Sharon Griffiths - Zeitreisen für Anfänger/The Accidental Time Traveller

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.539 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Sharon Griffiths - Zeitreisen für Anfänger


    Rosie, eine junge Frau unserer Zeit, arbeitet in England bei der Zeitung "The News". Sie ist auf dem Weg zu einem Wohnviertel welches vor 50 Jahren erbaut wurde, denn so ist der Plan: Rund um das 50te Jubiläum dieser Siedlung sind das Interview, wie auch eine Reality-Show geplant. Auf dem Weg zu ihrer Interviewpartnerin fällt sie in Ohnmacht und erwacht in den 1950er Jahren.
    Rosie hält dies zu Beginn für einen Scherz und sieht sich als Opfer und überraschte Teilnehmerin dieses Reality-Programms. Alles Fremde und Unbekannte wird lächelnd und mit stoischer Ruhe (immer auf der Suche nach der versteckten Kamera) ertragen. Irgendwann aber dämmert es ihr, dass kein Mensch solch einen Aufwand betreiben würde, ja sogar könnte.
    Rose, die auch in dieser Zeit bei der Zeitung "the News" arbeitet, erfährt hier am eigenen Leib die sexuellen Anzüglichkeiten der männlichen Kollegen und das konservative Denken jener Zeit. Eine Zeit, in der unverheiratete schwangere Frauen aus Verzweiflung den Freitod wählen und von der Gesellschaft bestenfalls als dummes Ding bezeichnet werden ohne dass dem beteiligten Mann eine Schuld zugewiesen wird.
    Erschwerend kommt für Rosie noch dazu, dass ihr Freund aus der Gegenwart hier in dieser Welt mit ihrer besten Freundin verheiratet ist und 3 Kinder hat.


    Was auf dem Buchrücken als "bezaubernder Roman und leichte Sommerlektüre" bezeichnet wird, ist gar nicht so leicht. Lediglich in leichtem Tonfall wird gezeigt wie konservativ und von Männern dominiert die Welt vor noch gar nicht langer Zeit war. Es wird aber auch angerissen, dass vielleicht nicht alle unsere Errungenschaften ein Segen sind, oder haben wir mit Handys, Computern, Internet, etc. tatsächlich weniger Stress als die Menschheit vor 50 Jahren?
    Interessanter Weise zeigt dieses Buch - wohl eher unbeabsichtigt - Parallelen zum aktuellen Weltgeschehen auf. Die arabische Welt, z.B. ist sehr konservativ geprägt und der Westen prangert gerne die Unterdrückung der Frauen an. Aber was sind denn die 50 Jahre Vorsprung die wir haben? Doch nun wirklich auch noch keine Ewigkeit.


    Ein Buch das auf leichte Art zum Denken anregt und dabei mit dem verdienten Happy-End aufwartet.


    5ratten

  • Hm für mich stellt sih das Ganze ein wenig anders dar. Eine Frau die in die fünfziger Jahre katapultiert wird und dann am Ende ihr Glück wieder in der Gegenwart findet. Das hat für mich einfach einen Beigeschmack den ich beim Lesen nicht mehr los werde. Es werden zwar schon Themen angerissen wie etwa ungewollte Schwangerschaft und Dinge wie die Pille (die es da ja noch nicht gab) aber eigentlich nur irgendwie um hinten rum den Zeigefinger zu heben: Huldige dieser Errungenschaft Frau, aber vergiss nicht deinen Mann fürs Leben zu suchen. Denn letztendlich steuert der Roman eben auf dieses Happy Ending hin auf das man ja im Grunde dann auch gefasst ist. Für mich eher langweilig zu lesen und ich gebe zu ich verdrehe dabei schon wieder die Augen. :zwinker:
    Ich merke einmal mehr das diese Art von Romanen einfach nichts für mich ist. Hier jedenfalls mit einer konservativen Botschaft (so empfinde ich es zumindest) mit der ich nichts anfangen kann.

  • Fazit: Der Roman konnte mich auf ganzer Linie nicht überzeugen, letztendlich war er mir persönlich zu platt und stereotyp angelegt. Vor allem auch die Darstellung der 50er Jahre. Klar das eine unvermeidliche Abtreibung irgendwie eine Rolle spielen musste und auch klar das die Hauptfigur nah ihrer Rückkehr plötzlich alles klar und deutlich vor sich sieht und ihre Ängste vor einer Heirat und der Zukunft wie weggeblasen sind. Na ja gut im Grunde hätte es mir klar sein müssen, aber hin und wieder wagt man eben mal ein Experiment. ;)


    2ratten (fürs fertiglesen)

  • Anfang der 2000er Jahre: Rosie ist Journalistin, ihr Freund ebenfalls, aber aktuell klappt die Beziehung nicht ganz so gut. Als sie eine Bewohnerin der in den1950er Jahren erbauten Vorstadtsiedlung interviewen soll, bricht sie im Vorgarten zusammen und ist plötzlich selbst in den 1950ern. Sie wird für eine Gastreporterin aus den USA gehalten, während sie selbst erstmal vermutet, in einer Reality-Show gelandet zu sein. Doch ihr Freund und ihre beste Freundin tauchen in einem 1950er-Ich ebenfalls auf und langsam sucht sie zumindest einen vorübergehenden Platz in dieser Zeit.


    Rosie ist manchmal erstaunlich unbedarft. Gehört es wirklich nicht zur Allgemeinbildung (noch dazu bei einer Journalistin!), dass Sex vor der Ehe oder gar Homosexualität in den 1950ern bestimmt nicht so ohne weiteres akzeptiert wurden oder die Pille erst einige Jahre später erfunden wurde? Das und ihr Herausplatzen mit diesen „modernen Ideen“ hat mich lange Zeit immer wieder an ihr gestört. Erst als sie begonnen hat, die Lebenswelt der anderen ernst zu nehmen, wurde sie mir sympathischer und das Buch gefiel mir etwas besser. Es gibt aber deutlich bessere Zeitreisebücher, vor allem, da der Auslöser dafür hier ziemlich ausgeblendet wurde.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Sharon Griffiths - Zeitreisen für Anfänger“ zu „Sharon Griffiths - Zeitreisen für Anfänger/The Accidental Time Traveller“ geändert.
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    Rosie ist Reporterin bei einer englischen Lokalzeitung und soll anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens einer inzwischen ziemlich abgewrackten Wohnsiedlung eine ältere Dame interviewen, die von Beginn an in The Meadows gelebt hat. Doch auf dem Weg dorthin passiert etwas ganz Merkwürdiges: Rosie findet sich plötzlich in einer 50er-Jahre-Kulisse wieder!


    Hat man sie etwa ohne ihr Wissen auf das Set der Realityshow über das Leben in den Fifties gelockt, die in The Meadows gedreht werden soll? Dafür beherrschen die anderen Akteure ihre Rollen aber extremst gut ... und auch die Umstände sind äußerst realistisch, keine Spur von Zentralheizung, fließendem Warmwasser oder bequemer Unterwäsche. Ganz zu schweigen von gesellschaftlichen oder technischen Errungenschaften. Gleichberechtigung ist ebenso ein Fremdwort wie Computer und das Internet.


    Allmählich schwant Rosie, dass sie hier nicht in einer TV-Serie, sondern in der Realität der 50er Jahre gelandet und aus irgendwelchen Gründen durch die Zeit gereist ist. Seltsam nur, dass ihr Arbeitskollege Billy und seine Frau Carol verblüffende Ähnlichkeit mit Rosies Partner Will und ihrer besten Freundin Caz haben, was den ohnehin schon von Fettnäpfchen und Missverständnissen gespickten Alltag noch schwieriger macht.


    Die genaue Zeitreisemechanik darf man hier nicht allzu sehr hinterfragen, aber wenn man diesen Aspekt ausklammert, ist "The Accidental Time Traveller" unterhaltsame und oft auch amüsante Lektüre, das schön mit den krassen Unterschiede zwischen den 50er Jahren und unserer Zeit spielt und mit dem verklärend-nostalgischen Blick aufräumt, der heute gerne mal auf die Nachkriegsjahre geworfen wird.


    Zwischen verklemmter Moral, übergriffigen männlichen Kollegen und dem Fehlen so ziemlich aller modernen Annehmlichkeiten versucht Rosie in der neuen Lage klarzukommen und vermisst dabei ziemlich heftig ihr altes Leben, zumal sie keine Ahnung hat, wann oder ob sie jemals wieder dorthin zurückkehren wird. Was sie dabei alles erlebt, ist manchmal ein bisschen dick mit dem Dramapinsel aufgetragen, aber es ist nett mit anzusehen, wie sie, manchmal sogar unabsichtlich, in der einen oder anderen Situation für andere zum rettenden Engel wird und schätzen lernt, was sie immer für selbstverständlich gehalten hatte.


    Die Details des damaligen Lebens sind liebevoll ausgemalt und glaubwürdig dargestellt, auch Dinge, über die ich noch nie nachgedacht hatte wie die Existenz von Spülmittel. Das gefiel mir ausgesprochen gut und hat die kleinen Mängel wieder ganz gut wettgemacht. Und das Ende war so richtig was fürs Herz. Vielleicht ein bisschen kitschig, aber mir hat das gerade gut gepasst.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen