Barbara Vine - Heuschrecken

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.433 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von knödelchen.

  • Höhen haben Clodagh Brown schon immer fasziniert. Doch diese Faszination wurde ihrem Freund Daniel zum Verhängnis, er starb bei dem Versuch, einen Hochspannungsmast zu besteigen.


    Die Tragödie zerstört ihre Sorglosigkeit, nicht einmal ihre Eltern halten mehr zu ihr. Sie flüchtet sich nach London, bezieht ein Kellerzimmer bei entfernten Verwandten und beginnt ein Studium, das sie nicht interessiert.


    Durch einen Zufall lernt sie Silver kennen, der ein paar Häuser weiter unterm Dach wohnt und die Höhe genauso liebt wie sie. Gemeinsam mit ein paar Freunden erkunden sie die Dächer von London.


    Gleichzeitig beschäftigt eine Kindesentführung ganz England. Ein britisches Ehepaar wollte den kleinen Jason adoptieren. Doch da er Halbinder ist, suchen die Behörden gemischtrassige Adoptiveltern. Alison und Andrew wollen aber nicht aufgeben und tauchen zusammen mit dem kleinen Jungen unter.


    Wie oft bei Barbara Vine laufen die beiden Handlungsstränge, die zunächst gar nichts miteinander zu tun haben, ganz langsam zu einem Geflecht zusammen, in dem sich die Protagonisten allesamt verfangen und das mich als Leserin immer mehr in seinen Bann gezogen hat.


    4ratten


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    EDIT: Betreff etwas angepasst. LG Seychella

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Vine, Barbara = Rendell, Ruth


    Heuschrecken


    (Grasshopper)


    Clodagh Brown leidet unter Platzangst und liebt es, sich in luftigen Höhen aufzuhalten. Dieser Umstand zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte, die sie dem Leser erzählt. Wie sie mit ihrer Jugendliebe Daniel auf Hochspannungsmasten klettert und wie tragisch diese Mutprobe endet, wie sie von ihren Eltern, die froh sind, sie loszuwerden, zum Studium zu Verwandten nach London geschickt wird, wo sie - die Klaustrophobikerin - in einer düsteren Souterrainwohnung untergebracht ist und immer mehr in die Isolation abdriftet. Dann lernt sie Silver kennen, einen in der Nachbarschaft wohnenden, unkonventionellen jungen Mann, in den sie sich sofort verliebt.
    Clodagh wird von der Uni und aus der Wohnung verwiesen und zieht in Silvers WG. Die Mitbewohner dort, deren Geschichten nach und nach erzählt werden, haben es in sich: Jonny, der Einbrecher, die sich versteckende Schwedin Liv, die kurz vor dem Durchdrehen ist, und Wim, der leidenschaftliche Dachkletterer, der den anderen die schöne und gefährliche Welt auf den Dächern Londons zeigt.


    Clodagh und Silver lassen sich einen Sommer lang frei von Verpflichtungen treiben. Doch bei ihren Versuchen, anderen zu helfen, verstricken sie sich mehr und mehr in deren Problemen, und der Sommer endet mit Gewalt und Tod.


    Durch viele Hinweise bereitet die Autorin den Leser auf die einzelnen schrecklichen Ereignisse im Leben Clodaghs vor. Ständig wartet man darauf, dass das angedeutete Verhängnis zuschlägt. Bei dieser Mischung aus Thriller uned Psychogramm habe ich mich gut unterhalten gefühlt und bin froh, dass es in meinem Leben keine Liv und keinen Jonny gibt!


    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Das Buch habe ich glaube ich vor mindestens 2 Jahren schon mal begonnen und nach, ich schätze mal, weil Lesezeichen ist keines drinnen, ca. 30 - 50 Seiten abgebrochen.


    Ihr beide habt das Buch aber relativ gut bewertet, soll ich ihm noch eine Chance geben? Bzw. habt ihr Euch am Anfang auch schwer getan in die Geschichte reinzukommen?


    :winken: Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Nein, ich habe mich relativ schnell warmgelesen. Allerdings solltest du vielleicht nicht mit der Erwartungshaltung "Krimi" an das Buch gehen (weil Ruth Rendell), da die Geschichte sich relativ langsam aufbaut. Es ist für den Moment das richtige Buch, wenn du Lust hast, von London zu lesen und von den unterschiedlichen Macken verschiedener Menschen. :winken:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Das kann natürlich sein, dass ich damals mit einer falschen Erwartungshaltung herangegangen bin. Ich lasse es auf jeden Fall mal noch etwas suben und behalte Euren Thread hier im Hinterkopf.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Bei Vine dauert es oft relativ lange, bis sich die Spannungsschraube merklich dreht - aber dann konnte ich ihre Bücher meist kaum noch aus der Hand legen. Einfach noch mal probieren, wenn Du Muße für eine etwas langsamer anlaufende Geschichte hast.

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    Leonard Cohen





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    Ich habe bisher alle Bücher von Barbara Vine gerne gelesen und bin bisher auch von "Heuschrecken" nicht enttäuscht worden:


    Die 20jährige Clodagh zieht für ihr Studium nach London. Zwei Jahre zuvor kam ihr Freund Daniel bei einer Kletteraktion auf einen Hochspannungsmasten ums Leben und da alle, selbst ihre Eltern, ihr die Schuld an diesem Unfall geben, ist sie froh, die heimatliche Kleinstadt verlassen zu können.
    In London lebt sie in der Souterrain-Wohnung eines Cousins ihrer Mutter; für die kletter- und höhenbegeisterte Klaustrophobikerin ein Albtraum. Doch dann lernt sie Silver kennen, einen jungen Mann, der im Haus gegenüber in einer Dachgeschosswohnung lebt und Clodagh mit auf die Dächer von London nimmt, wo die beiden, die schnell ein Paar werden, einen unbeschwerten Sommer genießen.
    Zu der Clique gehört auch der Kleinkriminelle Johnny, der über die Dächer in Häuser einbricht; dessen Freundin Liv, ein schwedisches Au-Pair-Mädchen, das Geld von ihrer Gastfamilie gestohlen und betrunken einen Unfall verursacht hat und sich seitdem versteckt hält und der geheimnisvolle Wim, in den Liv eigentlich verliebt ist, den aber außer das Klettern auf den Dächern nichts zu interessieren scheint.


    Alles läuft gut, bis Johnny eines Tages mit dem Einbruch in das Hausboot einer ermordeten jungen Frau in Verbindung gebracht wird. Liv will sich von Johnny trennen, doch dieser sieht sie als seinenn Besitz an und wird gewalttätig.


    Bisher eher beiläufig findet immer wieder Erwähnung, dass ein kleiner Junge von seinen Pflegeeltern "entführt" wurde. Ich könnte mir aber vorstellen, dass das noch eine Rolle spielen könnte, den der Junge wird nun mit seinem Pflegevater in London gesichtet.


    Da ich ja gerade erst in London war, macht es auch besonders Spaß, ein Buch zu lesen, das dort spielt, auch wenn ich in dem Stadtteil Maida Vale noch nie war... :smile:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Viel weiß ich nicht mehr von dem Buch, aber dass ich es gerne mochte, ist mir in Erinnerung geblieben. Das und die Kletterei.


    Viel Spaß noch!

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    Leonard Cohen





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    Inhalt:
    Clodaghs Jugendliebe Daniel ist bei dem Versuch, mit ihr zusammen einen Hochspannungsmasten zu besteigen, ums Leben gekommen. Um den Schuldzuweisungen zu entfliehen, geht das Mädchen nach London, wo sie den unkonventionellen Silver kennenlernt, der mit seinen Freunden von seiner Wohnung aus die Dächer von Maida Vale erklettert. Clodagh und Silver werden ein Paar und erleben einen unbeschwerten Sommer, bis sich herausstellt, dass sie den falschen Menschen ihr Vertrauen geschenkt haben.


    Meine Meinung:
    Diese Geschichte entfaltet sich eher gemächlich und nimmt sich auch Zeit für Seitenstränge, die mit der Haupthandlung vielleicht gar nichts zu tun haben, wenn etwa ganz ausführlich von der Agoraphobie einer Mitbewohnerin erzählt wird oder es um die Eheprobleme des Cousins von Clodaghs Mutter geht.
    Am Anfang kann man auch die Erwähnung der Entführung eines kleinen Jungen durch seine Pflegeeltern nicht richtig einordnen, doch führt dann die Entdeckung dieser Drei und der Plan, ihnen zu helfen, zur Katastrophe.
    Silver und Clodagh verhalten sich oft sehr unbedarft und naiv und Clodagh selbst, die ihre Geschichte in der Rückschau erzählt, entschuldigt sich oft mit dem Hinweis auf ihr jugendliches Alter.


    Ich habe das Buch und auch die detaillierten Schilderungen der einzelnen Personen und ihrer Hintergründe gern gelesen, auch wenn Frau Vine meiner Meinung nach von allerlei Ängsten über extremes Besitzdenken und Rache und über die Frage nach Schuld bis hin zur Problematik des unerfüllten Kinderwunsches zu viele Themen unterbringen wollte und sich vielleicht ab und an ein bisschen verzettelt hat, denn so mancher Erzählstrang führt irgendwie ins Leere oder wird durch teilweise etwas unrealistische Zufälle aufgelöst.
    Schön fand ich aber die Beschreibung der Abende auf den Dächern meiner Lieblingsstadt und das Leben in Silvers Wohngemeinschaft, in der zumindest am Anfang Verantwortung und Erwachsensein noch weit entfernt sind.

    Es ist aber auf jeden Fall richtig, das Buch unter Unterhaltungsliteratur einzuordnen und nicht unter Krimi und Thriller, denn das würde doch die falschen Erwartungen wecken.


    4ratten

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    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

  • So, ich habe das Buch nun gestern beendet.


    Wim entdeckt bei einer seiner Klettertouren den entführten Jungen und seine Pflegeeltern, woraufhin Silver und Clodagh beschließen, den dreien zu helfen. Das übersteigt aber dann doch ihre Fähigkeiten und am Ende mündet die Aktion in einer Katastrophe. Schon bei der Planung verschwindet langsam die Leichtigkeit und Unbeschwertheit und auch die Beziehung zwischen Clodagh und Silver leidet darunter.


    Und dann ist da immer noch Jonny, der zwar aus Silvers Wohnung ausgezogen ist, aber Liv immer noch für seinen Besitz hält und es nicht verkraften kann, das sie jetzt mit Wim zusammen ist.
    Liv ist sowieso auch eine sehr spezielle Figur, ihre Gier nach Geld und ihr Verhalten nach der Attacke auf Wim machen sie nicht gerade sympathisch.


    Mir hat das Buch gefallen, auch oder weil wenn es sich eher gemächlich entwickelt und sich viel Zeit auch für Nebenstränge und -Figuren nimmt.
    Hier ist auf jeden Fall meine Rezi.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()