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Nach „Verbrechen“ ist „Schuld“ der zweite Band, in dem Ferdinand von Schirach, Rechtsanwalt in Berlin, von verschiedenen Fällen in seiner Juristenlaufbahn berichtet. 15 Fälle schildert er distanziert, aber nicht trocken. Er gibt dem Leser, soweit er es beurteilen kann, einen Einblick in die Seele der Beteiligten und berichtet über seine Eindrücke bei der Begegnung mit den Mandanten.
Die Fälle selbst sind ziemlich unterschiedlich. Da gibt es Vergewaltigungen, Körperverletzungen und Morde – und oft sind die Grenzen zwischen Schuld und Verständnis verschwommen, nicht nur einmal fragt man sich als Leser, ob Verurteilungen moralisch vertretbar sind. Nicht nur einmal beschwert das Beschriebene Gänsehaut und Fassungslosigkeit.
Auffällig ist, dass viele der beschriebenen Situationen direkt oder indirekt mit sexuellen Handlungen zu tun haben. Das bezieht sich nicht unbedingt auf die eigentliche Tat, aber auf das direkte Umfeld der Opfer oder Täter. Das war in „Verbrechen“ nicht in dem Maße der Fall und erweckte bei mir zeitweise den Eindruck, dass hier besonders schockierende und besonders sadistische Fälle für ein größeres Interesse des Lesers sorgen soll. Es wirkt ein wenig, als wenn man den Erfolg des ersten Buches in jedem Fall toppen wollte, dabei aber ein wenig zu motiviert ans Werk gegangen wäre. Manchmal ist weniger eben einfach mehr.
Natürlich muss ich dennoch zugeben, dass die Fälle fast alle sehr spannend sind – auch wenn die geschilderte Brutalität erschreckend ist.