Zitat von "Dietrich"Ähh, ich dachte eigentlich, die in der Projektebene 1 (der Superzelle) befindlichen 7,4 Mrd. Menschen sind alles Originale (S.532). Oder sind das etwa Paragone, was ist dann mit den Originalen passiert ? Und das entführte Flugzeug mit allen Original-Passagieren ist doch auch in einer Projektebene "gelandet" (S.469,488)!? *verwirrtbin*
Du hast recht, da habe ich mich falsch ausgedrückt. Meine ursprüngliche Antwort sollte sich eigentlich <b>nur</b> auf die Projektebenen (also auf die Bunkerwelten der Klone, die Welten der Paragone, usw.) beziehen. Darin ist Stan das einzige (biologische) Lebewesen. Und die Klone selbst sind ja ebenfalls „nur“ String-Wesen (was ihre „Löschung“ im Babalon-Bunker vor Augen führt). Ihre Bewusstseinsmuster sind auf Implantaten gespeichert und leiten diese String-Klone. Die Superzelle (tatsächlich als „Projektebene 1“ bezeichnet) beinhaltet die komatösen Originale, da hast du natürlich recht. Und auch in den Naos-Kapiteln (also im Flugzeug) befinden sich (außer dem Original-Stan-Klon und dem „biologischen Platzhalter“ Seetha) die Originale der Entführten. Die biologischen Original-Klone, aus denen die Lords die Bunker-Klone erschaffen haben, werden ja irgendwo in der Sublime-Kontrollstation gelagert, also im Grunde außerhalb des in der realen Welt sichtbaren Sublimes, in dem beispielsweise all die Flugzeuge schweben.
Kleine Entschuldigung: Ich habe die Gesamtgeschichte mit allen Feinheiten nach über fünf Jahren leider nicht mehr komplett in Erinnerung. Ein paar neuere Projekte haben den ganzen Stoff weit „nach hinten“ verdrängt. Ich finde z.B. trotz Suche nicht mehr die Stelle im Buch, in der Gamma Stan offenbart, wie viele Bunkerebenen es tatsächlich gibt. Jedenfalls wird die Bunkerebe, in der die Klone gelöscht werden und lediglich Hunderte von Implantaten zu Boden Fallen, von Gamma als Ebene 866.094 bezeichnet.
Zitat von "Dietrich"Wozu dienten dann die vielen Projekte - wie das Bunkerprojekt
Tja, das ist so eine Gretchenfrage, die ich in den vergangenen Jahren sehr oft gestellt bekommen habe. Warum so viele Projektebenen? Warum nicht nur 20 oder 100, warum gleich Hunderttausende? Welchen Gesetzen folgt dieses aberwitzige Projekt? Wo steckt die Logik dahinter? Ist das Ganze einfach nur so runtergeschrieben, um einen Boah-Effekt beim Leser zu erzeugen? Wieso, weshalb, warum?
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Antwort ist für jemanden, der mit der entsprechenden Materie nicht vertraut ist, möglicherweise recht kompliziert. Oft erhielt ich anfangs als Antwort auf meine Antwort ein verständnisloses „Hä?“, was dazu führte, dass ich besagte Antwort auf das „Warum“ in den vergangenen Jahren ein wenig allgemeinverständlicher zu formulieren gelernt habe. Um dem „Wesen dieser Antwort“ gerecht zu werden, sage ich jetzt einfach mal: Ich versuche es.
Folgende Grundlagenbegriffe: Quantenmechanik, Stringtheorie und die Heisenbergsche Unschärferelation. Auf diesen drei physikalischen Fundamenten ist „Lord Gamma“ aufgebaut. Tragend sind neben dem Stringraum vor allem die Gesetze der Quantenmechanik. Wem das alles nichts sagt, der kann sich hier http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenmechanik einen kleinen Überblick verschaffen.
Nun, wieso also zigtausend Ebenen zur Erschaffung einer neuen Zivilisation, und nicht nur 2 oder 10 oder meinetwegen 100? Zu Beginn, als ich damals die ersten zehn Kapitel schrieb, hatte ich selbst nur ein paar Dutzend Bunker im Sinn, doch umso mehr ich mich mit der Quantenmechanik und den Stringräumen beschäftigt hatte, desto größer wurde die Welt der Projektebenen. Da ich vorhatte, auch in die Stringtheorie usw. einzutauchen und mit dem Sublime eine Art „intelligentes Quantenuniversum“ zu erschaffen, musste ich auch den Gesetzen der Quantenmechanik folgen. Sonst wäre es, als hätte ich einen Roman über die gesamte Welt schreiben wollen, der nur in einem einzigen Zimmer spielt, aber nie draußen.
Warum also Tausende und Abertausende von Ebenen? Weil die Lords ebenfalls den Gesetzen des Quantenuniversums folgen mussten, dass sie erschaffen und letztlich betreten hatten.
In der Quantenmechanik bzw. der Wahrscheinlichkeitstheorie gibt es keine Präzision und auch keine Genauigkeit. Begriffe wie "exakt", "bestimmt" oder "sicher" haben in einem Quantenuniversum keine Bedeutung. In einem solchen (und das Sublime ist ein Quantenuniversum) gilt folgendes Gesetz: Man kann den Ausgang eines Experiments nicht mit Sicherheit vorhersagen, sondern nur die Wahrscheinlichkeit errechnen. Wenn also nicht sicher ist, welche von 100.000 Möglichkeiten sich letztlich ereignet, werden sich <b>alle</b> ereignen! (Schrödinger Katze lässt grüßen) Folglich errechnet das Sublime die Wahrscheinlichkeit, dass eine von mindestens 300.000 Projektebenen letztlich das erwünschte Ergebnis erzielen könnte. Das beste Ergebnis wird übernommen, der mehr oder weniger unbrauchbare Rest wird - so der Plan - einfach wieder gelöscht.
„Lord Gamma“ spielt nicht in der realen Welt, sondern nahezu komplett im Sublime – also einem Quantenuniversum, in dem somit nur Wahrscheinlichkeiten, jedoch keine Gewissheiten und Exaktheiten existieren. Dies wird übrigens „sichtbar“, als Gamma/Prill mit Stan die Bunkerebenen verlässt und die Ortschaft der Paragone betritt, in der alles halb sichtbar, halb unsichtbar ist, je nachdem, auf was Stan sich konzentriert. Er sieht lediglich Zeitschatten. Besseres Beispiel: Als Stan mit Gamma in der Norom-Taverne sitzt. Dort gibt es zuerst irgendetwas Namenloses, recht Formloses zu essen, in dem laut Gamma jedoch alles enthalten ist, was der Körper benötigt. Stan bestellt daraufhin etwas Bestimmtes zu Essen (ein „echtes“ Ei, Kaffee und Brot), worauf der Wirt zweifelnd dreinschaut und Stan dann – gemäß dem Wahrscheinlichkeitsgesetz - etwas recht Eigenartiges bringt, das nur ungefähr dass ist, was er bestellt hat (Seite 404-405). Aber eben nur ungefähr. Hier folgte ich ebenfalls den Gesetzen der Quantenmechanik.
Ist nun so halbwegs klar, weshalb es so viele Ebenen geben musste? Eine dieser zigtausend Ebenen wird am Ende des Projekts – eventuell – das erwünschte Ergebnis hervorbringen – oder dem erhofften Ergebnis zumindest am Nahesten sein ... zu 98,72547 Prozent, oder so ...
In „Morphogenesis“ gibt es übrigens eine Szene, in der Krispin – im Peyote-Rausch“ – in einen Fahrstuhl steigt und in die Tiefe fährt. Als er an sich herabblickt, sieht er seinen Unterleib nicht. Er nimmt erst Gestalt an, als er sich auf seine Beine konzentriert .. Vielleicht macht es jetzt beim einen oder anderen „Bing“ ...