30 Tage FAZ - ein Selbstversuch

Es gibt 84 Antworten in diesem Thema, welches 16.202 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jari.

  • Die Montagsausgabe der FAZ ist dünn, im Feuilleton sticht die Besprechung eines Sachbuches heraus. "Der Historiker Andreas Möller wirft der Generation Landlust ihren fatalen Hang zu einer Wohlfühlnatur und ihren Überlegenheitsdünkel vor." Das Buch heißt "Das grüne Gewissen. Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird."


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    Die Besprechung lässt mich als überzeugter (gelegentlicher) Bio-Markt-Käufer etwas ratlos zurück. "Wie sähe etwa ein Bioladen aus, der mit seinem Anspruch Ernst machte und wirklich nur regionale Produkte anböte und nur wenn sie gerade Saison haben? [...] Wir würden uns wundern. Tatsächlich bekommt der Kunde auch im Bioladen jederzeit, was er begehrt, von den Birnen aus Patagonien bis zur Tiefkühlpizza." Ich denke, dass diese Kritik auch jedem Biomarktkäufer schon bewusst ist, inwieweit er bei der Wahl seiner Produkte konsequent ist, muss er letztlich selbst entscheiden. Es mag ja stimmen, dass die Natur verklärt wird. Da gibt es den Hang zur Hausgeburt, zuvor wird jedoch technisch jede moderne Untersuchungsmethode genutzt. "Es ist eine Hybris zu glauben, es gäbe ein Zurück zur Natur, schließt Möller." Warum soll man dieses Buch lesen? Ich weiß es nicht.


    Schöne Grüße, Thomas


  • Die Besprechung lässt mich ... etwas ratlos zurück. ... Warum soll man dieses Buch lesen? Ich weiß es nicht.


    Lese ich das richtig heraus: Der ansonsten schön geschriebene Text des Rezensenten hilft Dir nicht bei der Frage weiter, ob Du das Buch nun lesen sollst oder nicht?

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  • Aufgrund der Rezension wird für mich nicht deutlich, was der Autor eigentlich möchte. Möchte er den Bioladen-Kult allgemein kritisieren oder will er zu einem anderen Umgang mit der Natur anregen oder ...?

  • Daher also die Schlussfrage von Dir. Den Rezensionstext scheint es online noch nicht zu geben und ich konnte nicht selber nachlesen.
    Vielen Dank!

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  • Selbst wenn der Autor dies alles zugleich möchte, frage ich mich auf einer zweiten Ebene, welche neuen Erkenntnisse man aus diesem Buch wirklich gewinnen kann. Dass die immerwährende Verfügbarkeit von Erdbeeren nichts mit naturnaher Bewirtschaftung zu tun hat, empfinde ich als zu trivial. Wieviel mehr ist in diesem Buch? Auch das weiß ich nicht so recht.


    Gruß, Thomas

  • Gemäß Klappentext bzw. Beschreibung äußert sich der Autor u.a. dazu:
    Es zeigt anhand vieler aktueller Beispiele, wie das grüne Denken in Deutschland zu einem nationalen Mythos werden konnte – und was die Realtitätsflucht der Generation Landlust für unsere Gesellschaft bedeutet.


    Das wären wichtige Worte, wenn er sie finden würde. Ich denke jedoch, dass das dem Rezensenten aufgefallen wäre. Es klingt vorgängig, als gäbe es eine Analyse und auch eine Bewertung. Das ist auch das, was Du gerne hättest, schätze ich.

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  • Heute habe ich keinen Artikel aus dem Feuilleton gelesen. Eigentlich wollte ich mir noch die SZ holen, da sie heute eine Literaturbeilage hat. Aber dann gab es hier ein kleineres Schnee-Chaos.


    Gruß, Thomas

  • Heute schafft es das Thema "Buch" auf die Seite 1 der FAZ! Ein langer Kommentar von Andreas Platthaus anläßlich der nun eröffnenden Buchmesse. "Vorsicht Buch!" beginnt der Text und dabei handelt es sich um einen Werbeslogan des Deutschen Buchhandels, der auf ganz unterschiedliche Weise interpretiert werden kann, denn von der Interpunktion her würde man ein Komma zwischen den beiden Worten erwarten. Und dann wird thematisiert, dass man mittlerweise stets (!) (Anmerkung von mir: stimmt wirklich) gefragt wird, ob das Buch als Präsent verpackt werden soll. Degeneriert das Buch zum Geschenkartikel? Und für die Bedrohung der gesamten Branche hat man nun einen Namen: Amazon. Der Händler ist auf der Leipziger Buchmesse nicht vertreten und hebelt die Branchenstrukturen mit eigenen Gesetzen aus, so Platthaus. Klassische Buchhandlungen drohen zum Luxus zu werden. Der Leser muss es sich etwas kosten lassen, dort zu kaufen. Nicht mehr Geld, aber mehr Mühe, da Amazon frei Haustür liefert. Aber wo, wenn nicht in Deutschland mit seinem hervorragend organisierten Buchhandel sollte man Amazon etwas entgegenzusetzen haben, fragt der Autor schlussendlich. "Die Nachfrage, das sind wir, die Bücherkäufer. Vorsicht, Leser!"


    Im Feuilleton ein Sachbuch von Gerd Gigerenzer mit dem Titel "Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft." Das Buch wird nicht besprochen, vielmehr wird am Beispiel einer Regenwahrscheinlichkeit von 30% deutlich gemacht, welche Missverständnisse in der gemeinen Bevölkerung hinsichtlích solcher Angaben vorherrschen. Ein Titel, der mich nicht überzeugt.


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    Und dann im Innenteil des Feuilletons ein Außerseitertitel, der mein Herz höher schlagen lässt. "Die Kunst, einen Bleistift zu spitzen."


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    Der Amerikaner David Rees hat eine praktische und theoretische Abhandlung darüber geschrieben, er liefert jedoch keine Kulturgeschichte ab. Das finde ich genauso wie der Rezensent bedauerlich, leider ist zu viel Komödiantisches enthalten. Die weltweit führenden Hersteller bei Bleistiften und bei Spitzern kommen aus Deutschland (wer hätte gewusst, dass Erlangen als Welthauptstadt der Spitzerhersteller gilt), im Buch sind sie allesamt nicht erwähnt, lediglich amerikanische Pilgerstätten kommen vor. Der Rezensent klärt dann noch darüber auf, dass der Weltmarktführer Faber-Castell jedes Jahr 2 Milliarden holzgefasste Stifte herstellt. Mal schauen, ob dieses Buch dennoch Eingang findet in meine (bescheidene) Sammlung mit Literatur über Schreibgeräte.


    Im Wissenschaftteil dann noch ein ganzseitiger Bericht über Kurse auf akademischen Niveau, die nun über das Internet zugänglich für jedermann sind. Auch die ersten deutschen Hochschulen bieten Kurse beim Stanford-Start-Up Coursera an.


    Schöne Grüße,
    Thomas


  • Und dann wird thematisiert, dass man mittlerweise stets (!) (Anmerkung von mir: stimmt wirklich) gefragt wird, ob das Buch als Präsent verpackt werden soll. Degeneriert das Buch zum Geschenkartikel?


    Meine Kolleginnen im Geschäft fragen auch jeden (!) Buchkunden, ob man das Buch einpacken soll. Ich frage mich ständig, wieso das Ganze? Aber vielleicht kommt das daher, weil ich nicht gerne einpacke?

    //Grösser ist doof//

  • "Darf ich es als Geschenk verpacken?" "Nein, ich lese noch selbst." Buchhändler schaut verwundert!


    Na, hoffentlich sind wir noch nicht so weit. :zwinker:


    Gruß, Thomas

  • Danke für die regelmäßigen Berichte, ich verfolge die Postings gespannt mit :).

    &quot;She had never heard of mixed feelings. There were friends and there were enemies.&quot;<br /><br />(Jeanette Winterson - Oranges Are Not the Only Fruit)

  • Noch ein kleiner Nachtrag zur gestrigen Ausgabe bevor ich mich der Donnerstagsausgabe widme. Beide von mir aus dem Feuilleton herausgelösten Bücher werden nicht im Perlentaucher besprochen. Damit zeigt sich, dass es doch wertvoll sein kann, das "Original" zu lesen und nicht nur die vermeintlich vollständigen Exzerpte.


    In der Donnerstagsausgabe wird der Preisträger des Prix Goncourt 2012 Jérome Ferrari mit seinem Buch "Predigt auf den Untergang Roms" besprochen. Der Roman erscheint beim "feingeistigen Zürcher Secessions Verlag", dem Ferrari weiterhin die Treue hält. Ferarri illustriert die Vergänglichkeit menschlicher Werke, die des römischen Reiches, die des französischen Kolonialrechs und die einer gewöhnlichen Bar auf Korsika. In dieser Bar spielt auch der Roman vorwiegend, die von zwei ehemaligen geisteswissenschaftlichen Studenten, die mal "richtig arbeiten" wollten, geführt wird. Und sie haben anfangs großen Erfolg. "Die Beschreibung des Treibens [...] ist deftig, testosterondampfende Jäger, depressive elsässische Barmänner, liebestolle Gymnasiasten - ein lebenspraller Mikrokosmos." Letztlich kommt es zum Untergang. Die sexuelle Triebkraft, Grund des Erfolgs, wird auch zum Grund der Zerstörung. Wie der Autor es dann schafft, die Geschichte und Weltgeschichte einzubinden, wird aus der nicht immer einfach zu lesenden Rezension nicht deutlich. Es mag daran liegen, dass dieser Roman nicht einfach zu lesen ist, größere Textpassagen werden auch im Deutschlandradio in einer ausführlichen Rezension abgedruckt, die deutlich ansprechender formuliert ist.


    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/2034617/


    Eine Leseprobe im Internet ist auch verfügbar:


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    Dennoch: Der Artikel der FAZ macht auch aufgrund seiner Sperrigkeit auf den Roman neugierig.


    Ich würde mich freuen, wenn das Buch bald im Forum rezensiert wird. Und dann danke ich allen noch für die Rückmeldungen zu diesem kleinen Experiment, es motiviert auch mal ein paar Zeilen mehr zu schreiben.


    In der heutigen ZEIT übrigens die Literaturbeilage zur Buchmesse.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Und dann danke ich allen noch für die Rückmeldungen zu diesem kleinen Experiment, es motiviert auch mal ein paar Zeilen mehr zu schreiben.


    "Das grüne Gewissen" ist jedenfalls direkt auf meinem Wunschzettel gelandet :winken: Danke Dir für das Exmperiment!

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich würde mich freuen, wenn das Buch bald im Forum rezensiert wird.


    Nicht von mir. Weder hier noch anderswo. Ich kann mich schon mit dem Inhalt nicht anfreunden. Es scheint sich um die typische, mit begehrlich auf Jurys schielendem Blick geschriebene Wettbewerbsteilnahme-Literatur zu handeln.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Nicht von mir. Weder hier noch anderswo. Ich kann mich schon mit dem Inhalt nicht anfreunden. Es scheint sich um die typische, mit begehrlich auf Jurys schielendem Blick geschriebene Wettbewerbsteilnahme-Literatur zu handeln.


    Ich weiß nicht, ob das fair ist. Der Autor hat nur seine eigenen Themen verarbeitet, er hat auf Korsika gelebt, kennt also die korsische Seele und er ist als Philosophielehrer tätig. Beides verbindet er nun in einem Buch, das liegt nahe. Ob dieser Überbau mit dem Untergang des römischen Reiches nun gelungen ist oder gar zu künstlich, weiß man natürlich erst nach der Lektüre. Aber sprachlich finde ich die Ausschnitte im Deutschlandradio sehr eindrucksvoll. Muss ich es wohl selber lesen.


    Gruß, Thomas

  • Ich weiß nicht, ob das fair ist. Der Autor hat nur seine eigenen Themen verarbeitet, er hat auf Korsika gelebt, kennt also die korsische Seele und er ist als Philosophielehrer tätig. Beides verbindet er nun in einem Buch, das liegt nahe. Ob dieser Überbau mit dem Untergang des römischen Reiches nun gelungen ist oder gar zu künstlich, weiß man natürlich erst nach der Lektüre. Aber sprachlich finde ich die Ausschnitte im Deutschlandradio sehr eindrucksvoll. Muss ich es wohl selber lesen.


    Fair ist's vielleicht nicht. Und der Überbau ist gar nicht mein Problem. Aber, da ich aber nicht fürs Lesen bezahlt werde, erlaube ich mir, mich von einem Buch, das mit einer Salve von Adjektiven à la "deftig, testosterondampfend, depressiv, liebestoll, lebensprall" angepriesen wird, demutsvoll abzuwenden und es der professionellen Kritik zu überlassen, die fürs Verzehren von Schweinehoden bezahlt wird. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)