Lest doch wieder Qualitäts-Zeitungen!

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 5.762 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Nachdem ich auf der Buchmesse ein elektronisches 3-Monats-Probe Abo für die FAZ abgeschlossen habe, kann ich nach zwei Wochen Lektüre schon sagen, dass ich vollkommen begeistert bin.


    Zunächst mal die Gründe, die mich abgehalten haben, bisher eine Zeitung zu abonnieren:
    1. 90% der Inhalte bleiben ungelesen.
    2. Eine Zeitung ist teuer.
    3. Eine Wochenzeitung wie DIE ZEIT bietet mehr für ihr Geld.
    4. Die FAZ ist zu konservativ.
    5. Die Inhalte stehen ohnehin alle im Internet.


    Aber:
    1. Ja, auch mit dem elektronischen Abo bleiben 90% ungelesen. Da jetzt aber kein Papierhaufen mehr anfällt, habe ich dabei kein schlechtes Gewissen.
    2. Ja, das gedruckte Abo kostet 50 Euro im Monat. Die elektronische Ausgabe ist mit knapp 33 Euro auch noch sehr teuer, für Studenten gibt es aber Rabatte und im Probeabo kosten 6 Ausgaben einer Woche 5,20 EUR, keine 90 Cent je Ausgabe. Dafür erhält man jeden Tag mindestens eine Seite Literaturbesprechungen. Am morgigen Samstag sind jedoch 4 Seiten enthalten. Auch an anderen Tagen waren schon mal 2 Seiten darunter, sagen wir 10 Seiten pro Woche. Kein Vergleich zur auch nicht billigen "Zeit", die jedoch durch andere Inhalte brilliert. Und man kann jede Ausgabe als PDF abspeichern!
    3. Nein, im Literaturbereich bietet die FAZ viel mehr. Sie bespricht auch Abgelegenes und sogar Mainstream. Beides findet man in der Zeit nur bedingt, es sind doch eher die typischen Feuilleton-Bücher, die aber auch in der FAZ überwiegen.
    4. Politisch mag sie konservativ sein, aber selbst da bin ich überrascht, wie viele Sonderseiten sie nun zur NSA Affäre um Merkels Handy bringt. Und der Limburger Bischof musste eine wunderbare Karikatur mit einer "Weihwasseraufbereitungsanlage" (Schwimmbad) aushalten. Aber das nur am Rande, mir geht es um Literatur. Am morgigen Samstag ein Bericht über einen noch nicht auf Deutsch erschienenen Thriller von Robert Harris sowie ein ganzseitiges Interview mit Paul Auster. Im Buchteil dann tatsächlich eher Traditionelles, ein Buch von Brigitte Kronauer, und ein gerade neu entdecktes Buch des hier nicht bekannten jüdischen Autors David Vogel, obwohl es auch von ihm schon in den 1990er Jahren drei übersetzte Bücher von ihm gab. Und dann auf der Hörbuchseite zwei tolle Hörbücher. In den vergangenen Tagen ein ganzseitiger Bericht über den neuen Asterix-Band, und am heutigen Tag die Besprechung einer illustrierten Kurzgeschichte von Clemens Meyer. Am Samstag zusätzlich noch ein besprochenes Gedicht aus dem Fundus von Marcel Reich-Ranicki. Und dann gibt es jeden Samstag noch eine schöne Randglosse "Unsere Romanhelden" mit bedeutenden Klassikern. Am morgigen Samstag über Albert Vigoleis Thelens "Die Insel des zweiten Gesichts", der schon im Klassikerforum besondere Beachtung fand und mir dort bekannt gemacht wurde. Und dann die wunderbaren ausführlichen Besprechungen von Kunstausstellungen, so wie heute über die Frankfurter Dürer Ausstellung.
    5. Vieles findet man irgendwann im Internet, aber vieles eben auch nicht.


    Und man kann schon jede Ausgabe ab 21 Uhr des Vortages lesen.


    Der Preis von knapp 90 Cent im Probe-Abo halte ich jedenfalls gerechtfertigt. Auch in den anderen Teilen der Zeitung findet man echte Qualität. Der Wirtschaftsteil enthält auch für Nicht-Börsianer interessante Geschichte. Da werden dann die Gründer von Fisherman Friends portraitiert etc. Spannend. Und im Technik-Teil lese ich gern die Fahrberichte der italienischen Edelmarken. :zwinker:


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Wer es liberaler mag, ist bei der SZ gut aufgehoben. Aber im Literaturteil leider bei weitem nicht so gut. Der Spiegel versagt in der Kultur vollkommen - leider. Bleibt dann noch die liberale ZEIT. Die taz bringt übrigens auch viel Qualität in den Buchbesprechungen, aber natürlich nicht in dieser Breite wie die großen Zeitungen.


    Gruß, Thomas


    P.S. Und man kann auch eine Zeitung lesen, an der man sich ein wenig "reiben" kann. Die "andere, eigene Seite" kann man durchaus auch im Internet lesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Ich vergaß zu erwähnen: Über die FAZ kann man sich auch richtig ärgern, beim Grass-Mobbing oder beim Perlentaucher-Krieg. Da ist dann die Berichterstattung alles andere als neutral. Aber welche Alternativen hat man?


    Gruß, Thomas

  • @klassikfreund
    Natürlich kann man auch eine Zeitung lesen an der man sich reiben kann, aber da ich keine Zeit habe mehr als eine (oder ab und dazu auch die Zeit) zu lesen, überlege ich mir schon sehr gut was mir persönlich wichtig ist. Buchbesprechungen oder andere Kulturbesprechungen sind mir zum Beispiel an einer Zeitung nicht so wichtig.


    PS: Das erste Mal das ich die Nachteile erkenne, kein Ipad oder ähnliches zu haben. Am Rechner zu lesen ist etwas mühsam.


  • überlege ich mir schon sehr gut was mir persönlich wichtig ist. Buchbesprechungen sind mir zum Beispiel an einer Zeitung nicht wichtig.


    Genau das ist der Punkt, man muss sich überlegen, was einem wichtig ist. Das größte Problem heute ist die begrenzte Zeit bei gleichzeitiger Verfügbarkeit vieler hervorragender kostenloser Online-Artikel.


    Und dann aber auch mal Qualität des Blattes überprüfen. Das geht ja nur in wenigen Fällen, wo man sich besser auskennt als der Autor des Artikels. Bei mir sind das dann Artikel im Wirtschaftsteil über das eigene Unternehmen. Und was dort von außen wahrgenommen wird, kann man so stehen lassen. Das ist nicht bei allen Blättern der Fall.


    Gruß, Thomas


  • Am Rechner zu lesen ist etwas mühsam.


    Das finde ich eben nicht. Aber ich habe auch einen großen Bildschirm (27 Zoll?), da passt alles rauf und die Schriftgröße ist dennoch akzeptabel. Und selbst am Laptop bin ich zufrieden. Aber ich lese den Online-Spiegel auch auf dem kleinen Android-Display.


    Gruß, Thomas

  • Ich hab eine Zeitung gern in der Hand, daher kommt ein elektronisches Abo nicht in Frage. Und da haben Qualitätszeitungen in Österreich ein rießiges Manko: Das total unhandliche Format. Zudem sind sie wirklich teuer. Da lese ich doch lieber ein paar Artikel die mich interessieren im Netz.


    Katrin

  • Jaqui
    Naja ich finde ja nicht das es in Deutschland anders ist.
    Momentan überlege ich mir auch die Vor und Nachteile von Epaper VS. Papierzeitung, und da ich eben kein IPad oder Ähnliches habe und Zeitung lesen auf einem Ereader keine Option ist, tendiere ich auch dazu doch ein Papierabbo abzuschließen. Aber jetzt erstmal abwarten ob ich auch wirklich jeden Tag lese. Sonst lohnt sich das für mich nämlich auch nicht. Momentan lese ich auch eher im Netz und schaue eben Nachrichtensendungen oder Sachen wie Kontraste usw.

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe jetzt schon seit bald 6 Jahren das Wochenend-Abo der SZ und bin damit sehr glücklich. Erstens habe ich die Zeitung auch lieber in der Hand und zweitens komme ich unter der Woche so gut wie gar nicht zum Zeitung lesen. Egal ob jetzt in Papierform und auch in elektronischer Form würde ich sie da auch nicht lesen. Mit dem Wochenend-Abo kriege ich Freitag und Samstag eine Ausgabe inkl. dem SZ-Magazin, das ich mittlerweile wirklich liebe und kann mich über alle wichtigen Themen informieren. Diese beiden Ausgaben werden dann von mir und meinem Mann auch wirklich akribisch gelesen und Sonntagabend ist alles durch. :smile:


    Buchbesprechungen sind mir nicht so wichtig, da mich die hochgelobten Titel im Feuilleton meistens eh nicht interessieren. Ich lese dann doch eher die "seichte" Unterhaltung, die da kaum angesprochen wird. :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • Und da haben Qualitätszeitungen in Österreich ein rießiges Manko: Das total unhandliche Format. Zudem sind sie wirklich teuer. Da lese ich doch lieber ein paar Artikel die mich interessieren im Netz.


    Dem kann ich nur absolut zustimmen, das Format stört mich auch sehr. Ich denke, ich werde dem ePaper doch mal eine Chance geben - vielleicht ist es ja auch nur Gewöhnungssache?
    Ich habe beschlossen unsere Papierabos vorerst mal zu kündigen und mal versuchen, wie ich mit den ePaper Formaten zurecht komme.

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken." (Hermann Hesse)

  • Für mich ist die FAZ aufgrund ihres politischen Grundtenors keine Alternative und leider hat die Frankfurter Rundschau qualitativ seit sie zur FAZ gehört auch ganz böse nachgelassen. Neulich habe ich am Flughafen mal wieder zur FAS gegriffen, die könnte ich mir gelegentlich noch vorstellen, aber ist für mich auch kein Ersatz für die Zeit.




    Am morgigen Samstag ein Bericht über einen noch nicht auf Deutsch erschienenen Thriller von Robert Harris


    Wenn es um "Intrige" geht - das gibt es schon, zumindest habe ich es hier auf Deutsch liegen, oder hat er noch ein aktuelleres?


  • Ich hab eine Zeitung gern in der Hand, daher kommt ein elektronisches Abo nicht in Frage. Und da haben Qualitätszeitungen in Österreich ein rießiges Manko: Das total unhandliche Format. Zudem sind sie wirklich teuer. Da lese ich doch lieber ein paar Artikel die mich interessieren im Netz.


    Katrin


    Ich mag es morgens beim Kaffetrinken auch lieber in Papierform, am Esstisch stört mich das Format auch nicht. In Deutschland sind Zeitungen zum Glück wirklich sehr günstig, wir haben zwei Tageszeitungen, die lokale kostet ca 30 Euro für 6 Ausgaben/Woche und die Frankfurter Rundschau ist mit rund 35 Euro auch mehr als erschwinglich (und auch in kleinerem, handlichem Format).

  • Also die Zeit möchte ich mir auch wieder im Abo holen, das hatte ich mal eine Zeitlang als Probeabbo und fand es gerade auch toll die riesige Zeitung auf dem Bett aus zu breiten. :breitgrins:
    Ich denke ich werde wohl wirklich kein Epaper Abbo abschließen, ich finde jetzt schon sehr ermüdend am Rechner zu lesen. (Einer der Gründe weshalb ich ja einen Ebookreader habe und kein IPad) Und ein bissl altmodisch und von Gefühlen geleitet: Ich mag das Rascheln des Zeitungspapiers :breitgrins:

  • Die gab's in unserer Tageszeitung auch. Herrlich.


    Mir geht es übrigens auch so, dass ich am Frühstückstisch meine Papierzeitung haben will. Nicht, dass ich sie von A bis Z lese, aber sie gehört einfach dazu.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • In Deutschland sind Zeitungen zum Glück wirklich sehr günstig, wir haben zwei Tageszeitungen, die lokale kostet ca 30 Euro für 6 Ausgaben/Woche und die Frankfurter Rundschau ist mit rund 35 Euro auch mehr als erschwinglich (und auch in kleinerem, handlichem Format).


    Dann haben wir andere Vorstellungen von günstig oder gehören die Rundschau und die andere Zeitung zu Qualitätszeitungen?.


    In Österreich kostet der Standard rund 35 Euro für sechs Ausgaben und die Presse 41 Euro.
    Zum Vergleich kostet die Krone (Boulevard) für sieben Tage knapp 22 Euro.


    Katrin


  • Ich vergaß zu erwähnen: Über die FAZ kann man sich auch richtig ärgern, beim Grass-Mobbing oder beim Perlentaucher-Krieg. Da ist dann die Berichterstattung alles andere als neutral. Aber welche Alternativen hat man?


    Naja, eigentlich leider nur die, die Du schon angesprochen hast. Die SZ und die taz. Die taz mag ich für ihre manchmal herrlich boshaften Kommentare zu Themen, bei denen sich die anderen Zeitungen gerne wegducken.


    Mir ist die FAZ auch zu konservativ, bei bestimmten Themen zu reaktionär, das Feuilleton ist gut. Als Münchner lese ich gerne die SZ und manchmal die Titanic, aber die ist natürlich selber ein Gesamtkunstwerk und hat keinen Kulturteil im eigentlichen Sinn.


    VG Helmut