Andis kleiner Bruder ist gestorben und das hat ihre Familie zerstört. Der Vater flüchtet sich in die Arbeit, ihre Mutter nimmt nur noch ihre Bilder wahr, ist ansonsten schwer depressiv und Andi selbst interessiert sich auch nicht mehr für ihre Freunde oder die Schule, nur ihre geliebte Musik gibt ihr noch ein wenig Halt. Als ihr Vater den Zustand seiner Familie schließlich wahrnimmt, zwingt er Andi, ihn nach Paris zu begleiten, dort soll sie endlich ihre Facharbeit für die Schule schreiben – ihre letzte Chance auf einen Abschluss. Im Haus der französischen Freunde findet sie das Tagebuch eines jungen Mädchens, aus der Zeit der französischen Revolution, die ebenso verzweifelt scheint wie Andi selbst und dank ihr und der Musik macht Andi schließlich kleine Schritte zurück ins Leben.
Musik ist ein zentraler Bestandteil dieses Buchs und wie Donnelly über sie schreibt, mit welchem Enthusiasmus, hat mir am besten gefallen. Der Komponist aus dem 18. Jahrhundert, über den Andi ihre Hausarbeit schreiben will, wird unglaublich lebendig dargestellt, die Zusammenhänge und Einflüsse, die sie in verschiedenen Musikstücken aus den unterschiedlichsten Stilen ausmacht und ihm zuschreibt wirken so realistisch, dass man unwillkürlich nachforschen will, ob es diesen Komponisten womöglich wirklich gab. Wäre ich etwas musikalischer, hätte ich mir vermutlich auch einige der genannten modernen Stücke noch einmal angehört und versucht, die erwähnten Gemeinsamkeiten herauszuhören. Leider besteht nicht das ganze Buch nur aus Andi und ihrer Musik, sondern da gibt es auch noch dieses Tagebuch, in dem eine ungefähr Gleichaltrige ihr Schicksal während der französischen Revolution beschreibt. Andi wird vollkommen von diesen Erlebnissen gefangen genommen, ich war nicht so sehr interessiert daran, auch wenn ich die Geschichte, in einem rein historischen Roman und dementsprechend tiefer ausgearbeitet, vielleicht sogar gemocht hätte. Hier störte sie für mich eher den Erzählfluss rund um Andi, deren Schicksal mich viel mehr interessiert hat.
Am Störendsten an diesem Buch empfand ich allerdings die ins Übersinnliche abdriftende Verbindung, die die Autorin gegen Ende zwischen den beiden Handlungssträngen herstellt, das hätte sie meiner Meinung nach wirklich anders lösen sollen.
Jennifer Donnelly hat diesen Roman als „Young Adult“ veröffentlicht und wenn man das bei der Beurteilung zugrunde legt, ergibt sich meiner Meinung nach ein insgesamt ganz ordentliches Buch, mit einigen Plotschwächen, aber dafür einer interessanten Hauptfigur und viel, viel Liebe zu Musik.