3 - Kapitel 6.1

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  • Zur zweiten Hälfte dieses Leseabschnitts:


    Naphtas "Gotteseifer" und seine damit zusammenhängenden Ansichten fand ich befremdlich, aber immerhin ist Settembrini durch ihn zur Höchstform aufgelaufen und durchschaut ihn auch ganz gut, wie seine Warnung an Hans und Joachim zeigt.


    Außerdem habe ich nun endlich verstanden, was Settembrini unter "Wollust" versteht.


    Einiges zum Schmunzeln gab es bei diesem Unterkapitel natürlich auch: z.B. Settembrinis Ausspruch "Schweigen Sie, Ingenieur![...]Unterrichten Sie sich, aber produzieren Sie nicht!" oder Joachims Verhalten dem Strohstuhl gegenüber. :zwinker:


    Ein Jahr ist Hans nun schon im Sanatorium. Joachims Reaktion auf Hans´ "Ausführungen" zum Winter im August deutet schon darauf hin, dass Joachim, ganz im Gegensatz zu Hans, sehr bald den Berghof verlassen möchte.


    Behrens´ Ausraster hätte ich ihm gar nicht zugetraut und Hans wird es angst und bange, dass er das Sanatorium verlassen muss, obwohl Clawdia noch nicht wieder da ist.


    Im Gegensatz zu Hans freut sich Joachim sehr auf das "echte" Leben und in seiner Vorfreude darauf ist er mir fast sympathisch. Die Schlusspointe mit dem Vornamen und Hans´ Gedanken dazu fand ich gut. :breitgrins:


    Von Manns Stil und Sprache bin ich weiterhin begeistert.


    Ich bin sehr gespannt, wie es im nächsten Leseabschnitt weitergeht: wie wird es sein für Hans ohne Joachim? Ob Settembrini wohl wieder eine größere Rolle für Castorp spielt? Wann wird Clawdia wiederkommen?


    Zwischenstand: 582/984 Seiten

  • Ach, herrlich wie Behrens das Wort "Hüttchenbetreiber" benutzt. :breitgrins: Und was da so abgeht - das ist ja noch so wie heute. Überall Kurschatten. Sind also nicht alle so prüde wie Hans und Joachim. :zwinker:


    Und nun will Joachim wirklich den Berghof verlassen. Nun denn... Da bin ich aber auch gespannt wie Hans sich entwickelt ohne seinen Schatten.

    Gruß suray


  • Diese Dispute zwischen Settembrini und Naphta sind ja echt heftig. Ich merke, dass mir nicht nur der politische Hintergrund fehlt sondern auch der geschichtliche. Viele Zusammenhänge erschliessen sich mir so leider nicht. Auch die spezielle humanistische Sichtweise von Settembrini ist für mich schwer verständlich. Aber zum Glück gibt es ja Hans und Joachim, die auch nicht immer so durchblicken. :breitgrins:


    Und ich denke Joachim soll eben den braven Soldaten verkörpern, der nur an seine Plichterfuellung denkt und sich ansonsten mit wenig Dingen beschäftigt. Da sind die Protagonisten bei Mann ja doch eher eindimensional.


    Settimbrini genießt aber diese Dispute und ich freue mich für ihn, dass er, krank wie er ist, zum Ende seine Lebens hin noch einen Menschen angetroffen hat, der ihm verbal ebenbürtig ist und mit welchem er auf dem gleichen intellektuellen Niveau ist. Wie traurig wäre es, müsste er den Rest seines Lebens unter oberflächlichen Menschen verbringen und auch Hans ist für ihn kein ebenbürtiger Gesprächspartner. Settimbrini reizt und provoziert ja auch mit seinen Äußerungen, um andere aus der Reserve zu locken.


    Wie Joachim tickt, das er kennt man an diesem Satz, der mir übrigens eine Schauer über den Rücken schickt:


    Zitat

    "Am besten ist, man hat gar keine Meinung, sondern tut seinen Dienst."


    Ich finde diese Aussage sehr armselig und passt haargenau zu dem Bild welches ich von Joachim habe. Keine eigene Meinung und schon gar keine eigene Moral, was wiederum zu seinem Unvermögen passt, sich einfach am Leben zu erfreuen und Interesse daran zu haben. Ich denke ja manchmal, er hat noch nicht einmal Interesse an sich selbst, als Mensch, denn er sieht sich ja nur als Soldat.
    Settimbrini hat es übrigens perfekt auf einen Nenner gebracht, als er seine Meinung zur soldatischen Existenz erläuterte. Es sind Knecht, die sich anwerben lassen, rein formal und ohne Inhalt.


    Joachim ist für mich der unsymathischste Charakter des ganzen Buches. Solche Menschen, wie er, sind mir suspekt und machen mir Angst.

  • Da fällt mir noch etwas ein. Diese antisemitische Bemerkung von Joachim und Hans über Naphta fand ich unter aller Sau, aber das wohl damals so Usus. :rollen:

  • Ich habe nun auch das letzte Kapitel in diesem Abschnitt hier gelesen und bin aber gar nicht so gespannt, wie es Hans ohne Joachim ergeht, denn dieser war ja mehr oder minder immer nur Schatten und Begleitung. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals wirklich aktiv in ein Gespräch oder eine Handlung eingegriffen hatte. Meist kam ein Satz von nicht so großer Bedeutung, von daher weiß ich gar nicht ob Hans ihn vermissen wird. Er hat so viele Interessen, dass es ihm garantiert nicht langweilig wird.
    Ich bin gar nicht mehr sicher in welchem Jahr dieser Roman spielt und ob Joachim nun dem ersten Weltkrieg zum Opfer fallen könnte oder nicht aber ich glaube wir befinden uns hier unmittelbar vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Soweit ich weiß war die Schweiz auch damals neutral und Hans wäre als betonter Zivilist dann in Sicherheit. Es wäre schon bizarr, wenn Joachim das Sanatorium wider ärztlichen Rat verlässt um dann auf dem Feld elendig zu sterben. Für Joachim selbst wäre es wohl nur ehrenvoll. :rollen:


  • Da fällt mir noch etwas ein. Diese antisemitische Bemerkung von Joachim und Hans über Naphta fand ich unter aller Sau, aber das wohl damals so Usus. :rollen:


    Ja, das fand ich auch krass!

    Gruß suray


  • Ich habe nun auch das letzte Kapitel in diesem Abschnitt hier gelesen und bin aber gar nicht so gespannt, wie es Hans ohne Joachim ergeht, denn dieser war ja mehr oder minder immer nur Schatten und Begleitung. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals wirklich aktiv in ein Gespräch oder eine Handlung eingegriffen hatte. Meist kam ein Satz von nicht so großer Bedeutung, von daher weiß ich gar nicht ob Hans ihn vermissen wird. Er hat so viele Interessen, dass es ihm garantiert nicht langweilig wird.
    Ich bin gar nicht mehr sicher in welchem Jahr dieser Roman spielt und ob Joachim nun dem ersten Weltkrieg zum Opfer fallen könnte oder nicht aber ich glaube wir befinden uns hier unmittelbar vor Ausbruch des ersten Weltkrieges. Soweit ich weiß war die Schweiz auch damals neutral und Hans wäre als betonter Zivilist dann in Sicherheit. Es wäre schon bizarr, wenn Joachim das Sanatorium wider ärztlichen Rat verlässt um dann auf dem Feld elendig zu sterben. Für Joachim selbst wäre es wohl nur ehrenvoll. :rollen:


    Ich denke, dass wir uns so im Jahr 1908 befinden. Hans bleibt 7 Jahre im Sanatorium und anschließend beginnt der erste Weltkrieg. Von daher wird Joachim wohl nicht so bald im Krieg sterben. Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er an der Tbc versterben wird.

    Gruß suray

  • Zitat

    und nicht um gescheuter zu werden


    Hach, ich dachte bisher immer, das sei ein Wort aus unserem heimischen Dialekt für Hochdeutsch "gescheiter".


    "Naphta" - woher er wohl stammt. Nafta ist Tschechisch und heißt Diesel.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Jetzt lese ich Vom Gottesstaat und von übler Erlösung.


    Philosophische Betrachtungen waren noch nie mein Ding. Von daher hoffe ich, dass der Redekampf Naphta : Settembrini bald vorbei ist und sich möglichst nicht wiederholt. :rollen:


    Aber immerhin schafft Mann durch Formulierungen wie
    "frommes Schrecknis"
    kleine Lichtblicke in den spröden Text.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Naphta, der seine jüngeren Geschwister gerechterweise dem Armenhaus überlässt :rollen:, ist ja echt ein Kotzbrocken.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Zitat

    Ein tschechischer Mann saß ihr gegenüber, den man Herr Wenzel nannte, da niemand seinen Familiennamen auszusprechen verstand. Herr Settembrini hatte sich seinerzeit zuweilen darin versucht, die krause Konsonantenfolge hervorzustoßen, aus der dieser Name bestand - gewiss nicht in ehrlichem Bemühen, sondern nur um die vornehme Hilflosigkeit seiner Latinität an dem wilden Lautgestrüpp heiter zu erproben.


    Lautgestrüpp, ich lach mich schlapp.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.