[Nautik] Dougal Robertson - Survive the Savage Sea

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    Für diese Monatsrunde habe ich zu meinem Lieblingsthema Nautik gegriffen, und zwar zu dem Tatsachenbericht über den Schiffbruch einer Familie.


    Im Juni 1972 ist Dougal Robertson mit seiner Frau Lyn, seinen drei Söhnen Douglas (18) und den Zwillingen Neil und Sandy (12) sowie dem Studenten Robin auf der 13-Meter-Jacht Lucette im Pazifik unterwegs. Nachdem sie einige Zeit auf den Galapagos-Inseln verbracht haben, setzen sie die Segel mit Kurs auf Costa Rica. Etwa 200 Seemeilen westlich der Inseln werden sie von einer Horde Orcas attackiert, wobei mindestens zwei Löcher in den Schiffsrumpf geschlagen werden. In nicht einmal zwei Minuten ist die Jacht komplett gesunken. Es bleibt gerade noch Zeit, das 3-Meter-Beiboot und ein aufblasbares Rettungsfloß loszumachen und ein paar Gegenstände hineinzuwerfen, dann ist die Lucette verschwunden.


    Alle konnten sich retten, aber die Frage ist nun, wie lange sie mit ein paar Keksen, einem Sack Zwiebeln und der Notration des Rettungsfloßes überleben. Wasser haben sie so gut wie gar keines, nachts wird es ziemlich kühl und das winzige Floß dürfte bei höherem Wellengang Probleme haben, nicht umzuschlagen. Den ersten Tag hat die Familie noch an der Stelle verbracht, wo die Jacht versunken ist, um abzuwarten, ob noch etwas aus dem Wrack an die Wasseroberfläche treibt. Und tatsächlich kommt noch Lyns Nähkästchen zum Vorschein, das allerlei kleine Schätze birgt, die nützlich sein könnten. Am 2. Tag setzen sie Kurs auf die Doldrums, eine Zone in Äquatornähe, die Regenwasser und eine Strömung verspricht, die sie in Küstennähe treibt. Ein schwieriges Unterfangen, denn sie haben keinerlei Navigationsinstrumente und der Weg beträgt (nach meiner Schätzung) mindestens 1300 Seemeilen.


    Durch die vielen englischen Fachausdrücke ist das Buch nicht gerade einfach zu lesen und das magere Glossar hilft auch nur bedingt weiter. Aber spannend ist es allemal. Ich bin jetzt bei Tag 3 und noch ist die Stimmung an Bord des Floßes einigermaßen optimistisch. Einer der Zwillinge und Robin leiden an Seekrankheit, was wegen des Flüssigkeitsverlustes gefährlich werden könnte, aber sie bekommen das Problem derzeit mit Medikamenten aus dem Notproviant unter Kontrolle. Trotzdem haben sie vorsichtshalber alle auf ein Stück Segeltuch ihre Gedanken und Grüße an Freunde und Familie festgehalten.

  • Dougal hat mit einer Leinwand und drei Rudern ein provisorisches Segel auf dem Beiboot angebracht und es durch eine Leine mit dem Floß verbunden. Wenn ich es richtig verstanden habe, möchte er sich auf diese Weise in die gewünschte Richtung ziehen lassen. Die Nahrung ist äußerst knapp. Ein Mittagessen besteht aus einem Sechstel Orange, das mitsamt der Schale gegessen wird, einem halben Keks und einem Schluck Wasser. Bei einem kurzen Regenschauer können sie „half a pint“ auffangen, was ungefähr einem Viertelliter entspricht. Nachdem sie einen Fliegenden Fisch erwischt haben, der über Nacht im Beiboot gelandet ist, versuchen sie nun, Fische gezielt zu angeln. Das erweist sich aber als nicht einfach, obwohl das Floß ständig von großen Doraden umkreist wird. Bei einem missglückten Versuch verliert Dougal sogar die Spule und ist gezwungen, sich eine Alternative zu basteln. In der Nacht zum 4. Tag landet wieder ein Fliegender Fisch im Beiboot.


    Das Floß verliert mittlerweile so schnell Luft, dass jede Stunde nachgepumpt werden muss. Bei einer Überprüfung finden sie außenbords ein Leck, das aber nicht so einfach geflickt werden kann, denn die Boote werden nun auch von einem Hai begleitet, so dass es unmöglich ist, einfach ins Wasser zu springen. Die Reparatur wird vorerst verschoben.


    Dougal hat ihre Position geschätzt und überschlagen, wie lange sie brauchen, um die Doldrums mit dem lebensnotwenigen Regen zu erreichen. Er veranschlagt für die Strecke von 250 sm fünf Tage. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie sie mit ihrer Flotte 50 sm am Tag schaffen wollen.

  • Ich bin inzwischen bei Tag 13 angekommen. In den vorangegangenen Tagen gab es einen Moment, der bei den Schiffbrüchigen für Bestürzung sorgte, als



    Neben dem Nahrungsmangel macht das Rettungsfloß am meisten Sorgen. Es verliert andauernd Luft, so dass es ständig wieder aufgeblasen werden muss. Außerdem kommt irgendwo auch Wasser herein, alle sitzen im Feuchten und haben deshalb Probleme mit Entzündungen auf der Haut. Selbst während der Nachtwache muss immer jemand Wasser schöpfen.


    Obwohl man weiß, dass die Familie überlebt hat, ist es doch spannend zu lesen, wie es ihnen während ihrer unfreiwilligen Fahrt ergangen ist. Ergänzend zum Bericht gibt es immer wieder schöne Skizzen von Tieren, die aussehen wie aus alten Expeditionsberichten von Darwin.

  • Auch wenn man es sich schwer vorstellen kann - es tut sich einiges bei den Schiffbrüchigen. Von träge herumsitzen und abwarten kann keine Rede sein. Andauernd muss jemand nach Schiffen Ausschau halten oder Wasser schöpfen, Lyn versucht, ihre 12-jährigen Zwillinge auf andere Gedanken zu bringen und Dougal bastelt sich eine Angel und versucht, Fische zu fangen. Das größte Problem ist der Wassermangel. Seit Tagen hat es nicht ausreichend geregnet, um Flüssigkeit aufzufangen, und der Vorrat ist nahezu aufgebraucht. Mit dem Segelneuling Robin werden einige harsche Worte gewechselt, als er wegen der psychischen und physischen Belastung Lyn gegenüber eine dumme Bemerkung macht.


    Am 15. Tag geschieht ein dummer Zwischenfall, der leicht ins Auge hätte gehen können:


    Noch schlimmer kommt es am 17. Tag.

  • Durch andere Bücher geht es bei mir nur schleppend voran. Inzwischen habe ich den 24. Tag hinter mich gebracht. Die Familie ist jetzt in der regenreichen Zone angekommen. Nun haben sie ausreichend zu trinken, aber im Regen ist es deutlich kühler als vorher. Mit ihrer Plane und der zerlumpten Kleidung können sie sich nur unzureichend schützen. Es zieht ein Sturm auf, der zwei Tage anhält und sie zwingt, ständig Wasser zu schöpfen. In der ständig feuchten Luft verdirbt auch das Schildkrötenfleisch, das nicht mehr getrocknet werden konnte. Die Stimmung auf dem Boot ist noch sehr gut. Das Lieblingsthema in ruhigen Minuten ist Essen in allen Variationen. Ansonsten passiert gerade nicht sehr viel.



    Eine der Skizzen zeigt, wie die sechs Leute nachts im Boot liegen. Fünf von ihnen haben gerade so Platz. Der sechste muss sitzen, aber einer muss ja ohnehin immer Wache halten, ob nicht ein anderes Schiff in Sichtweite kommt.

  • Ich bin inzwischen fertig mit dem Buch. Viel Aufregendes ist nicht mehr passiert. In den Tagen des Dahintreibens hat sich an Bord des kleinen Dinghis ein Tagesablauf herausgebildet, der geprägt ist von der Nahrungsbeschaffung. Natürlich gibt es auch wieder ein paar Reibereien, die aber nach kurzer Zeit beigelegt werden. Am 38. Tag, als die Familie im Bereich einer häufig befahrenen Schifffahrtslinie ankommt, werden sie endlich von einem japanischen Fischerboot entdeckt und gerettet.


    Dougal Robertson widmet sich am Ende des Buches noch ausführlicher den Umständen des Sinkens seiner Jacht, erklärt, welche Ausrüstungsgegenstände für Schiffbrüchige sinnvoll sind und beschreibt die mentale Einstellung seiner Familie während der 38 Tage.


    In den nächsten Tagen folgt die Rezi.

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    Kurz nachdem Dougal Robertson am 15. Juni 1972 mit seiner Frau, den drei Söhnen und dem Student Robin von den Galapagos-Inseln aus auf der Yacht Lucette Richtung Westen aufbricht, wird ihr Boot von Orcas gerammt und sinkt innerhalb von zwei Minuten. Mehr als eine Hand voll Lebensmittel und Ausrüstungsgegenständen können sie nicht auf ihr Beiboot und das aufblasbare Rettungsfloß retten. Es beginnt eine 38-tägige Odyssee, die in der es ständig darum geht, Schutz vor dem Wetter zu finden und mit primitivsten Mitteln für Nahrung und Wasser zu sorgen.


    Obwohl die sechs Menschen täglich neue Probleme zu bewältigen haben, verlieren sie nicht die Zuversicht, aus eigenen Kräften Land zu erreichen. Da sie keine Navigationsinstrumente haben, sind sie wegen ihres Kurses völlig auf Vermutungen angewiesen, doch Dougal erweist sich als erfahrener Seemann und liegt mit seinen Schätzungen erstaunlich gut. Mit den einfachsten Mitteln fangen sie Fische und Schildkröten, die ihnen als Nahrung und teilweise auch als Flüssigkeitsersatz dienen, als der ersehnte Regen über Tage hinweg ausbleibt. Fast drei Wochen müssen sie sie den Platz auf einem Beiboot teilen, das keine vier Meter lang ist – bei vier Erwachsenen und zwei Zwölfjährigen fast unvorstellbar. Nicht nur die körperliche Belastung ist immens, sondern auch der psychische und mentale Druck. Natürlich gibt es kleine Streitereien und Diskussionen, doch mit viel Gespür und Einfühlungsvermögen schaffen sie es immer wieder, sich gegenseitig zu beschwichtigen und im richtigen Moment Mut zu machen. Das Bewusstsein, dass sie ihr Schicksal selbst in der Hand haben, bestärkt sie. Es ist beeindruckend zu lesen, wie sie nie den Mut verlieren, an ihre Fähigkeiten glauben und ab einem gewissen Punkt überzeugt sind, durch Überlegung und aus eigener Kraft wieder ans Festland zu kommen.


    Dougal Robertson ist nicht nur ein guter Seemann, sondern ein wahres Multitalent. Sicherlich kam ihm bei der Reise zugute, dass er schon früher fast gänzlich autark mit seiner Familie eine Farm bewirtschaftet hat. Er ist ein Paradebeispiel dafür, dass man allein durch den Glauben an sich selbst zu ungeahnten Kräften fähig ist, und er hatte die Gabe, das seiner Familie zu vermitteln. Seine persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse aus den 38 Tagen behält er nicht für sich, sondern widmet einen ganzen Teil des Buches einer Analyse der Vorkommnisse, dem Zusammenleben an Bord und der Motivation, gibt Tipps zur Ausrüstung und Nahrungsbeschaffung.


    Um sich ein genaues Bild von den Zuständen auf dem Beiboot oder Dougals Werkzeugen machen zu können, gibt es einige Skizzen. Besonders interessant ist dabei das Beiboot mit der Platzverteilung. Auch Tiere, von denen die Rede ist, werden in schönen Zeichnungen dargestellt. Ergänzt wird alles durch ein paar Fotos, eine Karte und ein Glossar der wichtigsten nautischen Begriffe.


    4ratten


    Dougals Sohn Douglas, der zum Zeitpunkt des Schiffbruches 18 Jahre war, hat vor wenigen Jahren selbst ein Buch über das Erlebnis geschrieben.