Michael Dibdin - Cabal/Himmelfahrt

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    Aurelio Zen hat mal wieder einen Spezialauftrag: ein Mann ist aus der Kuppel des Petersdoms in den Innenraum der Kirche gestürzt und dabei zu Tode gekommen. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, und eigentlich erwarten die Sicherheitsbehörden des Vatikans von ihrem italienischen Kollegen nur, dass er diese Lesart in einem offiziellen Bericht bestätigt - handelt es sich bei dem Toten doch um einen Adeligen, Fürst Ludovico Ruspanti.


    Zen hat aber schon gleich am Tatort so seine Zweifel an der Darstellung der Ereignisse, findet Indizien, die seine Vermutung stützen, und macht sich schlau über Ruspanti, der offenbar in dubiose Finanzgeschäfte verwickelt war. Und was hat es mit einer Organisation auf sich, die sich "Cabal" nennt, anscheinend eine Art Geheimbund mit Macht und Einfluss? Steckt diese Vereinigung dahinter, dass plötzlich der Beamte der vatikanischen "Vigilanza", der Ruspanti gefunden hat, ebenfalls ums Leben kommt?


    Auch der dritte Fall für Dibdins Serienhelden Aurelio Zen ist ein Genuss für Liebhaber guter Krimis. Zen, der sympathische Antiheld, ermittelt diesmal im und um den Vatikan, wobei er nicht nur Vorsicht walten lassen muss, weil die Kirche natürlich keine schlechte Presse brauchen kann, sondern auch die Verteilung der Kompetenzen eine heikle Angelegenheit ist, denn schließlich sind italienische Ermittler im Vatikanstaat nur geduldete Gäste.


    Dass Zen auf eigenwillige Art und auf eigene Faust Untersuchungen anstellt, kennt man inzwischen, doch auch diesmal macht es wieder Spaß zu lesen, wie er seine Beziehungen spielen lässt, um auf unorthodoxe Weise zu recherchieren, und dabei interessante Entdeckungen und merkwürdige Bekanntschaften macht. Auch dieser Fall ist voller wirklich überraschender Wendungen.


    Was ich aber, ganz abgesehen von den originellen und spannenden Kriminalfällen, an dieser Serie so mag, sind die liebevoll gezeichneten kleinen Szenen aus dem italienischen Alltag - ob mit Zens Mutter, mit Tania (die er in diesem Band im Verdacht hat, ihm etwas zu verheimlichen, weil sie sich neuerdings recht seltsam benimmt) oder auf dem Polizeirevier - und auch die Darstellung der politischen und bürokratischen Gegebenheiten, die in Italien schon recht speziell sein können.


    Wieder ein gelungener Mix aus Spannung, Zwischenmenschlichem und ironischem Humor!


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Ein Mann stürzt im Vatikan zu Tode. Die Angelegenheit wird als Selbstmord dargestellt, doch schnell vermuten die Zeitungen ein Komplott. Zen soll die Wahrheit herausfinden, dabei macht er sich viel mehr Gedanken um seine Beziehung zu Tania.


    Zen und seine Beziehungen: Seltsamerweise ist er in seinem Privatleben und im Umgang mit Kollegen sehr viel misstrauischer als im Umgang mit den Personen, denen er im Verlauf seiner Ermittlungen begegnet. Fast naiv bezweifelt er keine der Aussagen, die ihm gegenüber gemacht werden, während private Bemerkungen stets auf Doppeldeutigkeiten und versteckte Bedeutungen überprüft und solange hin und her gedreht werden, bis ein Verdachtsmoment entsteht. Das könnte natürlich daran liegen, dass auch er selten die Wahrheit sagt, sondern lieber etwas, was ihn gut dastehen lässt und ähnliches Verhalten von seiner Umgebung erwartet. Spaß macht das nicht, so kann man doch nicht leben. Demzufolge hat Zen mich in diesem Band ein wenig genervt, dazu kam noch, dass sein Kadavergehorsam gegenüber der Kirche für mich nicht nachvollziehbar war – das ist mir wohl zu katholisch.


    Passend zu dem Ganzen war natürlich, dass das eigentliche Motiv für das Verbrechen in einer völlig anderen Richtung als der vermuteten zu suchen war – diesmal hat Zen schon Kommissar Zufall als Assistenten benötigt.


    „Cabal“ war mir zu religiös und Zen zu falsch – ich hoffe mal, der nächste Band gefällt mir besser.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


  • dazu kam noch, dass sein Kadavergehorsam gegenüber der Kirche für mich nicht nachvollziehbar war – das ist mir wohl zu katholisch.


    Den muss man nicht mögen (ich fand das auch etwas schwierig nachzuvollziehen), aber ich halte ihn nicht für unwahrscheinlich, in Italien Anfang der 90er Jahre. Die Kirche hatte (bzw. hat wohl auch heute noch) dort immer noch einen speziellen Stellenwert.


    (Dieser Fall war in der Verfilmung übrigens ziemlich stark verändert und mMn besser als im Buch, da fehlte dieser Teil nämlich komplett.)

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