Was lernen Kinder aus Kinderbüchern?

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  • Hallo!


    Mein Mann hat mich auf diese Frage gebracht: was lernen Kinder aus Kinderbüchern? Welches Bild wird ihnen darin vermittelt? Bei Pippi Langstrumpf scheint es klar zu sein: sie ist stark, verwegen, ungehemmt, lustig, rebellisch und unbeeindruckt von Autoritäten. Aber wie ist es mit z.B. mit Jim Knopf oder Petterson und Findus? Was lernen die Kinder daraus?


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich kenne mich ja mit Kindern nicht so aus, aber ich glaube, dass Kinder vor allem Phantasie erlernen. Dass die Welt fast keine Grenzen kennt und es so viele unterschiedliche Menschen gibt. Bücher lesen (oder vorgelesen bekommen) hilft ihnen, die Welt kennen zulernen in all ihren Facetten und später eigene Entscheidungen zu treffen. Ich glaube allerdings nicht daran, dass sie durch den Michel von Lönneberga frech werden oder sich wie Nils Holgersson auf die Reise mit den Wildgänsen begeben wollen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich glaube eigentlich nicht, dass Kinder aus Büchern wirklich "bewusst" etwas lernen. Ein Großteil des Wissens, den sich Kinder in einem gewissen Alter aneignen ist absolut implizit, also mehr oder weniger unbewusst, dafür lernen sie fast täglich etwas neues und können es anwenden, ohne zu wissen, dass oder wie sie es gelernt haben.
    Auch viele Sozialkompetenzen werden von den Kinder implizit erworben, z.B. ein gewisses implizites Verständnis davon, was Freundschaften sind, das haben bereits Kleinkinder und ganz rudmentär auch Babys. Letzteres verändert sich im Laufe der Entwicklung natürlich stark.
    Ich denke, dass Kinder aus den Büchern schon lernen können, wie man mit anderen Menschen umgeht, dass man anderen kein Leid antun soll oder das jeder Mensch verschieden ist, und dass das schön ist. Nur eben nicht bewusst, und natürlich treffen sie auch in der "realen" Welt immer wieder auf Situationen, die ihnen dies beibringen und ihnen helfen, dieses Wissen aufzubauen und zu verinnerlichen.


    Ich habe selbst auch keine Kinder, aber soweit ich mich an meine eigene Kindheit erinnern kann, habe ich eigentlich aus Kinderbüchern keine konkreten Aha-Erlebnisse gehabt. Pippi war für mich einfach Pippi und das hat sie für mich völlig ausreichend beschrieben. Dass sich Pippi zum Beispiel gegen Autoritäten auflehnt, war für mich damals glaube ich gar nicht in dieser Art und Weise fassbar. Jedenfalls habe ich danach meinen Eltern auch nicht mehr oder weniger Stress bereitet :breitgrins:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass sie, genau wie Erwachsene, einfach Dinge "lernen", die ihnen im echten Leben noch nicht begegnet sind.
    Wenn du z.B. ein Buch über Südamerika liest, aber noch nie da warst, hast du hinterher Informationen (Natur, Religion, Wirtschaft, Gesellschaft, Problematiken, etc, etc.) die du "dazu gelernt" hast, ohne da gewesen zu sein.
    Kinder lernen das genauso. Wenn sie "Conni im Krankenhaus" vorgelesen bekommen, müssen sie sich nicht "in echt" das Bein brechen um zu erfahren, was dann passiert.
    Generell nennt man das "Erfahrungen aus zweiter Hand". Weil man sie eben nicht mit den eigenen Händen/Körper/am eigenen Laib erfahren hat. Dabei ist es egal, wie alt man dabei ist. Je älter man wird, desto komplexer wird das Ganze natürlich.

  • Dass sich Pippi zum Beispiel gegen Autoritäten auflehnt, war für mich damals glaube ich gar nicht in dieser Art und Weise fassbar.


    Für mich auch nicht. Ich fand viel cooler, dass sie ihr Pferd tragen konnte :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich denke, man kann Kindern durch Kinderbücher etwas an die Hand geben. Gefällt ihnen eine Figur, können sie sich an ihr orientieren. Was würde Pippi in diesem Fall tun? Man kann den Kindern helfen, Antworten zu finden. "Momo" erklärt ganz einfach das Prinzip der Zeit und auch wenn die Lektüre beim Kind nicht zu einem offensichtlichen "Aha-Erlebnis" führt, so kann man ihm trotzdem helfen, auf diese Art den Horizont zu erweitern.

    //Grösser ist doof//

  • Ich denke bei Peterson und Findus geht es vor allem um die Freundschaft und das Entdecken auf den Bildern.


    Ich denk das sich wegträumen mit Fantasie in eine Geschichte eintauchen. Und auch das langsame heranführen an Sprache spielt auch eine Rolle. Auch eine gewisse Konzentration beim Zuhören wenn sie vorgelesen bekommen lernt man das ja so ganz nebenbei. Aber ich glaube vor allem ist auch grad wenn man nicht selbst Lesen kann das gemeinsame Ritual des Vorlesens. Ich erinner mich jedenfalls total gerne daran zurück wenn mein Papa oder meine Mama mir vorgelesen haben.


  • Aber ich glaube vor allem ist auch grad wenn man nicht selbst Lesen kann das gemeinsame Ritual des Vorlesens. Ich erinner mich jedenfalls total gerne daran zurück wenn mein Papa oder meine Mama mir vorgelesen haben.


    Das geht mir auch so. Ich fand es immer toll, meine Mutter neben mir am Bettrand sass und mir vorgelesen hat. So etwas prägt ein Kind bestimmt auch. Ich jedenfalls werde meinem Kind auch vorlesen, sollte ich denn eines haben.

    //Grösser ist doof//

  • Das geht mir auch so. Ich fand es immer toll, meine Mutter neben mir am Bettrand sass und mir vorgelesen hat. So etwas prägt ein Kind bestimmt auch. Ich jedenfalls werde meinem Kind auch vorlesen, sollte ich denn eines haben.


    Ihr beschreibt genau das, was ich bei der Eingangsfrage gedacht habe! Es ist die Zeit, wo Mutter ODER Vater sich die Zeit nehmen, dem Kind vorzulesen, das ist doch das besondere daran.
    Habe letztens wieder einen Kinderfilm gesehen, wo das Kind abends immer darum gebettelt hat, vorgelesen zu bekommen. Es geht dem Kind wohl auch darum, noch einmal am Tag Zeit mit einer der beiden Bezugspersonen zu verbringen. Ich kenne es zumindest klassisch so, dass entweder die Mama oder der Papa vorliest und das andere Elternteil dann irgendwo anderes ist. Das kann sich ja auch durchaus abwechseln je Abend.


    Ich denke, dass das Kind dabei sieht, was für Situationen auftreten können und dass das alles nicht so schlimm sein muss, wie es scheint. Zum Beispiel bei den Pixibüchern "Conni muss zum Arzt" oder "Connis erster Schultag". Oder aber, dass Freundschaften etwas Besonderes sind und die Welt aus Abenteuern besteht, die sie auch erleben können. Wobei sicher kein Kind auf die Idee kommt, mit Wildgänsen Ausflüge unternehmen zu wollen. :breitgrins:


    Das sind auch alles nur meine Hirngespinste zu dem Thema, ich habe selbst keine Kinder - NOCH nicht, wie ich allerdings hoffe. :zwinker:

  • Vielleicht kommen Kinder doch auf die Idee mit Wildgänsen davonzuziehen? Dann malen sie sich vielleicht aus, wie sie selbst auf dem Rücken einer Gans sitzen und die Welt von oben ziehen? Das wieder spräche dafür, dass die Fantasie des Kindes aktiv angeregt wird. Ich jedenfalls verlor mich als Kind immer wieder in solchen Tagträumen und genoss es sehr.

    //Grösser ist doof//

  • Falsch formuliert: In der Fantasie kommen sie sehr wohl auf die Idee, das passiert selbst mir noch :breitgrins:. Ich wollte damit sagen, dass kein Kind in den Park läuft und versucht, sich eine Ente oder eine Gans zu schnappen bzw. dass diese Idee nicht umsetzbar wäre und die aktive umsetzung bald aufgegeben wird.

  • Selbst dann hätten die Kinder wieder etwas gelernt und wenn es auch nur ist, dass eine Gans auch zubeissen kann :zwinker: (nicht, dass ich möchte, dass Gänse Kinder beissen!)

    //Grösser ist doof//

  • Stimmt! Gänse können ganz fest zuschnappen... aber ich glaube, das lernt sowieso jedes Kind irgendwann mal. :zwinker:

  • Manche Dinge müssen sie wohl auf die harte Tour lernen. Wir alle haben uns wohl schon irgendwo ziemlich weh getan und zogen Schlüsse daraus :smile: Ich zum Beispiel renne auf Kies nicht mehr wie wild umher :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Hallo!


    Danke schon mal für die Antworten! Jetzt brauche ich noch eine zu Jim Knopf und mein Mann ist zufrieden :zwinker: Worum geht es bei Jim Knopf? Spontan hätte ich auch Freundschaft gesagt, aber ich kenne die Geschichte nicht so gut :redface:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • @ Kirsten: Schau mal hier :zwinker:


    Ein von Aldawen verlinkter Faz-Artikel zu Jim Knopf


    Ansonsten bin ich der Meinung, dass in guten Kinderbüchern Kindern auf unaufdringlichge(!) Weise Werte vermittelt werden, Werte eben wie Freundschaft, Treue; Solidarität usw.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

    Einmal editiert, zuletzt von Madicken ()

  • :breitgrins: Jim Knopf ist doch Integrationsthema pur oder? Denn Jim wird trotz seiner Hautfarbe von Lukas und allen auf der Insel Lummerland Anstandslos aufgenommen und zwar ohne das seine Hautfarbe wirklich Thema ist.
    Ich denke Jim Knopf ist einfach auch eine Erzählung um Freundschaft und Abenteuer, um eine Freundschaft die durch Dick und Dünn geht egal was passiert. Und auch irgendwie das Familie nicht immer Familie im engen Sinne sein muss.
    Und für Kinder? Also ich fands damals einfach unglaublich spannend und ich hab dann total gerne Pirat gespielt :breitgrins: (Jim Knopf und die Wilde Dreizehn). Und bei Ende ist es halt auch immer so das er seine Kinderfiguren ernst nimmt. Ich glaube das merkt man auch als Kind, das man hier nicht einem erhobenen Zeigefinger daherkommt, aber instinktiv mitbekommt was hier unrecht ist und was nicht. :)

  • Hallo!


    Madicken: danke :winken:


    Wie das? :gruebel:


    Er war am Freitag auf einer Konferenz über bürgerschaftliches Engagement. Dort hat eine Rednerin Pippi Langstrumpf, Jim Knopf und Petterson und Findus als ihre drei liebsten Kinderbücher genannt und jetzt möchte er gerne wissen, warum das so ist.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • :lachen: Sehr interessant! Ich persönlich mag diese Bücher wohl wirklich deshalb weil einfach mal nicht der erhobene moralische Zeigefinger eine Rolle spielt. Das hab ich als Kind immer gehasst. Ich glaub das merkt man einfach wenn man in eine bestimmte Richtung gedrängt werden soll.