Krank zu sein, hat auch seine Vorteile . Ich bin nicht krank - fast hätte ich gesagt "leider nicht" - und lese in meinem üblichen Trott weiter. Wobei ich auch bei Krankheit daheim keine Ruhe hätte, um mehr zu lesen.
Inzwischen bin ich an der Stelle, als Marcel Robert Saint-Loup kennen gelernt hat. Ob der Name wohl Programm ist? Wenn ich mein letztes Französisch zusammenkrame, bedeutet "Saint" heilig und "Loup" Wolf. Eigentlich ein Widerspruch in sich. Auf jeden Fall dürfte es ein sehr vielschichtiger Charakter sein, denn in dem Buch Prousts Figuren und ihre Vorbilder ist Saint-Loup gleich mit vier realen Vorbildern vertreten.
Marcel reist mit seiner Großmutter und Francoise nach Balbec an die Küste, um sich zu erholen. Mir gefällt dieser Teil des Buches bisher am besten. Die Schilderungen der Landschaft und der Begebenheiten in Hotel und Umgebung finde ich sehr erfrischend und amüsant.
Ja, wie schon in dem Salon von Madame Verdurin erschafft Proust auch hier ein kleines, eigenständiges Universum.
Die Landschaftsbeschreibungen, vor allem der Blick auf das Meer in seinen unzähligen Schattierungen und das Lichtspiel, sind grandios. Das gefällt mir sehr gut, und nicht nur, weil ich das Meer liebe. Wie tief mussten die Erinnerungen und Eindrücke in Prousts Kopf verankert sein, dass er sie selbst in der Tristesse seiner Kammer, wo er die Recherche schrieb, wieder so zum Leben erwecken konnte!