2 - Im Schatten junger Mädchenblüte

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  • Krank zu sein, hat auch seine Vorteile :zwinker:. Ich bin nicht krank - fast hätte ich gesagt "leider nicht" - und lese in meinem üblichen Trott weiter. Wobei ich auch bei Krankheit daheim keine Ruhe hätte, um mehr zu lesen.


    Inzwischen bin ich an der Stelle, als Marcel Robert Saint-Loup kennen gelernt hat. Ob der Name wohl Programm ist? Wenn ich mein letztes Französisch zusammenkrame, bedeutet "Saint" heilig und "Loup" Wolf. Eigentlich ein Widerspruch in sich. Auf jeden Fall dürfte es ein sehr vielschichtiger Charakter sein, denn in dem Buch Prousts Figuren und ihre Vorbilder ist Saint-Loup gleich mit vier realen Vorbildern vertreten.



    Marcel reist mit seiner Großmutter und Francoise nach Balbec an die Küste, um sich zu erholen. Mir gefällt dieser Teil des Buches bisher am besten. Die Schilderungen der Landschaft und der Begebenheiten in Hotel und Umgebung finde ich sehr erfrischend und amüsant.


    Ja, wie schon in dem Salon von Madame Verdurin erschafft Proust auch hier ein kleines, eigenständiges Universum.
    Die Landschaftsbeschreibungen, vor allem der Blick auf das Meer in seinen unzähligen Schattierungen und das Lichtspiel, sind grandios. Das gefällt mir sehr gut, und nicht nur, weil ich das Meer liebe. Wie tief mussten die Erinnerungen und Eindrücke in Prousts Kopf verankert sein, dass er sie selbst in der Tristesse seiner Kammer, wo er die Recherche schrieb, wieder so zum Leben erwecken konnte!

  • Ich schreite jetzt langsam dem Ende entgegen. 2 CDs liegen noch vor mir.


    Gruß, Thomas

  • Ich bin irgendwo um Seite 530 herum. Marcel hat gerade die Mädchenschar gesehen, über die ihr weiter vorn schon geschrieben habt. Noch stehe ich aber unter dem Einfluss der Bekanntschaft mit Saint-Loup und dem Wiedersehen mit Bloch, zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Bloch ist kein sympathischer Mensch. Mit der indiskreten Bemerkung über seine Begegnung mit Madame Swann im Zug hat er sich selbst disqualifiziert. Selbst wenn es so stattgefunden hat, lässt man es sich nicht wie eine Eroberung raushängen. Dieses Macht- und Balzgehabe ist fürchterlich. Wie anders ist da Saint-Loup! Ich habe noch nicht in der Begleitliteratur nachgelesen, aber weißt du vielleicht, Thomas, ob die beiden Männer ein reales Pendant in Prousts Leben haben?


    Die Klopfszene hat noch eine sehr ergreifende Fortsetzung gefunden. Obwohl sie sehr kurz ist, ist es für mich eine sehr schöne Stelle im Buch.


    Von Gilberte war schon auffallend lange nicht mehr die Rede. Marcel hat sich geistig wohl schon völlig von ihr verabschiedet.

  • Die Klopfszene hat noch eine sehr ergreifende Fortsetzung gefunden. Obwohl sie sehr kurz ist, ist es für mich eine sehr schöne Stelle im Buch.


    Ja, ich hatte ja gesagt, dass es eine großartige Szene ist. Da gehört diese "Reprise" natürlich dazu.

  • Das ist mir jetzt auch klar. Bis heute wusste ich nicht, dass da noch etwas nachkommt. Das ist dann eine der Stellen, die man beim nächsten Lesen dann schon ganz anders genießen kann.


  • Ich habe noch nicht in der Begleitliteratur nachgelesen, aber weißt du vielleicht, Thomas, ob die beiden Männer ein reales Pendant in Prousts Leben haben?


    Auch wenn ich nicht Thomas bin. :zwinker: Es gab gleich mehrere Vorbilder für Saint-Loup im wahren Leben:


    ~ Lieutnant de Cholet (Vorgesetzter Prousts in Orléans)
    ~ Gustave de Waru (Neffe von Mme Chevigné)
    ~ Boni de Castellane
    ~ Kreis der "jungen Herzöge": Bertrand de Fénelon, Gabriel de la Rochefoucauld, Marquis d'Albufera (letzterer erkannte sich in Saint-Loup wieder und brach die Beziehung zu Proust daraufhin ab)


    Der Name übrigens stammt von einem Dorf in der Nähe von Illiers sowie von Sain-Loup-de-Naud oder Bourg-en-Bray (im Département Seine et Marne gelegen). :winken:

  • Aus welchem Buch hast du das denn so schnell hergezaubert?


    Gruß, Thomas


  • Das Marcel-Proust-Lexikon.


    ...das seit Wochen bei Amazon auf 8 € reduziert im Angebot, aber nicht lieferbar ist :grmpf:. Scheint eine Neuauflage zu sein. Ich warte schon ewig darauf, dass wenigstens das Erscheinungsdatum bekanntgegeben wird.

  • Bei Suhrkamp wird bisher kein Nachfolger angekündigt.


    Gruß, Thomas

  • Über einen Nachfolger habe ich bisher nirgends etwas gefunden. Ich muss mich wohl weiter in Geduld üben.


    Inzwischen bin ich auf Seite 628 angelangt und mache mir zunehmend Gedanken über Elstir. Er hat eine Skizze von Odette, außerdem kennt er die Mädchen, deren Bekanntschaft Marcel nur zu gerne machen möchte. Es ist auffallend, dass er gerade mit den Frauen zu tun hat, die für Marcel eine Rolle spielen, selbst wenn es teilweise noch eine rein theoretische Rolle ist. Woher kennt er eigentlich die Mädchen? Es muss eine gute Bekanntschaft sein, wenn er während eines Spazierganges quasi im Vorbeigehen lediglich ein paar Worte mit ihnen wechselt, ohne das übliche zeitraubende Geplänkel. Sicherlich steckt noch mehr dahinter, das wir hoffentlich erfahren werden.

  • Ich bin jetzt auch fertig. Und weil es so schön war, höre ich jetzt noch die 26 CDs von Band 3.


    Gruß, Thomas

  • Ich habe noch ca. 25 Seiten, die ich morgen lesen werde. Die letzten Seiten waren richtig abwechslungsreich und entsprechen inhaltlich genau dem Titel, denn Marcel empfindet seine weibliche Gesellschaft wie Mädchen, die sich mitten in ihrer schönsten Blüte befinden, während er sich in ihrem Schatten aufhalten darf. Seine Liebe zu Albertine ist schon zum Ausdruck gekommen. Das Kennenlernen der beiden lief nicht so ungestüm ab, wie ich nach seinen Versuchen, endlich mit dem Mädchen in Kontakt zu treten, erwartet hatte. Ahnt er zu dem Zeitpunkt schon, dass mit dem Moment des Beginns ihrer Freundschaft schon die Uhr zu laufen beginnt und ihre gemeinsame Zeit immer weniger wird? Oder ist es schlicht der Versuch, die Vorfreude noch zu verlängern? Das erinnert mich an den Jungen, der sich vor langer Zeit so auf das Kino freute und mit der Erlaubnis fast die Lust daran verlor.


    @ Thomas
    Ich werde nach dem 2. Band wieder erst mal eine Pause einlegen.

  • Hallo ihr Lieben :winken:,


    leider bin ich in der letzten Woche gar nicht zum Lesen gekommen, ich habe aber jetzt Urlaub und bin sehr zuversichtlich, dass ich "Im Schatten junger Mädchenblüte" dann auch beenden werde.
    Im Moment bin ich an der Stelle, an der Marcel sich mit Saint-Loup anfreundet und Bloch in Balbec auftaucht.


    Ich hoffe ih darf trotz meiner Leselangsamkeit bei der nächsten Leserunde wieder mitmachen :redface:?


    Viele Grüße
    knödelchen

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

  • Hallo knödelchen, natürlich kannst du bei der nächsten Runde mitmachen, sofern wir einen gemeinsamen Termin finden. Ausbaldovern können wir das unter "Allgemeines und Materialien".


    Übrigens eine schöne Stelle, an der du jetzt bist. Saint-Loup ist ein sehr sympathischer Mensch und stellt einen krassen Gegensatz zu Bloch dar.


    Liebe Grüße
    Doris

  • So, ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich nun dank freiem Osterwochenende auch (endlich :redface:) fertig geworden bin.
    Die gesamte Beschreibung des Urlaubs in Balbec, aber besonders die letzten Szenen mit den jungen Mädchen fand ich sehr amüsant und kurzweilig zu lesen. Albertine, die ja wohl noch eine sehr bdeutende Rolle in der "Recherche" spielen wird, ist ohne Verabschiedung und ganz kurzfristig abgereist. Ich bin gespannt, wann und unter welchen Umständen die beiden sich wiedersehen.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen