Monika Bittl - Freiwild

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.870 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rosenprinzessin.

  • Monika Bittl - Freiwild


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    Klappentext:


    Die junge Theres kennt als Magd nichts anderes als Arbeit, Strenge und Ungerechtigkeit. Wieso müssen sie verzichten, während andere alles haben? Als sie den Gesetzlosen Heigl trifft, sieht sie die Chance, ihren Traum von Freiheit zu leben. Von klein auf fällt Theres durch ihren Wissensdrang auf. Sie setzt durch, dass sie lesen und schreiben lernt. Harte Arbeit stört sie nicht, aber gegen Ungerechtigkeit wehrt sie sich stets. Theres will die bestehende Ordnung nicht als gottgegeben hinnehmen. Als sie Michael Heigl kennenlernt, glaubt sie die ersehnte Freiheit gefunden zu haben. Gemeinsam wildern sie und bringen die Beute den Ärmsten. Bald spricht das ganze Land über das ungleiche Paar, das von den Armen verehrt wird. Der Obrigkeit dagegen ist jedes Mittel recht, die Rebellion der beiden zu brechen.


    [hr]


    Am 05.10. beginnt die Leserunde zu "Freiwild" und Monika Bittl freut sich schon auf eure Fragen. Wer mag noch mitmachen? Es gibt noch jede Menge Bücher dafür zu gewinnen.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Vorausschickend möchte ich sagen, dass ich das Buch in einer autorenbegleitenden Leserunde gelesen habe...


    Tief im bayerischen Wald treibt ein Räuberpärchen sein verbrecherisches Unwesen, so die Anklage der Justiz des Straubinger Landesgerichtes anno 1854. Die „Rote Res„ alias Therese Pritzel und Michael Heigl stehen dort vor Gericht. Das Buch spielt eigentlich nach der Ergreifung der „Übeltäter“, und spiegelt die vorangegangenen Geschehnisse anhand von Aussageprotokollen, Gerichtsnotizen, Presseausschnitten sowie Tagebucheinträgen wieder. Dabei wird schnell klar, dass die „Rote Res“ und ihr Kompagnon eigentlich nur die Reichen geschröpft haben um die Armen zu unterstützen. Ihr Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit, beziehungsweise ihr Traum von Freiheit und Gleichheit für alle, kristallisiert sich nach und nach aus den jeweiligen Kurzabschnitten heraus. Ebenso, dass der durch die Märzrevolution erkämpfte Fortschritt dort bei den Wäldlern anscheinend nach und nach zurückgedreht wurde oder erst niemals richtig ankam. Mit Hilfe der Erzähltechnik über Zeugenaussagen und Dokumente hat es die Autorin richtig gut geschafft, in kurzen aber sehr prägnanten Auszügen der unterschiedlichsten Beteiligten ein Stück Zeitgeschichte zu kreieren. Beim Lesen fühlt man sich geradezu zurück in diese Zeit versetzt und muss doch hier und da staunend den Kopf schütteln, über soviel Borniertheit und die jeweiligen, so unterschiedlichen Motivationen der einzelnen Figuren. So erhält der Leser Einblick in das Denken eines erzkonservativen Gerichtsreporter des Königs, einem von sich selbst überzeugten Pfarrers, eines wesentlich liberaler gestimmten, französischen Presseattaches aber auch von den Angeklagten selbst und ihren Getreuen. Die Dinge eskalieren dann, als ein allein für das Aufspüren der flüchtigen „Räuberpaares“ aus der Großstadt abbeorderter Regierungskommissar in der Gegend stationiert wird.


    Nachdem ich zu Beginn doch so meine Schwierigkeiten mit dem Erzählstil in Form von Dokumenten und Tagebucheinträgen hatte, rutschte ich nach den ersten Kapitel dennoch recht schnell hinein in die Geschichte. Dabei ging es wohl vor allem darum selbst Zeitzeuge eines entlegenen, zurückgebliebenen Landstriches zu werden, der nach der Märzrevolution an alten Strukturen festhielt und nichts dazulernen wollte. Eine intensive Mischung aus fiktiven Erzählungen und historisch belegter Fakten, die nicht immer klar zu unterscheiden waren. Die landsmännisch angehauchte Umgangssprache hingegen fand ich eher passend als störend, wenn auch ungewohnt. Alles in allem ein interessanter Ausflug, in diese Zeit zwischen Umbruch und Festhalten an Jahrhunderte alter Privilegien, Gesellschaftsgefüge und dem Aufbegehren von jungen Menschen, die ihrer Zeit, zumindest dort, vielleicht einfach einen Tick voraus waren.


    Hier fällt mir die Bewertung recht schwer, da mich das Buch nicht gerade vom Hocker gehauen hat. Die Machart, welche zwar nicht meinem Geschmack entspricht (was für andere wiederum etwas positives sein kann :breitgrins: ), ist aber recht gut gelungen. Das mich das Buch zu Beginn mit seinem Vorwort "anschmierte" hat mir gar nicht gefallen. Aber dieser Aspekt der Effekthascherei fällt weg, wenn man keinen Insidertipp über Wahrheit und Fiktion bekommt. :zwinker:


    Deshalb: 2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Therese Pritzl wächst als Magd auf einem Hof im Bayrischen Wald auf. Schon von kleinauf zeigt sich, dass das Mädchen sich vom anderen Gesinde unterscheidet. Sie lernt lesen und schreiben und macht sich viele Gedanken um das Leben der Menschen, die unterschiedlichen Stände und ob das alles wirklich die gottgegebene Ordnung ist und bleiben muss. Natürlich eckt sie mit dieser Einstellung bald allerortens an. Nach einem kurzen Versuch, in München Fuß zu fassen und bürgerlich zu werden, kehrt sie doch wieder in ihre Heimat zurück und begegnet dort dem schon berüchtigen Wilderer und Räuber Michael Heigl. Die beiden tun sich zusammen und bringen die ganze Gegend in Aufruhr. Das kann die Obrigkeit selbstverständlich nicht durchgehen lassen und die beiden werden bald auf beispiellose Art gejagt.


    Das Buch rollt die Geschichte quasi von hinten auf. Die „Res“ und der Heigl sind festgenommen worden und nun macht man ihnen den Prozess. Erst nach und nach enthüllt sich, wie es zu alldem gekommen ist.


    Dabei bedient sich die Autorin eines ganz besonderes Stils: Die Geschichte wird nicht durchgängig in normaler Erzählform dargestellt, sondern anhand vieler kleiner Absätze aus unterschiedlichsten Sichten erzählt. Da sind Beobachtungen des bayrisch-königlichen Gerichtsbeobachters, sowie eines französischen Journalisten,Tagebucheinträge der Res von jetzt und früher, Zeugenaussagen von allerlei Menschen, die die Res seit ihrer Kindheit gekannt haben, Briefe und vieles mehr.


    Anfangs war ich überrascht und hatte auf den ersten Seiten auch so ein bisschen meine Probleme damit, in diese Art der Erzählung hineinzufinden. Nachdem aber die meisten Stimmen dann etwas klarer zugeordnet werden konnten, wurde es immer leichter. Sehr spannend fand ich, wie die Autorin quasi jede Stimme für etwas Bestimmtes stehen lässt, so zum Beispiel den erwähnten Gerichtsbeobachter für die politische Einstellung in Bayern nach der deutschen Revolution 1848, den französischen Journalisten für das schon deutlich liberalere Frankreich, den alten Lehrer der Res für die Zeit der Romantik, etc.


    Die Geschichte der Res hat mich dann doch wirklich gefangengenommen und an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht.


    Allerdings hätte ich mir ein Nachwort gewünscht, zur Klarstellung, was von der Geschichte auf realen Tatsachen beruht und was reine Fiktion der Autorin ist.


    Dadurch, dass ich das Buch in einer autorenbegleiteten Leserunde gelesen habe, wurden viele Fragen direkt von Frau Bittl beantwortet, beim Alleinelesen wäre bei mir sicherlich die eine oder andere Sache offengeblieben.



    4ratten


    PS: Für mich war das Buch kein Krimi :zwinker:

    LG, Dani


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  • Im 19. Jahrhundert gab es im Bayerischen Wald ein Räuberpärchen, das beim einfachen Volk beliebt war, denn das Pärchen beraubte nur die reichen Bauern und Geistlichen. Bei dem Paar handelte es sich um Michael Heigl und Therese Pritzl, genannt „Rote Res“.
    In „Freiwild“ von Monika Bittl wird die Geschichte dieses Räuberpaars erzählt, allerdings nicht in Romanform, sondern in Form von Briefen, Tagebucheinträgen, Gerichtsprotokollen und Zeitungsberichten.
    Die Sprache wirkt etwas altertümlich, aber da diese Geschichte um 1850 herum spielt, ist die Sprache angemessen.
    Wahrheit und Fiktion werden ein wenig vermischt, was ich nicht schlimm finde. Allerdings hätte ich mir hier ein Nachwort gewünscht, in dem noch mal erklärt wird, was tatsächlich geschehen ist und welche Teile der Geschichte Fiktion sind.
    Es fällt mir ein wenig schwer, dieses Buch zu bewerten. Zunächst war ich etwas irritiert und enttäuscht, denn ich hatte einen Roman erwartet und war nicht vorbereitet auf diese Art der Berichterstattung. Aber ich konnte mich dann doch schnell einlesen und der Geschichte interessiert folgen.
    Als sehr erschreckend habe ich einige der damals geltenden Meinungen empfunden; besonders die Berichte des königlichen Gerichtschreibers und des Geistlichen sind ziemlich schockierend.
    Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich froh bin, dieses Buch gelesen zu haben. Es war interessant und informativ und hat mich nachdenklich zurückgelassen.

    Lesen aus Leidenschaft