Samuel Koch - Zwei Leben

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    Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen, könnte mich aber schon richtig über so manche Kommentare in den Amazon-Rezensionen aufregen. Sicherlich ist es vielleicht "Mode", nach einem schweren Schicksalsschlag ein Buch zu schreiben, aber wenn es nunmal ein guter Weg ist, alles zu verarbeiten? Wenn es dem Opfer/Kranken/Geschädigten doch dabei hilft?
    Oder ist Christoph Fasel als Co-Autor in den gleichen Sack zu stecken wie so manch anderer Ghostwriter/Co-Autor?


    Ich empfinde wirklich tiefes Mitleid für Samuel. Im arroganten Ton zu schreiben (ein Kommentator), dass er doch selbst schuld an seiner Lage sei, finde ich zutiefst erschreckend.
    Es ist verständlich für mich, wenn es Menschen gibt, die nicht nachvollziehen können, dass jemand einen solchen Weg zur Aufarbeitung wählt, aber solche Kritik kann auch taktvoller verpackt werden. Da bin ich wohl etwas weichgespülter.


    Über einen Kauf denke ich nun tatsächlich nach, nicht zuletzt auf Grund eines Artikels in der Tageszeitung, der über einen kürzlich erfolgten Auftritt bei Günter Jauch berichtete.

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Ich steh solchen Büchern auch etwas zwiegespalten gegenüber, das gebe ich ehrlich zu.


    Aber wenn es für denjenigen eine bessere Möglichkeit ist, das ganze geschehene zu verarbeiten - warum nicht? Es ist doch jedem selbst überlassen wie er was verarbeitet.. Der eine vergräbt sich, ein zweiter geht in Therapie, ein dritter schreibt ... Jedem das seine.


    Als mündiger Leser kann man selbst entscheiden, ob man sich das Buch kauft oder nicht, ob einem die Geschichte gefällt oder nicht. Nur sollte man, wenn man für sich entscheidet, das Buch nicht haben / nicht lesen zu wollen, sich mit harscher Kritik zurückhalten.


    Und zu dem "selber schuld" .... Klar kann man sagen er wäre selber schuld an seinem Schicksal, denn er hätte ja die Wette nicht bringen müssen. Es war riskant, dass dürfte auch Samuel klar sein und ich denke mal, er wird sich vielleicht selbst genug Gedanken / Vorwürfe zu dem Thema machen. Da müssen nicht noch andere in die Kerbe reinhauen



    Passt nicht ganz dazu, aber als auf meiner Wunschliste die Biographie von Robert Enke auftauchte durfe ich mir anhören, dass man sich so en Buch nicht wünscht - er hätte selbst entschieden zu gehen und da müsse man dann nicht als Angehöriger so ein Buch schreiben :(

  • Naja hier kommt sicher auch hinzu das man die Pflege und noch eventuell anstehendes finanzieren muss... und ein Buch ist da eine gute Möglichkeit. Ich will ihm sicher nicht unterstellen das sei sein Hauptanliegen, aber ich denke das es auf jeden Fall helfen wird ;)

  • Ich habe den erwähnten Beitrag bei Günter Jauch gesehen und muss sagen, dass ich ziemlich überrascht war. Mich hat das Thema eigentlich gar nicht interessiert, aber ich fand Samuel Koch sehr sympathisch und er kann sich unglaublich gut ausdrücken. Hinzu kommt noch, dass er eine gesunde Portion schwarzen Humor hat, die in einer solchen Lage vielleicht ganz nützlich ist. Kurzum: Obwohl es natürlich auch einen Ghostwriter gibt, glaube ich, dass das Buch an sich durchaus Potenzial haben kann.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Auf jeden Fall glaube ich das es auch ein Buch sein soll das Betroffenen wieder Mut zurückgeben kann. Ich habe ihn auch bei Günther Jauch erlebt und hatte da den Eindruck das er durch seinen Auftritt auch zeigen wollte das sein Leben eben nicht einfach vorbei ist. Es geht weiter wenn auch auf einem Weg den er so nicht erwartet hatte.

  • Hallo!


    Jedem ist es selbst überlassen, wie er Erlebtes verarbeitet. Manche wollen es mit sich ausmachen, manche wollen darüber reden oder sogar schreiben. Mir ist es überlassen, ob ich das hören oder lesen will. Bei einem Freund bin ich eher bereit zuzuhören als bei einem Fremden. Natürlich ging Samuels Unfall damals durch die Presse, ebenso wie es das Buch jetzt tut. Aber trotzdem kann man darum einen Bogen machen wenn man will.


    Die Kommentare bei amazon sind teilweise wirklich ... interessant. Ich kann nicht verstehen dass manche Leute glauben, sie können über jemand richten nur weil er eine Biografie oder ein Buch über einen Teil seines Lebens geschrieben hat kann ich auch nicht verstehen. Sich über das Buch auszulassen- ok. Über den Mensch dahinter nachzudenken auch. Aber sich dann als sein Richter aufzuspielen geht zu weit.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Passt nicht ganz dazu, aber als auf meiner Wunschliste die Biographie von Robert Enke auftauchte durfe ich mir anhören, dass man sich so en Buch nicht wünscht - er hätte selbst entschieden zu gehen und da müsse man dann nicht als Angehöriger so ein Buch schreiben :(


    Wobei ich finde, dass das zwei völlig verschiedene Sachen sind: Robert Enke war krank und wurde durch seine schweren Depressionen zu einem Selbstmörder.
    Samuel Koch hat aus seinem freien Willen heraus eine sehr riskante Wette eingereicht und den Sprung gewagt.


    Grundsätzlich finde ich Bücher über schwere Schicksalsschläge schwierig, weil sie häufig einen eigentümlichen Voyeurismus bedienen... Wenn ich mir beispielsweise so manchen Käufer von Kampuschs Buch angeschaut habe - puuh, da wurde mir manchmal ganz anders. Und ja, ich denke schon, dass Schreiben eine gute Therapie für manche Betroffene sein kann - aber mal ehrlich: muss man sein 'Tagebuch' auch veröffentlichen? Ich weiß, manche haben einen Mutfaktor in sich, trotzdem begreife ich solche Bücher nicht wirklich. Die Medien sind heute so oft maß- und distanzlos, dass ich nicht auch noch ein detailliertes Buch lesen möchte. Aber das sind meine persönlichen Befindlichkeiten.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hier findet man eine Leseprobe der ersten paar Seiten bis zu dem Unfall. Dort reißt Koch kurz an, warum er sich doch entschlossen hat, das Buch zu schreiben. Zuerst wollte er das auch gar nicht.
    Er hatte sein Zimmer nach dem Unfall übersät mit Post-its, um sein Kopfkino loszuwerden, und so ergab es sich letztendlich doch, dass er durch den Verlagsleiter zum Erzählen seiner Gedanken motiviert wurde.


    Naja, was noch genau dahinter steckt, kann man nur vermuten, aber ich denke auch, dass der finanzielle Aspekt, den Holden anspricht, eine große Rolle spielt. Immerhin war es kein Arbeitsunfall - kann er auf Grund eines Fernsehauftritts Versicherungsansprüche geltend machen? Vielleicht erfährt man es ja in dem Buch. So genau kenne ich mich da nicht aus.

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf


  • Immerhin war es kein Arbeitsunfall - kann er auf Grund eines Fernsehauftritts Versicherungsansprüche geltend machen?


    Bei Jauch wurde erwähnt, dass er anfangs vom ZDF unterstützt wurde, jetzt aber nicht mehr. Ob er jemals offiziellen Anspruch darauf hatte, bezweifle ich.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Bei Jauch wurde erwähnt, dass er anfangs vom ZDF unterstützt wurde, jetzt aber nicht mehr. Ob er jemals offiziellen Anspruch darauf hatte, bezweifle ich.


    Wenn er eine private Unfallversicherung hatte, dann wird diese natürlich einspringen. Aber selbst wenn diese 300.000 EUR oder so auszahlen sollte, was ist das schon bei den Kosten, die auf ihn zukommen. Die Schwester hat ihre Ausbildung unterbrochen. Wenn er denn eine Versicherung abgeschlossen hatte ...


    Gruß, Thomas

  • Ich finde, solche Bücher können eine wirkliche Bereicherung sein! Ich denke da an Bücher, die von Krebskranken geschrieben werden und die darin erläutern, aus welchen Gründen sie nicht aufgeben. Ein Buch mit dem Titel "So schön wie hier kann es im Himmel gar nicht sein" fällt mir dazu ein.
    Ich denke, dass ich das Buch von Samuel irgendwann mal lesen werde. Ihm hilft es sicherlich, seine Erlebnisse zu verarbeiten und andere, die ebenfalls einen schrecklichen Unfall hatten, aber eben nicht so im Rampenlicht stehen, können daraus eventuell auch Mut schöpfen.


    Bücher über Dieter Bohlen oder die Katzenberger dagegen finde ich unsinnig und werde ich auch nicht kaufen oder lesen.

  • Ich habe das Buch gelesen, nachdem ich wegen einer Gallenblasen-Operation im Krankenhaus gelegen habe. Ich hatte dort Samuel Koch in der letzten Wetten-Dass gesehen und fand ihn sehr symphatisch. Ich hatte zwar keinen schweren Unfall, aber an seinem Buch hat mir vor allem gefallen, wie er mit dem Thema Religion umgeht und wie es ihm dabei geholfen hat.. Auch ich bin gläubig und gehe regelmäßig in die Kirche.


    Lieben Gruss, Martina