Andrew Miller – Friedhof der Unschuldigen

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    Inhalt
    1785 in Paris: Jean-Baptiste Baratte, ein junge Ingenieur voller Ideale, bekommt einen ungewöhnlichen Auftrag: Er soll den Friedhof der Unschuldigen (Cimetière des Innocents) beseitigen, denn seine Ausdünstigungen verpesten die ganze Stadt und legen sich aufs Gemüt der Leute. Die Gebeine sollen ausgegraben und an anderer Stelle wieder abgelegt, die Kirche abgebaut und die Erde gereinigt werden. Jean-Baptiste macht sich an die Arbeit und trifft dabei auf einige interessante Gestalten: den Organisten Armand, die Vermieter und deren Tochter Ziguette, den Arzt Guillotin und nicht zuletzt die beiden Frauen Jeanne und Héloïse.


    Meine Meinung
    Das Buch hat mich auf Grund des wirklich interessanten Covers angesprochen und da auch der Klappentext gut klang, hab ich es mal eingepackt. Leider fand ich den Inhalt ziemlich belanglos und ich bin mir nicht sicher, was der Autor mir damit sagen will.


    Der Sprachstil ist durchaus gehoben, liest sich aber ohne Probleme und angenehm. Zu diesem Stil würde eigentlich eine tiefgründige Handlung passen, aber leider ist diese meiner Meinung nach nicht vorhanden. Ehrlich gesagt kann ich gar nicht so direkt formulieren, um was es überhaupt geht. Der Friedhof der Unschuldigen ist der zentrale Punkt, um den sich alles dreht, aber eigentlich geht es um Jean-Baptiste.


    Von diesem bekommt man aber auch nur diese Episode seines Lebens mit, man erfährt kaum etwas über sein Vorleben oder das Leben danach. Auch bleiben die Gefühle und die Beweggründe der meisten Personen im Dunkeln, selbst über Jean-Baptistes Motivationen erfährt man eher wenig. Dadurch fühlt man sich wie ein Beobachter, der zwar alles sieht, was es zu sehen gibt, aber nicht weiter vordringt. So erlebt man Ausschnitt des Lebens der verschiedenen Charaktere mit, kann sie aber selten wirklich einordnen. Ich kann das schwer erklären, aber ich hatte immer den Eindruck, als würde ich die wichtigen Gespräche und Denkvorgänge immer verpassen und zu spät kommen. Komisches Gefühl.


    Sehr gut gefallen hat mir aber die Authentizität der Beschreibungen. Andrew Miller fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit sehr gut ein. Gerade die damaligen Lebensverhältnisse stellt er gekonnt dar und auch die Stimmung in der Bevölkerung kurz vor der französischen Revolution wird deutlich.
    Außerdem fand ich das Thema an sich, die Verlegung des Friedhofes, interessant. Den Friedhof der Unschuldigen gab es ja wirklich und auch dessen Beseitigung wurde irgendwann notwendig.


    Insgesamt hat mich das Buch während des Lesens zwar ganz gut bei der Stange gehalten, aber bereits nach dem Umblättern der letzten Seite hat es mich nicht mehr interessiert. Es hallt nichts in mir nach und ich nehme an, dass mir das Buch nicht lange in Erinnerung bleiben wird.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • Zumindest eine Freundin von mir ist durch ihre Bachelor Arbeit (sie hat sich mit der Scheintotangst wärend der Aufklärung befasst) total neugierig auf das Buch. Wenn es ihr gefallen hat, werde ich es lesen. :breitgrins: Die Idee als solche spricht mich schon sehr an. Mal sehen ob sich bis dahin dann noch weitere Stimmen finden, die vielleicht sogar positiver sind. ;)

  • Ich bin auch schon gespannt auf andere Meinungen ... obwohl ich von zwei Klassenkameraden weiß, dass ihnen das Buch auch nicht besonders gefallen hat. Aber Geschmäcker sind ja verschieden und ehrlich gesagt freue ich mich immer, wenn jemand ein Buch gut fand, das ich eher nicht so mochte. Da bekommt man meistens nochmal ein paar neue Denkanstöße. :winken:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Ich dachte ich hätte hier schon längst etwas geschrieben, aber dem ist dann wohl doch nicht so.


    Ich weiß bis heute nicht genau wie ich den Roman genau finden soll. Einerseits gab es Stellen die sehr faszinierend waren. Vor allem der psychologische Aspekt war sehr gut herausgearbeitet. Auch die Atmosphäre, der Geruch der in der Luft schwebt, das war wirklich genial. Andererseits herrschte irgendwie auch immer wieder gepflegte Langeweile...
    Für mich ist das Thema selbst sehr spannend, da ich mich für Untotenvorstellungen im Lauf der Geschichte interessiere und eine Freundin von mir darüber auch ihre Bachelorarbeit geschrieben hat. Sie hat sich den Roman auch gekauft, ich muss sie mal fragen wie sie ihn fand.

  • Dann kommt meine Meinung gleich noch hinterher, wenn der Thread hier schon von Holden hochgeholt wurde:


    Paris im 18. Jahrhundert, kurz vor Beginn der Französischen Revolution: Der Ingenieur Jean-Baptiste Baratte wird beauftragt, den Friedhof Les Innocents zu beseitigen, da die vielen dort begrabenen Toten mitten in der Stadt das gesamte Umfeld verseuchen. Mehr lässt sich zum Inhalt auch gar nicht sagen, denn es passiert eigentlich recht wenig. Dafür darf man den jungen Ingenieur Tag für Tag auf den Friedhof begleiten und sehr detailliert die Ausgrabungen dort verfolgen.


    Meinen größten Kritikpunkt kann man eigentlich schon aus dem vorhergehenden Absatz über den Inhalt herauslesen. Es passiert wenig bis gar nichts, dafür wird das dann lang und breit ausgeführt. Hätte Andrew Miller die Arbeiten an einer Grube mit vergammelten Leichen so genau beschrieben und dann die Kurve gekriegt zu einem echten Spannungsbogen, hätte ich damit ja noch leben können. Aber da wird Grube über Grube ausgehoben, die Knochen weggebracht, die Gruben zugeschüttet und bei jeder Tätigkeit ist man als Leser live dabei. Ich hatte nach dem Lesen das Gefühl, jede einzelnen Knochen selbst in der Hand gehabt zu haben.


    Eines muss man Andrew Miller aber doch zugute halten: er hat die Atmosphäre des Vorabends der Französischen Revolution in Paris sehr greifbar gemacht. Man hat das Gefühl, mitten drin zu sein in dieser Stadt, die Gerüche zu riechen, die Schauplätze mit eigenen Augen zu sehen. Und auch wenn mich dieser Abschnitt der Geschichte nicht übermäßig interessiert, hat mir das doch gut gefallen.


    Fazit: Eine dichte Atmosphäre und interessante Charaktere trösten mich nicht darüber hinweg, dass es kaum Handlung und keinen erkennbaren Spannungsbogen gibt. Zwar ist das Buch ansprechend geschrieben, für mich war es aber über weite Stellen eher langweilig. 2ratten

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