QI, the book of the dead - John Mitchison, John Lloyd

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    Was fällt einem als erstes ein, wenn man an Tote denkt? Dass es davon ziemlich viele gibt. Die Zahl der Toten übersteigt die Zahl der Lebenden um ein Vielfaches. Grund genug für die beiden Autoren, sich mit den unterschiedlichsten Verstorbenen zu beschäftigen. Damit es nicht zu unübersichtlich wird, haben sie ihr Anschauungsmaterial in verschiedene Gruppen eingeteilt.


    Von der ersten Seite an war mir klar, dass mir das Buch großen Spaß machen wird. Es erzählt von den berühmten Verstorbenen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben- außer den Kategorien, in die sie eingeteilt sind.


    1. There's nothing like a bad start in life (nichts geht über einen schlechten Start ins Leben)
    Erzählt wird von Menschen, die eine schwere Kindheit haben. Diese schwere Kindheit hat ihnen aber nichts geschadet, sondern sie zu dem gemacht, was sie waren. Leonardo da Vinci war ein uneheliches Kind, vom Stiefvater nicht anerkannt und von der Mutter verstoßen. Er war viel allein, aber das hat ihm nicht geschadet. Im Gegenteil. Er nutzte seine freie Zeit zu umfangreichen Studien, deren Ergebnisse wir heute noch sehen können. Sigmund Freud glaubte, den Schlüssel zu da Vincis Persönlichkeit gefunden zu haben. Er wuchs zwar bei seinen Eltern auf, wurde aber vom Vater stark vernachlässigt. Auch er stürzte sich geradezu in seine Studien. Zum Glück für die Psychoanalyse ist er an der Medizin gescheitert.


    Man merkt, dass das Buch mit einem :zwinker: geschrieben worden ist. Ich freue mich, weiter über unsere verstorbenen Promis zu lesen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Was fällt einem als erstes ein, wenn man an Tote denkt? Dass es davon ziemlich viele gibt. Die Zahl der Toten übersteigt die Zahl der Lebenden um ein Vielfaches.


    :totlach: :totlach: :totlach:


    Allein schon wegen dieses Satzes müsste ich mir das Buch zulegen. Ich habe kürzlich ein anderes Buch aus der QI-Reihe auf meine Wunschliste gesetzt (ich glaube, da gibt's auch eins mit unnützem Wissen).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Die Menschen der ersten Kategorie haben es wirklich in sich. Jeder hat Macken, aber sie werden immer größer mit jedem, der erwähnt wird. Leonardo da Vinci, Freud und Isaac Newton waren da noch die normalsten (und die hatten es schon in sich). Aber was soll ich von Oliver Heaviside halten, der seine Haushälterin wie eine Geisel hielt. Oder Lord Byron, dessen Tochter Ada von ihrem Vater ferngehalten wurde (und ihm trotzdem sehr ähnlich wurde). Auch über Salvador Dali und Hans Christian Andersen habe ich interessierte Dinge gelernt. Eines haben die Toten dieser Kategorie gemeinsam: sie hatten kein normales Familienleben und nur wenige hatten Kinder- und das ist in meinen Augen auch gut so.


    Happy-go-lucky
    Die Toten dieser Kategorie mag ich viel lieber. Ihre Errungenschaften sind nicht kleiner, aber sie gehen zufrieden, Humor, wachem Verstand und offenen Augen durchs Leben. Benjamin Franklins Experiment mit dem ersten Blitzableiter fand einen leider weniger glücklichen Nachahmer. Er selbst liebte bis zum Ende die Frauen, das Essen und den Humor- sehr sympathisch. Ansonsten habe ich ein paar nette, neue Persönlichkeiten kennengelernt: Mary Seacole, die den Verwundeten im Krimkrieg genauso half wie Florence Nightindale, die aber leider wegen ihre nicht ganz weißen Haut kaum Erwähnung fand. Oder Mary Frith, bei deren bewegtem Leben mir spontan der Begriff It-Girl eingefallen ist. Nicht schlecht für eine Frau des 17. Jahrhunderts. Edward Jenner, dem wir unsere Impfungen zu verdanken haben und den Physiker Richard Feynman.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Driven
    Was treibt die Leute an? Oder was macht sie zu einem Getriebenen? Bei Ghengis Khan glaubte ich, die Antwort zu wissen: der Wunsch nach Macht. Aber die Autoren haben noch mehr aufgelistet: der Wunsch nach Einheit und das Ende der ständigen Kämpfe zwischen den Stämmen. Wie es endete, ist bekannt. Leider konnte keiner seiner Söhne das Werk seines Vaters fortsetzen. Im Gegenteil: ohne ihn zerbrach das Reich. Vielleicht hätten sich die Jungen nicht so große Sorgen machen sollen, wie sie das Grab ihres Vaters verstecken. Und ein Kamel als Führer zu nehmen ist auch nicht wirklich schlau :rollen: Ein anderer Getriebener ist Robert Peary . Schon von frühester Jugend ist er davon überzeugt dass er dazu bestimmt ist, den Nordpol zu erreichen. Dieses Ziel verfolgt er mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf die Menschen in seiner Umgebung. Egoismus ist also auch ein gutes Treibmittel. In dieser Kategorie bin ich auf eine alte Bekannte gestossen: Mary Kingsley, die mir schon in den Reisebüchern von Michael Palin über den Weg gelaufen ist. Herr Palin ist auch ein Kandidat für diese Kategorie- aber leider (oder zum Glück) lebt er noch. Alexander von Humboldt, Francis Galton und William Morris haben es auch in diese Kategorie geschafft, aber diese Herren fand ich nicht so interessant.


    Let's do it
    Dass man Casanova oder Katharina die Große hier findet, hat mich nicht überrascht. Aber H.G. Wells? Das hätte ich nach seinen Büchern nicht erwartet. Cora Pearl, eine englische Kurtisane in Paris, fand ich sehr interessant. Colette hat mich mit der Herzlosigkeit gegenüber ihren Kindern eher abgestossen und über Alfred Kinsey und Tallulah Bankhead gibt es meiner Meinung nach nicht so viel zu sagen.


    Man cannot live from bread alone (Der Mensch kann nicht nur von Brot leben)
    Aber vielleicht ganz ohne? Das haben Sissi und Helena de Noailles zumindest teilweise sehr gut hinbekommen. Zumindest bei der letzten scheint ihre Diät leider interessanter zu sein als das, was sie sonst noch geleistet hat. Dagegen waren John Harvey Kellog und Henry Ford ihrer Zeit teilweise was voraus, was gesunde Ernährung und gesunde Lebensweise angeht. Howard Hughes musste erst einen Zusammenbruch erleiden, bevor er es in diese Kategorie schaffte, dann wird er allerdings eher als Exzentriker geführt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Grin and bear it
    Über manche Dinge hat man keine Kontrolle. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: das Leben von den Umständen bestimmen lassen oder weiterzumachen wie bisher.


    Pieter Stuywesant verliert zwar sein Bein, aber er ignoriert diese eigentlich sehr wichtige Tatsache völlig. Am liebsten wäre er wohl direkt nach der Amputation wieder aufgestanden, aber seine Gesundheit widerstand seinem starken Willen. Er war ein Moralist, der ein Hobby hatte das ihm niemand zutraute: er sammelte tropische Vögel. Ebenfalls um ein Bein ärmer, aber wesentlich weniger sympathisch war Antonio de López de Santa Maria. Er war ein Mann des Militärs- aber leider nicht der Ehre. Deshalb hat es mich ein klitzekleines bisschen gefreut als ich gelesen habe, dass nicht nur er, sondern auch seine Holzbeine Pech im Krieg hatten. Die Luxusausführung landete im Museum, das normale Holzbein endete als Baseballschläger. Daniel Lambert machte aus seiner Krankheit (er nahm ab einem bestimmten Alter trotz moderatem Essen so stark zu, dass er einen BMI von 104 hatte) das Beste: er verdiente damit Geld. Dass Florence Nightingale so schlimm krank war, wusste ich bis jetzt nicht. Das hat sie von ihrer Berufung allerdings nicht abgehalten und sie hat es geschafft, ihre Krankheit zu Lebzeiten größtenteils geheim zu halten. Fernando Pessoa hatte/n es dagegen schwer. Er war viele, eine multiple Persönlichkeit und Alkoholiker. Welches Problem zuerst da war, habe ich nicht heraus gefunden. Das Leben von Dawn Langley Simmons fing traurig an, nahm aber ein glückliches Ende. Von ihren leiblichen Eltern als Junge aufgezogen, wurde sie von der Schauspielerin Margareth Rutherford adoptiert. Im Buch ist zwar von einer Geschlechtsumwandlung die Rede, aber da sie später Mutter einer Tochter wurde, glaube ich, dass ihr Problem ein anderes war als damals von der Öffentlichkeit angenommen.


    Monkey-Keepers
    Eines haben die toten Affenbesitzer gemeinsam: sie hatten kein glückliches Leben. Ob Oliver Cromwell, der vom Affen seines Vaters aus der Wiege entführt wurde, Rembrand van Rijn, der ein begnadeter, aber leider auch armer Maler war, Alexander von Griechenland oder Frida Kahlo: die Affen haben ihnen kein Glück gebracht. Andere waren einfach nur unsympathisch wie Catharina de Medici oder Mrs. Mao, die ihren Affen ähnlich ausstaffierte wie Mrs. Coulter. Frank Buckland dagegen fand ich einfach nur uninteressant.


    Who do you think you are? Wer glaubst du eigentlich, dass du bist?
    Diese Kategorie beschäftigt sich mit Hochstaplern aller Art. Der falsche Geistliche Titus Oates schaffte es, dass wegen ihm unschuldige Menschen hingerichtet wurden, Alexander die Gagliostro war das Vorbild für Goethes Faust und Mozarts Zauberflöte. Goethe stellte übrigens Nachforschungen über das Leben Alexanders an und entdeckte dessen wahre Herkunft. George Psalmanzar hat sich als einziger selbst auffliegen lassen. Ignacz Trebitsch Lincoln spielte in zwei Weltkriegen mehr als eine zwielichte Rolle. Louis de Rougemont und Tuesday Lobsang Rampa waren einfach nur dreist. Dagegen entstand Prinzessin Caraboo aus der Not... das Leben vor dem Adel war einfach zu traurig. Besonders interessant fand ich James Barry. Dieses Wunderkind war schon mit 13 Jahren Arzt und war genauso unsympathisch wie genial. Nach seinem Tod sollte er nicht umgezogen und direkt ins Leichentuch eingenäht werden. Als sein Wille ignoriert wurde, gab es einen Skandal, denn er war eine Frau.


    Once you're dead, you made for life (Wenn du erst tot bist, hast du es im Leben geschafft)
    Emma Hamilton, John Dee, Jack Parsons, Jack Tesla oder Karl Marx haben alles gemeinsam: sie wurden erst nach ihrem Tod rehabilitiert oder gelangten erst dann zu Ruhm. Ich kannte sie nicht im Leben und mag sie auch nicht als Tote.


    Is there all there is? (Ist das alles oder gibt es noch mehr?)
    Diese Kategorie mochte ich am wenigsten und habe sie quer gelesen. Ich interessiere mich nicht so sehr für Heilige oder Visionäre. Nur bei einem Namen habe ich aufgemerkt: Richard Buckminster Fuller. Ihm haben wir die geodätischen Form zu verdanken- und damit Zelte, die auch beim stärksten Sturm stehen bleiben.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung
    The book of the dead ist wirklich quite interesting und schön erzählt. Die Geschichten der interessanten Toten reihen sich wie Perlen an einer Schnur aneinander. Manche haben sich sogar im Leben getroffen, sind aber im Tod in anderen Kategorien gelandet. Das Buch ist vollgepackt mir Informationen, aber es wirkt nicht trocken. Lediglich die beiden letzten Kategorien haben mir nicht so gut gefallen.


    Nett fand ich auch den letzten Satz: The one who is not dead still has the chance :breitgrins:
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Deine Ausführungen haben mich wirklich neugierig gemacht und der anklingende schwarze Humor kommt mir sehr entgegen. Das Buch ist also an die Spitze meiner Wunschliste gehüpft. :zwinker: