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Inhalt
Rebecca Carville stößt auf der Suche nach Lord Byrons Memoiren nicht auf das verschollen geglaubte Dokument, aber auf den Dichter persönlich. Vor rund 200 Jahren, während einer Reise durch den Mittelmeerraum, wurde er zum Vampir und somit nahezu unsterblich. Lord Byron erzählt Rebecca, wie es zu seiner Verwandlung kam und was für ein Leben er seitdem geführt hat. Als seine Nachfahrin hat er ihr eine ganz besondere Rolle zugedacht.
Meine Meinung
Das Gute vorneweg: Ich habe meine minimalen Kenntnisse über Lord Byron ausgeweitet, auch wenn ich nicht das Bedürfnis verspüre etwas von ihm lesen zu wollen. Meine nicht ganz so minimalen Kenntnisse über griechische Geografie und Geschichte habe ich vertieft. Und ich habe festgestellt, dass ich beim nächsten Griechenlandbesuch Epirus durchstreifen muss. Da diese Punkte bisher kein direkter Verdienst des Autors waren, kommt hier auch ein persönlicher Dank an Tom Holland: ich weiß nun, dass ich nie wieder ein Buch von Ihnen lesen werde, danke für diese Erkenntnis!
Tom Holland studierte in Cambridge und Oxford, ist angesehener Historiker und verfasste eine Dissertation über Lord Byron. Das merkt man insofern, dass die Handlung sich nah an Byrons Lebensdaten hält, die Sprache nah an der Byrons zu sein scheint (soweit es die Lesbarkeit erlaubt) und Holland mit Zitaten von Byron und Zeitgenossen arbeitet. Leider konnte ich dies während des Lesens nicht würdigen. Erstens wird vorausgesetzt, dass der Leser gut genug mit Byrons Leben vertraut ist um die Parallelen erkennen zu können, denn es gibt an keiner Stelle eine Biografie. Warum auch, ich kann schließlich im Internet recherchieren. (Vielleicht war es Autor und Verlegern auch schlichtweg egal, ob der Leser Lord Byron überhaupt als real existierende Person kennt.) Zweitens schrumpfen die biografischen Eckdaten auf ein Gerüst zusammen, das die Handlungsorte des Romans bestimmt. Alles andere verliert sich in endlosen Schleifen vampirischen Verlangens, sei es nach Blut oder nach Sex. Ach ja, hin und wieder scheint Byron auch den ein oder anderen Vers zu Papier zu bringen...
Insgesamt kann man den Roman gut in drei Worten beschreiben: langatmig, klischeebeladen, einfallslos. Obwohl ich die Idee als solche wirklich vielversprechend fand, hat Holland alle Möglichkeiten genutzt daraus etwas mittelmäßig bis schlechtes zusammen zu schreiben. Sogar die in der Gegenwart spielende Rahmenhandlung, die tatsächlich einen Sinn hat und nicht nur dazu dient das Geschehen zu verorten, versandet und das "große Finale" verpufft. Man hangelt sich von einem lahmen Schockeffekt über sinnfreie Monologe zur dunklen Seite des Vampirdaseins, Selbstzweifel und Schuldgefühle zum nächsten lahmen Schockeffekt, um dann entnervt eine gewollt erotische Szene zu überblättern. Ach, und na-tür-lich wird Byron direkt der neue Fürst der Vampire, weil er über ungeheure Kräfte verfügt, hatte ich das schon erwähnt?
Übrigens ist Lord Byron in Griechenland sowas wie ein Nationalheld, da er den Kampf gegen die türkischen Besatzer unterstützt hat und währenddessen verstarb, in den Augen der Griechen gab er seinen Namen und sein Leben für ihre Freiheit. Das tat er, weil er als Philhellene den Griechen gegenüber eine große Hochachtung empfand und dies auch in seinen Schriften und Briefen zum Ausdruck brachte. Tom Holland hat diese offenbar studiert, trotzdem kommen Griechen (genauso wie Türken und Albaner) bis auf eine Ausnahme äußerst schlecht weg. Im Gedächtnis bleibt eher das Bild dummer, grobschlächtiger Bauern als hochgeistiger und stolzer Freiheitskämpfer.
Viele Grüße
Breña