30 Tage FAZ - ein Selbstversuch

Es gibt 84 Antworten in diesem Thema, welches 14.887 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jari.

  • In der FAZ gab es heute wieder eine Seite Bücher und eine Seite Schallplatten. Aber nichts Interessantes darunter. Daher werte ich die Literaturbeilage der ZEIT mal aus.


    Zunächst mal bin ich schon seit einiger Zeit über die Literaturbeilage der Zeit etwas enttäuscht. Die m.E. wirklich wichtigen Titel erscheinen inzwischen dort nicht mehr drin, sondern man verteilt sie auf die Wochenausgaben. Das war mal anders. Zudem bin ich dann auch noch erstaunt, wieviele auch namentlich vollkommen unbekannte Autoren dort besprochen werden. Aber dazwischen gab es dann doch einiges Interessantes, übrigens deutlich weniger intellektuell formuliert als in der FAZ.


    2 Seiten werden dem neuen Buch von Botho Strauß gewidmet "Die Fabeln von der Begegnung."


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    Die Besprechung von Ulrich Greiner mit zahlreichen Textzitaten macht Lust auf mehr. "Botho Strauß schreibt keine Familienromane, auch keine Selbstfindungsgeschichten, der übliche Realismus, der sich mit der Abbildung dessen begnügt, was wir alle irgendwie kennen, ist ihm fremd. Botho Strauß ist eine vollkommen singuläre Erscheinung. Ein Glück für die Literatur, dass es ihn gibt."


    In diesem Buch sind kurze Szenen, wie die folgende: "Ein Mann bezieht die Wohnung seines verreisten Freundes. Überrascht bemerkt er, dass dessen Geliebte noch da ist." Diese Geliebte ist jedoch eine perfekte Puppe, nur ihr Sprachprogramm ist gestört. Darin lag eine "reizvolle Irritation."


    In diesen Fabeln spielen nicht die Tiere, sondern Menschen die Hauptrolle und sie sind Getriebene ihrer Interessen.


    Auf mehreren Seiten ist ein Gespräch zwischen Jens Jessen und der Schriftstellerin Brigitte Kronauer über ihren geliebten Schriftseller Jean Paul abgedruckt. So solle der Jean Paul Anfänger nicht mit dem Titan beginnen, sondern mit der einfacheren Selberlebensbeschreibung. Am Ende werden noch neun neue Titel zum 250. Geburtstag kurz aufgelistet und mit einem Satz bewertet.


    Das neue Standardwerk unter den Biografien ist von Helmut Pfotenhauer.


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    Interessant scheint mir noch der opulente Bildband "Das Wort und die Freiheit."


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    Warum soll man Jean Paul lesen? Er spricht über Gefühle, die sonst nicht artikuliert werden. Er schreibt in einer Sprache, die herausfordert und gar imitiert wurde. Er hat eine humane Skurrilität. Er betreibt die Vernichtung der Banalität.


    Sebastian Conrad hat eine Globalgeschichte geschrieben, die auch für Laien verständlich ist.


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    Das Buch scheint sich vorwiegend mit Forschungsfragen zu beschäftigen,m.E. interessiert das die wenigsten Laien.


    Eine weibliche Führungskraft beschreibt das Leben in der Chefetage. Ein wenig überzeugendes Buch, wie die Rezension aufzeigt. "Auf mich wartet zu Hause niemand" ist die einzige Erklärung, warum sie die Belastungen auf sich nimmt.


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    Oliver Sacks' neues Buch wird wie auch im Deutschlandradio in der ZEIT sehr positiv besprochen, die FAZ hat es nicht gemocht.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Doch noch ein Nachtrag zur FAZ. Jeden Tag wird ein kurzes Kapitel aus dem oben vorgestellten Risikobuch zitiert. Heute ging es darum, wie die Partnerwahl vonstatten geht. Da nicht alle möglichen Partner zur gleichen Zeit bekannt sind, muss man ja jedes Mal überlegen, ob man den Partner jetzt nimmt oder weitersucht.


    Wenn man annimmt, dass man nacheinander 100 mögliche Partner trifft und dass man denjenigen heiraten soll, welcher die höchste Mitgift mit sich bringt, welchen Partner soll man dann nehmen. Den 10., den 30., den 50. oder den 90? Die mathematisch korrekte Strategie ist hier bis zum 37. Partner zu warten und dann den nächsten Partner mit noch höherer Mitgift zu nehmen.


    In Versuchsanordnungen trafen jedoch die meisten Kandidaten weit vor der Nr. 37 ihre Wahl. Sind die Menschen ungeduldig? Nein, schließt der Autor. Das liegt zum einen daran, dass wir eine Person nicht nach dem "Partnerwert" fragen können, der "Wert" ist durch hohe Ungewissheit geprägt, wie hoch, das stellt sich unter Umständen erst nach Jahren heraus. Zudem hängt der Erfolg einer Beziehung auf vom Verhalten des Gegenüber ab. Als Regel für das Heiratsproblem wird die Anspruchserfüllungsregel empfohlen: 1. Lege dein Anspruchsniveau fest. 2. Wähle die erste Alternative, die dein Anspruchsniveau erfüllt und beende die Suche.


    Tja, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es gut ist, die eigenen Kriterien zu hinterfragen. Ich bin heute ein glücklicher Mensch - dank meiner Frau.


    Fröhliche Partnersuche :zwinker:


    Gruß, Thomas

  • Eigentlich mit Dr. Katzenbergers Badereise. :zwinker:


    Ist von Kronauer auch erwähnt, gilt als "abschweifungsfreieres Stück". Und damit einfacher zu lesen.


    Gruß, Thomas

  • Die FAZ heute in Höchstform. Eine Seite Hörbücher, eine Seite Literatur. Mit hochkarätigen Titeln.


    Don Winslow ist mir kein Begriff - und dem Forum offenbar auch nicht. Der im Jahre 2005 erschienene Polit Thriller "Tage der Toten" ist bereits heute ein Klassiker seines Genres. Er liegt nun als vollständige Lesung zu einem äußerst moderaten Preis vor. Der Leser der Rezension erfährt, dass der Autor sechs Jahre recheriert hat und viel Material aus dem amerikanischen Drogenkrieg einbringt. In einer Orgie der Gewalt, die jedoch der Realität entnommen wurde. Dem Sprecher Dietmar Wunder entwickelt für jeden Typ, sei es Killer, Cop, Mafiosi, Hure oder gemeiner Verbrecher, ein eigenes "akustisches Täterprofil".


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    Empfohen wird auch das Hörspiel "Rommel", eerschienen bei Ufa, Potsdam 2012, 3 CDs, welches ich auf Amazon nicht finde.


    Auf der Bücherseite 3 Biografien und ein Briefband zu Jean Paul. Günter de Bruyn's Biografie stammt schon von 1975 und wurde jetzt überarbeitet erneut herausgegeben und gilt immer noch als Standardwerk. Helmut Pfotenhauer nähert sich über das Werk des Schriftstellers. Im Anhang findet sich eine 40seitige Chronik des Lebens, um das Buch mit diesen Details nicht zu belasten. Dieses Buch steht seit heute auch bei mir im Bücherregal und ich kann mich in den Allerwertesten beißen, dass ich vor 2,5 Jahren nicht die Werkausgabe für ganze 50 EUR bei der WBG gekauft habe, trotz Hinweis durch sandhofer :winken:. Beatrix Langner beschreibt stärker das Umfeld und auch das nichtliterarische Leben Jean Pauls. Auch der Briefband hat dem Rezensenten gut gefallen.


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    Dann wird noch der holländische Bestseller von Peter Buwalda "Bonita Avenue" besprochen. Die Rezensentin hat das Buch kaum aus der Hand legen können, dennoch ist sie hin und hergerissen in ihrem Gesamturteil, das Buch schwächelt auf der Handlungsebene. Es ist ein "pornografisches Schreiben", welches den Leser stimuliert. Die Sprache ist schnell, gierig und ungalant. 640 Seiten.


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    Gruß, Thomas

  • Die Sonntagsausgabe enttäuscht nicht nur den literaturinteressierten Leser. Ein recht wirrer Bericht von der Buchmesse, des von mir sonst geschätzten Volker Weidermann. Er trifft dort den übel gelaunten Kinderbuchautor Sven Nordqvist, der keine Lust hat, auf die Fragen des Journalisten zu antworten. An die Petterson-Bücher denke er nur, wenn mal wieder ein Verlag anrufe und einen neuen Band verlange und fügt dann hinzu "to make money". Dann trifft er Eva Albermann, die Nichte von Stefan Zweigs zweiter Ehefrau Lotte. Ein paar Zeilen Anekdotisches. Dave Eggers ist auch noch da und der Proust-Leser Jochen Schmidt lässt sich zur Aussage hinreißen, dass "alle Proust-Leser 'ne Schacke haben."


    Nun denn.


    Im Reiseteil ein fast zweiseitiger Abdruck aus dem Reisetagebuch von Christoper Isherwood, "ein wiederentdecktes Meisterwerk aus den vierziger Jahren". Nicht meine Baustelle.


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    Und dann Reich-Ranicki, bei dem man sich fragen kann, ob er die Leserfragen selber schreibt. Zitat Leserfrage: "Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Martin Walser in letzter Zeit nur Unsinn schreibt? Sein letztes Buch, "Meßmers Momente", ist eine Aneinanderreihung von Quatsch finde ich. Stimmen Sie mir zu? Oder lesen Sie Walser nicht mehr?" Die Antwort von MRR: "Ihre Frage gleicht einer Bemerkung. Was Sie schreiben, reicht völlig aus."


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Die Montagsausgabe ist für Literaturinteressierte wieder ein Leckerbissen. "Schade, schon vorbei", denkt man nach der Lektüre der guten Rezensionen.


    Ganz groß besprochen wird eine Biographie über Vincent van Gogh, die mit 1200 Seiten umfassender kaum sein könnte. Viele neue Details aus bisher unveröffentlichten Briefen fördern die interdisziplinär tätigen Autoren Steven Naifeh und Gregory White Smith zu Tage. Sie entlarven den Mythos vom sich selbst zerstörenden Künstler-Märtyrer. Man lese selber, auch keine Perlentaucher-Zusammenfassung kann all die vielen Details die Rezensentin Beate Söntgen schildert, hier wiedergeben.


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    Und dann ein Buch über einen Autor, den ich noch nie gehört habe, der dennoch als Klassiker der lateinamerikanischen Literatur gilt. Sergio Pitol wird heute 80 Jahre alt und im kleinen Klaus Wagenbach Verlag erscheinen seine schönsten Erzählungen. Im Kindler sucht man ihn vergebens, auch der Wikipedia-Eintrag ist äußerst spärlich. Dabei hat er vor einigen Jahren den Cervantes-Preis gewonnen.


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    Andreas Platthaus schreibt einen Rückblick zur Literaturmesse und weist auf den Besuch von M. Gorbatschow hin, für sein Buch ist möglicherweise gar eine 7stellige Summe als Honorarzahlung durch den deutschen Verlag Hoffmann und Campe vereinbart. Gewinne kann man da nicht mehr machen. Und er weist auf den amerikanischen Comic "Jimmy Corrigan" von Chris Wave hin, der derartig aufwendig ausgestattet ist, dass selbst ein Komplettverkauf der ersten Auflage nicht ausreichen dürfte, um die Kosten des Reprodukt Verlages zu decken.


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    Unter den Personen der Woche ein ausführlicher Bericht über Philip Roth, der diese Woche seinen 80. begeht.


    Also: Viele schöne Bücher.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Und dann Reich-Ranicki, bei dem man sich fragen kann, ob er die Leserfragen selber schreibt. Zitat Leserfrage: "Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Martin Walser in letzter Zeit nur Unsinn schreibt? Sein letztes Buch, "Meßmers Momente", ist eine Aneinanderreihung von Quatsch finde ich. Stimmen Sie mir zu? Oder lesen Sie Walser nicht mehr?" Die Antwort von MRR: "Ihre Frage gleicht einer Bemerkung. Was Sie schreiben, reicht völlig aus."


    :totlach:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Mal eine Zwischenbemerkung nach 2 Wochen FAZ-Lektüre.


    Bisher sehe ich mich nicht als zukünftigen Abonnenten. 53,90 EUR ist der monatliche Normalpreis inkl. der Sonntagszeitung. Auch wenn man wohl weitere Rabatte verhandeln kann. Nicht viel, wenn man viele Teile liest, aber bei mir bleibt vieles ungelesen, die ZEIT spricht mich in den nicht literarischen Teilen erheblich mehr an. Ich würde mir ein innovatives Abo-Modell wünschen. Alle mit "Literatur" getaggten Artikel von FAZ, SZ und NZZ als wöchentliche Sammlung auf mein iPad für einen Preis von maximal 20 EUR monatlich. Oder eben die Auswahl von zwei Teilen der FAZ, wie Feuilleton und Wirtschaft zu einem _deutlich_ günstigeren Preis. Dann wäre man in der digitalen Welt angekommen. Das gesamte Blatt als e-Paper zu versenden, ist so innovativ nun nicht.


    Gruß, Thomas

  • Zunächst ein Nachtrag zur Montagsausgabe: Imn Wirtschaftsteil wird "Das grüne Gewissen" von Andreas Möller erneut besprochen. Diese Rezension ist deutlich klarer formuliert als diejenige vor ein paar Tagen im Feuilleton. "Die Quintessenz dieses ziemlich ernsten, ehrlichen Buches: Unsere Beziehung zur Natur ist oft keine mehr, jedenfalls ist sie nicht natürlich. Es ist bloß eine Beziehung zu einer phantasierten Natur, einer ausgedachten, also letztlich zu sich selbst." Möller schreibt, dass die Ethik des Genug, des Age of Less, nur die ausrufen können, die genug haben. In den Bioläden macht Möller eine Stimmung wie früher im Pfarrhaus aus. Ein Übermaß an Ernst und Weltanschauung: "Die Suche nach dem vermeintlich Guten wirkt häufig etwas angespannt", so Möller.


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    In der Dienstagsausgabe macht das Feuilleton mit einer Bildkritik des Gemäldes "Susanna und die beiden Alten" des Künstlers Govaert Flinck auf. Besprochen wird das Bild vom Schriftsteller Botho Strauß im Rahmen einer FAZ-Serie über Kunstwerke in der Berliner Gemäldegalerie, die jenseits des Kanons wichtig sind.


    Bücher gab es keine interessanten.


    Gruß, Thomas

  • Heute wieder kein interessantes Buch. Das Feuilleton eröffnet erneut mit einem Bericht über den ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" mit einem Gastkommentar von Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments. Diese Werbekampagne für die durchaus sehenswerte, aber nicht herausragende Serie, finde ich ein seriösen Zeitung nicht würdig. Fast jeden Tag gab es sehr große Berichte über den ZDF-Film. Im Innenteil dann noch der Hinweis auf eine interessante Kassler Ausstellung über den flämischen Maler Jacob Jordaens.


    Schöne Grüße,
    Thomas


  • Heute wieder kein interessantes Buch. Das Feuilleton eröffnet erneut mit einem Bericht über den ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" mit einem Gastkommentar von Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments. Diese Werbekampagne für die durchaus sehenswerte, aber nicht herausragende Serie, finde ich ein seriösen Zeitung nicht würdig.


    Auch ich habe mich schon über diese massive Werbung in den Medien gewundert. Dann habe ich aber in einem Interview mit dem Regisseur/ Produzenten gelesen, dass am Erfolg dieses Films ziemlich viel dranhängt. Er meinte, vor wenigen Jahren wäre eine solche Produktion nicht möglich gewesen und wäre das Projekt gescheitert, wäre für die nächsten Jahre im ÖR auch kein Platz mehr für Vergleichbares. (Zwar traurig, da derartige Projekte meiner Meinung nach einer der wichtigsten Gründe sind, die Gebühren zu rechtfertigen, aber so ist es nunmal. :sauer:) Ich finde die Produktion auch sehenswert, wenn auch nicht überragend und überaus revolutionär, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.


    Ich habe daher den Eindruck, dass es bei diesem "Hype" nicht nur um den Film selber geht. Diese "Werbekampagne" kann zum einen als Plädoyer für eine neue Herangehensweise an das Thema verstanden werden (weitere "Adlon-Trologien" braucht kein Mensch :rollen: bzw. sie bringen für den Diskurs rein gar nichts). Zum anderen soll dieser Film ja eine Debatte anregen. Die meisten Zeitungen haben die Leser dazu aufgerufen, einen Beitrag einzusenden um ihre Erfahrungen zu schildern. Diesbzgl. ist es fünf vor zwölf, da bald keine Zeitzeugen mehr leben werden.
    In Anbetracht dieser Umstände finde ich die massive Werbung, auch und vor allem in seriösen Zeitungen, ausnahmsweise legitim. :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Zur gestrigen Mittwochsausgabe bleibt noch nachzutragen, dass die FAZ in der Beilage "Geisteswissenschaften" eine ganze Seite mit Briefen Jean Pauls aus dem gerade veröffentlichten Briefband abdruckt. Ohne Einordnung und Kommentar finde ich das weniger ergiebig.


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    Die Donnerstagsausgabe wieder ganz großartig. Zunächst mal ein sehr ausführlicher Bericht über das Suhrkamp-Urteil, der ohne dass einer der Beteiligten Stellung genommen hat, dennoch zeigt, wie verfahren die Situation derzeitig ist. Und mein gestriges vorschnelles Urteil, dass die Zahlung von zwei Millionen den Verlag bedrohen kann, teilt auch die FAZ mit den Worten "womöglich ein vernichtender Schlag für den Verlag". Trotz Revisionsmöglichkeit kann es passieren, dass der Verlag den Betrag innerhalb von 10 Tagen an den Gesellschafter Hans Barlach überweisen muss. Dieser müsste ihn dann u.U. auf ein Treuhänderkonto hinterlegen, damit das Geld im Falle einer von Suhrkamp gewonnenen Revision auch noch zur Verfügug steht. Hans Barlach kommt im Artikel nicht sonderlich gut weg, da alle seine Aussagen nicht klar machen, was er erreichen möchte. Gegen alleinige Renditeforderungen sei nichts einzuwenden, jedoch geht das Gebahren im Moment darüber hinaus und sieht so aus als ob da jemand einen persönlichen Rachefeldzug führt. Anders sind Aussagen zum Schriftsteller Handke kaum zu verstehen: "Persönlich halte ich seine Sprache für nicht zeitgemäß." Wenn es nur um Rendite ginge, dann sind solche Aussagen vollkommen fehlplatziert. Oder auch: "Ein Autor der mich in derartiger Weise beschimpft, gehört aus dem Verlag geschmissen", wobei sich das gegen Peter Handke oder Rainald Goetz richtet. Die Richter geben Barlach nun erneut recht, das liegt auch daran, dass man in die Gesellschaftsverträge sehr ungünstige Passagen aus Sicht des Verlages hat reinschreiben lassen. Das ist natürlich dumm, ob die Gegenseite diese Dummheit wirklich ausnutzen muss, steht auf einem anderen Blatt. Meine Vermutung ist, dass Eitelkeiten und Kränkungen eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Ich habe ähnliches mit meiner eigenen Firma erlebt.


    Dann noch ein Bericht zur Ausstellung von Roy Lichtensteins Werk in der Londoner Tate Modern.


    Heute gibt es fast zwei Seiten Literatur, so viel bringt wohl nur die FAZ. Henry James. "Überfahrt mit Dame" ist eine "wunderbare deutsche Erstveröffentlichung." "Ordentliche Übersetzung, ansprechende Aufmachung und mit schönen Dreingaben (u.a. eine Schiffserzählung von Anthony Trollope, die James zur Anregung gedient haben mag)". Den Inhalt spare ich aus. Von den gut 100 Erzählungen James' sind nicht einmal die Hälfte ins Deutsche übersetzt. Fünf Erstveröffentlichungen findet man im Manesse-Bändchen. Kaufen. Lesen. Fertig.


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    Dann noch ein Artikel, den ich fast übersprungen hätte. Thomas Lehr: "Größenwahn passt in die kleinste Hütte." Ein Band mit Aphorismen. "Gute, leicht wirkende Aphorismen zu schreiben ist schwer. Deshalb sollte man dem Autor seine schwächeren Versuche nachsehen. Es sind viele bemerkenswerte oder sogar merkenswerte Formulierungen in diesem Buch, das in die Jackentasche passt und die kleine Nachdenklichkeit zwischendurch befördert."


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    Eine Auswahl:


    "Städte wie Flüche aus Stein."


    "Fast jeden Abend derselbe Mensch, der so betroffen in dein Wohnzimmer starrt, als hinge dort klein gedruckt, seine eigene Todesanzeige an der Wand, die er vergeblich zu entziffern trachtet."


    "Ihr Körper, der neue Kontinent. Er landete am Strand. Die ersten Eingeborenen empfingen ihn freundlich."


    "Nichts macht Männer kriegerischer als der Austritt aus dem wehrfähigen Alter."


    "Noch aus jeder inneren Einkehr kam er als Zechpreller zurück."


    "Wenn die Späne fallen, redet man sich gern auf einen Hobel raus."


    "Manche graben den anderen so tiefe Gruben, dass sie nie wieder ans Tageslicht zurückfinden."


    "Vom Planet der Glücklichen zum Planet der Unglücklichen braucht es kaum einen Schritt."


    "Wer nicht verzeihen kann, hat keine Freunde."


    "Manchmal gehe ich so gerne schlafen, dass ich mir vorstellen kann, mich auf den Tod zu freuen."


    Und für uns Bücherliebhaber noch folgende Weisheit:


    "Wer vom Ende des Romans redet, sollte sich einen neuen kaufen."


    Auf der nächsten Seite dann einen Artikel über den "Meister der allerschönsten Aufunddavonschweifungen". Jean Paul. Jürgen Kaube zeigt auf, warum man ihn noch lesen sollte. "Paul ist ein Seelenzustandsschilderer, wie es keinen zweiten gibt [...]. Seligkeit, Wehmut, Verzweiflung, Trostlostigkeit, Empfindungskälte, Sehnsucht - die ganze Skala des Sichselbsterleidens hat er ausgemessen." Er zeigt aber auch die Schwierigkeiten, die ein gemeiner Leser mit ihm haben kann. Als Beispiel gibt es einen Satz aus dem Titan wieder, wie er komplizierter und unverständlicher nicht sein könnte. Er gilt außerhalb der Literaturgelehrten als "ungenießbar". Dennoch rät er zu wenn man "Innerlichkeit" mag und Spaß an Philosophie hat. Er ist auch der einzige deutsche Schriftsteller, der eine Ästhetik und Pädagogik von Rang geschrieben hat. Einen konkreten Buchvorschlag gibt es nicht, er verweist nur auf die lebensbegleitende Werkausgabe von Norbert Miller. Sie umfasst 10.519 Seiten. Pauls Nachlass umfasst 40.000 Seiten und 12.000 Seiten Exzerpte. Sein größter Romanerfolg ist übrigens "Hesperus" von 1795 wie die Bildunterschrift erläutert.


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    An dieser Stelle sei ein Einschub erlaubt. Ich erhalte wöchentlich einen Bücherbrief, den jeder kostenfrei abonnieren kann. Dort ein Hinweis auf eine interessante Paul-Anthologie.


    Zitat:
    Ulrich Holbein, Ralf Simon (Hg) Weltall im Krähwinkel. Ein Jean-Paul-Lesebuch
    Lesebuch | Lilienfeld | 316 Seiten | 21,90 Euro
    Am 21. März würde er seinen 250. Geburtstag feiern: Jean Paul, dieser große deutsche Schriftsteller zwischen Klassik und Romantik. Ulrich Holbein (Narratorium) und Professor Ralf Simon (Universität Basel) lassen den noch immer unterschätzen Autoren mit einer Anthologie hochleben - sie stellen rund 30 Texte zusammen, die Jean Paul vor allem von seiner humorvollen Seite zeigen und den Leser in die "phantastische Welt Jean Pauls" locken sollen. Allein die Überschriften machen schon Lust auf die Lektüre, etwa "Des Geburtshelfers Walther Vierneissel Nachtgedanken ...", "Erfindung und Erschaffung des sächsischen Abc's" oder "Leichensermon auf mich selber". Ein wunderbares Lesebuch mit Besäufnissen, Analysen einer Ehe und dem "Leichenzug des fürstlichen Gedärms". Jean Paul hat es unbedingt verdient, nicht nur zu seinem Geburtstag, wieder öfter gelesen zu werden.


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    Weiter geht es mit einer Seite zum Leistungsschutzgesetz, welches morgen im Bundesrat verabschiedet werden soll. Es gibt jeweils eine Pro- und Contra-Position. Insgesamt machen die Positionen deutlich, dass es sich um eine komkplizierte Gesetzesangelegenheit handelt. Suchmaschinen werden zukünftig nicht mehr kostenfrei längere Zeitungsausschnitte aufsuchen und kondensieren dürfen. Ein Privatblogger darf aber wohl nach wie vor zitieren, ohne dass er mit einer Abmahnung rechnen muss. Auch das Recht auf Privatkopien wird nicht angetastet. Die Contra-Position finde ich deutlich überzeugender. Für was das alles? Es entstehen hohe Kosten zu Verwertungsverhandlungen und ein Verlag, dessen Artikel nicht mehr gefunden werden, schadet letztlich auch sich selbst. Das Urheberrecht schütze hinreichend.


    Nicht gelesen habe ich die gut bebilderte Sachbuch-Rezension über Pariser Gärten.


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    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Heute gibt es fast zwei Seiten Literatur, so viel bringt wohl nur die FAZ. Henry James. [...] Von den gut 100 Erzählungen James' sind nicht einmal die Hälfte ins Deutsche übersetzt. Fünf Erstveröffentlichungen findet man im Manesse-Bändchen. Kaufen. Lesen. Fertig.


    Gekauft. Gelesen. Fertig?


    Siehe hier: http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=3385. Vorsicht: Spoiler!

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Da ich so viel über Jean Paul schreibe, an dieser Stelle noch ein wunderbares sechsminütiges Video mit dem Verleger Michael Krüger, der sich zu Jean Paul äußert.


    http://www.youtube.com/watch?v=ZmWsxMtrxdo


    Darin wird auch folgende Quizfrage beantwortet?


    Wie viele Exemplare von der Jean Paul Werkausgabe (10 Bände) werden in einem Jahr etwa verkauft?


    A 3 Exemplare
    B 10 Exemplare
    C 40 Exemplare
    D 150 Exemplare


    Gruß, Thomas

  • Siehe hier: http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=3385. Vorsicht: Spoiler!


    Deine hervorragende Rezension hätte man auch so in der FAZ abdrucken können. Man könnte fast meinen, der Redakteur habe das Buch gar nicht selber gelesen, sondern einfach bei Dir kopiert. :smile:


    Mein Exemplar hat mir der Verlag geschenkt. Es ist noch ungelesen.


    Gruß, Thomas

  • Da ich so viel über Jean Paul schreibe,


    Ist ja auch sein 250. Geburtstag heute. :zwinker:


    an dieser Stelle noch ein wunderbares sechsminütiges Video mit dem Verleger Michael Krüger, der sich zu Jean Paul äußert.


    http://www.youtube.com/watch?v=ZmWsxMtrxdo


    Habe ich schon auf G+ gesehen. Auch abgeseehn vom miserablen Ton fand ich es nicht so prickelnd. Er lamentiert darüber, dass Jean Paul nicht mehr gelesen wird - ohne mir einen Grund zu geben, warum ich Jean Paul lesen sollte.


    Deine hervorragende Rezension hätte man auch so in der FAZ abdrucken können. Man könnte fast meinen, der Redakteur habe das Buch gar nicht selber gelesen, sondern einfach bei Dir kopiert. :smile:


    Danke. :redface:


    Mein Exemplar hat mir der Verlag geschenkt.


    Ich kriege nichts geschenkt. Und das ist auch gut so. :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Heute sechs Buchbesprechungen, drei davon im großen Format. Und dennoch kein einziger Titel, der interessant erscheint.


    Auf der Phono-Seite die neue Platte von Depeche Mode. Zitat: "Delta Machine" ist die schönste Platte, die Depeche Mode jemals gemacht hat.


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    Und auch Justin Timberlake mit "The 20/20 Experience", wobei "20/20" die optimale Sehleistung beider Augen bezeichnet. Zitat: Ein Soulkaleidoskop mit maximaler Farb- und Tiefenwirkung.


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    Gruß, Thomas