Frank Goosen - Radio Heimat. Geschichten von zuhause

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.585 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    „Südlich von Hattingen ist für mich Tirol, nördlich von Recklinghausen Dänemark, östlich von Unna beginnt für mich Sibirien und westlich von Duisburg ist die Welt zu Ende und alle fallen ins Urmeer.“


    Frank Goosen, Bochumer Kabarettist und Autor, hat in diesem Buch Geschichten rund um seine Kindheit, Jugend und Heimatstadt versammelt.


    Der Untertitel "Geschichten von zu Hause" passt wunderbar zu dem Buch und spiegelt genau meine Empfindungen beim Lesen wieder. Ich fühlte mich, als würde ich in irgendeiner Kneipe sitzen und mein mir bis dato unbekannter Sitznachbar würde mir Dönekes (=kleine Geschichten und Anekdoten) erzählen.


    Ich kann mir nur leider nicht vorstellen, dass das Buch für jemanden ohne direkten Ruhrgebietsbezug interessant ist. Wenn ich mir nämlich vorstelle, ein im gleichen Stil, mit direkter Rede fast immer im Dialekt, geschriebenes Buch über München oder Frankfurt lesen zu sollen, kann ich nur dankend ablehnen - das muss nicht sein. Wenn man aber Frank Goosens Heimatstadt Bochum und damit auch die Straßen und Kneipen zumindest vom Namen her kennt, legt sich einem ein nostalgisches Lächeln aufs Gesicht und man denkt wahlweise "Ja, so war das" oder "Ach, so war das vor meiner Zeit?" :zwinker:


    Das letzte Viertel gefiel mir dann auch schon nicht mehr ganz so gut, die Geschichten kreisten meist um Autos und das waren dann Erzählungen, die eigentlich überall in Deutschland hätten stattfinden können. Sobald der Lokalbezug fehlte, wurde das Buch eher langweilig, was meine Empfehlung "nur lokal geeignet" deutlich unterstreicht. Das Buch wird seinen Platz bei mir allerdings nicht im Bücherregal einnehmen, sondern auf der Toilette landen, es ist mit seinen kurzen, voneinander unabhängigen Geschichten eine sehr schöne Klolektüre (im positiven Sinne :klo:)


    4ratten


  • „Südlich von Hattingen ist für mich Tirol, nördlich von Recklinghausen Dänemark, östlich von Unna beginnt für mich Sibirien und westlich von Duisburg ist die Welt zu Ende und alle fallen ins Urmeer.“


    Allein für den Spruch hat es sich ja schon gelohnt :totlach:



    Wenn man aber Frank Goosens Heimatstadt Bochum und damit auch die Straßen und Kneipen zumindest vom Namen her kennt, legt sich einem ein nostalgisches Lächeln aufs Gesicht und man denkt wahlweise "Ja, so war das" oder "Ach, so war das vor meiner Zeit?" :zwinker:


    Muß es Bochum sein oder tut's auch eine andere Stadt hier im Umkreis? Wahrscheinlich könnte man das doch aus anderen Ecken des Ruhrgebiets übertragen, auch wenn man die spezifischen Straßen und Orte in Bochum nicht kennt, oder?


  • Muß es Bochum sein oder tut's auch eine andere Stadt hier im Umkreis? Wahrscheinlich könnte man das doch aus anderen Ecken des Ruhrgebiets übertragen, auch wenn man die spezifischen Straßen und Orte in Bochum nicht kennt, oder?


    Teils teils. Ob die Omma (war es die Omma? :gruebel: ) jetzt in der Poststr. in Bochum gewohnt hat oder in der Hohenfriedbergerstr. in Gelsenkirchen oder sonstwo im Ruhrgebiet, ist egal - es hingen überall die Frauen in Kittelschürze im Fenster. Das passt dann schon. Wenn er von seiner Stammkneipe zu Schülerzeiten erzählt, macht es vielleicht schon mehr Spaß, wenn man weiß, von welcher Kneipe er redet (auch wenn ich nie drin war)

  • Ok, danke, dann kommt es zumindest mal auf meine Beobachtungsliste :smile:

  • Eigentlich kann ich illy in allen Punkten nur zustimmen. Die Dönekes, die Frank Goosen hier erzählt, sind gut, wenn sie einen Lokalbezug haben, sobald sie sich davon entfernen, werden sie schwächer. Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, daß das alles für jemanden, der nicht aus dem Ruhrgebiet kommt (oder als Zugezogener wenigstens schon lange hier lebt), besonders interessant oder lustig oder was auch immer sein könnte. Ich hätte eine solche Freude an etwas ähnlichem aus Berlin, Frankfurt oder München sicher nicht.


    Bei vielen Geschichten merkte ich, daß Goosen und ich ziemlich genau der gleiche Jahrgang sind. Vemutlich ist manches für jemanden, der schon nur fünf, geschweige denn zehn Jahre jünger ist, bereits nicht mehr mit persönlicher Nostalgie verbunden, sondern nur noch Erzähltes. Gerade die späten 1960er und frühen 1970er Jahre haben hier eben vieles verändert.


    Und natürlich gefällt mir besonders, wie Goosen seinen Lokalpatriotismus auslebt, wenn es um Klischees über (oder gegen?) das Ruhrgebiet geht. Mich nerven die gleichen Sprüche wie ihn, die ich auch immer wieder mal von z. B. von Kollegen aus anderen Ecken Deutschlands höre. Was die passende Antwort darauf angeht, da hat er mir eine prima Vorlage geliefert, die ich mir merken werde:


    „Ist es nicht total peinlich, sich immer noch auf dieses überkommene Malochertum zu berufen?“
    Gegenfrage: Ist es nicht viel peinlicher, sich selbst immer noch zu Blasmusik auf den Arsch und die Schuhe zu hauen, obwohl man auch seit hundert Jahren keine Kuh mehr auf die Alm getrieben hat?



    Wenn er von seiner Stammkneipe zu Schülerzeiten erzählt, macht es vielleicht schon mehr Spaß, wenn man weiß, von welcher Kneipe er redet (auch wenn ich nie drin war)


    Vielleicht ist das so, aber ich konnte mir ohne Probleme andere Kneipen bei mir um Umkreis stattdessen vorstellen, die waren irgendwie auch nicht anders, inklusive des Wirts und der Gäste :breitgrins:


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen


  • „Ist es nicht total peinlich, sich immer noch auf dieses überkommene Malochertum zu berufen?“
    Gegenfrage: Ist es nicht viel peinlicher, sich selbst immer noch zu Blasmusik auf den Arsch und die Schuhe zu hauen, obwohl man auch seit hundert Jahren keine Kuh mehr auf die Alm getrieben hat?


    :totlach:


    Allein schon deswegen reizt mich das Buch jetzt, obwohl ich nicht aus dem Ruhrpott komme.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich komme ja aus der Gegend wo Dänemark an das Urmeer grenzt :smile:, aber auch dann kann man das Buch gut lesen.
    Das es für mich jetzt nicht soviel Wiedererkennungswert hat, wie für illy und Aldawen liegt wahrscheinlich aber nicht nur daran dass ich nicht aus dem Ruhrgebiet komme, sondern auch das Frank Goosen 14 Jahre älter ist als ich.

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

  • Ja, ich denke wirklich, daß – abgesehen von der Herkunft – das Alter ein entscheidendes Kriterium dafür ist, ob man mit diesen Geschichten etwas anfangen kann. Sie sind halt doch recht zeitgebunden, und zehn oder gar 15 Jahre Differenz haben dann halt schon eine ganz andere Kindheit mit einem ganz anderen Lebensgefühl erleben lassen. Da paßt eben vieles nicht mehr zusammen ...

  • Mein Freund (4 Jahre jünger als Goosen) liest jetzt das Buch. Ich habe gerade Angst, dass er in der Badewanne ertrinkt :titanic: Man hört nur noch Lachen und "Das stimmt!!!" von ihm. :breitgrins:

  • Solange Du noch Wörter erkennen kannst und nicht nur ein Gurgeln aus dem Badezimmer kommt :breitgrins: