Antti Tuomainen - Der Heiler

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.007 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von goat.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Zum Inhalt:
    Auf der ganzen Welt herrscht Chaos: Naturkatastrohen, Kriege, Krankheiten usw. Finnland liegt seit Monaten in einem Dauerregengebiet, viele Regionen sind überschwemmt und teilweise unbewohnbar. Tapani Lehtinen ist auf der Suche nach seiner Frau Johanna. Die ist seit 24 Stunden verschwunden und hat sich nicht bei ihrem Man gemeldet. Dieses Verhalten ist völlig untypisch.
    Aktuell arbeitet die Journalistin Johanna an einer Story über einen Massenmörder - den Heiler. Dieser übt im Namen gewöhnlicher Menschen Rache und will alle ermorden, die für die voranschreitende Klimakatastrophe verantwortlich sind. Bisher hat er neun Manager / Politiker und ihre Familien getötet.


    Meine Meinung:
    Da mir eine Leseprobe im Vorfeld sehr gut gefallen hat, freute ich mich riesig auf das Buch Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht. Der Titel lässt vermuten, dass der Heiler und seine Taten im Mittelpunkt des Buches stehen, das ist aber ganz und gar nicht so. Im Gegenteil -eigentlich erfährt man über den Heiler, seine Motive und Taten so gut wie gar nichts.


    Eigentlich dreht sich die ganze Handlung um Tapani Lehtinen, der seine Frau sucht. Auch das kann eine gute Story werden. Allerdings sind Tapanis Handeln und seine Schlussfolgerungen für mich sehr häufig nicht nachvollziehbar gewesen.


    Das Buch ist gut lesbar in der Ich -Perspektive aus Tapanis Sicht geschrieben. Spannung kommt so gut wie nie auf, weshalb ich das Buch trotz seiner Kürze von knapp 300 Seiten eher langatmig fand. Auch zu den verschiedenen Figuren des Buches fand ich keinen rechten Zugang, sie waren mir weder sympathisch noch unsympathisch, eher egal.


    Nach der Leseprobe hatte ich gehofft einen guten Thriller zu lesen, der das aktuelle Thema des Klimawandels aufgreift. Dieses wurde aber im weiteren Verlauf des Buches gar nicht weiter thematisiert.
    Ich werde das Buch nicht unbedingt weiterempfehlen. Vielleicht ist es etwas für Leute, denen andere Thriller häufig zu spannend sind...


    3ratten

  • Tapani Lehtinen ist Dichter. In einer Welt, die gerade kurz vor dem Abgrund zu stehen scheint, kein besonders gefragter Beruf. Wir befinden uns in Helsinki, offensichtlich einige Jahre in der Zukunft, die Klimakatastrophe hat voll zugeschlagen, ganz Europa versinkt im Regen, weltweit sind Millionen Menschen auf der Flucht und suchen Landstriche, in denen man noch leben kann. Wer nicht die nötigen finanziellen Mittel hat, bleibt und versucht sich irgendwie durchzuschlagen. Die Kriminalität hat beängstigende Ausmaße angenommen. Dementsprechend wenig kümmert es die Polizei, dass Tapanis Frau Johanna verschwunden ist. Seit 24 Stunden hat er bereits nichts mehr von ihr gehört, was für ihre Beziehung äußerst untypisch ist. Johanna ist Journalistin und nach einem Gespräch mit ihrem Chef ist Tapani noch beunruhigter, denn offensichtlich arbeitet sie gerade an einer Story über einen Serienmörder, genannt "Der Heiler".


    Ich bin etwas zwiegespalten bei der Bewertung dieses Buches. Teilweise hatte ich den Eindruck, der Autor wusste nicht so recht was er beschreiben will. Handelt es sich nun um einen Psychothriller, eine Endzeit-Geschichte oder einfach um die Erzählung von einem verzweifelten Mann auf der Suche nach seiner Frau, während der er diverse Geheimnisse der Vergangenheit aufdeckt?


    Für meinen Geschmack wurde hier versucht, zu viel auf den nur gut 200 Seiten darzustellen und mir fehlte es zwischendurch immer wieder an Intensität. Es wurde einfach zu viel angerissen, die Geschichte blieb dann aber meistens nur an der Oberfläche, leistete sich trotz der wenigen Seiten sogar Abschweifungen, die ich als recht langweilig empfunden habe. Dass Namen und Orte oft eher holperig zu lesen sind, dürfte den Leser bei einem finnischen Autor nicht wirklich überraschen, trotzdem blieb ich da leider auch desöfteren hängen, weniger Aufzählungen von Straßennamen und ähnlichem hätten dem Buch auch nicht geschadet.


    Insgesamt war das Buch recht zügig gelesen, konnte mich aber leider nicht überzeugen.


    2ratten

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Meine Meinung:


    Helsinki ist im Ausnahmezustand. Die durch den Menschen verursachte jahrzehntelange Umweltverschmutzung hat einen Klimawandel zur Folge, unter dem die Menschen in Helsinki schwer zu leiden haben. Die Wasservorräte werden knapp und viele flüchten in ihrer Not. Plünderungen sind an der Tagesordnung und die Polizei ist heillos überfordert. Private Sicherheitsfirmen sorgen auf ihre Art und Weise für „Ordnung“.


    Inmitten dieses Chaos verschwindet plötzlich die Journalistin Johanna Lehtinen während einer Recherche. Ihr Mann, der Dichter Tapani, ist davon überzeugt, dass seine Frau entführt wurde. Er findet heraus, dass der sogenannte „Heiler“, ein radikaler Umweltschützer, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, um seine Botschaft zu verkünden, Kontakt zu Johanna aufgenommen hat. Von der Polizei kann Tapani keine Hilfe erwarten und er wendet sich an den Verlag und auch an gemeinsame Freunde. Doch er stößt auf eine Mauer des Schweigens. Anscheinend will ihm niemand helfen und er muss feststellen, dass er seine Frau nicht so gut kennt, wie er gedacht hat. Schließlich macht er sich allein auf die Suche nach dem Menschen, der offenbar so einiges an Geheimnissen vor ihm hatte …


    Mich hat das Cover des Buches als Erstes angezogen. Passend zum Klappentext präsentiert es sich düster und Unheil verkündend mit den schaurig aussehenden kahlen Bäumen in der Dämmerung. Aber haben der Klappentext und die Leseprobe letztendlich auch gehalten, was sie versprachen?


    Es fällt mir etwas schwer diese Frage mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten. Vergleiche ich den Klappentext mit meiner Erwartungshaltung, muss ich eigentlich sagen, nein, denn der Klappentext war mal wieder zu reißerisch und irreführend. Auch die Bezeichnung Thriller trifft es nur teilweise. Lasse ich den Klappentext allerdings außen vor und gehe ohne eine Erwartungshaltung an das Buch heran, dann bekomme ich eine zwar sehr düstere aber auch von sehr intensiven Gefühlen geprägte Geschichte präsentiert, die es auf ihre Art geschafft hat mich zu überzeugen.


    Die Geschichte lebt von ihren Charakteren und der Intensität ihres Handelns. Dabei ist es egal, ob es nun Tapani ist, der seine innig geliebte Frau mit einer immensen Verzweiflung sucht oder der Heiler, der so von seinem Einsatz für den Umweltschutz überzeugt ist, dass er Menschen tötet, die in seinen Augen verantwortlich für den Klimawandel sind, der Helsinki in den Ausnahmezustand gestürzt hat.


    Ich habe mich beim Lesen der Leseprobe gefragt, wie Antti Tuomainen mit nur 224 Seiten auskommt, auf denen er das Thema der verschwundenen Journalistin, dem Ausnahmezustand in dem von einer ausgebrochenen Pest, Überschwemmungen und Kämpfen um Wasservorrat die Rede ist. Dazu kommt „Der Heiler“, der ganze Familien ermordet. Nachdem ich das Buch beendet habe, muss ich feststellen, dass 224 eigentlich viel zu kurz waren, einiges nur angerissen wurde und es Stellen im Buch gab, die mich sehr unbefriedigt und auch ratlos zurückgelassen haben. Eine davon ist der letzte Satz der Geschichte.


    Die ganze Stimmung des Romans wirkt sehr bedrückend, wenig Hoffnung versprechend und auch das permanent schlechte Wetter schlägt aufs Gemüt. Aber trotzdem passt es zur Geschichte, sie muss einfach so sein. Alles andere hätte mich dann wohl auch enttäuscht, wenn der Klappentext schon nicht hält, was er verspricht. Dass die Geschichte in der Ich-Form aus Sicht von Tapani geschrieben ist, hat mich persönlich noch viel intensiver am Geschehen teilhaben lassen.


    Wer jetzt glaubt, ich habe zu viel verraten, weil ich auf manches näher eingegangen bin, der irrt. Noch immer stellt sich die Frage, welche Geheimnisse Johanna vor ihrem Mann hatte und was und wie viel sie mit dem Heiler verbindet. Und die alles entscheidende Frage ist: Lebt Johanna überhaupt noch?


    Es ist schon gut, dass ich einige Tage mit einer Rezension zu diesem Buch gewartet habe, weil ich mit etwas Abstand über einige Dinge oder auch Figuren ganz anders denke. Auch gibt es Figuren, die es wert gewesen wären, etwas mehr darüber zu schreiben – mehr über sie zu erfahren, ihnen mehr Raum zu lassen. Unter anderem denke ich da an den Taxifahrer Hamid.


    Ich habe nun schon einiges an Rezensionen zu „Der Heiler“ gelesen und habe mir schon vorher gedacht, dass manch Leser enttäuscht sein wird, dass die Erwartungen an den Thriller, den man laut Klappentext erwartet hat, nicht erfüllt wurden. Hier geht es nicht vorrangig um den Heiler, sondern um die Suche Tapanis nach seiner Frau. Aus einem anderen Blickwinkel gesehen, ist der Roman es trotzdem wert gelesen zu werden, ohne zu verurteilen. Einzig die geringe Seitenzahl hält mich davon ab, dem Buch fünf Sterne zu geben. Die Geschichte an sich ist schon sehr tiefgründig, und trotzdem hätte der Autor noch etwas mehr ins Detail gehen können, etwas mehr herausarbeiten können. Deswegen gibt es von mir vier Ratten.


    4ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)