[Komödie] Der Gott des Gemetzels (nach einem Theaterstück von Yasmina Reza)

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  • Hallo ihr Lieben,


    gestern Abend waren odenwaldcollies und ich dank einer netten Spende von Entertainmentkombinat, der Agentur für Kinofilmmarketing, der ihr auch die Gewinnspiele hier verdankt, im Kino und haben uns "Der Gott des Gemetzels" angesehen.


    Eine Rezension werde ich vermutlich heute im Laufe des Tages noch schreiben. Nur so viel: Ich habe schon lange nicht mehr so viel bei einem Film gelacht. Und das bei einem Film, der völlig ohne "Spaßszenen" auskommt. Die Komik ergibt sich rein aus den intelligenten Dialogen der vier Darsteller. Absolut großartig. Für mich ein Kinohighlight.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich gehe heute abend rein (in die OV) und bin schon sehr gespannt!

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Mir ging es wie nimue, mir hat der Film sehr gut gefallen - selten so gelacht, und das ohne Slapstick; einfach nur der tollen Schauspieler wegen.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ich habe den Film auch in OV gesehen und war ganz überrascht, wie viel wir lachen mussten, teilweise lauthals. Was mir auch besonders gut gefallen hat, war, dass man nicht wie in vielen Komödien wusste: "OK, jetzt kommt eine wahrscheinlich lustige Szene, ich "muss" jetzt lachen".
    (Der Film hatte übrigens keinen Untertitel, ich hatte aber keine Verständnisschwierigkeiten.)


    Die Schauspieler waren alle vier große Klasse, wobei ich finde, dass Christoph Waltz den Film noch mal ein Stück besser macht. Aber auch die anderen drei haben sehr überzeugend und toll gespielt!

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Den Film habe ich letzte Woche gesehen und war ebenso begeistert wie ihr. Grandiose schauspielerische Leistung von allen vieren! Besonders Waltz als Europäer sticht hervor, und ich finde, er war bei dem "Gemetzel" der einzige, der "gewonnen" hat. :zwinker:

  • Ich habe den Film eben im Heimkino gesehen und bin restlos begeistert.
    Ich mag Yasmina Reza generell sehr gerne, habe auch viel von ihr gelesen und mag neben Gott des Gemetzels auch sehr "Art" und "3x Leben".
    Den Gott des Gemetzels hatte ich vorher in drei verschiedenen Theaterinszenierungen gesehen - eine im Fernsehen (die Inszenierung aus Zürich) und zwei Mal im Theater. Die Züricher Inszenierung konnte mich davon am meisten überzeugen, die beiden anderen hatten meiner Meinung nach leider immer ein paar Schwachstellen.
    Eigentlich bin ich mehr Theater- als Kinogänger und kein Filmfan, wahrscheinlich hat es deshalb so lange gedauert, bis ich den Film gesehen habe. Ich hätte ihn eher sehen sollen, denn er trifft das Stück sehr gut.
    Auch die Besetzung finde ich perfekt, mir haben alle vier Darsteller sehr gut gefallen, aber am besten fand ich Christoph Waltz als Alan.
    Den Film werde ich mir mit Sicherheit bald noch auf Englisch ansehen.


    Fazit: Ich hätte nie erwartet, dass mich der Film so überzeugen kann, bin aber begeistert und kann ihn absolut empfehlen!

  • Habe mich mal ein wenig bei den Literaturverfilmungen gestöbert und bin dabei auf diesen Thread gestoßen...


    Ich finde den Film auch klasse und sehe ihn als eine Satire auf den kultivierten Umgangston an. Diese Pointe kommt in Polanski's Film am Besten zur Geltung (wie ich finde und soweit ich das beurteilen kann).


    In Form von Theater habe ich das Stück nie gesehen, ich beziehe mich in erster Linie auf den Film und habe auch das "Buch" zu Hause. Wirklich gelesen habe ich es nicht, denn ich halte es eher für unspektakulär - das ist ja als Bühnenstück geschrieben worden und ist mehr oder weniger nichts als eine Aneinanderreihung von Dialogen. Aber ich habe den Schluss - also da, wo ich diese Pointe finde - verglichen und dabei habe ich festgestellt, dass diese Pointe im Film anders dargestellt wird. Klarer. Da Polanski das Drehbuch mit Reza zusammen geschrieben hat, gehe ich davon aus, dass diese Aussage nicht verfremdet wurde.


    Im Buch geht Véronique ans Telefon und leugnet ihrer Tochter vor, den ausgesetzten Hamster gesucht, aber nicht gefunden zu haben, aber dass es ihm bestimmt gut geht (obwohl sie nicht daran glaubt).


    Zitat (nach dem Telefongespräch):
    Michel: Gut möglich, dass dieses Tier gerade einen Festschmaus hält.
    Véronique: Nein.
    Schweigen
    Michel: Was weiß man schon.
    Ende


    Der Film wird abgedunkelt, als das Handy klingelt und wechselt auf eine Aussenszene. Da sieht man erst den Hamster auf dem Spielplatz (auf der Suche nach der Tochter?) und dann die beiden Jungs, welche sich ganz ohne elterlichen Befehl wieder vertragen...


    Wahrhaft ein herrlicher Film, den auch ich nur empfehlen kann.

    Einmal editiert, zuletzt von Onkel Orwell ()


  • Den oben beschriebenen Schluss des Films gab es in der Theateraufführung, die ich mal gesehen habe, nicht. (Ich denke mal, im Bühnentext ist es ebenso?)
    Die spielenden Kinder sind einerseits eine nette Pointe. Andererseits fand ich aber, dass der Film damit indirekt Partei ergreift für eine der Figuren (ich glaube, die eine Hälfte des Yuppi-Paares), die den Vorfall herunterspielt und sagt: na ja, das war ja nur 'ne kleine Rauferei, die vertragen sich schon wieder. Das Stück dagegen ist meiner Erinnerung nach wunderbar neutral. Alle bekommen ihr Fett ab, niemand wird positiv hervorgehoben oder negativ herausgestellt.

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)

  • Ja das habe ich ja geschrieben. Der Teil mit den Kindern steht nicht im Bühnenstück, aber dafür das Telefonat mit der Tochter (den wiederum gibt es im Film nicht).


    Ich denke die Pointe wurde einfach etwas anderes dargestellt und im Film ist sie eindeutiger..


    Du hast schon recht - die Pointe lässt den Waltz etwas besser aussehen. Aber ich finde ihn allgemein noch der Vernünftigste.


    Wie war denn der Schluss der Theatervorstellung bzw. wich sie auch vom Bühnentext ab?


  • Wie war denn der Schluss der Theatervorstellung bzw. wich sie auch vom Bühnentext ab?


    Puh, ist schon ein bisschen länger her und ehrlich gesagt, kann ich mich an den genauen Schluss gar nicht mehr erinnern. :redface: In der Inszenierung sah man auf jeden Fall nur die beiden Elternteile, die Kinder kamen nicht vor.


    Hab jetzt wikipedia bemüht. Da steht bezüglich des Schlusses:

    Zitat

    Einzig Alain fühlt sich letztlich in seiner Weltanschauung bestätigt. Er habe immer an den Gott des Gemetzels geglaubt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Gott_des_Gemetzels
    Das klingt fast so, als ob das Stück tendenziell der Position Alains zuneigt und doch nicht so un- oder überparteiisch ist, wie ich einst glaubte.

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)


  • Das klingt fast so, als ob das Stück tendenziell der Position Alains zuneigt und doch nicht so un- oder überparteiisch ist, wie ich einst glaubte.


    Es wäre auch möglich, dass das von dir besuchte Stück anders interpretiert wurde. Man kann ja mit sehr wenig eine völlig andere Aussage machen...

  • Ja, das kann natürlich sein.
    Wer weiß, vielleicht lese ich noch mal die Textfassung, dann bin ich schlauer. :winken:

    "Den Alltagsdingen den Charme des Neuen zu verleihen und ein dem Übernatürlichen ähnliches Gefühl hervorzurufen, indem die Aufmerksamkeit aus der Lethargie des Gewohnten erweckt und auf den Reiz und die Wunder der vor uns liegenden Welt gelenkt wird."

    (William Wordsworth)