Angelika Klüssendorf - Das Mädchen

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.274 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von faxefaxe.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:
    Angelika Klüssendorf erzählt von einem jungen starken Mädchen, das sich herausarbeitet aus allem, was sie umgibt und niederhält: die tyrannische Mutter, die autoritären Lehrer, der bürokratische Staatsapparat.
    Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: Der Vater trinkt und taucht nur sporadisch auf, die Mutter lässt ihre Wut an den Kindern aus, die Klassenkameraden meiden das Mädchen, der jüngere Bruder kapselt sich völlig ab. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Die Bilder aus »Brehms Tierleben«, die sie bewundert, der Traum vom kleinen Haus mit Garten auf dem Lande, Grimms Märchen. Und immer wieder Menschen, die ihr etwas bedeuten und die sie halten. Eines hat sie gelernt: Man muss sich holen, was man braucht. Auch wenn sie mehrfach beim Ladendiebstahl erwischt und schließlich ins Heim gesteckt wird, kann sie sich auch dort auf die neue Lage einstellen. Und das Kinderheim wird auf überraschende Weise zu einem Refugium, wo Kindheit erstmals gelebt werden kann.
    Mit ihrer klaren, knappen, präzisen Prosa, großer Lakonie und trockenem Humor versetzt Angelika Klüssendorf den Leser in eine Welt, die das Kindsein kaum zulässt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die nichts hat, worauf sie sich verlassen kann, und trotzdem den Lebenswillen nicht verliert – kein bemitleidenswertes Opfer, sondern ein starker, abgründiger Charakter. Ein literarisches Meisterwerk!
    (Quelle: Verlagsseite)


    Die Autorin:
    Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute lebt sie in Berlin. Sie veröffentlichte unter anderem die Erzählungen »Sehnsüchte« und »Anfall von Glück«, den Roman »Alle leben so«, den Erzählungsband »Aus allen Himmeln« und zuletzt den Erzählungsband »Amateure«.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Meine Meinung:
    In ihrem Roman "Das Mädchen" beschreibt Angelika Klüssendorf eine trostlose Kindheit, die man so eigentlich nicht als Kindheit bezeichnen kann.
    Der Roman beginnt mit "Scheiße". Das Mädchen und ihr Bruder sind in der Wohnung eingesperrt, die Gemeinschaftstoilette befindet sich im Treppenhaus. Die Eimer quellen über und sie versuchen, auf sich aufmerksam zu machen.
    Wenn der Vater betrunken ist, schlägt er die ebenfalls trinkende Mutter, die ihren Frust an ihren Kindern auslässt und diese schlägt oder drangsaliert. Dabei ist es egal, ob die Kinder gelogen haben oder die Wahrheit sagen - jeder Anlass ist der Mutter recht.
    Sie lässt sich Schikanen einfallen, z.B. muss der jüngere Bruder Alex mit ausgestreckten Armen je 1 Kissen hochhalten.
    Die Kinder verhalten sich vorsichtig in ihrer Nähe, das Mädchen lotet stets die jeweilige Stimmung aus, Alex entwickelt Ticks. Nie können die Kinder sicher sein, wie mit ihnen umgegangen wird, die Laune der Mutter schlägt schnell um.
    Ab und an wird das Mädchen in den Keller gesperrt, wo sie in "Brehms Tierleben" liest. Überhaupt liest sie gerne.
    In der Schule ist das Mädchen eine Außenseiterin,wird von ihren Mitschülern "Rippchen" genannt. Doch sie ist zäh, gibt nicht auf. Der Leser merkt schnell, dass das Mädchen einen Überlebenswillen hat, das es so schnell nicht aufgeben wird, egal wie schlimm seine Situation ist.
    Sie haut ab, landet in einem Heim, wo es ebenfalls nicht sehr angenehm ist; doch dort kann sie endlich Kind sein.
    Das Thema DDR wird nur am Rande erwähnt, wie z.B. in dem Heim, wo das Mädchen zum Heimleiter zitiert wird und er ihr sagt, " ihm sei zu Ohren gekommen, dass sie sich am sozialistischen Eigentum vergriffen habe".
    Klüssendorf erzählt eindringlich und distanziert und nie anklagend, jammernd und damit ein bedrückendes, aber lesenswertes Buch geschrieben.
    Der Roman stand auf der shortlist zum Deutschen Buchpreis 2011.


    5ratten

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.<br />(Hermann Hesse)

  • Eine Weile lang habe ich mich schon gefragt, warum man so doch eher deprimierende Geschichten immer wieder liest. Aber ein sehr gutes Buch, werde April sicher bald nachschieben.