Joachim Rangnick - Der Ahnhof

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  • Joachim Rangnick – Der Ahnhof


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    Inhaltsangabe:


    Das Ehepaar Daniela und Jakob wollen sich einen Traum verwirklichen und den alten Korbach-Hof im Allgäu kaufen. Danielas ältere Verwandte Mathilde spürt jedoch schon beim ersten Betreten des Hofes, dass hier nichts Gutes wohnte – und tatsächlich waren auf dem alten Hof immer wieder Mägde und Knechte spurlos verschwunden, angeblich „nach Amerika ausgewandert“. Sogar das Verschwinden des 9-jährigen Hütejungen Josef wurde mit dem gleichen Grund erklärt.
    Mathilde beginnt, zusammen mit dem Journalisten Walcher zu recherchieren – und bringt sich und andere damit in große Gefahr ...


    Dies ist der sechste Band einer Krimireihe.


    Der erste Satz:


    „1902 – in jenem Jahr wurde Kuba unabhängig, die Schweiz übernahm die deutschen Rechtschreibregeln, Eduard VII. wurde zum König von England gekrönt, und ein Reichstagsabgeordneter hielt eine Rede von acht Stunden – bis zum heutigen Tag die längste in einem deutschen Parlament. “


    Meine Meinung zum Buch:


    Eine gute Idee leider schlecht umgesetzt.


    Das beste am Buch ist der Anfang. Hier werden die Erlebnisse des 9-jährigen Josef erzählt, der 1902 im Allgäu als Hütejunge auf den Korbach-Hof kommt und dort viel Leid erlebt. Diesen Abschnitt habe ich sehr gerne gelesen, denn ich konnte die Geschehnisse auf dem Korbach-Hof durch Josefs Augen miterleben. Das war wirklich gut.


    Doch die Geschichte mit Walcher und Mathilde, die in der heutigen Zeit im Anschluss ansetzt, hat eindeutige Schwächen. Einen Teil schreibe ich der Tatsache zu, dass es schon Vorgängerbände gibt, die ich nicht kenne – vermutlich werden einige Personen, die im Buch auftauchen, anderswo „richtig“ eingeführt, was mir hier natürlich fehlte. Aber zum Beispiel Theresa, Walchers neuer Flamme, darf in diesem Band erstmalig mitspielen – und über die Tatsache hinaus, dass sie Walcher den Kopf verdreht, hat sie keinerlei Funktion im Buch. Die ganze Zeit wartete ich auf Theresas „richtige“ Rolle in der Geschichte, aber da kam gar nichts – sehr unbefriedigend. Am besten hat mir noch Mathilde gefallen, das ist eine Charakterfigur, über die ich gerne noch weitere Bücher lesen könnte – allerdings nicht im jetzigen Zusammenhang mit den übrigen Protagonisten.


    Positiv fiel mir der Lokalkolorit auf. Einzelne Sätze sind in Mundart geschrieben (und für Nicht-Kundige im Glossar am Ende des Buches übersetzt), das mochte ich wirklich gern.


    Die Handlung selbst war dann aber recht abstrus und sprunghaft, und machte alle positiven Eindrücke zunichte. Die Szenen springen von Person zu Person, ohne Zusammenhänge herzustellen. Außerdem sollte sich jeder Autor einmal mit der echten Polizeiarbeit beschäftigen, bevor er sich an einen Krimi macht – das ist aber ein Fehler, den ich leider in letzter Zeit vermehrt bemerke. Man merkt deutlich, dass der Autor sich um einige Fragen herummogelt.


    Der Negativ-Hammer war allerdings die Person des Verdächtigen. Zum einen bin ich der Ansicht, dass kein Mensch böse geboren wird, sondern dazu gemacht wird – der Autor liefert hier aber keinerlei Charaktererklärungen. Der Täter ist eben böse, und Schluss.

    :boahnee:


    Meine Bewertung: 2ratten (eine für Mathilde und eine fürs Allgäu-Feeling)


    Viele Grüße von Annabas :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Annabas ()

  • ohje, das ist ja ein vernichtendes Urteil ;)
    So schlecht fand ich das Buch gar nicht, obwohl ich beim Lesen der Rezension doch in vielen Punkten zustimmen muss.


    Aber bei mir hat das Buch halt wahrscheinlich den Allgäu-Bonus, ich leb ja selber dort.


    Ich werde mir, wenn ich mal Zeit haben sollte, die Vorgängerbände organisieren und mir mal die Vorgeschichte zu Walcher und Mathilde anlesen!

    LG, Dani


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  • Das Buch beginnt mit einem Zeitsprung zurück in das Jahr 1902. Anhand der Geschichte eines Hütejungen wird deutlich, wie grausam und brutal es auf dem Korbach-Hof zugegangen ist. Das killt leider auch etwas die Spannung, denn man weiß als Leser von Anfang an, um was es geht und wer die Täter sind, ähnlich wie bei Columbo.


    Bei dem Ermittlergespann sorgt Mathilde für einen Schuss Mystik mit ihren Ahnungen und Träumen und Robert Walcher übernimmt den bodenständigen Part, der nicht an Mathildes Fähigkeiten glauben will.


    Um der Geschichte einen Hauch von Authenzität zu verleihen werden immer wieder komplette Sätze im allgäuer Dialekt eingestreut mit denen ein norddeutscher Leser so seine Probleme haben dürfte. Zum besseren Verständnis gibt es im Anhang ein Glossar.


    Insgesamt ist es eine sehr düstere Geschichte in der oft eine beklemmende Stimmung herrscht, die zum Glück von Mathilde und Walcher aufgelockert wird.


    Eigentlich habe ich nichts gegen einen Schuss Mystik in einem Buch, und was Mathilde betraf, fand ich das auch noch ganz ok. Als es allerdings dauernd um das personifizierte Böse ging und das Wesen der Täter, war es mir doch etwas zuviel und unglaubwürdig.


    Zwischendurch hat die Handlung ein paar Längen und was ich von der eingestreuten Liebesgeschichte halten soll weiß ich nicht so recht. Sie plänkelt so vor sich hin und wird wahrscheinlich im Folgeband weitergeführt. Da merkt man deutlich, dass es sich hier um eine Reihe handelt.


    3ratten


    LG, Aurian