Geraldine Brooks - Die Hochzeitsgabe

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    Zur Autorin
    Geraldine Brooks wurde 1955 in Sydney geboren. Sie bereiste elf Jahre lang als Auslandskorrespondentin des Wall Street Journal verschiedene islamische Länder, darunter Bosnien, Somalia und den Mittleren Osten. Für ihre Reportagen über die palästinensische Intifada, den Iran-Irak-Konflikt und den Golfkrieg wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
    Mit ihrem ersten Roman "Das Pesttuch" gelang ihr ein fulminantes Debüt. 2006 erhielt sie für "Auf freiem Feld" den Pulitzer Preis.


    Zum Inhalt
    Hanna Heath, gebürtige Australierin und Buchkonservatorin, erhält eines nachts das Angebot ihres Lebens. Ein israelischer Kollege bietet ihr an nach Sarajevo zu reisen um dort die wiederentdeckte Haggadah zu bearbeiten. Es ist das Jahr 1996 und Sarajevo ist gezeichnet vom Krieg, der erst vor kurzem zu Ende ging. Während des Bosnienkriegs war die berühmte Haggadah verschwunden und nun in einem Schließfach wieder aufgetaucht. Gerettet von einem Bibliothekar des Museums, in dem sie ausgestellt war. Die UN hat es übernommen die Arbeiten an diesem historischen Manuskript zu überwachen. Auch der Bibliothekar, Ozren Karaman, ist stets an ihrer Seite.


    Stück für Stück untersucht Hanna das Schriftstück und entdeckt viele Kleinigkeiten, die vielleicht mehr Aufschluss über die Entstehung und den Weg des Buches geben können. Die Konservierung ist bald abgeschlossen und Hanna verlässt Sarajevo und Ozren, mit dem sie eine lose Beziehung einging. Sie hat andere Verpflichtungen und will dabei allerlei Personen für die Analyse der Fundstücke gewinnen.


    So verfolgt man als Leser wie Hanna Teil für Teil den einzelnen Experten vorlegt und deren Meinung dazu erfährt. Die Kapitel der Gegenwart mit Hanna wechseln sich mit Kapiteln der Vergangenheit ab, in denen die Autorin jeweils eine Geschichte erzählt, wie es hätte sein können.
    Hannas Geschichte ist geprägt durch einen Mutter-Tochter-Konflikt und ihre mangelnde Beziehungsfähigkeit. Auch die Vergangenheit einer anderen Person spielt noch eine Rolle.



    Die Haggadah von Sarajevo ist ein wirklich existierendes Buch, das etwa 1350 in Spanien entstanden ist. Durch die Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 gelangte es scheinbar über Venedig nach Sarajevo, wo sie 1894 von einer jüdischen Familie zum Kauf angeboten wurde. Über einen Umweg über Wien gelangte sie dann zurück nach Sarajevo, ins dortige Museum.


    Geraldine Brooks hat in ihrem Nachwort erklärt, was historisch bewiesen und was frei erfunden ist. Eingebettet in die Rahmenhandlung schildern Episoden die Geschichte der Haggadah, die immer weiter in die Vergangenheit zurückgeht.
    Religionskonflikte, Handwerkskunst und vieles mehr ist Thema dieser Einschübe, die Brooks nur anhand der einzelnen Spuren zu spannenden Geschichten gesponnen hat. In wie weit die historischen Beschreibungen der Wahrheit entsprechen vermag ich nicht zu sagen. Allein was die Convivencia betrifft gehen die Meinungen zu früheren Ansichten inzwischen auseinander. Toleranz ist jedenfalls das Thema dieses Buches.
    Parallel dazu verfolgt man in der Rahmenhandlung den fiktiven weiteren Werdegang des Manuskripts. Hier hat die Autorin manches Mal etwas zu dick aufgetragen.Eine Wendung dabei war schon fast zu viel des Guten. Die Geschichte hat auch so genug an Interessantem zu bieten.


    In meiner Ausgabe war zusätzlich ein Gespräch mit Geraldine Brooks über die Entstehung des Buches enthalten. Ebenso eine gekürzte Fassung eines Essay der Autorin vom 03. Dezember 2007 für die Ausgabe des New Yorker mit dem Titel Das Buch-Exodos. Die zweifache Rettung in Sarajevo während des Zweiten Weltkriegs.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Wow, was für ein beeindruckendes Buch, das ich da aus den Tiefen meines SUBs ausgegraben habe! Die australische Autorin Geraldine Brooks, die ich schon durch ihren wunderbaren Roman „Das Pesttuch“ kennen lernen durfte, erzählt hier die Geschichte der Sarajevo-Haggada, die in großen Teilen auf wahren Tatsachen beruht. Sehr treffend jedoch erwähnt die Autorin im Epilog ihres Buches: „Hätte ich die Geschichte ohne begleitende Romanhandlung erzählt, keiner hätte mir geglaubt.“ So wagt Geraldine Brooks nun den Schritt, die weite Reise der Haggada zu beschreiben – einem Buch, das im religiösen Leben der Juden Erzählung und Handlungsanweisung für den Seder am Erev Pessach, dem Vorabend des Fests der Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei ist. Sie geht dabei ganz geschickt vor, indem sie die Reise rückwärts antritt, d. h. sie beginnt im Zweiten Weltkrieg und arbeitet sich Station für Station ins Entstehungsjahr im frühen 14. Jahrhundert zurück. Nebenbei erzählt sie natürlich auch die Geschichte von Hanna, der Buchrestauratorin aus Sydney. Hanna, die dieses Buch auf Herz und Nieren untersuchen darf. Hannas Geschichte, die gespickt ist, mit allem, was einen guten Roman ausmachen kann. Sie enthält eine Mischung aus Historie, Crime Scene Investigation vom Feinsten aber auch eine verkorkste Mutter-Tochter Beziehung, die das ganze doch sehr menschlich erscheinen lässt.

    Man sieht, ich bin begeistert von diesem tollen Buch und möchte hiermit eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Ich freue mich schon auf das nächste Buch der Autorin.

  • Auf dieses Buch bin ich ja mal wärend eines Literaturschocktreffens in Frankfurt gestoßen :breitgrins: Seitdem interessiert es mich ja sehr. Ich hoffe das ich dieses Jahr noch davon berichten kann! :)

    Und? Hast du es inzwischen gelesen? ;)