Menschenhafen
John Ajvide Lindqvist
Inhalt: "Papa, was ist das? Da drüben auf dem Eis?" Ein strahlend schöner Wintertag. Anders steht mit seiner sechsjährigen Tochter Maja im Leuchtturm der Insel Gåvasten und schaut aufs Meer hinaus. Eis, überall Eis. Und Schnee. Was hat seine Tochter in der Ferne erspäht? Da ist doch nichts. Kurz darauf läuft Maja hinaus, um nachzusehen - und der Alptraum beginnt. Obwohl sie auf der freien Eisfläche nicht verschwinden kann, passiert genau das. Plötzlich ist sie weg. Spurlos verschwunden. Anders und seine Frau haben kein Kind mehr ... Jahre später erreichen Anders mysteriöse Botschaften. Lebt Maja etwa noch?
Eigene Meinung: Menschenhafen ist eines der besten Bücher, das ich seit Langem gelesen habe. Lindqvists Schreibstil weiß zu fesseln, die melancholische Grundstimmung passt perfekt zu der Geschichte und erinnert ein wenig an "So finster die Nacht". Aber viel mehr Gemeinsamkeiten gibt es nicht. "Menschenhafen" hat zwar durchaus Horrorelemente, aber Vampire wird man hier nicht vorfinden. Die Bedrohung stellt das Meer selbst dar und sie bestimmt das Leben der Menschen auf Domarö (die fiktive schwedische Insel, auf der ein Großteil der Handlung spielt). Aber es geht nicht nur darum, eine von Lindqvists Stärken liegt darin, sowohl die Charaktere als auch die Handlung, mag sie noch so unglaublich sein, realistisch darzustellen. Die Charaktere wachsen einem mit allen Stärken und Schwächen ans Herz, für mich war ein Highlight des Buches die Liebesgeschichte zwischen dem ehemaligen Zauberkünstler Simon und Anders' Großmutter Anna-Greta. Die Rückblenden, die nach und nach Licht ins Dunkel bringen, stören den Lesefluss nicht, im Gegenteil.
Die Spannung hält sich bis zum Ende und das Ende ist genauso gelungen wie der Rest des Buches.
Lindqvist selbst schreibt an einer Stelle des Romans, dass das Monster am Schluss nie die Erwartungen des Lesers erfüllt - wohl auch deshalb erspart er sich ausführliche Beschreibungen und bleibt bis zum Schluss subtil, was viel mehr Wirkung zeigt.