Antje Wagner - Vakuum

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    Zitat:
    "Es gab verschiedene Formen von Stille.
    Es gab die zittrige Stille nach einer peinlichen Bemerkung, kurz bevor man losprustete. Es gab die von raschelnden Schatten umgebene Stille, wenn man nachts aufwachte. Es gab die brodelnde Stille nach einem Streit.
    Und es gab eine Stille, die unversöhnlich war. Die sich wie eine flüssige Lawine über alles ergoss. Diese Stille hier war so."
    (S. 110)


    Inhalt:
    Viktoria Ronnfeld befindet sich seit einem halben Jahr eine Strafvollzugsanstalt. Tagaus, tagein immer dasselbe. Bis sie eines Tages einen Brief ohne Absender erhält, in dessen Anrede "Kora" steht. Ihr Wunschname, von dem keiner außer ihr weiß. Der Name, mit dem sie von sich selbst spricht. Der Umschlag ist mit einem Code versehen. Als sie ihn knackt, erkennt sie die Warnung...


    Hannes Kühlberg wird von dem Gedanken an diesen einen Abend vor drei Monaten verfolgt. Seitdem geht er jeden Tag um 20.30 Uhr zum Golfplatz, um sich zu vergewissern, dass die Schilder noch in Ordnung sind. Seine Nächte verbringt er schlaflos und so ruht er tagsüber meist aus. Als er am Samstag um 15.07 Uhr aufwacht, bemerkt er sofort die Stille...


    Tamara wartet auf einen Brief von der Adoptionsstelle, um aufgrund ihrer außergewöhnlichen Umstände schon vor ihrem 16. Geburtstag Näheres über ihre leiblichen Eltern in Erfahrung zu bringen. Der Brief enthält nicht den Namen der Eltern, jedoch einen Namen, der ihr vielleicht weiterhelfen kann: Kora Ronnfeld. Sie setzt sich kurzerhand in den Zug und macht sich auf die lange Reise. Nachdem sie kurz eingenickt ist, ist es 15.07 Uhr und der Zug steht. Alle Leute sind verschwunden und die Geräuschlosigkeit ist erdrückend...


    Alissa will gemeinsam mit Freunden und notgedrungen auch ihrem kleinen Bruder Leon ein Wochenende in einem abgeriegelten Naturschutzgebiet mit Campen verbringen. Doch am Nachmittag scheint die Katastrophe perfekt: Göran und Samira sind verschwunden, unter den Notrufnummern nimmt keiner ab. Es muss etwas passiert sein. Ein Anschlag? Denn die Uhren der beiden sind um 15.07 Uhr stehengeblieben und die Stille ist allgegenwärtig. Selbst die Tiere sind verstummt.


    Alissa und Leon machen sich auf den Weg in die Stadt. Alles ist verlassen. Nur eine Person ist unterwegs: Ein Mädchen namens Tamara...


    Meinung:
    Ich war sehr neugierig auf das Buch und hatte eine End-of-Day-Geschichte erwartet. Und obwohl diese sich bis zur Auflösung auch wie eine solche "anfühlte", hat mich Frau Wagners Idee mehr als überrascht.


    Das Besondere an "Vakuum" ist definitiv der spannungserzeugende Erzählstil der Autorin. Die Wahl der unterschiedlichen Perspektiven tragen einen großen Anteil daran. Denn jeder Protagonist "beginnt" am Freitag, den 16. August und erlebt die Zeit bis zum Verschwinden der anderen und hat daher einen eigenen Spannungsbogen.
    Nur Kora hat eine Sonderstellung: Das Buch beginnt mit ihrem ersten Kapitel bereits am Donnerstag und endet noch vor dem "Geschehen".


    In Form von Rückblenden, Erinnerungen und Gedanken erfährt der Leser Stück für Stück etwas von den Hauptprotagonisten. Sie alle tragen ein Geheimnis, dessen Auflösung ich entgegenfieberte.


    Kora sitzt im Gefängnis, hat Angst in der Dunkelheit und bleibt stets für sich. Sie verschließt sich den anderen. Warum wurde sie inhaftiert?


    Hannes war bis zu dem Vorfall vor drei Monaten ein unternehmungslustiger junger Mann, der gemeinsam mit Emma viel Spaß hatte. Doch seit diesem einen Abend meidet er Emma. Was ist passiert? Warum kontrolliert Hannes jeden Abend Schilder auf dem Golfplatz?


    Tamara ist adoptiert, fühlt sich zwar wohl bei ihren "Eltern", wird aber überbehütet. Mit ihrer früheren Freundin Fiona ist sie zerstritten. Der Brief der Adoptionsstelle bedeutet Hoffnung für sie... Was ist damals passiert?


    Alissa ist genervt von Leon. Egal was er tut, er kann ihr nichts recht machen. Alissa denkt ständig an Nina, die sie sogar in Gestalt eines angreifenden Schwanes zu verfolgen scheint.
    Leon hingegen bewundert Alissas Art. Er denkt nicht mit Schrecken an Nina. Er vermisst sie.
    Wer ist Nina und was ist damals geschehen?


    Im Nebel müssen sich alle ihren Ängsten stellen...


    Ihr seht die vielen, vielen Fragen, die nach Antworten schreien und könnt euch so vielleicht vorstellen, warum ich immerzu weiterlesen musste.


    Der gewählte personale Erzählstil aus den wechselnden Perspektiven schafft genug Bindung zu allen Charakteren und lässt Zug um Zug die Verbindung erkennen.
    Frau Wagners Schreibstil ist flüssig und teilweise sehr bildhaft. Die Stille in "Vakuum" ist so allgegenwärtig und erdrückend, dass ich mich beim Lesen über jedes Nebengeräusch freute.
    Die geschriebene Aussprache mancher Wörter (Fra-hankfurt, Morning has brooooken) hat meinen Lesefluss etwas gestört, ist aber vermutlich eine Sache der Vorlieben.
    An einigen Stellen "überdehnte" die Autorin den Spannungsbogen und ich hätte den Protagonisten den nächsten Schritt am liebsten zugerufen.


    Dem Buch liegt eine interessante Idee zugrunde, die erst in Form der überraschenden "Auflösung" erklärt wird. Meine Erwartungen an das Ende lagen irgendwie höher und es ließ mich auf unbefriedigte Art zurück.


    Urteil:
    Bei "Vakuum" ist definitiv der Weg das Ziel. Soviel Spannung und Erwartung verspüre ich selten beim Lesen und vergebe daher sehr dicke 4 Ratten.
    Wem die Grundidee (und daher das Ende) mehr zusagt, erlebt hier ein spannungsgeladenes Abenteuer der Extraklasse.
    Meine Empfehlung geht aber an alle, die den Nervenkitzel und Pageturner-Effekt lieben und vor einer anderen Geschichte als vielleicht erwartet nicht zurückschrecken.


    4ratten

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    Am 17. August um 15.07 Uhr bleibt die Zeit stehen und alle Menschen sind verschwunden. Außer die fünf Jugendlichen Kora, Tamara, Alissa, Leon und Hannes, sie scheinen als Einzige übrig zu sein und können sich in der stehengebliebenen Welt frei bewegen. Nach und nach treffen sie aufeinander und machen sich auf die Suche, um das Rätsel zu lösen. Dabei lernen sich immer besser kennen und erfahren gegenseitig von ihren Geheimnissen und dunkelsten Seiten und finden heraus, was gerade sie miteinander verbindet.


    Ich finde dieses Buch sehr schwer zu bewerten, ohne zu viel zu verraten. Die Autorin schildert überzeugend und spannend diese sonderbare Situation, dieses Vakuum, in dem sich die Jugendlichen wiederfinden und aus dem heraus sie einen Weg suchen. Sie beschreibt die Figuren und das Geschehen sehr bildhaft und überzeugend. Am Anfang lernen wir jeden der Jugendlichen einzeln kennen, dann führen die Handlungsstränge nach und nach zueinander und die gemeinsame Reise beginnt. Die Handlung bleibt lange völlig mysteriös und ich hatte keine Ahnung, wo die Geschichte hinführen und wie das am Ende ausgehen wird.


    Ein ungewöhnliches Jugendbuch, das sich nicht einfach in ein bestimmtes Genre einordnen lässt, die mich aber beim Lesen total gefesselt hat, das Buch habe ich mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen.


    4ratten

    LG, Dani


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