Kita Morio - Das Haus Nire

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.472 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.

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    Dieser fast 1000-Seiten-Schmöker ist mir schon vor einem Jahr als Mängelexemplar in die Hände gefallen, bisher habe ich mich aber noch nicht rangewagt. Beim Thema dieser Monatsrunde konnte ich dann aber gar nicht anders, als es anzumelden :zwinker:.


    Der Untertitel "Verfall einer Familie" gibt schon einen Hinweis darauf, dass es sich bei "Das Haus Nire" um die japanischen Buddenbrooks handelt - zumindest wird das Buch mit diesem Vergleich angepriesen.
    So bekommt der Leser auf den ersten Seiten die Familie Nire beschrieben, die mit fünf Kindern, Schwiegerkindern und den ersten Enkeln etwas außerhalb von Tokio auf dem Gelände der Privatklinik für Nervenleiden des Familienoberhauptes Kiichiro lebt. Man schreibt das Jahr 1918, ein neuer bürgerlicher Premier hält die Geschicke des Landes in Händen und Tokio feiert die Niederlage Deutschlands, wo Kiichiro vor Jahren sein Medizinstudium absolviert hatte.


    Ich bin jetzt schon - nach gerade mal 40 Seiten - gefesselt von der Geschichte und den einzelnen Personen mit ihren eigenen Charakterzügen. Ich hoffe, dass man im weiteren Verlauf mehr übe Japans Traditionen erfährt. Etwas schwer tue ich mich mit den japanischen Namen, es gibt aber ein Personenregister und auch ein Glossar am Ende des Buches.


    Amazon-Link korrigiert, LG illy

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    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Danke, illy! :smile:

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    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

  • Das Buch hört sich sehr interessant an. Ich werde gespannt deine Beiträge verfolgen. Japan gehört zu den Ländern, von denen ich bisher kaum etwas gelesen habe.

  • Nach etwas über 100 Seiten habe ich die Familie und auch einige der Klinikangestellten besser kennengelernt und kann nun auch langsam die Namen besser zuordnen (glücklicherweise scheinen in Japan keine Abwandlungen der Namen wie in russischen Romanen üblich zu sein, sonst hätte ich gar keine Chance :rollen:).


    Das Familienoberhauptes wird mit folgendem Satz sehr gut beschrieben: "Aber nicht nur die Säulen, auch die Außenmauern dieses atemberaubenden Baus mit all seiner Pracht waren mit Kunststein verkleidet, ein Zeugnis von Kiichiros Geist, einem Geist, dem die glänzende Oberfläche stets wichtiger war als die Substanz." Auf Kiichiro trifft auch die Bezeichnung "Halbgott in Weiß"zu und er hat auch keinerlei Probleme, sich wie ein solcher feiern zu lassen...
    Seine Frau ist die graue Eminenz im Hintergrund, die selten die nur wenigen Personen zugänglichen "inneren Gemächer" verlässt, aber nichtsdestotrotz alle Fäden in der Hand hält.
    Was mich etwas verwundert hat ist die Tatsache, dass die Kinder, auch die noch kleineren, in eigenen Gebäuden auf dem Klinikgelände leben - und keinen Zugang zu den Räumen ihrer Eltern haben! Anscheinend war dies auch in Japan vor fast 100 Jahren nicht üblich, den der Adoptiv- und Schwiegersohn hat folgende Gedanken dazu: "Sollte so eine Familie beschaffen sein? Familie? Nach Tetsukichis Empfinden war das Haus Nire keine Familie, jene Institution, deren Kennzeichen bescheidene Wärme ist. Das Haus Nire war nichts als ein undurchschaubarer Organismus, der sich in grenzenloser Trostlosigkeit ausbreitete." Das sagt wohl einiges aus...


    Die Selbstverständlichkeit, mit der die absolute Zurückstellung eigener Belange zum Wohl der Klinik von den Kindern verlangt wird, schreit fast schon nach Auflehnung und Rebellion. Ich bin gespannt, ob mein Gefühl hier recht behält.

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  • Der Roman ist 1963 in Japan erschienen, die Geschichte der Familie Nire wird jedoch von 1918 bis zum zweiten Weltkrieg erzählt.


    Es kann schon sein, dass diese absolute Unterdrückung von individuellen Wünschen und Lebensanschauungen typisch japanisch ist und dem westlichen, "modernen" Leser deshalb etwas befremdlich erscheint.


    Die Töchter der Nires gehen damit aber auch sehr unterschiedlich um: die Älteste übernimmt die Vorstellungen des Vaters zu 100% und stellt ihr Leben in den Dienst der Klinik; die mittlere Tochter schlägt erst denselben Weg ein, heiratet aber dann nicht den Mann den ihr Vater für sie ausgesucht hat und wird aus der Familie verstossen während die Jüngste von Anfang an das schwarze Schaf der Familie ist und damit zwar die Enttäuschung ihrer Eltern und der älteren Schwester zu spüren bekommt, dafür aber auch einige Freiheiten genießt da sie in der Zukunft der Klinik sowieso keine Rolle spielen soll.


    Die beiden Söhne wurden bisher eher nur am Rande erwähnt; der Ältere hat aber wohl auch nicht die Erwartungen des Vaters erfüllt und ist zum Studium in eine andere Stadt geschickt worden.

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  • Ich bin nun im zweiten Teil dieser Familiengeschichte angelangt.


    Nach einigen schweren Schicksalsschlägen

    übernimmt die nächste Generation mit der ältesten Tochter und dem ältesten Sohn, der letztendlich doch noch sein Studium abgeschlossen hat, die Leitung der Klinik. Sie stehen jedoch immer im Schatten ihres Vaters, dem Gründer der Klinik, der von den Mitarbeitern und auch der Öffentlichkeit fast zum Heiligen stilisiert wird.


    Mittlerweile gibt es auch schon einige Enkelkinder, deren Charakter und Stellung in der Familie sehr detailliert geschildert werden.


    Interessant ist auch, dass immer wieder weltgeschichtliche Ereignisse in Deutschland (z.B. die Machtergreifung Hitlers) erwähnt werden, da Kiichiro und auch sein Adoptivsohn in Deutschland studiert haben und deshalb ein besonderes Interesse an diesem Land haben.


    Ich bin immer noch sehr begeistert von diesem Buch und freue mich schon aufs Weiterlesen :lesewetter:

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  • Fertig :breitgrins:!


    Im dritten Teil erfährt der Leser, wie es den Mitgliedern der Familie Nire während des zweiten Weltkriegs ergeht. Dabei rücken die Enkel des Klinikgründers in den Vordergrund während die Klinik selbst als Schauplatz keine Bedeutung mehr spielt, da die Familie entweder aktiv am Krieg teilnehmen muss (hier wird dann von einem Flugzeugträger aus erzählt oder einer einsamen Insel im Pazifik) oder aufs Land zu Verwandten geflüchtet ist.


    Am Ende - der Untertitel hat es ja schon angedeutet - ist die Familie zerrissen und die Klinik nur noch Geschichte.


    Hier die Rezi.

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    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

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    Inhalt:
    Dieser großangelegte Familienroman erzählt vom Aufstieg und Fall der Familie Nire und der von ihr geführten Nervenklinik. Mit feiner Ironie und scharfer Beobachtungsgabe zeichnet Kita Morio ein faszinierendes, bisweilen karikierendes Bild eines Clans, der im Konflikt zwischen geschäftlichem Erfolg und persönlichem Lebensglück zu zerbrechen droht. Familienpatriarch Kiichiro und seine älteste Tochter setzen alles daran, ihre vermeintlich heile Welt zu retten. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, scheint das Schicksal des Familienimperiums endgültig besiegelt.


    Meine Meinung:
    Über 965 Seiten nimmt man als Leser am Leben der Familie Nire teil, lernt die einzelnen Familienmitglieder und ihre Charakterzüge kennen, bekommt Einblick in japanischen Traditionen und Werte und verfolgt den Alltag in einer Nervenklinik. Den Untertitel "Verfall einer Familie" trägt das Buch nicht umsonst und auch wenn wohl der deutsche Verlag diesen Untertitel eigenmächtig hinzugefügt hat, sind Parallelen zu den Buddenbrooks unübersehbar. Ich fühlte - wie auch schon bei den Buddenbrooks - mit der zweiten und dritten Generation mit, die es nicht schafft oder auch nicht schaffen will, in die übermächtigen Fußstapfen des Familienpatriarchen zu treten.
    Der 1963 erschienene Roman beginnt mit dem Jahr 1918 und endet 1946, weswegen natürlich auch die Geschehnisse während des zweiten Weltkriegs eine große Rolle spielen. Dieser Krieg, der das Land besiegt und zerstört und die junge Generation an Körper und Seele verwundet zurücklässt, beendet endgültig den Erfolg und die Bedeutung der Familie Nire.


    Da dieses Buch mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat, bekommt es von mir
    5ratten

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    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

  • Danke für die Rezi, knödelchen. Was du so schreibst, klingt so, als könnte mir das Buch gefallen. "Buddenbrooks" habe ich sehr genossen und an der japanischen Kultur bin ich interessiert. Deswegen wandert diese Kombination auf meinen Wunschzettel.

  • Ich bin auch neugierig geworden und werde danach Aussschau halten. Ich mag Bücher die das Leben einer Familie über mehrere Generationen hinweg beschreiben.