Beiträge von Frida

    Ich bin mit der Entscheidung auch zufrieden und werde mir das Buch bei der Bibliothek ausleihen, sobald es "frei" ist.
    Danke für den link mit dem Interview, klassikfreund.


    Liebe Grüße

    Den Roman habe ich vor einer Weile gelesen und bin doch etwas zwiegespalten in meiner Meinung.
    Einerseits lässt er sich gefällig lesen und gibt gute Denkanstöße, andererseits erscheint mir der Roman etwas überladen mit "Schicksalschwere" (das passt wohl zu der DRadio-Kritik: zuviel Themen ohne Tiefe)
    Auch Maschas Entwicklung empfinde ich als nicht glaubwürdig. Anfangs wirkt sie noch eigenwillig, selbstbewußt, fast schon etwas überheblich; zudem ist sie eine sehr gute Studentin, intelligent und zielstrebig.
    Doch das wandelt sich und sie wird zur fremdbestimmten Frau. (Die Freunde melden sie zu einer Prüfung an, sie schläft mit dem Professor etc.) Dass der Tod von Elias sie so aus der Bahn geworfen hat, mag ich nicht so recht glauben.
    Insgesamt ist es dennoch ein gutes Debüt und durchaus lesenswert.


    4ratten

    Meine Meinung:


    Zitat

    "Und während sie noch zögerte, traf sie völlig unerwartet ein heftiger Windstoß von hinten, drang durch ihr Kleid, blies alle Gedanken an die Konventionen aus ihrem Kopf. Die schwere Haustür war geschlossen, aber die Kälte traf Emeralds Rücken, hatte ihren Weg durch Pfosten und Scharniere gefunden - durch das solide Holz selbst, so schien es, so wie eine unsichtbare kalte Strömung einen manchmal unvermittelt erfasst, wenn man aus dem Meer steigt, und einem den Atem verschlägt". S. 73


    1912: Es ist der 20. Geburtstag von Emerald Torrington, welche mit ihrer Mutter Charlotte, dem Stiefvater Edward und ihren Geschwistern Clovis und Imogen, genannt Smudge auf dem etwas heruntergekommenen Familienanwesen "Sterne" wohnt. Charlottes erster Ehemann Horace, der Vater der Kinder, ist vor wenigen Jahren gestorben. Der Stiefvater ist den drei Kindern verhasst.
    Für den Abend ist ein großes Dinner mit den Freunden der Familie geplant. Stiefvater Edward reist nach Manchester, um ein Darlehen zu erbitten, um "Sterne" erhalten zu können.
    Der Tag vergeht mit Vorbereitungen zu dem Dinner, Ernest und Patience Sutton treffen ein und der Nachbar, der recht konservative John Buchanan kommt auf Besuch und wird kurzfristig eingeladen.
    Völlig unerwartet trifft die Nachricht von einem nahen Zugunglück ein. Die überlebenden, etwas heruntergekommene Passagiere sollen im Hause untergebracht werden. Emerald bringt sie im Frühstückzimmer unter und sie werden zunächst vergessen. Der Versuch, bei der Eisenbahnzentrale anzurufen, scheitert immer wieder. Währenddessen werden die überlebenden Passagiere immer ungeduldiger, sie haben Hunger und wollen gerne weiter.
    Smudge hat währenddessen ein eigenes großes Unterfangen und sie schafft es, dies auch zu realisieren.
    Es trifft noch ein weiterer, sehr merkwürdiger Gast ein, Charlie Traversham-Beechers, der plötzlich vor der Tür steht.
    Einige überraschende Wendungen und merkwürdige Dinge geschehen nun in "Sterne"; darüber hinaus ist es stürmisch und es regnet, was der etwas unheimlichen Stimmung zuträglich ist.


    In einer bildhaften Sprache erzählt Sadie Jones von den Geschehnissen des Tages, während diesem jede der liebevoll gezeichneten Personen eine Persönlichkeitswandlung durchmacht und lernt, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte. Sie überwinden alte Konventionen und Vorurteile.
    Mit "Der ungeladene Gast" wagt sich Sadie Jones in ein etwas andere Genre, was ihr recht gut gelungen ist.


    4ratten

    Den Verriss in der Zeit habe ich auch gelesen - du meinst sicher diesen: http://www.zeit.de/2012/40/Stephan-Thome-Fliehkraefte, @klassikfreund.


    Mich hat der Roman allerdings gut unterhalten:

    Zitat

    "Man ist nie zu alt, um sich zu ändern, oder? Ich meine echte, grundsätzliche Veränderung."
    "Nein, theoretisch nicht." (S. 39)


    Hartmut Hainbach ist Philosophie-Professor an der Bonner Universität und befindet sich kurz vor der Pensionierung. Er kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Mit seiner aus Portugal stammenden Frau Maria ist er seit 20 Jahren glücklich verheiratet, gemeinsam haben sie eine Tochter, Philippa.
    Nach dem Auszug von Philippa, die nun in Santiago de Compostela studiert, ist Maria aus beruflichen Gründen nach Berlin gezogen und arbeitet dort am Theater. Die Ehe wird zur Wochenendehe.
    Von dem Berliner Verleger Peter Karow wird Hartmut Hainbach ein Angebot unterbreitet. Nun steht Hainbach vor einer Richtungsentscheidung, ob er die sichere, gut bezahlte Professur aufgeben soll und einen neuen, riskanten Schritt wagen soll.
    Hainbach fällt diese schwere Entscheidung nicht sofort, begibt sich mit dem Auto Richtung Süden nach Portugal, um seine Tochter zu besuchen.
    Unterwegs macht er Zwischenstopp bei einer ehemaligen Geliebten, nimmt eine Anhalterin mit, reist weiter an die französische Atlantikküste, um dort einen ehemaligen Kollegen zu besuchen.
    Es ist nicht nur eine Reise quer durch Europa, sondern auch eine durch Hainbachs Vergangenheit. Bei den Besuchen muss Hainbach feststellen, dass seine Vorstellung von dem Anderen falsch war. Seine Beziehung zu Philippa ist konfliktbeladen und hält zudem noch eine für ihn nicht ganz angenehme Überraschung parat, als er bei ihr ankommt.


    Sehr geschickt wechselt Stephan Thome bei dem Roman die Zeitebenen, springt zwischen Vergangenheit/Hainbachs Erinnerungen und Gegenwart hin und her.
    Mit dem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman "Fliehkräfte" ist ihm ein realistisch anmutender, tiefgründiger und fesselnder Roman gelungen. Vielleicht sollte man noch die gut gelungenen Dialoge erwähnen.


    5ratten

    Zitat

    von HoldenCaulfield:
    Das ist bisher mein erster Roman von Philip Roth und ich werde garantiert noch das ein oder andere von ihm lesen. Dieses Buch hat mich richtig neugierig auf mehr gemacht. (Vorallem der Menschliche Makel interssiert mich schon seit längerem brennend)


    M.E. ist "Verschwörung gegen Amerika" eins der schwächeren Romane von Philip Roth.
    "Der menschliche Makel", "Amerikanisches Idyll", "Empörung" und auch "Nemesis" haben mir da weit besser gefallen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.


    Liebe Grüße


    Danke für deine Eindrücke, Frida. Das Buch habe ich auf der diesjährigen SLW-Liste. Leider hat mir "Pferde stehlen" von Petterson wenig gefallen und nun habe ich leichte Bedenken, dass mir "Ist schon in Ordnung" gefallen wird. Dank deiner positiven Rezi bin ich nun etwas beruhigter :breitgrins:


    Jari:
    Dann hoffe ich, dass dir "Ist schon in Ordnung" gefallen wird. Mir hat "Pferde stehlen" gut gefallen, diese Lektüre ist allerdings schon einige Zeit her.


    Kirsten:
    Dann bin ich auch auf deine Meinung gespannt.


    Liebe Grüße

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Auch wenn die Familie zerrüttet ist und der Alltag knallhart: Audun lässt sich nicht unterkriegen. Schon mit dreizehn hat er während der Ferien in ein paar Pappkartons am Bahndamm gehaust. Jetzt lebt er mit der Mutter in einem Arbeiterviertel in Oslo und trägt Zeitungen aus. Egal, was passiert, Audun schluckt den Schmerz und die großen Gefühle hinunter: „Ist schon in Ordnung.“ Per Petterson aus Norwegen hat einen großartigen Roman über die Jugend, das Erwachsenwerden und die Gesellschaft der 70er Jahre geschrieben: Brutal und zärtlich, schonungslos und poetisch.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Der Autor:
    Per Petterson, 1952 in Oslo geboren, arbeitete als Buchhändler und Übersetzer, bevor er sich als Schriftsteller etablierte. Für seinen Roman Pferde stehlen (2006) wurde er mit dem Independent Foreign Fiction Prize ausgezeichnet. Bei Hanser erschienen außerdem die Romane Sehnsucht nach Sibirien (1999), Im Kielwasser (2007), Ich verfluche den Fluss der Zeit (2009), für das Petterson den bedeutendsten norwegischen Literaturpreis, den Brage-Preis, den Norwegischen Kritikerpreis und den Preis des Nordischen Rats erhielt, sowie Ist schon in Ordnung (2011).
    (Quelle: Verlagsseite)


    Originaltitel: Det er greit for meg
    Übersetzt aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger
    Erscheinungsdatum: 25.07.2011
    224 Seiten


    Mein Eindruck:
    In "Ist schon in Ordnung" erzählt Per Petterson von einem Jungen, der es nicht einfach im Leben hat und der niemanden wirklich an sich heranzulässt.
    Der Roman spielt Mitte bis Ende der 1960-er Jahre; die Zeit, wo "Hey Joe" von Jimi Hendrix im Radio läuft.
    In den Zeitungen liest man über den Vietnamkrieg, die Schüler diskutieren über die Nato und den amerikanischen Einfluss auf Norwegen.
    Audun, der Ich-Erzähler, trägt Jeans und Sonnenbrille, die er selbst im Klassenzimmer nicht ausziehen mag. Mit seinem Freund Arvid diskutiert er über Bücher, liest Jack London und andere Autoren.
    Um Politik kümmert er sich nicht so sehr, er hat seine eigenen familiären Probleme. Um finanziell besser dazustehen, trägt Audun Zeitungen aus.
    Sein Vater ist ein Trinker, ab und an verprügelt er seine Kinder, versetzt die Familie in Angst und Schrecken. Doch ist er nicht immer zuhause, streicht umher.
    Die Mutter putzt, daheim hört sie Opern und schaut TV. Ihre Zukunft hat sie hinter sich, so heißt es im Roman. Im Gegenzug zur Oper hört Audun "Like a rolling stone" von Bob Dylan.
    Trotz erschwerter Verhältnisse und trotz Schicksalsschlag lässt Audun sich nicht unterkriegen und schafft es irgendwie; bekommt Zuspruch von anderen Menschen. Ab und an reißt er aus der Familie aus, schläft in Kartons im Wald. Er will die Schule abbrechen. Sein Traum, Schriftsteller zu werden, erfüllt sich nicht.
    Ohne Sentimentalität, eher nüchtern erzählt Per Petterson über einen Heranwachsenden; auch hier ist der Vater ein problematischer. Geschrieben wurde der Roman 1992, noch vor "Pferde stehlen". Schon hier beweist der Autor schriftstellerisches Talent; ich habe den Roman sehr gerne gelesen.


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:
    Im Winter 1867 erkrankt der kleine Kostja Ziolkowski an Scharlach, muss isoliert werden, überlebt im Krankenhaus, ist aber fortan fast taub. Der Sohn einer verarmten Adelsfamilie aus Rjasan entwickelt ein großes Interesse an Geschwindigkeit und Technik, an den Sternen und dem Weltraum, bastelt sich selbst ein Hörgerät und erweist sich als überaus begabt. Seine Familie schickt ihn zum Studium nach Moskau, die Entbehrungen sind groß. Doch nichts scheint Konstantin, der sich als visionäres Genie entpuppt, aufhalten zu können.
    Auf einer realen Figur basierend, Konstantin Ziolkowski, dem Vater der russischen Raumfahrt, erzählt Tom Bullough die bewegende Geschichte eines Jungen und jungen Mannes, der seiner Liebe und Neigung folgt, allen Widrigkeiten trotzt und mit seinen Einsichten in visionärer Weise seiner Zeit voraus ist. Ein poetischer, atmosphärisch dicht geschriebener Roman über große Träume und große Ideen.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Der Autor:
    Tom Bullough, geboren 1975 in Wales, studierte am Royal Holloway College der University of London, hat in einem Sägewerk, als Creative-Writing-Tutor, als Musik-Promoter in Simbabwe und als T-Shirt-Händler gearbeitet und ist Journalist und Schriftsteller.
    Er hat bislang die Romane „A“ (2002) und „The Claude Glass“ (2007) veröffentlicht. „Die Mechanik des Himmels“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Melle
    Erscheinungsjahr: 2011
    229 Seiten


    Meine Meinung:
    Auf einer realen Figur basierend, Konstantin Ziolkowski, dem Vater der russischen Raumfahrt, erzählt Tom Bullough in diesem wunderschön geschriebenen Roman die bewegende Geschichte eines Jungen und jungen Mannes, der seiner Liebe und Neigung folgend allen Widrigkeiten trotzt und mit seinen Einsichten seiner Zeit voraus ist. Ein poetischer, atmosphärisch dicht geschriebener Roman über grosse Träume und grosse Ideen.


    Der Roman beginnt im Dezember 1867; Kostja lebt mit seinen Geschwistern und seinen Eltern in einem kleinen russischen Dorf.
    Er wird nach einer schweren Scharlacherkrankung fast taub. In der Schule wird er zum Außenseiter, doch Kostja beklagt sich nicht, gibt nicht auf. Sein Interesse gilt der Mathematik und der Technik, er beginnt zu experimentieren. So baut er sich ein Hörrohr, um besser verstehen zu können.
    Sein Vater schickt ihn zum Studium nach Moskau. Moskau ist so ganz anders, als Kostja es sich vorgestellt hat.
    Er findet Unterstützung bei dem Bibliothekar der Universität. Aber sein Leben in Moskau ist elend. Dennoch gibt Kostja nicht auf und meistert sein Leben.


    Sprachlich hat mir der Roman sehr gefallen.
    Der Autor schreibt atmosphärisch dicht; die Personen sind liebevoll beschrieben. Ein wenig erfährt der Leser auch über das Leben im zaristischen Russland.
    Von Konstantin Ziolkowski habe ich vorher noch nie etwas gehört und so habe ich mit Interesse diesen Roman gelesen.
    Zugegeben, es gibt ein paar relativ kurze Passagen über Physik, diese sind aber leicht verständlich.
    Übersetzer ist im übrigen Thomas Melle, der mit "Sickster" auf sich aufmerksam machte.
    Von mir gibt es eine Leseempfehlung.
    Wer über Ziolkowski lesen mag: http://de.wikipedia.org/wiki/K…_Eduardowitsch_Ziolkowski


    4ratten+

    Sem-Sandberg schreibt anschaulich und bewegend, auch sind die Charaktere gut vorstellbar und m. E. keineswegs eindimensional.
    Mordechai Chaim Rumkowski scheint recht gut porträtiert worden zu sein; hier noch ein link: http://de.wikipedia.org/wiki/Chaim_Rumkowski
    Fiktiv sind sicher die Gedanken und Gefühle der Protagonisten, auch einige Personen im Roman.
    Probleme, dass ein solch reales Thema fiktiv abgehandelt wird - nein, eigentlich nicht, das Lagerleben wird plastisch geschildert und recht realistisch. :gruebel:


    Hier noch der link zu der Getto-Chronik: http://www.getto-chronik.de/de
    und hier noch der link zu einer Leseprobe: http://www.klett-cotta.de/buch…5%BA/15948#buch_leseprobe


    Ich hoffe, ich konnte deine Fragen einigermaßen beantworten..
    Liebe Grüße

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:
    Pragmatiker oder Monster?
    In seinem Roman über das jüdische Getto in Łódź stellt Steve Sem- Sandberg die Frage nach den Mechanismen der Unterdrückung, dem Moment, in dem die Anpassung unerträglich wird. Auch für einen Verräter wie den starken Mann des Gettos, den Judenältesten Mordechai Chaim Rumkowski.


    »Die Elenden von Łódź« ist ein einzig artiger Roman mit vielen Stimmen. Er porträtiert neben der zentralen Figur Rumkowskis das Leben zahlreicher Gettobewohner und gibt ihnen so einen Namen und ein Schicksal.


    »Wie ein Historiker beschwört Steve Sem-Sandberg die Vergangenheit herauf, wie ein Romancier erhöht er Geschichte ins Allgemeingültige – ein dokumentarischer Roman, der auf grandiose Weise die Stärken dieses Genres aufzeigt.«
    Ilija Trojanow


    Steve Sem-Sandberg wurde für die »Die Elenden von Łódź« mit dem schwedischen »August-Priset« ausgezeichnet , der dem Deutschen Buchpreis entspricht.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Der Autor:
    Steve Sem-Sandberg, geboren 1958, ist einer der renommiertesten schwedischen Autoren. Für »Die Elenden von Lódz« hat er den schwedischen »August-Priset« verliehen bekommen. Steve Sem-Sandberg lebt in Stockholm. (Quelle: Verlagsseite)


    Originaltitel: De fattiga i Łódź
    Aus dem Schwedischen von Gisela Kosubek


    Meine Meinung:
    Erzählt wird in diesem dokumentarischen Roman das Leben der Juden in dem Getto von Lodz in den Jahren 1940-1945.
    Zentrale Figur ist dabei der "Älteste der Juden" Mordechai Chaim Rumkowski . Aber nicht nur Rumkowskis Geschichte wird beleuchtet; auch andere Gettobewohner werden porträtiert.
    Rumkowski war eine kontroverse Persönlichkeit. Mit strenger Hand leitete er das Getto; er wollte beweisen, dass die Gettobewohner unentbehrlich sind und wollte sie so vor der Deportation retten.
    Einerseits rettete Rumkowski Kinder, indem er ihnen Arbeit gab, andererseits opferte er Kranke und Alte, sowie die unter Zehnjährigen, als er eine Deportationsliste vorlegen musste.
    „Ich muss die Glieder amputieren, um den Körper zu retten! Ich bin wie ein Räuber zu euch gekommen, um euch das zu nehmen, was euch am meisten am Herzen liegt." so in einer seiner Reden. Rumkowski machte sich zum Handlanger der Nazis; seine Rechnung, die Menschen durch Arbeit zu retten, ging nicht auf.
    Wie wichtig die Produktivität auch war, das Damoklesschwert des Todes durch Deportation, Hunger, Überarbeitung hing ständig über den Gettobewohnern.
    Die ihnen zur Verfügung gestellten Lebensmittel waren teilweise schon verdorben, die Suppe dünn. Informationsquellen wie Radios waren untersagt, dennoch existierten welche, die aber gut versteckt waren.


    Steve Sem-Sandbergs Roman "Die Elenden von Lodz" lehnt sich an die Getto-Chronik an und wurde 2009 mit dem August-Preis, dem wichtigsten schwedischen Literaturpreis ausgezeichnet.
    Am Ende des Romans befinden sich ein Anhang, ein Personenverzeichnis, Verzeichnis einiger Orte und Straßen des Gettos, Glossar und Informationen zum Buch und zum Autoren, sowie ein Nachwort des Autoren.
    Hier noch ein interessanter Artikel und ein Interview:
    http://www.faz.net/aktuell/feu…terben-soll-11230124.html
    http://www.zdf.de/ZDFmediathek…Sem-Sandberg-im-Interview


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Ein aufwühlendes Debüt.
    Wild und leidenschaftlich. Rau und wahnwitzig. Eine Liebeserklärung an das Leben.


    Alen schmeißt nach dem Tod seines Vaters die Schule und arbeitet als Türsteher. Er träumt von Geld, Partys in St. Tropez und einer eigenen Bar in Genua. Als sein Cousin hinter seinem Rücken Geschäfte macht, wird aus Freundschaft Misstrauen, Verrat und Gewalt. Sein Mädchen, Flo, verlässt die Stadt. Alen bleibt zurück als Zombie, als Schattenwesen, zwischen Nacht und Tag, Vergangenheit und Gegenwart. Bis sein Onkel ihm die Geschichte ihrer Familie erzählt, von dem Schatz, der im Land ihrer Vorfahren vergraben liegt. Und Alen macht sich auf in die fremde Heimat, nach Armenien. Mit authentischer, wilder Stimme erzählt Nuran David Calis von wütender Sehnsucht, von Aufgeben und Aufbruch.#
    (Quelle: Verlagsseite)


    Der Autor:
    Nuran David Calis wurde 1976 als Sohn armenisch-jüdischer Einwanderer aus der Türkei in Bielefeld geboren. Er arbeitete als Türsteher, studierte Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München und produzierte Musikclips für HipHop-Bands. Er arbeitet als Regisseur, Theater- und Drehbuchautor. Für seine Werke und Inszenierungen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2006 mit dem Bayerischer Kunstförderpreis in der Sparte Literatur. 2008 kam sein erster Spielfilm, »Meine Mutter, mein Bruder und ich«, in die Kinos, 2010 verfilmte er für das ZDF Frank Wedekinds »Frühlings Erwachen«. Nuran David Calis lebt in München.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Meine Meinung:
    Bielefeld- Baumheide ist eine Plattenbausiedlung; kaum ein Bus fährt dorthin und wenn, dann nur auf Umwegen; es fehlen dem Stadtteil ein Jugendzentrum, Geschäfte, Polizei. Es gibt nur ALDI und viel Graffiti. Von Baumheide sieht man die Schornsteine der Müllverbrennungsanlage und vom Klärwerk.
    Hier wohnt Alen, zusammen mit seiner Mutter. Er hat die Schule geschmissen, als sein Vater an Leberzirrhose starb und arbeitet nun als Türvorsteher in einem Club. Seiner Großmutter musste er am Sterbebett versprechen, auf seinen Cousin Karim aufzupassen. Doch Karim wird trotzdem in Drogengeschäfte verwickelt und Alen kann eine Gewalteskalation nicht verhindern.
    Und da ist noch eine Liebesgeschichte:
    Flo und Alen lernen sich an der Bushaltestelle kennen und verlieben sich.
    Flo wohnt im Nachbarviertel Bethel, wo es alles gibt, was man zum Leben braucht. Flo geht auf das Gymnasim und lebt in einer gutbürgerlichen Familie. Ihre Eltern scheinen nichts gegen die Beziehung einzuwenden.
    Doch die Träume der Beiden sind unterschiedlich:
    Flo hat Fernweh, Alen Heimweh. Flo wünscht sich Gesundheit, Alen Geld.
    "Du willst dir den Respekt erkaufen, den du als armer Schlucker nicht bekommen hast. Was du deinen Traum nennst, ist und bleibt das Produkt deines Albtraums. Jeder Geldschein, den du verfeuerst,erinnert dich daran, dass du aus ganz armen Verhältnissen kommst. Letztendlich wird sich dein wirklicher Traum nie erfüllen, Geld verballern hat nichts mit deiner wirklichen Sehnsucht zu tun." so Flos Meinung.
    Alan antwortet: "Gesundheit. Klar. Das kann sich echt nur ein Mensch wünschen, der nie Probleme mit Geld hatte" (S.157)
    Am Ende ihrer Geschichte heißt es: "Was weißt du schon von mir. Was weiß ich schon von dir."


    "Mit authentischer, wilder Stimme erzählt Nuran David Calis von wütender Sehnsucht, von Aufgeben und Aufbruch" -so heißt es auf dem Schutzumschlag.
    Nuran David Calis erzählt direkt und ohne Kitsch vom Migrantendasein, von Wut, innerer Zerrissenheit, dem Leben zwischen zwei Welten.
    Manche Textpassagen erinnerten mich an den Sprechgesang des Hip-Hop.
    Hätte ich nicht schon einige positive Stimmen über den Roman gelesen, wäre ich sicherlich an dem Buch vorbeigegangen - und somit hätte ich einen lesenswerten Roman verpasst.


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Ein kleines altes Haus am Rande der Großstadt und zwei Frauen, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Wilhelmine und Jelisaweta trennt so viel mehr als 68 Lebensjahre. Jelisaweta ist 23 und für ein paar Wochen aus Smolensk nach Deutschland gekommen, um Wilhelmine zu pflegen, die seit einem Unfall an ihr Bett gefesselt ist. Doch was als scheinbar ideales Arrangement beginnt, gerät bald außer Kontrolle und wird zu einem Kleinkrieg, in dessen Verlauf die beiden Frauen sich auf grausam-weibliche Weise attackieren. Am Ende wird jede auf die Frage zurückgeworfen, was man mit sich anfängt, nachdem man der Wahrheit ins Auge gesehen hat. Denn Schuld wartet nicht auf Kläger, Sühne braucht keinen Richter, und der Krieg ist nicht vorbei, nicht für die Greisin und nicht für das Mädchen. Der Krieg hat gerade erst angefangen. (Quelle: Aufbau Verlag)


    Die Autorin:
    Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren ersten Roman »Herr Mozart wacht auf« (2010) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe. Im Frühjahr 2011 erscheint ihr zweiter Roman »Magnolienschlaf«. (Quelle: Aufbau Verlag)


    Gebunden, 224 Seiten
    Aufbau Verlag
    978-3-351-03338-5
    17,95 €


    Meine Meinung:
    Eva Baronsky erzählt in ihrem Roman "Magnolienschlaf" die Geschichte von der 91-jährigen Wilhelmine und der 23-jährigen Jelisaweta.
    Wilhelmine ist seit dem Unfall bettlägerig und muss gepflegt werden. Ihren Verwandten fällt sie eher zur Last.
    Als Pflegerin engagiert Karin, eine etwas ruppige Verwandte von Wilhelmina, die junge Russin Jelisaweta. Diese stammt aus Smolensk und möchte zum einen etwas Geld dazuverdienen, zum anderen möchte sie ihrer herrschsüchtigen Mutter entkommen.
    Anfangs geht noch alles gut und die alte Frau ist zufrieden mit der zurückhaltenden Art von Jelisaweta, die ihre Arbeit gut erledigt. Beide verstehen sich auf ruhige Art und Weise.
    Jedoch ändert sich Wilhelmines Meinung, als sie die junge Frau russisch sprechen hört. Sie will nicht mehr von ihr gepflegt werden; glaubt, bestohlen zu werden und bezeichnet Jelisaweta als "Drecksrussin". Jelisaweta reagiert mit Wut und Trotz auf diese Anschuldigung.
    Im Laufe der Geschichte kommt immer mehr die Vergangenheit von Wilhelmine und von Jelisaweta zum Vorschein.
    Jelisawetas Großmutter Babka wurde im zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten vergewaltigt - in Smolensk fand 1941 eine Kesselschlacht zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee statt.
    Auch Wilhelmine hat Schreckliches im Krieg erlebt, hatte Angst vor einer Vergewaltigung durch die Russen.
    Erst am Ende des Romanes gelingt eine Annäherung. Auch Wilhelmines Schicksal erfährt der Leser erst am Ende des Romanes, dieses möchte ich aber hier noch nicht verraten.


    Eva Baronsky ist ein feinfühlig, intensiv geschriebener Roman über zwei unterschiedliche Frauen gelungen, den ich gerne gelesen habe.
    Ihr Debütroman Herr Mozart wacht auf hat mir auch schon gefallen.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Was für ein herrliches, leichtfüßiges Buch!
    Herr Mozart liegt auf dem Sterbebett, er wacht dort aber nicht im Jenseits auf, sondern im Jahre 2006. Selbstverständlich ist die Umgebung für ihn völlig fremd und bizarr -so macht er gleich am Anfang die Bekanntschaft mit einem Radio oder einer CD.
    Er kommt in eine für ihn bizarre Situation in die andere und muss feststellen, dass es besser ist, seine wahre Identität zu verbergen - schließlich ist er für die Gegenwart schon eine Weile tot.
    Mozart trifft auf gute Freunde: da ist der Geiger Pjotr, der sich illegal in Wien aufhält und ihn in seine Wohnung aufnimmt , sowie auch Anju, in die Mozart sich verliebt.
    Dabei kommt Mozarts Charakter durchaus zum Vorschein. Er kann nicht mit Geld umgehen, seinen oft derben Witz und seine Albernheit, aber auch, wie er die Welt durch die Musik sieht.
    Er komponiert, tritt in einem Jazzlokal auf und tritt auch bei einem Konzert als klassischer Pianist auf.
    Mozart trifft auch auf Schwierigkeiten, hat er doch keinen Pass.
    Der Roman ist einfach sehr amüsant geschrieben, ich musste sehr oft schmunzeln.
    Aber auch sehr berührende Sätze sind im Roman vorhanden, als Beispiel sei dieser erwähnt:"..wenn er (Pjotr) „Musik von Wolfgang“ höre, „denke ich, ist er kleine Bruder von liebe Gott“ .


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Frankfurt 1953: Die Teilacher haben sich eingerichtet. Alfred schwingt sich aufs Rad. Und Fränkel kriegt Machloikes*
    Acht Jahre nach dem Krieg beginnen die Wunden zu vernarben. Es gibt die Bundesrepublik Deutschland, einen volkstümlichen Präsidenten und einen scharfkantigen Kanzler. Und es gibt die wuseligen Teilacher, die jüdischen Handelsvertreter, die nach wie vor von Tür zu Tür ziehen.
    Manche von ihnen sind allerdings sesshaft geworden: Robert Fränkel zum Beispiel, die Berliner Stimmungskanone, hat geheiratet und sich mit einem Teppichladen selbstständig gemacht. Und der 14-jährige Alfred erlebt sein höchstes Glück, als er sein neues, hellblau blitzendes Rennrad aus dem Laden in die Sonne schiebt um es stolz seiner heimlichen Liebe Juliette zu präsentieren. Das Leben ist schön.
    Doch dann wird Fränkel von einem CIA-Beamten vorgeladen. Er soll erklären, warum sein Name in so vielen Akten der SS auftaucht. Dabei hat Fränkel im Krieg doch nur Witze erzählt die allerdings so gut waren, dass er einige davon Adolf Hitler beibringen sollte. Und damit fangen die Machloikes* an ...


    * Machloike, die; pl. Machloikes (aus dem Jiddischen) Durcheinander; Zwiespalt; Zwist
    (Quelle: Verlagsseite)


    Der Autor:
    Michel Bergmann wird 1945 als Kind jüdischer Eltern in einem Internierungslager in der Schweiz geboren. Nach einigen Jahren in Paris ziehen die Eltern nach Frankfurt am Main.
    Nach seiner Ausbildung bei der Frankfurter Rundschau wird er freier Journalist. Er entdeckt seine Liebe zum Film und arbeitet u. a. als Autor, Regisseur und Produzent. Seit über 15 Jahren schreibt er Drehbücher für Kino und TV. Die Teilacher ist sein erster Roman, nun folgt die Fortsetzung, Machloikes*.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Meine Meinung:
    "Die wilden Jahre waren vorbei und langsam begannen die Wunden zu vernarben. Es gab die Bundesrepublik Deutschland, einen volkstümlichen Bundespräsidenten und einen scharfkantigen Kanzler. Und es gab die Teilacher, die jüdischen Handelsvertreter, die von Tür zu Tür zogen, um den Deutschen Wäschepakete zu verkaufen."
    So beginnt der Nachfolgeroman von "Die Teilacher" und spielt im Frankfurt Anfang der 50-er Jahre. Langsam kommt das Land wieder in Schwung, es wird aufgebaut, der Fernseher nimmt Einzug und auch die Teilacher werden seßhaft. Robert Fränkel eröffnet z.B. ein Teppichgeschäft.
    Der hier 15-jährige Alfred träumt von einem Fahrrad und verliebt sich zum ersten Mal.
    Robert Fränkel wird von der CIA vorgeladen zum Verhör. Allzu oft kommt sein Name in den SS-Akten vor. In diesen wöchentlichen Verhören erklärt Fränkel die Umstände, wie und warum er zum Privatlehrer Hitlers gekürt wurde. Fränkel, der gut Witze erzählen konnte, sollte Hitler Witze beibringen.


    Michel Bergmann erzählt unverkrampft und trotz des ernsten Themas mit einer Portion Humor.
    Als kleines Beispiel zitiere ich mal diese Passage:
    Verhör Robert Fränkel - Kramski:
    Ich komme aus einer Künstlerfamilie. Mein Vater Paul Fränkel war Musiker, ist bereits 37 gestorben, das war sein Glück. meine Mutter Amalie, geb. Sternberg, war Astrologin, so eine Art Wahrsagerin. Hat ihr leider nicht geholfen.
    Warum?
    Nun - sie ist deportiert worden - zuerst nach Theresienstadt, später dann weiter nach Ausschwitz. Dort ist sie umgekommen. Auch meine Schwester Thea.
    Und Sie?
    Ich bin nicht umgekommen, wie Sie sehen, meinte Fränkel bissig. (S. 57)


    Die selbstquälerische Frage der Überlebenden "Warum habe ich überlebt? Warum nicht die anderen?" greift der Autor auf, sowie die Frage der Individualschuld und die Suche nach einer neuen Identität, der Frage, wie weiterleben in Deutschland.
    Dieser Zwiespalt ist mir besonders bei der Passage aufgefallen, wo es heißt: "Die Juden lebten zwar unter den Deutschen, mit den Deutschen lebten sie nicht." (S. 316)
    Nicht unerwähnt bleibt die Frage der "Wiedergutmachung" und der erste spektakuläre Nazi-Prozess in Frankfurt.
    Mit "Machloikes" hat Michel Bergmann einen weiteren lesenswerten Roman geschrieben.


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Frankfurt am Main, 1946. Ausgerechnet nach Deutschland, ins Land der Täter sind sie gekommen.


    1972, David Bermann, der "Einstein unter den Teilachern", ist tot. 75. Ist doch kein Alter. Es ist der 11. Januar, als sich Verständig, Fajnbrot und Szoros in ihrem Stammcafé einfinden, nachdem sie David im strömenden Regen beerdigt haben. Man redet natürlich über alte Zeiten...
    1946, Frankfurt am Main. Sie hausen in ausrangierten Güterwaggons, in Kellern, halben Ruinen, ehemaligen Krankenhäusern. Die Treppen baufällig, die Nachbarn grimmig. Das politische Klima frostig, der Blick in die Zukunft schemenhaft. David Bermann, Jossel Fajnbrot, Emil Verständig, Moische Krautberg, Max Holzmann und die anderen, sie sind zurückgekehrt. Wie ist es ihnen ergangen? Fast alle waren aus den Lagern gekommen, oft als einzig Überlebende in ihrer Familie. Doch jetzt ist Aufbruch angesagt: Bei Eis und Schnee, bei Regen und Sonnenschein, mit Citroën und Horch, mit Volkswagen, Opel und Tempo-Dreiradpritsche sind sie Tag für Tag unterwegs, um allerlei Dinge zu verkaufen. Wie viel Kraft hat es gekostet, wieder an Liebe, Nestbau und Zukunft zu glauben?
    1972, gebannt lauscht der junge Alfred Kleefeld den Geschichten der alten Männer nach der Beerdigung seines Onkels David Bermann. Am Ende erfährt Alfred von einer wunderbaren Liebesgeschichte in dunklen Zeiten und von einem Geheimnis, das sein Leben für immer verändern wird.
    Michel Bergmann erzählt in diesem berührenden, zugleich humorvollen Roman, was sie, die Teilacher, aus ihrem Leben gemacht haben und wie sie sich mit viel Chuzpe durch die wilden Jahre kämpften. (Quelle: amazon)


    Der Autor:
    Michel Bergmann wird 1945 als Kind jüdischer Eltern in einem Internierungslager in der Schweiz geboren. Nach einigen Jahren in Paris ziehen die Eltern nach Frankfurt am Main. Nach seiner Ausbildung bei der Frankfurter Rundschau wird er freier Journalist. Er entdeckt seine Liebe zum Film und arbeitet u.a. als Autor, Regisseur und Produzent. Seit über 15 Jahren schreibt er Drehbücher für Film und Fernsehen. "Die Teilacher" ist sein erster Roman.(Quelle: Arche Verlag)



    Meine Meinung:
    ""Teilacher" ist verwandt mit jiddisch-berlinerisch "teilachen", umgangssprachlich für "abhauen". Teilacher setzt sich zusammen aus dem Begriff "Teil" und dem hebräischen Wort "laachod ", Einzelhandel. Der Teilacher, als Vertreter des Einzelhandels, ist das kleinste spaltbare Teilchen, das Atom der Kaufmannswelt. Was den Teilacher vom herkömmlichen Handlungsreisenden unterscheidet: Der Teilacher ist Jude. Oder er gibt sich als solcher aus. Denn es gab eine Zeit, da konnte das, unglaublich, aber wahr, Vorteile haben. Aber auch Nachteile."


    Erzählt wird hier im Rückblick die Geschichte von David Bermann und einer Gruppe von Überlebenden, die es nach dem Krieg nach Frankfurt verschlägt. Da sie irgendwie überleben müssen, fangen sie als Teilacher mit dem Verkauf von Wäsche an. Wirklich integriert sind die Teilacher nicht, bleiben außen vor und haben ihrerseits auch begründete Vorbehalte gegenüber den Deutschen.
    David Bermann ist der Onkel von Alfred. Als David stirbt, muss sich Alfred um die Hinterlassenschaft kümmern.
    Nun wird die Geschichte von David erzählt, der viele Verwandte verloren hat und trotzdem nicht seinen Lebensmut und seinen jüdischen Witz verloren hat.
    Michel Bergmann beschreibt das Zusammenleben von Juden und Deutschen in der Nachkriegszeit.
    Dabei bedient sich Bergmann vielen jiddischen Begriffen.
    Mit "Die Teilacher" ist Michel Bergmann ein wunderbarer, warmherzig geschriebener Roman gelungen, oft traurig, aber auch oft komisch und dem man viele Leser wünscht.


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:
    Angelika Klüssendorf erzählt von einem jungen starken Mädchen, das sich herausarbeitet aus allem, was sie umgibt und niederhält: die tyrannische Mutter, die autoritären Lehrer, der bürokratische Staatsapparat.
    Am Anfang scheint alles schon zu Ende zu sein: Der Vater trinkt und taucht nur sporadisch auf, die Mutter lässt ihre Wut an den Kindern aus, die Klassenkameraden meiden das Mädchen, der jüngere Bruder kapselt sich völlig ab. Und doch gibt es eine Kraft, die das Mädchen trägt. Die Bilder aus »Brehms Tierleben«, die sie bewundert, der Traum vom kleinen Haus mit Garten auf dem Lande, Grimms Märchen. Und immer wieder Menschen, die ihr etwas bedeuten und die sie halten. Eines hat sie gelernt: Man muss sich holen, was man braucht. Auch wenn sie mehrfach beim Ladendiebstahl erwischt und schließlich ins Heim gesteckt wird, kann sie sich auch dort auf die neue Lage einstellen. Und das Kinderheim wird auf überraschende Weise zu einem Refugium, wo Kindheit erstmals gelebt werden kann.
    Mit ihrer klaren, knappen, präzisen Prosa, großer Lakonie und trockenem Humor versetzt Angelika Klüssendorf den Leser in eine Welt, die das Kindsein kaum zulässt. Atemlos folgt man einer Heranwachsenden, die nichts hat, worauf sie sich verlassen kann, und trotzdem den Lebenswillen nicht verliert – kein bemitleidenswertes Opfer, sondern ein starker, abgründiger Charakter. Ein literarisches Meisterwerk!
    (Quelle: Verlagsseite)


    Die Autorin:
    Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute lebt sie in Berlin. Sie veröffentlichte unter anderem die Erzählungen »Sehnsüchte« und »Anfall von Glück«, den Roman »Alle leben so«, den Erzählungsband »Aus allen Himmeln« und zuletzt den Erzählungsband »Amateure«.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Meine Meinung:
    In ihrem Roman "Das Mädchen" beschreibt Angelika Klüssendorf eine trostlose Kindheit, die man so eigentlich nicht als Kindheit bezeichnen kann.
    Der Roman beginnt mit "Scheiße". Das Mädchen und ihr Bruder sind in der Wohnung eingesperrt, die Gemeinschaftstoilette befindet sich im Treppenhaus. Die Eimer quellen über und sie versuchen, auf sich aufmerksam zu machen.
    Wenn der Vater betrunken ist, schlägt er die ebenfalls trinkende Mutter, die ihren Frust an ihren Kindern auslässt und diese schlägt oder drangsaliert. Dabei ist es egal, ob die Kinder gelogen haben oder die Wahrheit sagen - jeder Anlass ist der Mutter recht.
    Sie lässt sich Schikanen einfallen, z.B. muss der jüngere Bruder Alex mit ausgestreckten Armen je 1 Kissen hochhalten.
    Die Kinder verhalten sich vorsichtig in ihrer Nähe, das Mädchen lotet stets die jeweilige Stimmung aus, Alex entwickelt Ticks. Nie können die Kinder sicher sein, wie mit ihnen umgegangen wird, die Laune der Mutter schlägt schnell um.
    Ab und an wird das Mädchen in den Keller gesperrt, wo sie in "Brehms Tierleben" liest. Überhaupt liest sie gerne.
    In der Schule ist das Mädchen eine Außenseiterin,wird von ihren Mitschülern "Rippchen" genannt. Doch sie ist zäh, gibt nicht auf. Der Leser merkt schnell, dass das Mädchen einen Überlebenswillen hat, das es so schnell nicht aufgeben wird, egal wie schlimm seine Situation ist.
    Sie haut ab, landet in einem Heim, wo es ebenfalls nicht sehr angenehm ist; doch dort kann sie endlich Kind sein.
    Das Thema DDR wird nur am Rande erwähnt, wie z.B. in dem Heim, wo das Mädchen zum Heimleiter zitiert wird und er ihr sagt, " ihm sei zu Ohren gekommen, dass sie sich am sozialistischen Eigentum vergriffen habe".
    Klüssendorf erzählt eindringlich und distanziert und nie anklagend, jammernd und damit ein bedrückendes, aber lesenswertes Buch geschrieben.
    Der Roman stand auf der shortlist zum Deutschen Buchpreis 2011.


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Mathea Martinsen ist fast hundert Jahre alt, lebt am Stadtrand von Oslo und hat gerade ihren geliebten Mann verloren. Für wen soll sie nach dem Tod des schrulligen Statistikers jetzt ihre Ohrenwärmer stricken? Mit wem kann sie nun über das Leben philosophieren? Matheas Versuche, ins Leben zurückzufinden, rühren und amüsieren zu Tränen.


    »Ich wünschte, ich könnte den kleinen Rest vom Leben aufsparen, bis ich weiß, was ich damit anfangen soll. Aber das geht nicht, dafür müsste ich mich schon einfrieren, und wir haben nur eines dieser kleinen Gefrierfächer über dem Kühlschrank ...« Mathea Martinsen will ihre verbleibende Lebenszeit gut nutzen – aber wie? Schon die Teilnahme an einer Tombola im Seniorenzentrum misslingt, weil man prompt ihre eigene Jacke verlost. Und ist eine im Garten vergrabene Zeitkapsel mit ihrem Hochzeitskleid und selbstgestrickten Ohrenwärmern das richtige Mittel, ihr Andenken für die Nachwelt zu bewahren? Mit Humor und großer Zärtlichkeit zeichnet der Roman das Bild einer schüchternen alten Dame, die es noch einmal wissen will.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Die Autorin:
    Kjersti A. Skomsvold wurde 1979 in Oslo geboren, wo sie bis heute lebt. Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich ist ihr erster Roman. Er wurde mit dem Tarjei-Vesaas-Debütpreis ausgezeichnet und war für den norwegischen Buchhändlerpreis nominiert.
    (Quelle: Verlagsseite)


    Originaltitel: Jo fortere jeg går, jo mindre er jeg
    Übersetzerin: Ursel Allenstein
    Verlag: Hoffmann und Campe
    erschienen August 2011
    ISBN: 978-3-455-40094-6
    144 Seiten, 18 Euro
    (Quelle: Verlagsseite)


    Meine Meinung:
    Erzählt wird die Geschichte der fast hundertjährigen Mathea, deren Ehemann gestorben ist und die kaum Kontakte zur Außenwelt hat.
    Da Mattea nicht mehr viel Lebenszeit hat, würde sie sich am liebsten einfrieren, bis sie weiß, was sie alles noch in ihrem verbleibenden Leben noch errreichen möchte.
    So schwelgt sie in Erinnerungen an ihren Mann Epsilon, der am liebsten Statistikbücher las. Selbst hat sie ihr Leben nicht wirklich gelebt; war zu schüchtern, um Kontakte zu knüpfen - Kontakt hatte sie nur zu ihrem Mann. Kinder hat sie auch keine.
    Und so ist ihr Leben wenig abwechslungsreich, sie gibt zu, einen Großteil ihres Lebens am Fernseher verbracht zu haben.
    Ihre Versuche, Kontakte zur Außenwelt herzustellen, sind halbherzig und zum Scheitern verurteilt.
    Aber Matea möchte in Erinnerung bleiben; so kommt sie auf die Idee einer "Zeitkapsel", die sie im Garten vergräbt.
    Kjersti Skomsvold deutet oft nur an, regt den Leser zum Nachdenken und Nachfühlen an.
    Manche Idee ist skurril, merkwürdig zu lesen. Das Ende ist passend und hat mich berührt.
    Mit "Je schneller ich gehe, desto kleiner werde ich" ist Kjersti A. Skomsvold ein lesenwerter Debütroman gelungen.


    4ratten