Andreas Brandhorst - Die Stadt

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 3.057 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stormcrow.

  • Hallo liebe Literaturschockler.
    Habe gerade festgestellt, dass es zu diesem genialen Buch noch nichts hier im Forum gibt. :gruebel:
    Nun, zumindest hat die Suchfunktion nichts ausgespuckt. Aber ok, dann fange ich eben an.



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    Andreas Brandhorst - Die Stadt


    Laut Amazon:


    Zwischen Himmel und Hölle – der neue Andreas Brandhorst
    Nach einem Unfall ist es für Benjamin Harthman, eines der Opfer, schon zu spät: Er ist tot. Doch dann wacht Harthman wieder auf, mitten in einer seltsamen Stadt, einer Stadt voller verstorbener Menschen. Ist es das Paradies oder gar die Hölle? Benjamin Harthman macht sich auf die gefahrvolle Suche nach dem Geheimnis dieses seltsamen Ortes …



    Zum Buch:


    Ein Phantastik-Thriller der zum Nachdenken animiert.


    Als Benjamin Harthman an seinem vierzigsten Geburtstag stirbt und in einer dubiosen Stadt im Jenseits erwacht muss er erkennen, dass nichts seinen früheren Vorstellungen vom Tod entspricht. Aber nicht nur das. Während er versucht sich zwischen den verschiedenen Gesellschaftsgruppen zu orientieren und mehr als nur einmal um sein blankes Dasein kämpfen muss, suchen ihn immer wieder dunkle Schattengestalten und Erinnerungsfetzen an sein gelebtes Leben heim. Diese verwirrenden Erinnerungsstücke, gemischt mit seinem Bestreben einen Ausweg aus dieser düsteren Stadt mit all ihren Gefahren zu finden, reißen nicht nur ihn in einen Strudel aus Ereignissen. Denn nichts scheint so wie zunächst gedacht.


    Meine Meinung:


    Trotz der gut gestrickten Geschichte, die sehr fesselnd und voller dunkler, stimmungsvoller Spannungsmomente war, gefiel mir das Buch vor allem wegen seiner philosophischen Auslegung. Komplex und sehr gehaltvoll hat es Andreas Brandhorst geschafft mich über weite Strecken immer wieder zu tiefgründigen Überlegungen zum Thema „Das Leben danach“ zu animieren. Diese Thematik, gemischt mit der Darstellung von sehr unterschiedlichen Charakteren, die jeweils auf ihre ganz eigene Art und Weise mit der jenseitigen Situation versuchen umzugehen, machten diesen Roman für mich so unglaublich intensiv. Immer wieder hielt ich inne, um eine besonders interessante Sichtweise mit meinem Partner zu diskutieren. Durch „Die Stadt“ angeregt entstanden wunderbare Thesen und Betrachtungen, die mir der Autor durch sein Werk als zusätzlichen Bonus bot. Aber auch die Handlung konnte mich begeistern, da ich bis zum Schluss nicht hinter das Geheimnis der Wirrungen blicken konnte. Da blieb immer jede Menge Platz für herrliche Spekulationen. Was mir auch noch gut gefallen hat, war die Perspektive der Erzählung selbst. So beging ich als Leser den Weg des Geschehens gemeinsam mit dem Protagonisten Benjamin, der nach Kräften versucht nicht im Status Quo dieser Stadt hängen zu bleiben, sondern versucht hinter die Dinge zu schauen. Ein Unterfangen welches natürlich nicht folgenlos bleib. Dabei empfand ich es als äußerst positiv, dass Benjamin nicht wie ein Superheld herüber kam sondern stets menschlich blieb.
    Es war ganz sicher keine Geschichte, die man einfach so weglesen sollte. Sprachlich und vor allem angeregt durch die verschiedensten Denkanstöße, die vom Autor richtig gut in die Geschichte eingebettet waren, ohne schulmeisterlich zu sein, stellte sich dieser Phantastik-Thriller als ein Werk mit sehr viel Tiefgang dar. Stets wurde ich animiert auch einmal zwischen den Zeilen zu lesen und meinen eigenen Gedanken zu lauschen, die hier mächtig zu tun bekamen. Kurz: Ein unglaublich gutes Buch mit Sogcharakter, welches einem weitaus mehr als nur eine spannende Story bietet, wenn man nur bereit ist hinzuhören.


    Für mich ein absoluter :tipp:
    Fünf Ratten wären eher zu wenig.

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hier ist auch meine Meinung:


    Klappentext
    Ausgerechnet an seinem 40. Geburtstag hat Benjamin Harthman einen furchtbaren Autounfall. Jede Hilfe kommt zu spät – Harthman stirbt. Doch kurz darauf kommt er wieder zu sich : inmitten einer bizarren Stadt, einer Stadt voller „toter“ Menschen. Ist er im Paradies? Oder in der Hölle? Oder ist das alles womöglich eine gigantische Täuschung – und Harthman ist gar nicht tot? Er macht sich auf, das Geheimnis dieser fantastischen Stadt zu ergründen.


    Meine Meinung
    Dieses Buch hat mich total begeistert und ich bin auch bis jetzt noch nicht wieder vollständig daraus herausgetaucht, so sehr halten mich die Worte und Bilder noch gefangen.


    Der Leser wird hier gemeinsam mit dem Protagonisten Benjamin in eine geheimnisvolle und düstere Stadt entlassen und ist wie dieser verwirrt und beeindruckt zugleich von der unheimlichen und geheimnisvollen Umgebung. Gemeinsam mit Ben stellt man sich die Frage, warum man dort „lebt“ , obwohl man doch eigentlich tot ist, wo man überhaupt gelandet ist, was für eine Funktion diese Stadt hat und wie man aus ihr am besten wieder herauskommt. Denn gefährliche Kreaturen wandern im Nebel umher, schwarze Schatten verfolgen einen, Menschen verschwinden und die Bewohner haben sich zudem noch in drei verfeindete Gruppen aufgeteilt. Und jene der großen „Gemeinschaft“ akzeptieren es nicht, wenn man , wie Ben, zu viele neugierige Fragen stellt und sich nicht an die Regeln hält, die angeblich ins Paradies führen sollen. Und so findet er sich bald gemeinsam mit dem Mädchen Louise auf der Suche nach der Wahrheit, die sie unter anderem in ein unheimliches Labyrinth führt.


    Diese Suche, die man zusammen mit Ben unternimmt, ist sehr spannend beschrieben. Eine gruselige, beklemmende und unheimliche Atmosphäre und dabei die große Ungewissheit über den Ort verstärken diese Spannung noch und haben mich richtig mitfiebern lassen. Andreas Brandhorst schafft es dafür auch hier wieder, wie ich es schon von seinen anderen Büchern so liebe, mit seinen Worten sehr eindringliche Bilder und Filme zu schaffen, die mich emotional sehr berühren und langhaltig in meinem Kopf hängen bleiben. Nicht nur einmal habe ich einen Kloß in den Hals oder sogar Tränen in die Augen bekommen, einfach weil eine Beschreibung so traurig schön und intensiv war und damit eine ganz besondere Stimmung zu mir übertragen wurde. Aus irgendeinem Grund treffen seine Worte bei mir immer wieder einen Nerv, auch wenn es manchmal nur ein einziger Satz ist. Sein besonderer Schreibstil insgesamt vermittelt mir eine ganz besondere Stimmung, eine Stimmung, in die ich total eintauchen kann und die mich zudem seine Geschichten eher langsamer lesen lassen, auch wenn die Handlung sehr spannend ist. So auch hier: ich hatte das Gefühl, manchmal wie in Zeitlupe durch die Stadt zu laufen und die vielen Eindrücke, die sie bot, auf mich eindringen zu lassen. Ein seltsames aber schönes Lesegefühl.


    Aber nicht nur die Atmosphäre war hier eine besondere, sondern auch die Gedanken und Fragen , die die Protagonisten, und damit auch mich, beschäftigten. Fragen, die sich über den Tod und was danach kommt drehten. Fragen über das Leben, und was man daraus macht , Fragen über den Sinn des Lebens, wenn es überhaupt einen Sinn gibt, Fragen über sich selbst und das, was man zu verantworten hat und vieles mehr. Diese Gedanken und Gespräche, die Ben und die Menschen in der Stadt untereinander führten, regten auch mich während des Lesens zum Innehalten und Nachdenken an und dies empfand ich als zusätzliche Bereicherung.


    Das Ende hat mir auch sehr gut gefallen und ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich schon mal betone, dass es kein „Alles nur geträumt“- Ende geben wird. Es sind noch einzelne Fragen offen, aber das passt für mich sehr gut zur Geschichte, denn wie kann man beim Thema Leben und Tod schon totale Gewissheit bekommen? Eine endgültige Aufklärung hätte für mich nicht zum Grundgefühl der Handlung gepasst. Ich finde es gut, wenn noch etwas Spielraum für eigene Interpretationen bleibt. Und außerdem ist es nie verkehrt, wenn noch etwas Stoff übrig bleibt für eine Fortsetzung! :zwinker:


    Das Buch bekommt auf jeden Fall die volle Punktzahl (apassionata hat Recht, man bräuchte eigentlich ein paar mehr :breitgrins: ) und ist ein Buchtipp für alle, die außer einer spannenden Handlung in besonderer Atmosphäre auch noch gedankliche Anregungen bekommen wollen.


    5ratten:tipp:

  • Hallo Ihr Lieben,


    ok, ihr seid schuld: Das Buch ist schon bestellt! :pueh: Bei diesen positiven Meinungen kann ich gar nicht wiederstehen! :schuld: :breitgrins:


    Und jetzt im Ernst: Vielen lieben Dank für diese tollen Rezis, das Buch ist wirklich bestellt und ich muss es wohl auch bald lesen! :klatschen:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • :breitgrins:
    Tammy, du wirst sicher nicht enttäusch. :zwinker:
    Und für zusätzliche Anregungen kannst du parallel ja immer noch in die Leserunde hineinspiken (schauen).
    Viel Spaß beim Lesen... :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi


  • Hallo Ihr Lieben,


    ok, ihr seid schuld: Das Buch ist schon bestellt! :pueh: Bei diesen positiven Meinungen kann ich gar nicht wiederstehen! :schuld: :breitgrins:


    Zwar noch nicht ganz bestellt, aber ansonsten schliesse ich mich an. Ganz gross auf der Wunschliste, gestern knapp an einem (im Vergleich zu meinem online-Versandhaus viel zu teuren) Spontankauf vorbeigeschlittert. :zwinker:


    Aber nur damit ich richtig verstehe: Das ist schon ein eigenständiges Buch und nicht die Fortsetzung von irgendetwas, das man vorher gelesen haben sollte, oder?

  • Ja, es ist ein eigenständiges Buch, Stormcrow. :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Das klingt wirklich sehr verlockend. Ihr habt es mal wieder geschafft, meinen Wunschzettel zu erweitern ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, es ist ein eigenständiges Buch, Stormcrow. :winken:


    Ok, das ist gut. Ich war etwas verwirrt, weil das Cover von Äon mir irgendwie ähnlich schien, aber dann stand hier (und auch sonst nirgends auf den Beschreibungen) nichts von Reihe, da dachte ich, ich frage jetzt doch mal. Hehe, wahrscheinlich hat der Verlag einfach Freude daran, alles gleich aussehen zu lassen. Was ja irgendwo auch gut ist. (Sind die Regale einheitlich). :zwinker:

  • Meine Meinung


    Das Buch erzählt vordergründig eine spannende Geschichte über das Leben nach dem Tod. Der Protagonist Ben landet nach seinem Ableben in einer merkwürdigen Stadt. Hier, in einer düsteren, mysteriösen Umgebung trifft er auf eine Reihe Menschen, die das gleiche Schicksal erlitten haben.
    Als Leser wird man gleich von Anfang an in eine unheimliche Geschichte hinein gezogen, die vom Autor in spannender Weise erzählt wird.
    Langeweile kommt nicht auf, im Gegenteil, ich hatte immer wieder Mühe, das Buch aus der Hand zu legen.


    Aber es wird nicht nur eine spannende Geschichte erzählt. Das Buch wirft auch tiefergehende Fragen auf, die den Leser noch nach dem Ende des Buches weiter beschäftigen. Und darin liegt für mich der Reiz des Buches. Es lässt viel Platz für eigene Überlegungen und Spekulationen. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Wie wahrscheinlich ist das Bild einer Stadt, in die man im Leben nach dem Tod kommt? Welchen Sinn hätte eine solche Stadt? Eine Prüfung, wie ein Teil der Protagonisten glaubt, in der Gut von Böse getrennt wird? Viele Fragen, die die Menschen seit Anbeginn beschäftigen, sind in die Geschichte eingebettet. Mit so viel Tiefgang hatte ich dann doch nicht gerechnet.
    Doch gerade diese Fragestellungen machen das Buch sehr interessant und lesenswert.


    Das Ende selbst passte für mich sehr gut. Die Geschichte wird nicht gänzlich abgeschlossen, sondern bietet Raum für einen Anfang (und eine eventuelle Fortsetzung). Es bleiben einige Fragen offen, die dem Leser noch Platz für eigene Überlegungen lassen. So etwas gefällt mir.


    Für mich volle Punktzahl und das Buch ist ein: :tip:

  • Durch den Klappentext neugierig geworden, landete das Buch kürzlich auf meinem Wunschzettel. Die Leserunde drüben war letztendlich Schuld daran, dass ich es mir kaufte.
    Nachdem "Diamant" für mich ein großes Fiasko war, wurde ich umso neugieriger auf Brandhorsts Mystery-Thriller - und ich hätte das Buch schon viel schneller beendet, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.


    Was für ein Buch! Ich finde es in höchstem Maße philosophisch. In dem Plot sind derart viele Gedanken und Theorien über den Tod und das Leben verwoben, dass ich Mühe hatte, mit der Leserunde Schritt zu halten.
    Zuerst war ich ein ganz kleines bisschen erschrocken, als mir dämmerte, was der Kern des Buches sein könnte, doch Brandhorst gelingt es mühelos, das Thema mit dem nötigen Respekt zu behandeln, ohne taktlos zu werden.
    Die Bildsprache ist klasse, durch die Schreibweise entstehen Szenen im Kopf, die so manchen Kinofilm in den Schatten stellen könnten, und die Spannung zieht sich durch das komplette Buch, das mit relativ wenigen Charakteren auskommt.


    "Die Stadt" war für mich Lesegenuss pur, und ich bedauerte, dass das Buch so schnell ein Ende fand. Auch ich wäre einer Fortsetzung gegenüber ganz und gar nicht abgeneigt. :zwinker:
    Der Roman hat mich derart begeistert, dass ich drauf und dran bin, dem Kantaki-Universum eine zweite Chance zu geben, damit ich vielleicht auch dort entsprechend anregende Gedanken zwischen den Zeilen finden kann.


    4ratten & :tipp:

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

    Einmal editiert, zuletzt von Schokomaus ()

  • So, jetzt schaffe ich es doch noch, ein paar wenige Sätze dazu zu sagen. Leider kann ich mich meinen Vorrednern nicht ganz anschliessen. Ob ich mittlerweile einfach zu abgebrüht bin? Die Erklärung, weshalb das Buch mir nicht gefallen hat:


    Die Idee ist klasse. Die Stadt selbst hat mir ebenfalls gut gefallen, die Beschreibungen geben einen guten Überblick. Doch da fangen meiner Meinung nach die Probleme bereits an. Die meisten Umschreibungen erinnerten mich an Filme, andere Bücher und/oder Legenden, die mir sehr bekannt erscheinen. Während dem ganzen Buch dachte ich bei fast jedem Bild, "ha, das sieht aus wie XY", "aha, da hat sich jemand bei AB bedient", "oh und jetzt noch ein bisschen ZT, wie nett...".


    Das sind natürlich total fiese Gedanken, denn Brandhorst hat sich diese Geschichte vermutlich lange überlegt und sich viel mit den darin angesprochenen Thematiken auseinandergesetzt. Jedoch erreicht mich die Umsetzung nicht. Es kommt bei mir nichts an, ich sehe nichts Neues oder Einnehmendes darin. Mir schien das Buch aus unzähligen Elementen zu bestehen, die mir irgendwo vorher schon einmal untergekommen sind.


    Der Duchhänger nach ungefähr einem Drittel machte das auch nicht besser und das kurze Spannungshighlight, in dem der Plot danach noch einmal kurz aufblühte, verglühte sehr schnell wieder. Entsprechend hoffte ich auf einen Schluss, für den sich die Langatmigkeit gelohnt hat, wurde jedoch enttäuscht. Mit einer solchen Vorstellung kann ich nun wirklich ganz und gar nichts anfangen.


    Fazit: Für die tolle Idee, in der vermutlich viel Mühe steckt, ist das Resultat für mein Empfinden schlicht zu oberflächlich.


    2ratten