FAZ: Literaturkritik im Videoblog. Ein zarter Flirt mit dem Warenfetisch

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 5.592 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Seychella.

  • Ach, du liebe Güte! Ganz ehrlich, für einen "professionellen" Artikel eines angeblich "professionellen" Literaturkritikers finde ich es ziemlich unprofessionell, auf so persönliche Art und Weise Fans zu verurteilen. Nimue und Alfa drücken das sehr schön aus: Einen nicht gerade weiten Horizont und keine Ahnung. Wie kann er jemals denken, dass es das Ziel eines Vlogs, Blogs oder von mir aus auch Forums (wobei er die ja nicht direkt anspricht) sein kann, fundierte Literaturkritik zu verbreiten? Diese Plattformen sind doch gerade für Fans gedacht, die andere Fans damit ansprechen wollen. Und dem Fan ist eine Aussage à la "ein wunderschönes Buch für alle Zuckerprinzessinnen der Welt" wesentlich mehr wert, als eine steife, sachlich abgehandelte professionelle Kritik aus irgendeiner Zeitung. Zumal ich keine Zeitung lese. Also ich kann ab einer Fan-Rezi anhand der anderen Dinge, die derselbe gelesen hat, wesentlich mehr abschätzen, was mir gefallen könnte oder nicht, als an diesen Profi-Kritiken.


    Ausserdem muss man sich das ja nicht antun, es wird niemand gezwungen, das zu unterstützen, wenn er es nicht will. Gerade "Twilight" finde ich auch doof. Aber ich schaue mir auch keine Vlogs oder Blogs an, die das zelebrieren. Hingegen jemand, der die Reihe gut findet, wird seine Freude daran haben. Soll doch kein Problem sein.


  • Eigentlich tut mir der Herr Maye fast ein wenig leid. Da ist er noch keine 40 Jahre alt (Jg. 72), hat aber keine Ahnung, was in der digitalen Welt vor sich geht und darf sich jetzt schon als abgehängt betrachten.


    An den Aspekt hatte ich noch gar nicht gedacht. Aber recht hast Du.


    Was ich in unserer Diskussion hier schön fand und selbst vergessen hatte zu erwähnen, ist die Leidenschaft. Ich finde es toll, wenn sich junge Leute aus der Generation die gerne mal als Null-Bock-Generation oder kritiklos-verblödende Medienkonsumenten hingestellt wird, so für ein Buch begeistern können, dass sie ein Vlog oder Blog oder was auch immer darüber aufzeichnen/schreiben. Und eine warmherzige, ehrlich empfundene Videorezension einer Vierzehnjährigen, die vielleicht ein bisschen sehr zuckerig oder überschwenglich daherkommt, ist mir allemal lieber als sich selbst so tierisch ernst nehmende Feuilletonisten, die so trocken sind, dass sie wahrscheinlich wie altes Herbstlaub zerbröseln, wenn man sie anfasst.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zu dem ist es doch toll wenn eine mit Leidenschaft gedrehte Videorezi einen Andren im gleichen Alter zum Lesen anregt und auch mal zeigt: Hey Lesen ist toll :breitgrins: ich finde das sollte man unterstützen und nicht runterputzen.
    Zu dem finde ich es auch ganz schön Sexistisch explizit Autorinnen heraus zu nehmen und sie schlecht zu machen. Das kommt für mich sehr Machohaft daher. Schade das es zu dem Artikel keine Lesemeinungen gibt (und das Kommentieren dazu auch nicht möglich ist). Da beugt man einer sachlichen Diskussion gleich im Kern vor und lässt andere Meinungen erst gar nicht gelten...

  • Allein schon die nicht vorhandene Kommentarfunktion hat ein "Gschmäckle".

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Übrigens schade das man diesen Artikel nicht kommentieren kann (wohl in weiser Voraussicht? ...)


    Ja, das habe ich auch gerade frustriert festgestellt... aber andererseits ist es auch gut so, denn auch negative Aufmerksamkeit ist Aufmerksamkeit... und zumindest im Hundetraining tritt "bewertetes Verhalten" in der Regel öfters auf" :zwinker: und einen so grossen "Strafreiz" könnten wir gar nicht platzieren, dass der Herr lernt seine Hausaufgaben zu machen.


    Auch ich empfinde das ganze als arrogant und schlecht recherchiert... der "Bestsellerschrott" hat in meinen Augen einen hohen Anteil daran, dass Menschen Freude an Büchern haben und sich dann vielleicht auch mal an schwerere Werke oder Brocken wagen.


    Eigentlich traurig... wie hier schon gesagt wurde, ich sehe da auch wen, der Angst um sein "Pöstchen" hat... und ich weiss schon, warum ich die FAZ meide... aber ich bin ja auch vor Jahren durch

    Zitat

    gymnasiale(n) Deutschunterricht mit all seinen sozialdemokratischen Höhen und Tiefen

    versaut worden... :breitgrins:

    Gruss Petra

  • Maye arbeitet sich am falschen Gegner ab, meine ich.


    Hier, in einem Forum wie diesem, passieren eigentlich nur Dinge, die ihn wenig bis gar nicht interessieren sollten. Ein Forum ist, wie der Name schon sagt, eine Art Marktplatz, wo man sich trifft und über dies und jenes plaudert. Warum nicht auch über Bücher? Wenn ich mich in ein Cafe setze und mit einem Bekannten über Bücher schwätze, so dass es am Nebentisch jemand mithören kann, geschieht im Grunde auch nichts anderes. Wenn er/sie Lust hat und vielleicht sogar etwas anmerken möchte, kann er/sie sich gerne dazusetzen. Das, Herr Maye, ist ein Forum in nuce. Ich verstehe nicht, wie die professionelle Literaturkritik das allen Ernstes missbilligen sollte. Immerhin führt das nicht wenige Leser dazu, aus einer reinen Konsumhaltung herauszutreten.


    Zum anderen: hier geht es um eine Menge Bücher, für die sich die professionelle Kritik schlicht nicht interessiert. Ich mich auch nicht, aber darüber stänkere ich auch nicht herum. Eines ist jedenfalls sicher: etwas kritischer als Klappentexte fallen die Beiträge hier schon aus. Was Maye in diesem Bereich beanstandet, verstehe ich umso weniger.


    Und ach ja, der Tee! Soll er doch nicht so tun, als rede er mit seinen Vertrauten immer nur über Literatur! Selbst ein Heinrich Heine brachte seinen Widerpart Ludwig Börne manchmal zur Weißglut, wenn er ihm mitten in einem aufgeheizten Tischgespräch etwas von der Suppe vorschwärmte (der Satz "man müsste sie auf Knien essen" ist überliefert :breitgrins: Börnes Wutausbruch übrigens auch)...

    Einmal editiert, zuletzt von Gronauer ()


  • Übrigens schade das man diesen Artikel nicht kommentieren kann (wohl in weiser Vorraussicht? ...)


    Das ist mir auch negativ aufgefallen. Dadurch bin ich aber auf eine Idee für das nächste LS-Magazin gekommen: einen offenen Brief an die beiden Herren, in dem der Artikel richtig schön zerpflückt wird. :breitgrins:

    Einmal editiert, zuletzt von Anja ()

  • Was man auch machen könnte, wären ein paar schöne, gut begründete Leserbriefe an die FAZ schreiben. Ein einzelner Leserbrief bewirkt nichts, der geht unter, aber wenn das viele von uns machen würden, dürfte es schon einen gewissen Effekt haben.


    Und man würde dem werten Autor auch nicht zu viel Aufmerksamkeit erweisen. Man dürfte sich eben nur nicht auf sein Niveau herablassen und z.B. alle Literaturkritiker beschimpfen. Das bringt dann wirklich nichts (und entspricht auch nicht der Realität).



    Das ist mir auch negativ aufgefallen. Dadurch bin ich aber auf eine Idee für das nächste LS-Magazin gekommen: einen offenen Brief an die beiden Herren, in dem der Artikel richtig schön zerpflückt wird. :breitgrins:


    Das wäre auf jeden Fall gut. :klatschen:

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero


  • Ich bin mir auch gerade nicht sicher, ob ich darüber lachen oder mich ärgern soll.


    Das geht mir auch so. Mich regt der Artikel auf, auch wegen dem Tonfall. Es werden einfach alle Vlogger und Blogger pauschal "in die Tonne" getreten. Und dann natürlich der böse Mainstream! :rollen:
    Andererseits kann ich den Artikel aber auch nicht ernst nehmen.
    Und: Danach dürfte ich gar nicht bloggen - gut, dass mir das mal jemand sagt!