Willa Cather - Meine Antonia

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    Als zehnjähriges Waisenkind kommt Jim Burden nach Nebraska, um dort bei seinen Großeltern zu leben. Unterwegs trifft er auf die Shimerdas, eine böhmische Auswandererfamilie, deren Ziel ebenfalls die Prärie ist, und freundet sich mit deren Tochter Antonia an. Die Freundschaft bleibt bestehen, als sich Antonias Familie ganz in der Nähe von Jims Großeltern ansiedelt - unter ärmlichsten Bedingungen, in einer Erdhöhle.


    Antonia ist willensstark und kräftig, packt fest mit an, um eine Existenzgrundlage für ihre Familie aufzubauen, insbesondere für ihren Vater, einen Geiger, der eigentlich gar nicht gemacht ist für das rauhe Leben in der Prärie und die Landwirtschaft, doch als sie älter wird, spürt sie, dass sie nicht auf Dauer so leben möchte, und sieht sich nach einer Anstellung als Hausmädchen um.


    Jim wächst seinerseits heran, wird als erster in seiner Familie studieren gehen, macht seine ersten Erfahrungen mit Frauen, versucht seinen Weg im Leben zu finden - und Antonia geht ihm bei alledem nie völlig aus dem Kopf ...


    Es ist schwer, den Inhalt zusammenzufassen. Das Buch lebt vor allem von den leisen, poetischen Schilderungen von Land und Leuten. Ganz unprätentiös und klar stellt Willa Cather den Alltag der Siedler dar, die teils unter unvorstellbar primitiven Bedingungen und schlecht vorbereitet in ein neues Leben starten. Es kommt auch zu einigen dramatischen Ereignissen, die gerade durch die ruhige, unsentimentale Erzählweise sehr eindrucksvoll beschrieben werden.


    Die Gefühle der Hauptfiguren spielen eine eher untergeordnete Rolle bzw. sind eher zwischen den Zeilen herauszulesen, trotzdem sind die Charaktere so einprägsam gezeichnet, dass sie mir noch eine Weile im Gedächtnis bleiben werden, ebenso wie viele kleine, wunderschön beobachtete Szenen.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo!


    Meine Antonia ist ein Buch der leisen Töne, dessen Wirkung bei mir auch nach ein paar Tagen immer noch anhält. Die Geschichte lebt nicht von den Ereignissen, obwohl die teilweise sehr dramatisch sind. Vielmehr lebt sie von den Personen, die die Autorin wunderbar gezeichnet hat.


    Auch wenn sie keine sympathische Frau ist macht Antonias Mutter einen der stärksten Eindrücke auf mich. Wirkt sie anfangs noch schüchtern und dankbar für die neue Chance, so kommt bald eine andere Person zum Vorschein. Sie ist neidisch auf die Besitztümer anderer Leute ohne die harte Arbeit zu sehen, die dahinter steckt. Sie will Dinge geschenkt bekommen ohne selbst etwas zurück zu geben. Ihre Familie scheint ihr egal zu sein, ihr geht es nur um den ältesten Sohn. Seinetwegen mussten alle die geliebte Heimat verlassen was den Vater unendlich traurig macht.


    Antonia ist zerrissen zwischen ihrer Freundschaft zu Jim und der Loyalität zu ihrer Familie. Manchmal konnte ich in ihrem Benehmen deutlich ihrer Mutter sehen, ein anderes Mal stellt sie die Freundschaft über ihre Familie. Trotzdem hält sie unerschütterlich zu ihrem Bruder und seinem Traum vom besseren Leben, auch wenn das manchmal das Aufgeben ihrer Träume wie der Schule bedeutet.


    Aber schließlich scheint auch sie ihr Glück zu finden: während ihrer Arbeit als Hausmädchen entdeckt sie das Tanzen und ist jeden Abend auf dem Tanzboden zu finden, ohne an die Folgen zu denken. Hier habe ich eine sehr trotzige Antonia erlebt. Sie glaubt, sich ihr Vergnügen verdient zu haben und lässt deshalb keinen Kommentar darüber zu. In so einer Situation kommt sie mir wie ein kleines Kind vor.


    Meine Antonia ist definitiv eines der Lesehighlights 2011 für mich.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ganz so begeistert kann ich nicht über das Buch urteilen. Die Landschaft wird sehr schön geschildert, hier entstehen im Kopf mühelos die malerischsten Bilder. Das Spektrum an Personen, die beschrieben werden, ist zwar recht umfangreich, aber genau ist auch das Manko, denn man erfährt nie wirklich viel über den Menschen, der gerade beschrieben wird. Selbst Antonia, die über weite Strecken im Mittelpunkt steht, bleibt immer etwas fremd. Jim erzählt aus ihrem Leben, aber ihre Gedanken und Beweggründe bleiben verschwommen. Alle Personen zusammengenommen ergeben ein schönes Bild der damaligen Kleinstadtgesellschaft, aber der Einzelne bleibt zu sehr außen vor. Da fehlt mir einfach etwas.


    4ratten

  • Hallo!


    Ganz so begeistert kann ich nicht über das Buch urteilen.


    Da dachte ich zuerst "huch, was kommt jetzt?". Aber so schlecht ist deine Bewertung doch nicht, also war doch noch ein bisschen Begeisterung da :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Nein, das Buch gefiel mir schon, nur eben nicht so gut, dass es mehr als 4 Ratten wurden. Diese Auswanderer- und Siedlergeschichten gefallen mir, seit ich als Kind "Unsere kleine Farm" gelesen habe. Ich hätte mir nur etwas mehr Intensität hinsichtlich der Charaktere gewünscht, vor allem bei Antonia, wenn sie schon die Titelfigur ist.


    Liebe Grüße
    Doris

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Das stimmt. Manchmal war Antonia wirklich sehr passiv und auch ein wenig emotionslos. Trotzdem hat sie mich fasziniert.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.