Vierter Teil

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  • Nur bis einschließlich Kapitel 6:


    Anna setzt sich darüber hinweg, Wronskij nicht mehr zu sehen, und Karenin weiß das auch. Alle drei warten, dass sich etwas ändert, nur keiner tut etwas dafür.


    Der Vergleich mit der holländischen Gurke ließ mich schmunzeln; Wronskijs beginnende Selbstkritik machte mich nachdenklich: „Dummer Fleischkloß! Bin ich denn auch so?“


    Anna scheint sich, was Wronskij betrifft, nicht mehr so sicher zu sein:
    „Wie bei jeder Zusammenkunft mußte sie ihre Vorstellung von ihm [die unvergleichlich schöner war als die Wirklichkeit und in der Wirklichkeit unmöglich war] mit seinem wahren Wesen in Einklang bringen.“


    „die [...] in der Wirklichkeit unmöglich war“: meint Tolstoi, dass Anna zuviel von Wronskij erwartet? Und ist das wirklich so?


    Schon wieder ein Todesomen: Anna denkt, dass sie bei der Geburt ihres Kindes sterben wird. Kann aber nicht sein, dafür sind noch zu viele Seiten übrig. :breitgrins:


    Da Karenin unglücklicherweise Wronskij bei sich zuhause angetroffen hat, will er jetzt die Scheidung einreichen und Anna den Sohn wegnehmen.
    Ich glaube, diese Gräfin Iwanowna, die recht viel Einfluß auf Karenin hat (warum eigentlich?), wird Anna noch einige Schwierigkeiten machen!

  • Kapitel 7 bis zum Ende des vierten Teils:


    Und wieder tut mir Dolly leid: Fürst Stepan hat schon wieder eine Affäre, diesmal mit einer Balletttänzerin. Das "Meer von Gutmütigkeit" in Stepan kommt also ausgerechnet seiner eigenen Frau nicht zugute.
    Außerdem betätigt er sich als Kuppler zwischen Lewin und Kitty und will mithilfe seiner "wundervollen Frau" (wieso betrügt er sie dann?) Dolly die Scheidung Annas von Lewin verhindern.


    Karenin und Iwanowna arbeiten also auch beruflich miteinander. Karenins Berufsauffassung ist genauso verlogen wie seine Auffassung einer guten Ehe. Er entlarvt sich aber schön selbst: "aber seitdem [Karenin] diese lebendige Sache [die Scheidung] in eine papierne Sache verwandelt hatte, [...] sah [er] jetzt klar die Möglichkeit, sie durchzuführen" (S. 407). Zwei Seiten später klagt er über einen Mann, der ihm einen hohen Posten vor der Nase weggeschnappt hat: "Das Unglück unseres Staates ist die papierne Administration, deren würdiger Repräsentant er eben ist." Das sagt genau der Richtige! :rollen:


    Schade, dass die Diskussion über Frauenrechte nicht länger war. Diese Frage hätte mich sehr interessiert!


    Die Szene mit der Kreide zwischen Lewin und Kitty fand ich dann doch sehr romantisch. Und wie er alles ganz toll findet, weil er verliebt ist und seine Gefühle erwidert werden... :zwinker:


    Und jetzt muss ich zugeben, dass ich etwas nicht verstanden habe:
    Anna stirbt fast bei der Geburt ihres Kindes und bittet Karenin um Vergebung. Nur das, was sie sagt, passt so wenig zu der Anna, wie wir sie bisher kennengelernt haben, dass für mich klar war, dass sie im Fieber spricht.
    Warum glaubt ihr Karenin und warum reagiert er so, wie er reagiert? Hat jemand eine Idee?


    Wronskij überlebt einen Selbstmordversuch. Ich hätte nie gedacht, dass er jemals an Selbstmord denken würde!


    Letztlich ist Karenin doch zur Scheidung bereit, Anna jedoch nicht (ihre Gründe habe ich auch nicht verstanden). Sie verlässt Mann und Kind aber trotzdem und reist mit Wronskij ins Ausland.


    Allerdings habe ich auch mit Wronskij meine Probleme:
    Auf Seite 467 bezeichnet er u.a. Annas Sohn als "einerlei". Das hat mich sehr irritiert!


    Mein Fazit nach etwas mehr als der Hälfte des Buches:
    ich bin sehr froh, dass ich durchgehalten habe, denn die Geschichte hat mich wieder! :breitgrins:

    Einmal editiert, zuletzt von Mrs Brandon ()

  • Freut mich, Mrs. Brandon, dass die Geschichte dich wieder hat. :winken:


    Karenin verstehe ich ehrlich gesagt nicht: erst will er sich scheiden lassen, dann wieder nicht, dann ist ihm Anna gleichgültig, dann wieder liebt er sie.
    Liebt er die Kinder nun oder doch nicht?
    Dass er Anna verzeiht und anscheinend die Ehe mit ihr aufrechterhalten will, hat das nun mit seiner Stellung, seinem Ruf in der Gesellschaft zu
    tun oder doch eher damit, dass er wirklich Angst um Anna hat, die danach ja nicht mehr gesellschaftsfähig ist?
    Und dass Karenin ausgerechnet auf Stepan als Ratgeber hört, der ihm zur Scheidung rät? Der ist ja auch genau der Richtige!
    Ist Stepan eigentlich bewusst, in was seine Schwester im Falle einer Scheidung hineingerät.
    Darüber habe ich mich ernsthaft aufgeregt. So ein verlogener Typ!


    Und Wronskij? Ob sein Selbstmordversuch wohl "echt" war? Ich bin nicht sicher. Der Mann ist beim Militär, der schießt doch nicht vorbei.


    Nach wie vor sind mir Wronskij und Stepan irgendwie unsympathisch, während ich Karenin und seine Zerissenheit mittlerweile etwas positiver betrachte.
    Aber ist es Gleichgültigkeit, die Karenin ausstrahlt, die Angst um die Stellung in der Gesellschaft oder schlicht Bequemlichkeit, weshalb er Anna gewähren lässt?
    Wenn sie gewollt hätte, hätte sie ein Leben mit beiden Männern haben können. Aber sie bricht aus (was ich teilweise verstehen könnte, würde es sich nicht um so einen 'Oberflächling' handeln).
    Ich bin gespannt, wie es weitergeht. :smile:

    🐌

  • Hat länger gedauert, aber nun bin ich auch mit dem 4. Teil durch.


    Ljewin und Kitty:
    Jetzt haben sie sich ja doch :breitgrins: Die Szene am Spieltisch fand ich übrigens auch sehr süß. Wie verliebt muss man sein, um die Sätze wohl erraten zu können?
    Hat eigentlich der Buschfunk so gut funktioniert oder sieht Ljewin nur in seinem Glück überalle Leute, die schon von seiner Verlobung wissen? Kitty Mutter hat sich ja doch noch mit ihrem Schwiegersohn abgefunden.


    Den Fürsten find ich übrigens witzig. Auch und gerade in der Frauenrechtediskussion: hier sind nur meine Töchter - ich darf das :breitgrins:


    Zitat von Kandida

    Und Wronskij? Ob sein Selbstmordversuch wohl "echt" war? Ich bin nicht sicher. Der Mann ist beim Militär, der schießt doch nicht vorbei


    Das war für mich nicht aus Verzweiflung geplant, sondern einfach Dusseligkeit. Trotz aller Gedanken, die er sich so macht, halt ich ihn nicht für leidend genug, um seinem Leben ein Ende machen zu wollen.
    Ich werd mit dem Typen einfach nicht warm. Wie MrsBrandon stört mich auch, dass er sich nicht mit den Themen Sergej und Scheidung und so weiter befassen will. Ist ihm denn immer noch nicht klar, was das für Folgen für Anna und damit auch für ihn hätte? Und das er seine Stellung hinschmeißt zeugt für mich auch nicht unbedingt von besonderer Intelligenz. Er hat doch gerade erst ausgerechnet, dass er pleite ist :rollen:


    Anna scheint weitermachen zu wollen wie bisher, oder? Keine Scheidung, Wronskij nicht aufgeben, Sergej aber auch nicht. Ist ihr nicht klar, dass das nicht geht? Aber so viel scheint ihr ja an ihren Kindern auch nicht zu liegen - sie reist ja ohne beide ins Ausland.


    Zitat von Mrs Brandon

    Und jetzt muss ich zugeben, dass ich etwas nicht verstanden habe:
    Anna stirbt fast bei der Geburt ihres Kindes und bittet Karenin um Vergebung. Nur das, was sie sagt, passt so wenig zu der Anna, wie wir sie bisher kennengelernt haben, dass für mich klar war, dass sie im Fieber spricht.
    Warum glaubt ihr Karenin und warum reagiert er so, wie er reagiert? Hat jemand eine Idee?


    Nö, keine Idee. Ich war ehrlich gesagt von der Entwicklung auch etwas überrascht. Nach der Szene beim Anwalt hatte ich ihn schon in die Kategorie "Armleuchter" abgelegt und dann zeigt er tatsächlich Gefühle? Ich war schon erstaunt, dass er wirklich nach dem Telegramm zurück zu Anna gefahren ist. Dann hat er nix dagegen, dass Wronskij im Haus bleibt, verzeiht Anna und entwickelt dann auch noch Gefühle für das Baby? Sehr mysteriös! :breitgrins: Und irgendwie überhaupt nicht paßt, dass er die Schuld für die Scheidung auf sich nehmen will - oder hab ich da was falsch verstanden?


    Stiwa mag ich übrigens auch nicht für'n Fünfer. So ein Egoist!

    LG<br />Anne

  • Hey,
    also dieser Teil hat mich mit sehr vielen Fragezeichen hinterlassen.


    Das größte Fragezeichen hinterlässt bei mir Anna. Zum einen war ich erstaunt, dass sie gerne nach der Geburt gestorben wäre. Dieses Verhalten hätte ich Anna gar nicht zugetraut. Ich habe sie eher als Kämpferin gesehen. Aber sie ist scheinbar froh über einen "leichten" Weg aus dieser komplizierten Situation. Es verwundert mich vorallem, dass sie ihren geliebten Sohn durch ihren Tod alleine lassen würde und das sie daran noch nicht mal einen Gedanken verschwendet.
    Noch verwirrender empfinde ich ihr Verhalten nach ihrer überstandenen Krankheit. Ich kann nicht nachvollziehen, dass sie ihren Sohn alleine lässt. Zu ihrer Tochter hat sie scheinbar gar keine Bindung aufgebaut. Trotzdem verstehe ich nicht, warum Wronski und Anna ihre gemeinsame Tochter zurücklassen.


    Wronskis Verhalten erschließt sich mir auch nicht wirklich. Zunächst hatte ich das Gefühl, dass er sich so langsam wieder entliebt und Anna wohl doch nur eine heftige Affäre für ihn war. Dann aber erfährt man von einem Selbstmordversuch und anschließend "brennt" er mit Anna durch. Da man in diesem Kapitel wenig von Wronskis Gedanken erfährt, habe ich keine Ahnung, wie seine Beweggründe aussehen.


    Stiwa handelt meiner Meinung nach wirklich in dem Glauben für Anna etwas Gutes zu tun und möchte aber gleichzeitig sich damit hervortun. Stiwa ist in meinen Augen einfach nur einfältig und dumm und denkt hauptsächlich an sein eigenes Glück.


    Karenin ist mir auch ein Rätsel, aber ich fand es trotzdem interessant seine Gedanken zu verfolgen. Ich vermute, dass er durch das Baby Anna lernen wird Gefühle zu entwickeln und zu äußern. Jedenfalls hoffe ich das.


    Kitty und Lewin habe ich als nervig empfunden. Zum einen freue ich mich für die beiden, dass sie doch noch zueinander gefunden haben. Zum anderen war mir der Buchstabensalat zu viel des Guten. Aber darüber habe ich gnädig hinweggeschaut und freue mich nun besonders mit Lewin, der ja mittlerweile vor lauter Liebe völlig neben sich steht. :breitgrins:


    Grüße foenig