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Erschienen erstmals 1928, also nicht mehr ganz taufrisch, aber trotzdem erstaunlich gut.
Das Buch ist eine Sammlung von Episoden, die der Erzähler, ein Schriftsteller, der sich für den britischen Geheimdienst während des ersten Weltkriegs anwerben lässt, durchlebt. Zusammengehalten wird die Sammlung durch die zwei Hauptpersonen, nämlich den Ich-Erzähler Ashenden (so lautet übrigens der Originaltitel) und seinen Führungsoffizier "R." Das Buch ist offensichtlich stark autobiografisch orientiert, der Autor selbst arbeitete in derselben Zeit für den MI6.
Die Stärken des Buches liegen in der flüssigen Erzählweise, in der wohldosierten Ironie und in der präzisen Zeichnung der Charaktere. Der Realismus in den einzelnen Episoden ist so scharf, dass man ihn schon fast Fotorealistisch nennen könnte. Bei aller Kuzweiligkeit hat das Buch aber auch auf einer anderen Ebene manchmal einen erstaunlichen Tiefgang. Es ist nicht verkehrt, wenn man die europäischen Moralphilosophen, vor allem J.J. Rousseau, parat hat. Die Geschichte des ersten Weltkriegs sollte zumindest in Grundzügen bekannt sein.
Die aktuellste Edition als Diogenes-TB trägt den Titel "Ashenden oder Der britische Geheimagent". Meine ältere Hardcover-Ausgabe lief noch unter "Ein Abstecher nach Paris".
Maugham nannnte sich selbst einen der besten der zweitklassigen Autoren. Das ist ohne weiteres vertretbar. Graham Greene, Ian Fleming und John Le Carré zählten zu seinen Bewunderern, und wer für deren (etwas jüngere) Bücher etwas übrig hat, sollte sich gerne auch einmal an William Somerset Maugham's Abstecher nach Paris versuchen. Ashenden gehört in diesem Genre sicher zu dem besten, was man lesen kann - im Sinne eines gestochen scharfen Realismus.
Übrigens ist die erste der Episoden, in der ein seltsamer Ex-General aus Mexiko darauf angesetzt wird, einen deutschen Kurier in Italien abzufangen und auszuschalten, die literarische Vorlage zu Alfred Hitchcock's "Secret Agent" von 1936.