H.P. Lovecraft - Berge des Wahnsinns

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    Da es im Thread über das furchteinflössendste Buch nun doch schon mehrmals erwähnt wurde, dachte ich mir, wir könnten auch hier darüber weiterplaudern. (Habe mit der Suche keinen bestehenden Buch-Thread gefunden, kann das denn sein?)


    Wie gesagt: Ich habe nach ca. 40 Seiten wegen Langeweile aufgehört. Das liegt aber nicht an der Thematik und die Geschichte klang bis dahin auch wirklich gut. Nur dieser technische Berichterstattungs-Erzählstil ermüdet mich. Natürlich ist das gewissermassen Teil des Effekts, aber gerade als sie endlich dort in der Arktis ankommen und der eine diese "Festung" oder was es sein soll entdeckt, hatte ich bei jedem zweiten Wort das Gefühl, es nachschlagen zu müssen. Das reisst einen schon aus dem Lesefluss, denn man würde es ja auch gerne verstehen und die Zusammenhänge sehen. Wobei ich trotzdem das Gefühl habe, dass es sich lohnen könnte, sich durchzubeissen, denn wie gesagt, die Geschichte fängt gut an, die Kulisse gefällt mir auch...


    Was sind eure Meinungen zu dem Buch?


  • [...] aber gerade als sie endlich dort in der Arktis ankommen und der eine diese "Festung" oder was es sein soll entdeckt, hatte ich bei jedem zweiten Wort das Gefühl, es nachschlagen zu müssen. Das reisst einen schon aus dem Lesefluss, denn man würde es ja auch gerne verstehen und die Zusammenhänge sehen.


    Ist das so? Mir ging es beim Lesen nicht so, dass ich Worte nicht verstanden habe. Kannst du Beispiele geben?
    Meiner Meinung nach lohnt sich das Dranbleiben. Es passiert in der Folge noch einiges...

  • At the Mointains of Madness ist Science Fiction vom Feinsten. Zwar gibt es SF, die nur so mit Begriffen um sich schmeisst, die man nicht kennt, aber es geht mir wie Ophelia: Nicht bei diesem Text.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Ist das so? Mir ging es beim Lesen nicht so, dass ich Worte nicht verstanden habe. Kannst du Beispiele geben?
    Meiner Meinung nach lohnt sich das Dranbleiben. Es passiert in der Folge noch einiges...


    Da gibt es zum Beispiel diese Passage:

    Zitat

    Herabgeschwemmt aus unbekannten Dschungeln mesozoischer Baumfarne und Pilze und Wäldern tertiärer Zykadeen, Fächerpalmen und primitiver Angiospermien, enthielt dieses beinerne Gemisch mehr Vertreter kretazesischer, eozäner und anderer Tierarten, als auch der tüchtigste Paläontologe im Verlauf des Jahers hätte zählen oder klassifizieren können.


    Unter den schräg gestellten Begriffen kann ich mir nichts vorstellen. Somit fehlt mir einfach das Bild, ich habe keine Ahnung, was das jetzt heisst oder wie ich mir das vorstellen soll. Gut, manche Begriffe (z.B. tertiär) habe ich irgendwann einmal irgendwo schon gehört, aber nicht so, dass ich irgendetwas darunter abrufen könnte.

  • Unter den schräg gestellten Begriffen kann ich mir nichts vorstellen.


    Die sind für die Geschichte im Grossen und Ganzen auch irrelevant. Es geht darum, dass hier prähistorische Pflanzen und Tiere wimmeln, das ist eigentlich alles, was der Leser zu verstehen braucht. Die Begriffe als solche sind zum Teil sowieso veraltet mittlerweile.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Sorry, aber Lovecraft ist DER Meister. Es gibt nichts Besseres im Horrorbereich.
    ABER: man muss sich in der richtigen Stimmung befinden und sich ästhetisieren und emotionalisieren, sonst wirkt das Buch nicht. Man geht ja auch nicht mit 5 Leuten an einem Julimittag in ein Tiefmoor sondern allein in einer nebligen Novembernacht...


    Deswegen mein Rat: das Buch muss alleine gelesen werden und in der Stille der Nacht, vielleicht mit entsprechender Musikuntermalung die Emotionen verstärken kann (ist wieder ein eigenes Thema, denn gute Horrormusik ist noch seltener als gute Horror-Bücher; ich empfehle http://www.youtube.com/watch?v=Q8VwQ9TSsPk Lustmord - Where the black Stars hang oder http://www.youtube.com/watch?v=OFVrtXpY2ec Raison d'être - The slow ascend).


    Berge des Wahnsinn gilt in meinem Freundeskreis immer noch als unschlagbares Meisterwerk. Liest man am besten bei geöffnetem Fenster wenn es draussen friert

  • @Ophelia: Gerne :zwinker:



    Da gibt es zum Beispiel diese Passage:


    Unter den schräg gestellten Begriffen kann ich mir nichts vorstellen. Somit fehlt mir einfach das Bild, ich habe keine Ahnung, was das jetzt heisst oder wie ich mir das vorstellen soll. Gut, manche Begriffe (z.B. tertiär) habe ich irgendwann einmal irgendwo schon gehört, aber nicht so, dass ich irgendetwas darunter abrufen könnte.


    Da ich als 5jähriger auf die Frage "Was willst du mal werden?" immer geantwortet habe "Paläontologe", kann ich zumindest soweit verstehen, dass es sich wie schon gesagt um Erdalter (Mesozoikum, Tertiär) handelt und ein Paläontologe ein Altertumsforscher ist, der sich auf die naturwissenschaftliche Erkundung der prähistorischen Tier- und Pflanzenwelt spezialisiert (u.a. Dinosaurier), ansonsten ist Google jedermanns Freund.
    Aber der Punkt ist: Lovecraft nutzt diese Häufung von Adjektiven um (a) Gefühle vormenschlicher (!) Zeiten zu erwecken, also eine Welt in der es noch keine Menschen gab und (b) weil er auf diese Weise eine völlige Entfremdung des Lesers von der heutigen Welt erreichen will und als Folge auch ein Gefühl der Einsamkeit. (c) Suggeriert die Wissenschaftlichkeit gleichzeitig eine Verlässlichkeit der Aussagen des Protagonisten, die nicht subjektiv sind sondern eben auf der von uns beinahe götzenhaft angebeteten Wissenschaft beruhen.
    Lovecraft arbeitet dann gerne auch im Kontrast zu dieser Wissenschaftlichkeit mit dem "Unnennbaren", dem nicht Fassbaren als Urgrund jeglichen Horrors in uns. Und wenn der Leser dann, in der Perspektive des Protagonisten, entkleidet seiner Sicherheiten, der Vertrautheit menschlicher Wärme, und der Desillusionierung wissenschaftlicher Fakten nackt und einsam vor Angst zitternd unbeschreiblichen Dingen, die nicht existieren dürften, sich quälend langsam nähert, steigt der Wahnsinn auch im Leser ^^

  • Die sind für die Geschichte im Grossen und Ganzen auch irrelevant. Es geht darum, dass hier prähistorische Pflanzen und Tiere wimmeln, das ist eigentlich alles, was der Leser zu verstehen braucht. Die Begriffe als solche sind zum Teil sowieso veraltet mittlerweile.


    Nun ja, das mag sein, aber wäre trotzdem schön, wenn alle Bilder sich mir sofort erschliessen würden. (Ich denke beim Lesen weitgehend in Bildern). ;)


    Ingroscha: Danke für den Tipp.


    SanguisSuavis:


    vielleicht mit entsprechender Musikuntermalung die Emotionen verstärken kann (ist wieder ein eigenes Thema, denn gute Horrormusik ist noch seltener als gute Horror-Bücher


    Keine Sorge, davon kenne ich (für mein Empfinden) mehr als genug. :breitgrins: Aber beim Lesen Musik hören kann ich nicht, das lenkt mich zu sehr ab. Ja, möglicherweise muss ich das Buch in Angriff nehmen, wenn ich allgemein etwas ruhigere Zeiten habe.


    Zu deinen Erläuterungen: Erst einmal vielen Dank dafür. Aber ohne diese wäre ich jetzt nicht darauf gekommen, bzw. ich denke ja beim Lesen nicht so weit. Für das Gefühl der Verlassenheit und Entfremdung reichte mir ehrlich gesagt schon viel weniger. Das fängt z.B. damit an, dass sie in ein unbesiedeltes Gebiet fahren, sich dort in Grüppchen aufteilen, usw. Auch dieses Flugzeug von Lake, ich hatte immer das Gefühl, es stürzt jeden Moment ab...


    SanguisSuavis und Ophelia:
    Ob Lovecraft der Obermeister ist, will ich mal noch nicht beurteilen, momentan habe ich noch einen anderen, aber ich gebe ihm in dem Fall noch eine Chance. Nur vermutlich nicht mehr dieses Jahr. :zwinker:

  • SanguisSuavis und Ophelia:
    Ob Lovecraft der Obermeister ist, will ich mal noch nicht beurteilen, momentan habe ich noch einen anderen, aber ich gebe ihm in dem Fall noch eine Chance. Nur vermutlich nicht mehr dieses Jahr. :zwinker:


    *grins* nun ja, ich gebe zu, dass da meine subjektive Begeisterung durchgeschlagen ist. Wenngleich ich auch mit rationaler, objektiver Analyse Lovecraft die Krone geben würde. Aber wie das so ist mit Büchern: es entscheiden letztlich subjektive Vorlieben da jeder Mensch andere Persönlichkeitsstrukturen und emotionale Befindlichkeiten aufweist. Und so soll's ja auch sein. Für mich persönlich kann Fernsehen an sich und "Bauer sucht Frau" ein absolut unschlagbarer Horror sein... allerdings der unästhetischen Kategorie ;)


  • (Ich denke beim Lesen weitgehend in Bildern). ;)


    Ähm...tun wir das nicht alle?? :peace:


    Bei fremdsprachlichen Büchern ist es ja im Allgemeinen auch so, dass man nicht jedes einzelne Wort oder vielleicht sogar Absatz versteht - den Kontext zu verstehen, das ist wichtig!


    Von Lovecraft habe ich bisher zumeist nur Kurzgeschichten gelesen und fand die im Großteil wirklich gruselig. Für mich ist gerade die Art wie er Umgebungen, Gestalten, Geschehnisse beschreibt so interessant, weil er über etwas Unbekanntes schreibt, etwas nicht Vorstellbares - und genau das finde ich gruselig! :breitgrins:


    Ich muss mir erst das Buch von meinem Bruder leihen, aber die Chancen stehen gut, dass es eines meiner diesjährigen Halloween-Bücher wird. :zwinker:


    SanguisSuavis: ich werd's dann auch gleich mal mit musikalischer Untermalung versuchen. Danke für die Links!

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Hätte ich jetzt als "Novelle" bezeichnet. 104 Seiten (in meiner Ausgabe) ist noch kein Roman. Das fängt bei 700 Seiten oder so an ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hach, hier wird aber auch wirklich jedes Wort in die Waagschale gelegt... :zunge: Und jap, ich meinte Der Fall Charles Dexter Ward.

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys