02 - Kapitel 2: Karnismus "Es ist halt einfach so"

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  • Zwei Dinge möchte ich zu diesem Kapitel aufgreifen:


    1) Vergleich Hund - Schwein


    Das Gespräch mit ihren Studenten ist interessant. Es zeigt, dass wir von Tieren, mit denen wir uns nicht beschäftigen, oft falsche und mit Vorurteilen behaftete Vorstellungen haben (so wie von fremden Kulturen oder Menschengruppen ja übrigens auch; insofern ist das ein ganz normaler Vorgang) - mehr aber auch nicht.


    Melanie Joy will uns damit suggerieren, dass wir uns miese Vorstellungen von Tieren machen, um deren Verzehr zu rechtfertigen. Das stimmt aber nicht.


    Was sind die beliebtesten Haustiere? Hunde, Katzen, Kaninchen (die wir übrigens auch essen), Hamster, Meerschweinchen, Fische (auch diese verzehren wir). Und warum sind diese Tiere beliebt? Sie sind hübsch anzuschauen, kuschelig anzufassen, verhalten sich, wie es uns Menschen gefällt und bedienen in den meisten Fällen unsere elterlichen Instinkte.


    Ein Schwein ist hochintelligent (vielleicht fürchtet sich der ein oder andere ja sogar davor?), aber leider - in meinen Augen - potthässlich. Und wer jemals in einem Schweinestall gestanden hat, weiß genau, dass deren Exkremente außergewöhnlich übel stinken im Vergleich zu Exkrementen anderer Tiere. Deshalb mag ich keine Schweine - nicht, weil ich sie essen will.
    Außerdem liebe ich als Landpflanze Kühe - mein größter Traum ist eine eigene Kuh in meinem Garten - aber ich esse sie trotzdem.


    2) Vegetarierer - Fleischesser


    Melanie Joy behauptet, Vegetarierer sind die besseren Menschen, weil sie ein ethischeres Wertesystem hätten verursacht durch eine bewusste Entscheidung, kein Fleisch zu essen. Schon das empfinde ich als Humbug. Vielleicht essen viele ja auch kein Fleisch, weil sie es nicht mögen oder Verdauungsprobleme davon bekommen.


    Sie kritisiert die Bezeichnung Fleischesser, weil dies für sie die Ablösung von einem Wertesystem beinhalte. Sie möchte das Wertesystem fleischessender Menschen mit einem Extrabegriff bezeichnen, weil sie diesen unterstellt, die Wahl, Fleisch zu essen, bewusst getroffen zu haben und diese Wahl möchte sie eben zu einem Wertesystem machen (das natürlich zu verurteilen ist; damit will sie meiner Meinung nach fleischessende Menschen brandmarken).
    Die Wahl, Fleisch zu essen, hat niemand, der mit Fleisch aufgewachsen ist, bewusst getroffen. Diese Wahl könnte nur ein Mensch treffen, der vegetarisch aufgewachsen ist. Wenn sich diese Menschen zum Fleischkonsum entscheiden, würde ich ihnen aber kein bestimmtes Wertesystem unterstellen, das gesondert benannt werden muss. Sie hätten sich vermutlich dazu entschieden, weil ihnen Fleisch schmeckt oder weil es mit Fleisch einfacher ist, sich ausgewogen zu ernähren.


    Eine Mitleserin hat zum ersten Kapitel einen Beitrag geschrieben, in der sie von einer Rechtfertigung des Fleischkonsums spricht. Und genau das ist der Punkt: Melanie Joy versucht nach meinem Gefühl fleischessende Menschen in eine Ecke zu stellen, in der man sich für seinen Fleischkonsum rechtfertigen muss. Ich finde, das ist der falsche Ansatz. Ich will mich nicht dafür rechtfertigen, dass ich ab und zu Fleisch esse. Rechtfertigen sollten sich diejenigen, die Tiere unter grausamen Umständen halten, transportieren und töten.
    Ich höre jetzt schon den Aufschrei, dass ich ja durch meinen Fleischkonsum diese Industrie am laufen halte. Dazu kann ich nur sagen, dass es mir tausendmal lieber wäre, mein Fleisch vom nahegelegenen Bauernhof zu beziehen, der Tiere unter artgerechten Bedingungen hält. Leider gibt es diese praktisch nicht mehr.

  • Ich bin in dem Kapitel auch mit einigem nicht einverstanden. Und ich kann louzillas Beitrag genauso unterschreiben.



    Melanie Joy will uns damit suggerieren, dass wir uns miese Vorstellungen von Tieren machen, um deren Verzehr zu rechtfertigen. Das stimmt aber nicht.


    Sehe ich genauso. Ich habe übrigens eine interessante Darstellung gefunden, warum wir manche Tiere essen und manche nicht. Und diese Erklärung kommt mir persönlich viel logischer vor, als Joys Ansatz.
    Warum wir essen, was wir essen


    Hier einige Beispiele daraus:
    Besonders prägend für das, was uns heute schmeckt, war aber die nächste Entwicklungsstufe unserer Urahnen: Sie wurden sesshafter und begannen, essbare Pflanzen anzubauen und Tiere zu zähmen. Plötzlich spielten ganz andere Überlegungen eine Rolle bei der Frage, was man tötet und isst. Welches Tier lässt sich gut züchten? An welchem ist das meiste Fleisch dran? Und welche Tiere sind für andere Aufgaben wichtig und deswegen wertvoll, zum Beispiel für den Ackerbau. Rinder, Geflügel und Schweine sind primär Pflanzenfresser, also wesentlich günstiger zu füttern als Fleischfresser. Und besser zu halten als Raubtiere.


    Und in dem Artikel wird auch erklärt, warum manche Völker gewisse Tiere einfach nicht essen, meist aus religiösen Gründen:
    Es ist anzunehmen, dass die Grundlage aller Nahrungsgewohnheiten immer soziale und wirtschaftliche Bedingungen waren. Das gilt auch für religiös verankerte Nahrungstabus wie das Schweinefleisch-Verbot für Juden und Muslime. In den trockenen Steppenländern, in denen das jüdische Volk zu biblischen Zeiten lebte, wäre es sehr aufwendig gewesen, die empfindlichen Schweine zu züchten und zu versorgen. In Indien wiederum waren aufgrund der landwirtschaftlichen Produktion Kühe seit jeher außerordentlich wichtige Nutztiere. Auch als Lastentiere waren sie unentbehrlich. Es hätte ein großes Versorgungsproblem gegeben, wenn das Volk seine Kühe gegessen hätte. Also wurde ein Schlachtverbot erlassen.


    Diese Erklärungen klingen für mich viel logischer, als zu sagen: Wir machen manche Tiere mies um sie mit gutem Gewissen zu essen.


    Das mit dem Karnismus Begriff sehe ich auch nicht so. Ich habe mich keinewegs bewusst dazu entschlossen Fleisch zu essen, genauso wenig wie ich mich bewusst dazu entschlossen habe Obst oder Gemüse zu essen. Ich würde mich aber bewusst dazu entschließen kein Fleisch mehr zu essen. Daher hat diese Form meiner Ansicht nach berechtigt ein eigenes Wort.


    Bisher bin ich noch nicht sehr begeistert von dem Buch. Joy hat eindeutig eine Intention, nämlich zu beweisen dass Fleisch essen schlecht und ethisch nicht vertretbar ist. In der Danksagung steht, dass aus der Idee eine Doktorabeit wurde. Ich finde es aber nicht sehr wissenschaftlich wenn ich schon mit Vorturteilen und nicht objektiv an so ein Projekt gehe.


    Katrin

  • So, auch ich habe bereits den zweiten Teil gelesen und bin gespaltener Meinung.



    Natürlich sind die Fragen, die Joy den Studierenden stellt daraus ausgelegt, dass sie am Ende sagen, dass Schweine eben so gute/intelligente/liebenswerte Tiere sind wie Hunde. Trotzdem zeigt dies genau das, was in unserer Gesellschaft passiert: wir denken nicht darüber nach, weswegen wir das eine Tier essen und das andere nicht. Viele Tiere erscheinen uns "minderwertiger" als andere.
    Wenn man einen Menschen aus der Stadt fragt, was er beispielsweise von Pferden oder Schafen hält, werden auch viele sagen, dass die nicht sonderlich gut riechen und nicht schön, Menschen aus ländlichen Gegenden werden dem nicht zustimmen. Ich würde sagen, dass Gewohnheiten und auch die Erziehung eine große Rolle dabei spielen, wie wir Tiere wahrnehmen.


    @louzilla:


    Ich nehme es nicht so wahr, dass Joy Veganer/Vegetarier für bessere Menschen hält.
    Sie sagt nur, dass dahinter zumeist ein Wertegerüst steht, natürlich gibt es auch Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen kein Fleisch essen - aber das dürfte unter Vegetariern/Veganern die Minderheit sein, denke ich. Zudem kenne ich viele, die den Konsum "nur" einschränken, sich aber nicht mit den Gedanken anfreunden können, kein Fleisch zu essen.
    Oftmals ist es auch so, dass Vegetarier/Veganer gefragt werden, ob sie denn aus Überzeugung das essen, was sie essen und nicht, weil sie nur kein Fleisch mögen. Um es so auszudrücken: man soll das Tier lieben, es deswegen nicht essen, aber eigentlich trotzdem Fleisch mögen.


    Jaqui:


    Den vorgestellten Ansatz von dir, warum wir Fleisch essen, finde ich ebenfalls gut.
    Aber auch dort gilt: wir züchten uns die Tiere so zurecht, wie wir sie brauchen, auch wenn es zu gesundheitlichen Schäden der Tiere kommt. Warum? Aber solche Experimente werden auch bei Katzen beispielsweise durchgeführt: ich sage nur Katzen ohne Fell.
    Aber zumeist werden solche Eingriffe nur bei Nutztieren vorgenommen. Es wurde doch letztens im Forum ein Artikel vorgestellt, wo es darum ging, dass Kühe nun Löcher im Bauch haben, damit man besser hineingreifen kann. So etwas ist für Haustiere undenkbar.


    Zudem ist es so, dass wir seltener die Tiere essen, mit denen wir jahrelang zusammen gelebt haben, nur Großmutter/-vater hat früher vielleicht mal den Hasen als Sonntagsbraten auf den Tisch gebracht.


  • Melanie Joy behauptet, Vegetarierer sind die besseren Menschen, weil sie ein ethischeres Wertesystem hätten


    ... diese Wahl möchte sie eben zu einem Wertesystem machen (das natürlich zu verurteilen ist; damit will sie meiner Meinung nach fleischessende Menschen brandmarken).


    Ich habe in dem ganzen Text nicht ein einziges Mal gelesen, dass Vegetarier oder Veganer die besseren Menschen seien. Meiner Meinung nach suggeriert sie das auch nicht. Ebensowenig habe ich das Gefühl, dass sie fleischessende Menschen brandmaken will. Ich finde, das liest du da rein. Ich vermute - Achtung, steile These - dass du dich als Fleischessende schlichtweg durch die Infragestellung angegriffen fühlst. Joy jetzt aber Intentionen zu unterstellen, die schlichtweg nicht im Text stehen, sehe ich fast als Überreaktion deinerseits.



    Diese Wahl könnte nur ein Mensch treffen, der vegetarisch aufgewachsen ist.


    Ich habe mich keinewegs bewusst dazu entschlossen Fleisch zu essen, genauso wenig wie ich mich bewusst dazu entschlossen habe Obst oder Gemüse zu essen. Ich würde mich aber bewusst dazu entschließen kein Fleisch mehr zu esse


    Ich denke, auch Menschen, die mit Fleisch aufgewachsen sind, entscheiden bzw. können sich irgendwann für oder gegen eine fleischliche Ernährung entscheiden. Spätestens dann, wenn jemand im Umkreis darauf verzichtet, es einen Beitrag im Fernsehen oder den nächsten Lebensmittelskandal gibt. Man kann sich auch als bereits Fleischesser für oder gegen den Konsum von Fleisch entscheiden.



    Ich will mich nicht dafür rechtfertigen, dass ich ab und zu Fleisch esse. Rechtfertigen sollten sich diejenigen, die Tiere unter grausamen Umständen halten, transportieren und töten.
    Ich höre jetzt schon den Aufschrei, dass ich ja durch meinen Fleischkonsum diese Industrie am laufen halte. Dazu kann ich nur sagen, dass es mir tausendmal lieber wäre, mein Fleisch vom nahegelegenen Bauernhof zu beziehen, der Tiere unter artgerechten Bedingungen hält. Leider gibt es diese praktisch nicht mehr.


    Dann wäre für dich ja eigentlich die logische Konsequenz für dich, kein Fleisch mehr zu essen. Da dir dein Fleischkonsum faktisch aber wichtiger ist als die artgerechte Haltung von Schlachttieren (die noch ein ganz anderes Thema ist), unstersützt du nunmal eben jene "grausamen Umstände" unter denen Tiere gehalten und getötet werden. Du kannst meiner Meinung nach nicht die Haltungsbedingungen als grausam bezeichnen und eine Rechtfertigung von der Industrie fordern, dich selbst aber mit der Aussage, dass es dir anders lieber wäre, rausreden. Das funktioniert nicht. Als Konsument am Ende der Kette gehörst du mit zu dieser Industrie, genauso wie ich als Konsument von bspw. Kaffee oder Produkten mit Palmölanteil zu einer anderen tier- und menschenfeindlichen Industrie gehöre. Man kann versuchen, daraus "auszubrechen" - oder die Schuld an den Umständen anderen zuweisen, weil man ja ganz andere Vorstellungen hat.



    Bisher bin ich noch nicht sehr begeistert von dem Buch. Joy hat eindeutig eine Intention, nämlich zu beweisen dass Fleisch essen schlecht und ethisch nicht vertretbar ist.


    Naja, das wurde ja auch irgendwie aus dem Buchtitel deutlich, oder? :zwinker: :breitgrins:



    Ich muss aber auch gestehen, dass ich bisher von dem Buch mehr erwartet habe. Ich weiß gar nicht genau, was eigentlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zum einen bei ihrem Vortrag war (das erste Kapitel hätte ich mir quasi klemmen können), und zum anderen schon seit Jahren Literatur zu diesem Thema lese und mich inzwischen auch tlw. im Studium damit beschäftige. Im Moment finde ich es eher mediocore, auch wenn ich die Idee des Karnismus als Ideologie sehr interessant finde. Vor allem den Vergleich mit der Erde als Mittelpunkt des Universums. Das war ja nun mal solange gültig, bis es hinterfragt wurde. Ebenso wie z.B. Rassismus, der auch noch nicht sehr lange - im Vergleich zur Menschheitsgeschichte - hinterfragt wird. Ich bin grade sehr gespannt, wie das weitergeht.


  • Aber auch dort gilt: wir züchten uns die Tiere so zurecht, wie wir sie brauchen, auch wenn es zu gesundheitlichen Schäden der Tiere kommt. Warum?


    Das ist meiner Ansicht nach ganz klar: Weil anders der enorme Bedarf nicht gedeckt werden könnte. Menschen wollen Fleisch und da das nun mal nicht vom Himmel fällt, müssen Tiere gezüchtet und geschlachtet werden. Da die "Erzeuger des Fleisches" aber hauptsächlich auf ihren Profit achten, werden die Tiere schneller hochgezüchtet und im Nu hat eine Pute, die eigentlich erst wenige Monate alt ist das Kampfgewicht einer vier Jahre alten Pute. Dadurch kann man sie schneller verkaufen und mehr Geld machen. Nebenwirkungen sind denen doch völlig egal. Die meisten pumpen ihre Tiere mit so vielen Antibiotika voll wie gerade noch gestattet ist. Denen ist es doch vollkommen egal ob der Mensch dabei krank wird nicht oder nicht. Wie egal sind denen dann erst die Tiere! Die denken nur ans Geld.
    Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Antibiotika bei den Menschen keine Wirkung mehr haben.




    Naja, das wurde ja auch irgendwie aus dem Buchtitel deutlich, oder? :zwinker: :breitgrins:


    Es war mir schon klar, dass Joy in ihrem Buch keine Lanze für das Fleischessen brechen wird, sondern das Gegenteil. Aber dann gleich am Anfang zu schreiben, dass dieses Buch im Grunde aus einer Doktorarbeit heraus entstanden ist finde ich dann lächerlich. Denn eine wissenschaftliche Arbeit ist in meinen Augen was anderes.


    Katrin

  • Es war mir schon klar, dass Joy in ihrem Buch keine Lanze für das Fleischessen brechen wird, sondern das Gegenteil. Aber dann gleich am Anfang zu schreiben, dass dieses Buch im Grunde aus einer Doktorarbeit heraus entstanden ist finde ich dann lächerlich. Denn eine wissenschaftliche Arbeit ist in meinen Augen was anderes.


    Hm, vielleicht hast du da Recht. Auf der anderen Seite weiß ich von meiner alten Chefin (Professorin aus und in New York), dass Doktorarbeiten in den Staaten manchmal...hm...anders sind als hier. Also auch sehr viel mehr schon in eine Richtung weisend als hier. Ich war erst am Überlegen, ob sowas auch in Deutschland möglich wäre, aber da einige wegweisende Arbeitsmethoden für das wissenschaftliche Arbeiten hier entwickelt wurden, denke ich mal...Nein :D Jede/r Doktormutter/vater würde sagen, dass da die Gegenseite fehlt.
    Auf der anderen Seite sagt Joy ja auch, dass das Buch aus der Doktorarbeit entstanden ist, nicht, dass es die Doktorarbeit ist. Ich könnte mir vorstellen, dass die Doktorarbeit nochmal ganz anders aussieht (z.B. mehr Querverweise, etc.). Sollte ich meine Examensarbeit bspw. "Laien" zur Verfügung stellen, würde ich einige Sachen auch rausnehmen, umschreiben, vielleicht auch hinzufügen, weil die meisten Menschen bestimmte Sachen in meinem Fach einfach nicht können (alte Sprachen) bzw. einfach nicht interessant sind oder soviel Extraerklärung benötigen, dass es zu weit abführen würde.
    Ich komme da irgendwie zu keiner Lösung, deswegen versuche ich das mit der Doktorarbeit erstmal zu ignorieren und bewerte das erst ganz am Schluss.

  • Es war mir schon klar, dass Joy in ihrem Buch keine Lanze für das Fleischessen brechen wird, sondern das Gegenteil.


    Wenn man den Titel des Buches ernst nimmt, dann würde man eine soziologische Erklärung erwarten, warum wir gewisse Tiere essen und andere nicht. Offenbar geht es darum aber nur am Rande. Liest man die Amazon-Rezensionen, so zeigen sich nicht wenige Leser enttäuscht, dass diese Titel-Frage im Buch gar nicht richtig beantwortet wird. Eine ideologische Abrechnung mit Fleischessern hätte ich jedenfalls nicht (aufrgrund des Titels) erwartet.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Wenn man den Titel des Buches ernst nimmt, dann würde man eine soziologische Erklärung erwarten, warum wir gewisse Tiere essen und andere nicht. Offenbar geht es darum aber nur am Rande. Liest man die Amazon-Rezensionen, so zeigen sich nicht wenige Leser enttäuscht, dass diese Titel-Frage im Buch gar nicht richtig beantwortet wird.


    Öhm. Ich habe eine Rezension gesehen, wo das kurz angesprochen wird, alle anderen zeigen sich begeistert bzw. sprechen das nicht an? (Überall 5 Sterne, einmal 4...).

  • Öhm. Ich habe eine Rezension gesehen, wo das kurz angesprochen wird, alle anderen zeigen sich begeistert bzw. sprechen das nicht an? (Überall 5 Sterne, einmal 4...).


    Nicht so auf der amerikanischen Seite von amazon.


    Gruß, Thomas

  • @Scatterbrain: ehrlich gesagt habe ich daran nicht gedacht, dass sie in den USA andere Erwartungen an eine wissenschaftliche Arbeit legen können als bei uns. Andererseits, was soll man von einem Land erwarten, die ihre Schüler bestehen lassen nur weil sie gut Football spielen :rollen: aber das ist ein anderes Thema...


    @klassifreund: Bisher sehe ich noch keine "ideologische Abrechnung mit Fleischessern". Joy stellt sich ja nicht hin und sagt dass alle Fleischesser böse Menschen sind, sondern sie sucht Erklärungen warum das eben so ist dass wir Fleisch essen. Allerdings kann ich einige ihrer Gedankengänge einfach nicht nachvollziehen und auch nicht gut heißen, da sie mir zu einseitig gegriffen sind.


    Katrin

  • Es ist schon in Deutschland ein himmelweiter Unterschied, ob du in einem geistswissenschaftlichen oder einem medizinischen Studiengang eine Doktorarbeit schreibst.


    Ich persönlich finde es aber nicht problematisch, dass das Buch aus einer Doktorarbeit heraus entstanden ist. Zumal es nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit erhebt. Ansonsten müssten viel mehr Quellen, Vergleiche und andere Sichtweisen im Buch auftauchen.


  • @klassifreund: Bisher sehe ich noch keine "ideologische Abrechnung mit Fleischessern".


    Ich schon. Zunächst mal wird der Begriff "Karnismus" eingeführt. Das heißt Fleischesser werden als ideologisch klassifiziert. Das allein ist schon fragwürdig, wie hier schon einige aufgezeigt haben.


    Ich zitiere zudem die Zusammenfassung des Buches, wie sie die Albert-Schweitzer-Stiftung zur Verfügung stellt:


    http://albert-schweitzer-stift…ologie-des-fleischkonsums


    Zitat:
    Karnismus ist ein unsichtbares System aus Überzeugungen, das uns von Kind auf dazu konditioniert, (bestimmte) Tiere zu essen. Karnismus ist dabei einerseits eine dominante Ideologie, die – unsichtbar und tief in unserer Gesellschaft verwurzelt – unsere Überzeugungen, Handlungen, Gedanken, Normen, Gesetze, etc. formt. Andererseits ist es natürlich auch eine gewaltvolle Ideologie: Fleisch kann nicht ohne Töten hergestellt werden. Dominante und gewaltvolle Ideologien benutzen eine Kombination aus sozialen und psychologischen Verteidigungsmechanismen, die Menschen dazu veranlassen, an inhumanen Praktiken teilzuhaben, ohne vollständig zu realisieren, was sie tun.


    Die den Fleischessern zuzuordnenden Attribute daraus heißen "dominant, gewaltvoll, Teilhabe an inhumanen Praktiken". Kommt das bei Joy nicht vor?


    Der Begriff Ideologie wird oft als Kampfbegriff benutzt. Zitat aus einer Internet-Definition:
    Mit Ideologie wird in manchen Zusammenhängen auch ein in sich geschlossenes, fertiges und daher nicht veränderbares System von Ideen gemeint (geht also Richtung "Weltanschauung"). In der Philosophie taucht der Begriff oft auf, wenn es um Verschleierung oder Verblendung einer Sache geht. Die Menschen könnten also wegen der Ideologien die objektive Wirklichkeit nicht erkennen ("notwendig, falsches Bewusstsein").


    Fleischkonsum ist unserer heutigen Gesellschaft eben keine bewusste Entscheidung. Und vor allem steckt kein System von Ideen dahinter. Welche Ideen sollten das denn sein? Geht Joy darauf ein?


    Gruß, Thomas

  • Welche Ideen sollten das denn sein? Geht Joy darauf ein?


    Warum liest Du nicht einfach das Buch, wenn Du hier mitdiskutieren willst? Und weshalb sprichst Du der Bezeichnung "Karnismus" die Ideologie ab? Sobald man weiß, was es mit dem Tierkonsum auf sich hat, hat man die Wahl und man kann sich dafür oder dagegen entscheiden. Niemand wird gezwungen, Fleisch zu essen. Nicht in unserem Land. Tierkonsum ist nicht notwendig für das Überleben hier. Spätestens dann, wenn man sich bewusst dafür entscheidet, weiterhin Tier zu konsumieren, ist es eine Ideologie - genauso, wie wenn man sich dagegen entscheidet. Denn jede Entscheidung basiert auf verschiedenen Gründen. Mit jedem Einkauf entscheidet man bewusst. Das macht uns zu mündigen Bürgern und eben auch unser Lebenssystem zu einer Ideologie. Jeder erwachsene Mensch ist entscheidungsfähig. Sprichst Du dem Karnismus diese zugrundeliegende Entscheidungsfähigkeit ab, dann sprichst Du Menschen diese ebenfalls ab.


    Es ist Ideologie, wenn man etwas bewusst nicht isst, weil es zu niedlich ist oder nicht der Kultur entspricht (Katzen, Hunde, Insekten).
    Es ist Ideologie, wenn man etwas eher isst, weil es einem "dreckiger" (weniger lebenswert?) erscheint, als anderes (niedlicheres, sauberes).


    Wenn Veganismus eine Ideologie ist, dann ist es der Karnismus ebenfalls. Oder eben beide nicht. Unser ganzes Leben basiert auf Weltanschauungen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Warum liest Du nicht einfach das Buch, wenn Du hier mitdiskutieren willst?


    Aus dem gleichen Grund, warum ich beispielsweise von Däniken nicht lese. Man kann durch solche (ideologiebehafteten) Bücher nur wenige Erkenntnisse gewinnen. Und ich unterstütze vor allem solche Autoren nicht durch meinen Kauf. Da bin ich ideologisch. Und geizig. Und jetzt bin ich hier ruhig.


    Schöne Grüße,
    Thomas


  • Aus dem gleichen Grund, warum ich beispielsweise von Däniken nicht lese. Man kann durch solche (ideologiebehafteten) Bücher nur wenige Erkenntnisse gewinnen.


    Eben. Und dann durch Halbwissen Meinungen bilden. Sorry, aber gerade DU hattest Vorbehalte wegen etwaigen "Grabenkämpfen" und dann heizt Du die Stimmung durch Feststellungen auf, die Du getroffen hast anhand von Rezensionen und den Diskussionen hier. Was genau soll das bringen?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()


  • Ich zitiere zudem die Zusammenfassung des Buches, wie sie die Albert-Schweitzer-Stiftung zur Verfügung stellt:


    Öhm...heißt das, du hast das Buch gar nicht gelesen?


    Zitat von "klassikfreund"

    Die den Fleischessern zuzuordnenden Attribute daraus heißen "dominant, gewaltvoll, Teilhabe an inhumanen Praktiken". Kommt das bei Joy nicht vor?


    Nun ja, was an Fleischessen ist denn zumindest in unserer Kultur nicht gewaltvoll und mit inhumanen Praktiken verbunden? Ich finde die Attribute durchaus zutreffend. Nur, weil Fleischesser ihr Steak vielleicht in Frieden genießen, umgeben von Freunden macht es die vorherige Gewalt ja nicht ungeschehen.


    Zitat von "klassikfreund"


    Mit Ideologie wird in manchen Zusammenhängen auch ein in sich geschlossenes, fertiges und daher nicht veränderbares System von Ideen gemeint (geht also Richtung "Weltanschauung"). In der Philosophie taucht der Begriff oft auf, wenn es um Verschleierung oder Verblendung einer Sache geht. Die Menschen könnten also wegen der Ideologien die objektive Wirklichkeit nicht erkennen ("notwendig, falsches Bewusstsein").


    Ich finde den Begriff Ideologie auch...hm...schwierig, weil ich dabei an andere Sachen denke. Nach dieser Definition aber kann ich dem eigentlich zustimmen. Karnismus beruht u.A. auf der Begründung, dass (bestimmte) Tiere zum Essen da sind. Würde man diese Begründung abändern, würde der Karnismus in sich zusammenbrechen. Zudem besteht ja eine aktive Verschleierung durch die Fleischindustrie. Joy greift das meiner Meinung nach gut auf, denn wie sie schon fragt: Wo sind denn die ganzen Tiere? Wie kann es sein, dass die meisten Menschen in Städten sich ihr Leben lang von Fleisch ernähren, aber nie so ein Tier zu Gesicht bekommen? Wie kommt es, dass keiner in die Fabriken darf? An den Hygienestandarts kann das ja nicht liegen, die sind da unter aller - pardon - Sau. Und Fleischkonsumenten können die objektive Wirklichkeit nicht erkennen, weil die meisten immer noch nicht wissen, wie es in Massentierhaltungsanlagen und Schlachthöfen aussieht!


    Zitat von "klassikfreund"

    Fleischkonsum ist unserer heutigen Gesellschaft eben keine bewusste Entscheidung.


    siehe Post oben :)


  • Joy greift das meiner Meinung nach gut auf, denn wie sie schon fragt: Wo sind denn die ganzen Tiere?


    Diese einfache Frage hat es aber wirklich in sich. In dem Ort (Betonung auf Ort, keine Stadt) haben wir fünf Lebensmittelgeschäfte, den Fleischer noch nicht mitgerechnet. Die Regale dieser Geschäfte sind immer randvoll mit Fleisch. Aber ich weiß nicht wo es hier in der Gegend Massenbetriebe geben soll, aber irgendwo müssen sie wohl sein, denn irgendwer beliefert immerhin diese Geschäfte.



    Und Fleischkonsumenten können die objektive Wirklichkeit nicht erkennen, weil die meisten immer noch nicht wissen, wie es in Massentierhaltungsanlagen und Schlachthöfen aussieht!


    Ich denke dieser Satz ist falsch, sie wollen die Wirklichkeit nicht erkennen, nicht sie können nicht. Die meisten interessiert es einfach nicht. Denn heute kann keiner mehr sagen, dass er ja nicht weiß wie es in solchen Schlachthöfen zugeht, wer sich schlau machen will, findet es raus.


    Katrin

  • Ich denke dieser Satz ist falsch, sie wollen die Wirklichkeit nicht erkennen, nicht sie können nicht. Die meisten interessiert es einfach nicht. Denn heute kann keiner mehr sagen, dass er ja nicht weiß wie es in solchen Schlachthöfen zugeht, wer sich schlau machen will, findet es raus.


    Wer will schon wissen, wie das Tier auf seinem Teller gestorben ist? Im Ernst, wer einmal gesehen hat, wie es in Schlachthöfen zugeht, kann sich danach doch nicht ruhigen Gewissens ein Steak auf sein Teller legen.