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Originaltitel: Georgia Bottoms
„Haben Sie das von Georgia gehört?“ ist ein Spruch, den Georgia um alles in der Welt vermeiden möchte und deswegen geht sie auch brav jeden Sonntag in die Kirche. Nun ja, vielleicht geht sie auch brav in die Kirche, weil der Pfarrer ihr Liebhaber ist. Allerdings nicht der Einzige, wie er, bzw. wie sie alle glauben – jeder Tag ist für einen anderen braven Mitbürger reserviert, der auch netterweise den Haushalt der Bottoms mit ein paar Scheinchen unterstützt. Georgias Bruder „Brother“ trägt sein Geld nämlich am liebsten in die Kneipe und ihre Mutter wird immer verwirrter. Und dann ist da auch noch das Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, weswegen sie einen guten Teil ihrer Einkünfte per Western Union weiterreicht.
Fast hätte ich diesen neuesten Roman von Mark Childress vollkommen übersehen. Ich mag seinen Humor und gerade in seinen Südstaatenromanen zeigt er mehr oder weniger deutlich und meistens recht sarkastisch seine Kritik an dem dort (immer noch) vorhandenen Rassismus. So wird in diesem Buch Georgias Mutter als eingefleischte Rassistin dargestellt, ein Punkt, den Georgia mittlerweile nur noch ignoriert, wie überhaupt so ziemlich alles, was ihr missfällt. Ich mochte Georgia dann auch zunächst nicht leiden, sie erscheint oberflächlich und nur auf den Erhalt der Fassade bedacht. Um ihr Lügengebäude aufrecht zu erhalten, benutzt sie jeden schmutzigen Trick und redet sich noch dazu ein, dass es vollkommen in Ordnung ist zu lügen und betrügen, wenn man die Menschen um sich herum dadurch vor Enttäuschungen bewahrt. Georgias Falschheit hat mich bei allem Amüsement darüber, wie sie mit den verschiedenen Versionen ihres Lebens jongliert, genug gestört, um dem Buch nicht die Bestnote zu verleihen.
Das Ende allerdings ist befreiend, so viel will ich verraten, es hat mir sehr gut gefallen und mich wieder mit dem Autor versöhnt. Letztendlich ist Georgia durchaus eine mitreißende Hauptfigur und entpuppt sich als besserer Mensch als erwartet. Und nun warte ich ungeduldig auf Childress‘ nächsten Südstaatenroman: nach "Verrückt in Alabama" und "Abgebrannt in Mississippi" hoffe ich eigentlich zumindest noch auf South Carolina und Louisiana.