Klaus Kordon - Krokodil im Nacken

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  • Klaus Kordon - Krokodil im Nacken


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    CTV, 2005, 800 Seiten


    Inhalt/Klappentext
    Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Mit seiner Frau Hannah und den beiden Kindern bei der Republikflucht gestellt, steht Manfred Lenz am Nullpunkt. Vier Monate Einzelhaft hinter Gittern. Zeit genug, sein Leben zu rekapitulieren. Bilder werden wach, Erinnerungen. Wie die an die Düfte, die ihn als kleiner Junge zu Witwe Krauses Seifenladen oder Schuster Schmiedepfennig am Prenzlauer Berg zogen. Auch beim Einmarsch sowjetischer Panzer am 17. Juni 1953 war er dabei. Sein Vater war gefallen, die Mutter betrieb eine Eckkneipe, wo sich ein buntes Völkchen tummelte, aus dessen Stammtischdebatten sich Manni seine ersten Reime auf die Welt machte.
    Dann, nach dem frühen Tod der Mutter, das Kinder- und Jugendwohnheim, wo man ihn zu einem »klassenbewussten Jugendlichen« erziehen wollte, der stumpfsinnige Drill in der Volksarmee: Immer wieder bekam Manfred Lenz in den kommenden Jahren den Konformitätsdruck zu spüren. Doch das Leben hatte auch seine schönen Seiten: Kino und Rias-Tanzorchester, die Liebe zu Hannah, und es deutete sich sogar eine Karriere an: Er durfte ins Ausland reisen, nach Indonesien! Lenz hätte zufrieden sein können, vielleicht sogar glücklich, nach dem Prager Frühling 1968 aber sitzt ihm seine innere überzeugung wie ein Krokodil im Nacken …


    Wie kam die Geschichte in meine Hände?
    Ich bekam das Buch von meiner besten Freundin zu Weihnachten geschenkt.


    Meine Meinung
    Aus dem Stasi Untersuchungsgefängnis erzählt uns Manfred Lenz seine Geschichte. Vom Aufwachsen in einer Kneipe in der Nachkriegszeit, der Mutter und den Brüdern, den Jugendheimen, dem Versuch sich in der DDR anzupassen, von Hannah und den Kindern und dem Fluchtversuch. Die Erzählungen in der Vergangenheit sind chronologisch und werden nur von den Geschehnissen in der Gegenwart unterbrochen, von den Verhören, den Mitgefangenen und den Gedanken von Manfred Lenz.


    Ich bin seit früher Jugend ein großer Klaus Kordon Fan, er hat mir die deutsche Geschichte näher gebracht, wie kein Schulunterricht es vermochte. Und auch mit diesem Buch ist ihm wieder ein guter Einblick gelungen. Manfred Lenz ist ein sympathischer Typ und man kann dank Kordons Schreibweise seine Gedankengänge und Sorgen gut nachvollziehen. Man beginnt mit ihm zu fiebern, wird er angeklagt? Entlassen? Darf er ausreisen? Was passiert mit Hannah und den Kindern?


    Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, allerdings glaube ich, ich bekomme eine Krise, wenn ich das Wort Klassenfeind noch einmal höre. Klaus Kordons Art zu schreiben und mir die Gedankenwelt eines Zeitzeugen der DDR näher zubringen, hat mich einmal mehr überzeugt.


    Bewertung:
    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ich habe das Buch von einem Kommilitonen geschenkt bekommen und da ich wusste, dass du, Ninette, sehr begeistert davon warst, habe ich mich sehr auf das Buch gefreut - zurecht.
    Ich bin sehr schleppend zwar voran gekommen, was aber vor allem mit der letzten Zeit zusammenhing., Aber die letzten paar hundert Seiten habe ich dann auch in einem Rutsch gelesen.
    Das Buch überzeugt in seiner Alltagsschilderung der DDR - und zwar nicht nur der Inhaftierten Flüchtlinge und deren Gründe, sondern auch wie das Leben (in der Kindheit und Jugend) auf sie gewirkt hat, was ihnen gefallen und nicht gefallen hat, wie es ihnen dort ergangen ist. Ich fand es richtig gut, dass Kordon eben nicht alles Schlechte der DDR in die Schuhe geschoben hat und die BRD wie das Gelbe vom Ei präsentiert hat. Manfred Lenz, der Protagonist, setzt sich kritisch mit den beiden Staaten auseinander, sieht das Schlechte dort und hier und wägt ab. Toll wurde dabei herausgearbeitet, dass es für ihn persönlich gegangen wäre - das Leben in der DDR, aber das er seine beeinflussbaren Kinder keiner Gehirnwäsche unterziehen lassen wollte, die gefolgt wäre und die Kinder - verständlicherweise - nicht nachvollziehen können.
    Die Sprache Kordons ist dabei flüssig zu lesen, aber es sind keine einfachsten Kinderbuchsätze, was es für mich immer wieder ansprechend gemacht hat.
    Alles in allem ein wunderbares Jugendbuch und gewiss nicht das letzte von Kordon!


    5ratten

  • Klaus Kordon ist für mich einer der besten Autoren die für jugendliche Schreiben. Ich finde das er eine Herangehensweise an Geschichte hat die dafür sorgt das man sich auch noch über den Romaninhalt hinaus damit auseinander setzt. Trotzdem hat man auch einfach eine richtig gut erzählte Geschichte und ich konnte bei jedem seiner Romane nie aufhören zu lesen.
    Krokodil im Nacken ist übrigens stark autobiographisch geprägt. Der Autor hat nah eigener Aussage sehr lange gebraucht sich mit der Thematik überhaupt auseinander zu setzen. Das kann ich sehr gut verstehen. Solche Erlebnisse graben sich tief ein und lassen einen nicht mehr los. Ich bin froh das er sich doch entschieden hat darüber zu Schreiben.
    Es gibt übrigens eine Fortsetzung:
    Auf der Sonnenseite

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  • Ach cool, danke für den Tipp mit der Fortsetzung. Fand es ein wenig schade, dass man nichts über das Leben in der BRD und die Wiedervereinigung mit den Kindern lesen konnte. :)

  • Ich erinnere mich, dass es mir so ging wie dir, Avila. Ich habe mich auch eher im Schneckentempo durch das Buch bewegt, obwohl es spannend und gut geschrieben ist. Vielleicht hängt das mit der Thematik zusammen?


    @Holden
    Danke für den Tip. Das schreibe ich gleich mal auf meinen Zettel.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen: