Claire Tomalin - Katherine Mansfield (Eine Lebensgeschichte)

  • Inhalt
    Katherine Mansfield Beauchamps betrat 1909 die literarische Bühne: als schwangere Frau in einem Hotel in Bad Wörishofen. Ihre erste Kurzgeschichte "In einer deutschen Pension" machte sie bekannt. Die Fehlgeburt, die sie kurz darauf erlitt, zeichnete sie für ihr Leben.


    Das Leben von Katherine Mansfield war eine abenteuerliche Mischung aus Spektakulärem, Unbürgerlichem und literarischen Erfolgen. Aber so erfolgreich, wie ihr Werk war, so chaotisch war ihr Privatleben. Bei einem Liebhaber steckte sie sich jung mit Gonorrhöe an und litt zeitlebens an den Folgen. Einen Großteil ihres Lebens war sie krank und litt in den letzten Jahren an Tuberkulose.


    1918 heiratete sie den Verleger John Murray Middleton. Von dieser Ehe versprach sie sich Ruhe und Stabilität in ihrem Leben, aber ihr Wunsch wurde nicht erfüllt. Middleton konnte mit ihrer Krankheit nicht umgehen und ließ sie die meiste Zeit alleine. 1923 starb sie in Fontainbleu. Katherine Mansfield war sowohl wegen ihres Werks, als auch wegen ihres Schicksals bekannt.


    Meine Meinung
    Gleich zu Anfang stellt sich die Autorin die Frage, welchem Gott eine Künstlerbiographie dienen soll: der Kunst oder dem Leben des Künstlers. In diesem Fall hat sie sich, wie auch der Titel verrät, für das Leben entschieden.


    Katherine Mansfield hatte ein sehr bewegtes Leben. Schon in ihrer Kindheit in Neuseeland fühlte sie sich von ihrer Familie unverstanden. Die Familie sah sie nicht so, wie sie ihrer Meinung nach gesehen werden wollte. Wie sie sich selbst sah, wurde mir nur teilweise klar. Ich sah die junge Katherine als pummeliges, unordentliches Mädchen, das von jedem die ungeteilte Aufmerksamkeit wollte. Bekam sie die nicht, konnte sie durchaus handgreiflich werden. Ein Aufenthalt im Internat in London machte die Sache nicht besser. Im Gegenteil: Katherine blickte von da an auf ihr Heimatland herab und wollte nicht mehr dort leben. Aber die Schule hatte sie nur unvollkommen auf das Leben vorbereitet. Sie hatte weder von Haushaltsdingen noch vom Umgang mit Geld eine Ahnung. Anfangs wurde sie noch von ihrer Familie unterstützt, aber nach ihrer wegen der Schwangerschaft überstürzten Heirat verlor sie diese Geldquelle.


    Auch als verheiratete Frau benahm sie sich nicht anders als vor ihrer Ehe. Sie lebte das Leben einer alleinstehenden Frau, die mit Ida, die sie "ihre treue Frau" nannte, durch Europa zog. Dabei war sie auf die Unterstützung von Freunden angewiesen. In den Kreisen, in denen sie sich bewegte, konnte man die bekanntesten Schriftsteller ihrer Zeit finden, allen voran Virginia Woolf und D.H. Lawrence. So wirft ihre Lebensgeschichte auch ein interessantes Bild auf die Autoren der damaligen Zeit.


    Katherine Mansfield war eine sehr interessante, aber auch sehr anstrengende Frau, die es immer wieder schaffte, ihre Augen vor der Realität zu verschließen. Sich selbst gestand sie viel mehr Freiheiten zu, als den Menschen um sie herum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einfach war, mit ihr befreundet zu sein. Deshalb fällt mir die Bewertung ihrer Biografie auch ein wenig schwer. Sie ist sehr interessant geschrieben, erzählt aber von einer Frau, die ich nicht sonderlich sympathisch finde.
    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.