Erich Maria Remarque - Drei Kameraden

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    "Drei Kameraden" von Erich Maria Remarque


    Handlung:


    Berlin, 1928
    Im Land herrschen Arbeits- und Hoffnungslosigkeit, Resignation und Existenzangst. Politische Versammlungen finden statt genauso wie ausschweifende Partys.
    Die drei Kriegskameraden Otto Köster, Gottfried Lenz und Robert Lohkamp betreiben eine Autowerkstatt, mit der sie sich gerade so über Wasser halten können. Auf einem Ausflug lernen sie Patrice Hollmann, genannt Pat, kennen. Robert verabredet sich mit ihr und schon bald sind die beiden ein Liebespaar. Ihr Glück ist allerdings von kurzer Dauerm, denn Pat ist lungenkrank und muss ins Sanatorium.


    Meine Meinung:


    Dieses Buch las ich zum ersten Mal mit vierzehn oder fünfzehn in der russischen Übersetzung. Auf der Stelle wurde es eines meiner Lieblingsbücher. Ich las es immer wieder und war ganz hingerissen von der Liebesgeschichte, auf die ich mich damals hauptsächlich konzentrierte. Schön, traurig, bittersüß.


    Jetzt habe ich es endlich auch im Original gelesen und was soll ich sagen? Es ist immer noch schön. Schöner noch, weil ich dieses Mal mehr auf die Nebenhandlungen, auf die Details, die Charakterisierungen und vor allem auf die Sprache geachtet habe. Vor allem Letztere hat mich in ihren Bann gezogen. Leicht, fließend, fast alle Sinne umschmeichelnd. Ich habe mich so darin verloren, dass ich das erste Mal seit fünf Jahren meine Mittagspause überzogen habe. Das hat kein anderes Buch je geschafft.


    Die eigentliche Handlung besteht aus vielen kleinen Geschichten und Schicksalen. Z. B. - in Roberts Pension wohnt ein Ehepaar, das sich nicht mehr ausstehen kann, aber nicht voneinander loskommt. Er hat ständig Angst davor, entassen zu werden, und macht deshalb viele Überstunden. Seine Frau vernachlässgit er dadurch natürlich, was diese ihm übel nimmt und ihn letztendlich doch verlässt. Dann ist da der halbverhungerte Student, dem das Geld ausgegangen ist und er deshalb sein Studium nicht weiter finanzieren kann, dem es aber fast unmöglich ist, Arbeit zu finden. Selbst Pat, früher wohl finanziell gut gestellt, musste ihre Wohnung verkaufen und wohnt dort nun zur Miete. All diese Personen stehen für ganze Gruppen und/oder Gesellschaftsschichten. Anhand dieser Beispiele wird schnell klar, dass das Leben Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts kein Zuckerschlecken war.


    In "Drei Kameraden" geht es auch um schöne Dinge. Freundschaft, zum Beispiel. Die Freundschaft zwischen dem wortkargen Otto, der Frohnatur Gottfried (mein Liebling) und dem nachdenklichen Robert wird nicht mit großen Worten beschrieben, denn hier lässt Remarque lieber die Taten sprechen. Die drei sind immer füreinander da, meistens verstehen sie sich ohne Worte.


    Und zu guter Letzt ist da natürlich noch die Liebesgeschichte zwischen Robert und Pat. Dieses Buch ist kein Liebesroman, es ist eher Geschichte des Alltags in den 20er Jahren, in die sich die Liebesgeschichte ganz wunderbar einfügt. Und weil die Zeit ist, wie sie eben ist, ahnt man schon recht früh, dass es nicht gut enden kann für die beiden. Trotz des - oder gerade wegen des Schwermuts, der über allem liegt, ist die Liebe zwischen Robert und Pat etwas Strahlendes, Funkelndes und tief Berührendes.


    Fazit: In meinen Augen ganz klar ein Meisterwerk.


    5ratten und :tipp:


    ***
    Aeria

  • Das Buch hatte ich als Jugendliche aus dem Bücherschrank meiner Eltern gezogen und begeistert verschlungen. Ich kann mich auch jetzt noch - mehrere Jahrzehnte später - an einige Szenen und vor allem das Lesegefühl erinnern. Gerade wird mir ganz nostalgisch zumute :herz: .
    Dies ist eins der Bücher, bei denen ich mich nicht traue, sie wiederzulesen. Zu groß ist meine Angst, enttäuscht zu werden, aber deine Erfahrung, Aeria, lässt mich Mut fassen. Vielleicht gucke ich bei meinem nächsten Deutschlandurlaub noch mal ins Buch.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Erich Marie Remarque



    Drei Kameraden


    Deutschland in den 1920er Jahren

    Die drei Freunde Robert, Gottfried und Otto haben den Ersten Weltkrieg überlebt, jetzt versuchen sie, die Wirtschaftsflaute zu überstehen. Sie haben eine Autowerkstatt, wodurch sie sich die grassierende Arbeitslosigkeit vom Leib halten können. Sie leben bescheiden in möblierten Zimmern, trinken viel zu viel und halten immer fest zusammen.


    Dann verliebt Robert sich, und es geschieht ein kleines Wunder: Es entstehen keine Eifersüchteleien und Sticheleien, die Frau wird freundlich in den Freundeskreis aufgenommen. Aber die Zeiten sind schwierig, es gibt genug andere Probleme.



    Das Buch ist sehr warmherzig, gelegentlich wunderbar ironisch und lebensklug. Eine sehr angenehme Überraschung.




    Zitat

    Unsere Vergangenheit hatte uns gelehrt, kurzfristig zu denken.

    Zitat

    Ich sah Köster an, wir wussten beide, dass es ein Wunder sein müsste, wenn es was würde. Und Wunder gab´s nicht mehr. Höchstens nach unten.

    Zitat

    Mit geblendeten Augen starrte ich in den Himmel, diesen grauen, endlosen Himmel eines irren Gottes, der das Leben und das Sterben erfunden hatte, um sich zu unterhalten.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.