Gotthold Ephraim Lessing - Der junge Gelehrte

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 16.805 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tina.


  • Was ich im Moment nicht verstehe, ist die Handlung des 3. Aufzuges, in dem zwischen Lisette und Anton von einem Kuss und Ohrfeigen die Rede ist. Die beiden sind sich nicht einerlei, aber wer nun wem was angetan hat, überblicke ich nicht.


    Ich hätte es so verstanden, dass Anton Lisette küssen wollte und diese ihn sehr temperamentvoll mit einer Ohrfeige abgewiesen hat. Die zweite, bildliche Ohrfeige bekommt Anton, als Lisette erwähnt, dass sie nun "ein ander Wildbet" (Damis) auf der Spur hat und auf ihn und seine Gunst nicht mehr angewiesen ist. Es scheint also so, als hätte Anton an Lisette mehr Interesse als sie an ihm.



    Ich habe heute den kompletten zweiten Akt gelesen. Die Partei Vader/Lisette/Juliane, die gegen eine Heirat zwischen Damis und Juliane ist, musste eine erste Schlappe einfahren, weil sie Damis, der an so manchen Gelehrten aus der Antike anknüpfen will, mit den falschen Argumenten überzeugen wollte, dass Juliane nicht die richtige für ihn ist. Eine in meinen Augen sehr witzige Szene :breitgrins:! Auch die Dialoge zwischen Damis und Anton über Gelehrsamkeit und Bildung gefielen mir wieder sehr gut.
    Am blassesten ist für mich bisher Juliane, ich bin gespannt, ob sie im dritten Akt noch etwas mehr Charakter und Farbe bekommt.

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  • Ähm, ich hab jetzt zu spät gemerkt, dass Tina wohl nur ein paar Minuten früher die Anton-Lisette-Szene schon erklärt hat :redface:. Na ja, doppelt hält ja bekanntlich besser...



    Leider gut. :breitgrins:


    Ja, der Kommentar ist wirklich klasse :breitgrins:. Anton ist insgesamt immer noch meine Lieblingsfigur.

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  • Hallo,


    Ich habe nun den ersten Abschnitt beendet und fand, da waren schon ein paar schöne Wendungen drin. Damis ist mir auch etwas überheblich, aber ich glaub man darf ihn nicht unterschätzen.
    Chrysander ist abgebrüht und berechnend, versteckt sich hinter Gelehrsamkeit, was aber nur Fassade zu sein scheint. Anton und Lisette sind interessant. Juliane kann ich zur Zeit nicht einschätzen.


    Vom Stil empfinde ich es typisch Lessing, griffig und schön zu lesen. Bin gespannt, wie sich das Ganze entwickelt.


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe heute auch den 2. Akt fertig gelesen.



    Damis fand ich ja eigentlich ganz witzig, aber ich muss sagen, dass mir in diesem Akt ein wenig auf die Nerven ging. Ich empfinde es als Unart, wenn man permanent auf ernst gemeinte Fragen, nicht antwortet, bzw. über etwas ganz anderes redet und die Belange des anderen komplett ignoriert.


    Im normalen Leben würde ich nicht anders urteilen, aber da dies ja eine Komödie ist, passt es doch ganz gut, wie er sich windet, konkret Stellung zu beziehen. Auf der Bühne wirkt das bestimmt gut. Mir kommt Damis so vor, als sei er unsicher, ob er im Leben als Gelehrter tatsächlich den gewünschten Erfolg erzielen wird. Eine Alternative wäre auf jeden Fall, eine Familie zu gründen. Er hat noch keine Entscheidung getroffen (vielleicht hat ihn sein Vater damit auch überrumpelt), und möchte sich erst einmal Gedanken darüber machen. Um niemanden zu beleidigen, weicht er den Fragen deshalb aus.


    Mir gefallen Anton und Lisette am besten. Sie sind so richtig bodenständig und nicht auf den Mund gefallen. Ihre sehr großzügig gesteckten Wirkungskreise innerhalb der Familie des Chrysander reizen sie wahrlich gut aus.

  • Die Dialoge zwischen Anton und Lisette finde ich auch genial! Lisette ist eine gerissene Person mit viel Selbstbewusstsein, ansonsten würde sie nicht so mit Damis umgehen. :breitgrins:
    Dass er unsicher ist, kann ich mir ebenfalls vorstellen. Ansonsten würde er sich wohl nicht darauf einlassen, mit den Bediensteten des Hauses zu diskutieren.


    Ich befürchte, dass Juliane so farblos bleiben wird. Es geht eher um sie, als dass sie selber einschreiten wird, um sich für das einzusetzen, was ihr wichtig ist.

  • So, ich bin nun heute mit dem jungen Gelehrten fertig geworden. Das Ende hatte ich so erwartet, die Irrungen und Wirrungen die dahin führten haben die Lektüre aber bis zum Schluss spannend gemacht.


    Mir hat dieses Lustspiel sehr gut gefallen und ich bin gespannt, was ihr noch dazu zu sagen habt.


    Liebe Grüße
    knödelchen

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  • Ich habe das Stück auch soeben beendet und es hat mir wieder gefallen. Zudem haben mir eure Kommentare und Gedanken sehr gut gefallen. Danke an dieser Stelle für die Leserunde. :winken:


    Zum Inhalt:
    Da ist Damis ja schön auf die Nase gefallen mit seinem Freund, der seinen Beitrag nicht einmal eingereicht hat. :breitgrins:
    Ich fand es so herrlich, wie Vater und Sohn aneinander vorbei geredet haben mit der Hochzeit: erst muss der Vater den Sohn überreden, dieser will nicht, dann doch, dann will der Vater nicht mehr. Leider finde ich immer noch, dass Julianes Rolle zu klein ist, da es um sie geht. Chrysander gefällt mir nicht besonders, da er nur auf das Geld aus ist und sich wie ein gelehrter Mensch aufführen möchte.


    Es ist auf jeden Fall sehr unterhaltsam! :smile:


  • Da ist Damis ja schön auf die Nase gefallen mit seinem Freund, der seinen Beitrag nicht einmal eingereicht hat. :breitgrins:


    Leid getan hat er mir allerdings nicht :zwinker:.



    Leider finde ich immer noch, dass Julianes Rolle zu klein ist, da es um sie geht.


    Mir ist sie außerdem zu brav und tugendhaft :rollen:. Da ist Lisette die bei weitem lebendigere Frauengestalt in diesem Stück.



    Chrysander gefällt mir nicht besonders, da er nur auf das Geld aus ist und sich wie ein gelehrter Mensch aufführen möchte.


    Chrysander ist die für mich unsympathischste Figur. Damis mag überheblich und realitätsfremd sein, aber nicht berechnend und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht wie sein Vater.


    Danke noch an Doris, die mich zu dieser Leserunde "verführt" hat. Falls mal wieder Lessing ansteht, bitte gerne wieder an mich denken :smile:

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  • Ich bin auch gerade fertig geworden mit dem Stück. So ganz zufrieden bin ich aber nicht. Es war amüsant zu lesen, woran zum überwiegenden Teil Anton und Lisette schuld sind, aber die anderen Figuren gefielen mir nicht so. Chrysander ist wirklich unsympathisch, da gebe ich knödelchen recht. Dagegen ist im Grunde nichts einzuwenden, denn wenn alle Mitwirkenden nur positiv eingestellt sind, wird es auf die Dauer langweilig, aber Chrysander blieb bei aller Sympathielosigkeit auch zu blass. Er war nicht böse genug, dass man ihn gerne so richtig verteufelt hätte. In seiner Oberflächlichkeit wurde er nur noch von Juliane übertroffen, bei der es gar nicht aufgefallen wäre, wenn sie überhaupt nicht aufgetaucht wäre. Über sie nur zu reden hätte auch keinen Unterschied gemacht. Damis hat so richtig dem Bild entsprochen, das man sich von einem jungen Mann von 20 Jahren macht, der gar nicht genau weiß, was er wirklich will und sich an seinen Träumen festhält.


    Thematisch fand ich es auch ein wenig seicht. Nur dieses Hin und Her, ob und wen Juliane nun heiratet, ob Damis sie kriegt, und die Versuche Chrysanders, seinem Sohn die Zukünftige ein- bzw. auszureden, stellten mich nicht zufrieden. Es war alles zu theoretisch - viel Gerede und wenig passiert. Da kenne ich Lessing auch anders.



    Danke noch an Doris, die mich zu dieser Leserunde "verführt" hat. Falls mal wieder Lessing ansteht, bitte gerne wieder an mich denken :smile:


    Gerne!

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Hallo,


    ich bin jetzt in II/11 und bin überrascht von Damis. Es sind schon einige clevere Dinge die er sagt, bzgl. Gelehrsamkeit v.a. seinen Vater schätzt er gut ein. Trotzdem scheint er bestimmten Dingen gegenüber naiv zu sein.
    Soweit ich weiß ist es ein Jugendwerk, manche Dinge kommen noch nicht so gut raus wie in späteren Stücken, aber die Tendenz ist deutlich.
    Schön finde ich irgendwie die Unterscheidung die er bei seinem Vater macht, ich empfinde schon, dass er ihn ehrt und schätzt aber sein Verhalten bzgl. Gelehrtenschein verurteilt er. Hier mag ich ihn.


    Anton und Lisette gestalten das Ganze dann unterhaltsam und lustvoll. So soll es ja auch sein...


    Bin gespannt wie es weitergeht.


    Grüße
    schokotimmi

  • Doris:


    Es ist eines von Lessings Jugendwerken, von daher ist es kein Wunder, wenn du Lessing aus späteren Stücken anders kennst. :smile:


  • ich bin jetzt in II/11 und bin überrascht von Damis. Es sind schon einige clevere Dinge die er sagt, bzgl. Gelehrsamkeit v.a. seinen Vater schätzt er gut ein. Trotzdem scheint er bestimmten Dingen gegenüber naiv zu sein.


    Man darf nicht vergessen, dass er erst 20 ist und die meiste Zeit seines Lebens hinter Lehrbüchern verbracht hat. Sechs Fremdsprachen verinnerlicht man nicht so nebenbei. Dabei bleibt anderes eben auf der Strecke.



    @kleinerHase
    Ich wusste nicht, ob ich mehr von Lessing lesen würde, deshalb habe ich mit bekannteren Werken angefangen. Da hängt natürlich die Messlatte höher. Normalerweise lese ich lieber in der Reihenfolge des Erscheinens.

  • Doris:


    Ich glaube, mein erstes Werk von Lessing war "Nathan der Weise", wodurch ich auch andere Vorstellungen hatte. Allerdings gefällt mit "der junge Gelehrte" immer noch sehr gut, weil es ein leichtes, lockeres Stück ist.

  • Ich habe jetzt den 2. Aufzug beendet und man weiß jetzt zumindest worauf die meisten Personen hinaus wollen.
    Ich glaube man merkt, aß hier auch viel über die Darstellung läuft, auf der Bühne kann man hier sicher einiges rausholen. Beim Lesen braucht man schon Vorstellungskraft für die einzelnen Szenen.
    Damis ist schon ganz schön ein gebildet und weltfremd, aber seine Einschätzungen und Kalkül ist verblüffend für sein Alter.


    Ich finde, man kann nicht alle Werke Lessings mit Nathan vergleichen, das ist wirklich großes Kino und auch spätes Werk. Findet ihr nicht, dass der Klang, die Stimmung in Lessings Werken hier schon klingen. Ich kann es nicht beweisen, aber ich finde es ist seine Sprache.
    Sorry wenn ich das jetzt vergleiche, aber ich finde Lessing immer wieder lesbar, Dramen von Schiller, teilweise auch Shakespeare verstehe ich immer nur halb. Das macht Lessing für mich aus.


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich stoße jetzt auch endlich dazu. Hab meinen Reader kurzfrstig an einen Freund verliehen als er mich darum bat und konnte jetzt erst gestern anfangen zu lesen.


    Der Einstieg war dafür ziemlich amüsant. Der Schlagabtausch von Damis und dem Diener war herrlich. Damis ist schon irgendwie überheblich, aber es passt trotzdem zu einem unreifem zwanzijährigen, der meint, die ganze Welt verstehen zu können.


    Ich lese mich jetzt erst mal durch eure Einträge.


  • Ich finde, man kann nicht alle Werke Lessings mit Nathan vergleichen, das ist wirklich großes Kino und auch spätes Werk. Findet ihr nicht, dass der Klang, die Stimmung in Lessings Werken hier schon klingen. Ich kann es nicht beweisen, aber ich finde es ist seine Sprache.


    Das kann ich schlecht beurteilen, weil ich zu wenig Ahnung von Lessing habe (bzw. von Dramen überhaupt).



    Sorry wenn ich das jetzt vergleiche, aber ich finde Lessing immer wieder lesbar, Dramen von Schiller, teilweise auch Shakespeare verstehe ich immer nur halb. Das macht Lessing für mich aus.


    Es hängt auch viel von der Bearbeitung oder Übersetzung ab. Schiller kenne ich noch nicht, aber von Shakespeare habe ich einiges gelesen und komme gut damit zurecht. Lessing schreibt ausführlicher, er gibt seinen Figuren mehr Raum, sich auszudrücken. Bei Shakespeare ist es eher selten, dass die Charaktere so ausführliche Monologe sprechen. Dazu kommt noch, dass vieles in Reimen gesprochen wird und manchmal einige sprachliche Verrenkungen erforderlich sind, damit der Vers stimmt. Das macht es dann schwerer verständlich.

  • Huhu,


    ich kenne von Lessing ja auch nur 3 Stücke aber im Vergleich zu den genannten Autoren komme ich auch hier besser klar. Shakespeare habe ich oft abgebrochen, weil ich mich nicht reingefunden habe. Auf der Bühne dann aber doch verständlich. Ähnlich ging es mir mit Schillers Wallenstein.


    Auch wenn es von Handlung her bis jetzt noch etwas einfach gehalten ist, zeigt es schon was ihn ausmacht.


    Bin aufs Ende gespannt...


    Gruß
    schokotimmi

  • Ich habe das Stück jetzt auch beendet und fand es im großen und ganzen recht amüsant. Vielleicht muss ich mir wirklich immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass Damis erst 20 Jahre alt ist, denn ansonsten bringt er mich wirklich zur Weißglut. Da ist der Vater, obwohl berechnend und geldgierig, mir fast noch lieber. Letztendlich fand ich sie aber beide bescheuert und freue mich, dass Juliane und Valer eine gemeinsame Zukunft haben, da sich diese beiden wirklich gern haben.
    Hier kann ich mich Eurer Meinung anschließen. Juliane blieb leider sehr anonym und hat mich wenig berührt.
    Für Liesette und Anton freue ich mich und ich kann nur hoffen, dass Damis ein wenig mehr Verstand auf seinen Reisen bekommt, wenn er mal über den eigenen Tellerrand schaut.

  • Vor allem hat Lisette es ja geschafft, sich und Anton ein schönes Leben zu bescheren und Valer und Juliane zu helfen. Eine kluge Frau! :breitgrins: