schluss nahe, dass das Leben an sich schrecklich ist, wie auch immer die Situation aussieht. Die jungen Leute leiden unter den neuen, besseren (?) Verhältnissen noch mehr als Pawel, der "sich an eine vollkommenere Hölle erinnern" konnte (S. 211).
    Ein richtig herunterziehender Gedankengang - man sollte das Buch glaube ich nicht lesen, wenn man sowieso schon niedergeschlagen ist. Ich kann den Gedanken folgen, muss sie sogar im Moment des Lesens für richtig halten, aber zum Glück wehrt sich etwas in mir dagegen. So darf es einfach nicht sein, sonst kann man sich ja genau so gut direkt umbringen; wieso auch nicht, wenn man ja - s. o. - sowieso sterben muss? Mache ich mir nur was vor? Verdränge ich die Wahrheit, wenn ich einen Unterschied zwischen einem gewaltsamen und einem normalen Tod sehe? Ach je - eine richtige Antwort habe ich darauf nicht, aber außer in meinen depressiven Phasen, in denen ich Pawel sehr gut verstehen kann, glaube ich doch an die Möglichkeit eines erfüllten Lebens und an die Wichtigkeit moralischen Handelns.
    Unklar ist mir noch, wie weit Szczypiorski selbst den dargestellten Standpunkt vertritt, oder ob er nur eine existierende Denkweise darstellt. Eventuell gibt das Ende eine Antwort darauf, aber wirklich wichtig ist sie eigentlich nicht.

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  • Ich bin letzte Woche leider kaum zum lesen gekommen. Ich habe jetzt Kapitel 11 beendet.


    Besonders in Erinnerung geblieben ist mir genau das Kapiel 11 über die Rettung von Frau Seidemann. Gewundert habe ich mich wie wenig Frau Seidemann ihre Gefangenschaft und Rettung in ihrem späteren Leben beschäftigt und beeinflusst hat. Dagegen ist ihr das Unrecht das ihr im Kommunissmus wiederfahren ist viel stärker im Gedächtnis geblieben.
    Tragisch ist das Schicksaal ihres Retters Johannes Müller, der Polen als seine Heimat begreift, dort aber nicht bleiben kann weil er auf dem Papier Deutscher ist.



    Das 9. Kapitel fand ich bis jetzt am "heitersten". Wiktor wird so kauzig beschrieben, wie er es auch ist. Besonders gelungen fand ich seine Bemerkung, dass eine Frau so ängstlich wie Hitlers Arsch war. :breitgrins: Einfach nur klasse! Das werde ich wohl nie wieder vergessen.


    Ja das Kapitel war wirklich toll. Ich fand es aber nicht nur sehr lustig sondern es hat mich auch zum nachdenken gebracht. Eigentlich ist Wiktor ja einer der "Helden" die viele Juden vor dem sicheren Tod bewahrt haben. Für ihn war das allerdings nur eine Gaunerei wie jede andere auch und er hat es auch nur gemacht, weil er gut dafür bezahlt worden ist. Für mich stellt sich da die Frage: Ist Wiktor ein Held oder ein Gauner?


    Noch eine Info am Rande: Der polnische Titel Początek bedeutet eigentlich Der Anfang. (Quelle wiki)


    Ich bin jetzt auch mal dazu gekommen mir ein paar Gedanken über den Originaltitel zu machen und ich denke nicht dass er sich auf das Leben der Personen bezieht. Für diese sind die Ereignisse während der Nazizeit selten besonders prägend oder gar eine Art Neuanfang. Besonders deutlich wird das bei der Geschichte von Frau Seidenman. Ich glaube vielmehr dass Szczypiorski damit andeuten will, dass der Nazionalsozialisms erst der Anfang ein einer Epoche der Totalitarismen ist. So ähnlich schreibt es es ja auch in Kapiel 9.


  • Ich habe gestern abend das 16. Kap. beendet und befinde mich mittlerweile auch im "philosophischen" Teil. Auch mir fällt es nun schwerer, dem Buch zu folgen. Alles verstehe ich nicht, was zum Teil auch daran liegt, dass mir die polnische Geschichte nicht wirklich vertraut ist. Das in Verbindung mit den philosophischen Betrachtungen, die angestellt werden und einer längeren Lesepause machen mir den Zugang zum Buch schwerer.


    Ich habe das buch nun beendet und ich kann euch mit dem philosophischen Teil ab Kapitel 16 sehr zustimmen. Sehr traurig fand ich auch das Kapitel über den alten H. Fichtelbaum, wie er sich damit abgefunden hat zu sterben und nur darauf wartet abgeholt zu werden. Ebenso berührt hat auch mich der Teil wo Pawel und Henryk sich das letzte Mal sehen und das auch wissen. Und sich dann auf einmal nur noch mit ihren richtigen Vornamen ansprechen und es dann nicht richtig schaffen sich zu verabschieden, das fand ich sehr traurig.



    Ich bin jetzt auch mal dazu gekommen mir ein paar Gedanken über den Originaltitel zu machen und ich denke nicht dass er sich auf das Leben der Personen bezieht. Für diese sind die Ereignisse während der Nazizeit selten besonders prägend oder gar eine Art Neuanfang. Besonders deutlich wird das bei der Geschichte von Frau Seidenman. Ich glaube vielmehr dass Szczypiorski damit andeuten will, dass der Nazionalsozialisms erst der Anfang ein einer Epoche der Totalitarismen ist. So ähnlich schreibt es es ja auch in Kapiel 9.


    Das könnte natürlich auch der Fall sein, wobei ich mir da nicht sehr sicher bin.



    Ein richtig herunterziehender Gedankengang - man sollte das Buch glaube ich nicht lesen, wenn man sowieso schon niedergeschlagen ist. Ich kann den Gedanken folgen, muss sie sogar im Moment des Lesens für richtig halten, aber zum Glück wehrt sich etwas in mir dagegen. So darf es einfach nicht sein, sonst kann man sich ja genau so gut direkt umbringen; wieso auch nicht, wenn man ja - s. o. - sowieso sterben muss? Mache ich mir nur was vor? Verdränge ich die Wahrheit, wenn ich einen Unterschied zwischen einem gewaltsamen und einem normalen Tod sehe? Ach je - eine richtige Antwort habe ich darauf nicht, aber außer in meinen depressiven Phasen, in denen ich Pawel sehr gut verstehen kann, glaube ich doch an die Möglichkeit eines erfüllten Lebens und an die Wichtigkeit moralischen Handelns.


    So würde ich nicht denken Saltanah, es lohnt sich immer zu leben und dafür zu kämpfen. Das Leben ist eben kein Picknick und man muß was dafür tun, dass es sich gut anfühlt, man glücklich sein kann usw. Natürlich war das damals nicht nur von einem selber abhängig, aber mit viel Willen und etwas Hilfe von außen (die es ja mehrfach gab) kann man es schaffen und was daraus machen. Auf alle fälle gibt es einen Unterschied zischen einem gewaltsamen und einem natürlichen tod, so sehe ich das auch.
    Ich hoffe Ihr blickt hier durch - das mit den Zitaten einfügen klappt bei mir immer nicht so wie ich will.


    [size=1]Ich habe die Zitate kenntlichgemacht und die Farben rausgenommen. Denk bitte auch an Leute, die hier mit anderen Designthemes unterwegs sind. Was für Dich noch in Ordnung aussieht, mag für andere unleserlich sein. LG, Aldawen[/size]

    Liebe Grüße JaneEyre

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  • Ich bin jetzt auch mal dazu gekommen mir ein paar Gedanken über den Originaltitel zu machen und ich denke nicht dass er sich auf das Leben der Personen bezieht. Für diese sind die Ereignisse während der Nazizeit selten besonders prägend oder gar eine Art Neuanfang. Ich glaube vielmehr dass Szczypiorski damit andeuten will, dass der Nazionalsozialisms erst der Anfang ein einer Epoche der Totalitarismen ist. So ähnlich schreibt es es ja auch in Kapiel 9.


    Ja, es könnte es natürlich auch sein, dass Szczypiorski das auf die politischen Verhältnisse bezieht.
    Allerdings glaube ich, dass sich der Titel auch auf das Leben der Personen bezieht. Für diese ist die Nazizeit schon prägend. Ihr altes Leben nimmt ja doch ein abruptes Ende, obwohl das hier im Buch durch die relativ emotionslose Darstellung etwas verschleiert wird. An einer Stelle heißt es (S. 58) z. B., dass die Polen nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Ich denke, dass wir das Problem haben, mit einem "Anfang" etwas Positives zu assoziieren, aber positiv verändert sich das Leben der Protagonisten nach dem Krieg ja nicht direkt.
    Aber je länger ich darüber nachdenke - vielleicht spielt Szczypiorski mit dem Titel ja tatsächlich auf die Politik an: Will er damit die Kommunisten bloßstellen, die (vermute ich) groß tönten, im neuen Polen wäre alles ganz anders und natürlich viel besser und überhaupt... Während der Autor hier zeigt, wie gering die Veränderungen eigentlich sind, und wie unglücklich die Menschen auch im Kommunismus sind. Ein ironischer Titel also?


    Gerade im letzten Kapitel auch zeigt Szczypiorski ja die"Traditionen" auf, die sich durch die Jahrhunderte und Jahrtausende zieht: Die Starken misshandeln die Schwachen, egal ob es sich bei den Mächtigen um Römer, Nazis oder israelische Juden handelt. Kein Neuanfang also, nur die Fortsetzung alter Verhaltensweisen unter anderen Vorzeichen. Deprimierend, so wie das ganze Buch ganz schön deprimierend ist. Nicht wegen der entsetzlichen Untaten der Nazis, sondern wegen der fehlenden positiven Entwicklung für die Überlebenden und wegen des sehr traurigen Grundtons im gesamten Buch. Dieser Grundton wirkt auf mich noch bedrückender, weil es sich um keine lautstarke Klage im Stil von Hiob handelt, sondern eine akzeptierende, hoffnungslose Trauer. Mich hat die Lektüre jedenfalls ziemlich mitgenommen.

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  • Aber je länger ich darüber nachdenke - vielleicht spielt Szczypiorski mit dem Titel ja tatsächlich auf die Politik an: Will er damit die Kommunisten bloßstellen, die (vermute ich) groß tönten, im neuen Polen wäre alles ganz anders und natürlich viel besser und überhaupt... Während der Autor hier zeigt, wie gering die Veränderungen eigentlich sind, und wie unglücklich die Menschen auch im Kommunismus sind. Ein ironischer Titel also?


    Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Kritik am Kommunismus kommt ja im Buch auch immer wieder durch. Besonders bei der Geschichte der Frau Seidemann, die das Unrecht dass ihr durch die Kommunisten geschiet als sehr viel schlimmer empfindet als ihr Verhaftung durch die Nazis.