Nachdem ich auf der Buchmesse ein elektronisches 3-Monats-Probe Abo für die FAZ abgeschlossen habe, kann ich nach zwei Wochen Lektüre schon sagen, dass ich vollkommen begeistert bin.
Zunächst mal die Gründe, die mich abgehalten haben, bisher eine Zeitung zu abonnieren:
1. 90% der Inhalte bleiben ungelesen.
2. Eine Zeitung ist teuer.
3. Eine Wochenzeitung wie DIE ZEIT bietet mehr für ihr Geld.
4. Die FAZ ist zu konservativ.
5. Die Inhalte stehen ohnehin alle im Internet.
Aber:
1. Ja, auch mit dem elektronischen Abo bleiben 90% ungelesen. Da jetzt aber kein Papierhaufen mehr anfällt, habe ich dabei kein schlechtes Gewissen.
2. Ja, das gedruckte Abo kostet 50 Euro im Monat. Die elektronische Ausgabe ist mit knapp 33 Euro auch noch sehr teuer, für Studenten gibt es aber Rabatte und im Probeabo kosten 6 Ausgaben einer Woche 5,20 EUR, keine 90 Cent je Ausgabe. Dafür erhält man jeden Tag mindestens eine Seite Literaturbesprechungen. Am morgigen Samstag sind jedoch 4 Seiten enthalten. Auch an anderen Tagen waren schon mal 2 Seiten darunter, sagen wir 10 Seiten pro Woche. Kein Vergleich zur auch nicht billigen "Zeit", die jedoch durch andere Inhalte brilliert. Und man kann jede Ausgabe als PDF abspeichern!
3. Nein, im Literaturbereich bietet die FAZ viel mehr. Sie bespricht auch Abgelegenes und sogar Mainstream. Beides findet man in der Zeit nur bedingt, es sind doch eher die typischen Feuilleton-Bücher, die aber auch in der FAZ überwiegen.
4. Politisch mag sie konservativ sein, aber selbst da bin ich überrascht, wie viele Sonderseiten sie nun zur NSA Affäre um Merkels Handy bringt. Und der Limburger Bischof musste eine wunderbare Karikatur mit einer "Weihwasseraufbereitungsanlage" (Schwimmbad) aushalten. Aber das nur am Rande, mir geht es um Literatur. Am morgigen Samstag ein Bericht über einen noch nicht auf Deutsch erschienenen Thriller von Robert Harris sowie ein ganzseitiges Interview mit Paul Auster. Im Buchteil dann tatsächlich eher Traditionelles, ein Buch von Brigitte Kronauer, und ein gerade neu entdecktes Buch des hier nicht bekannten jüdischen Autors David Vogel, obwohl es auch von ihm schon in den 1990er Jahren drei übersetzte Bücher von ihm gab. Und dann auf der Hörbuchseite zwei tolle Hörbücher. In den vergangenen Tagen ein ganzseitiger Bericht über den neuen Asterix-Band, und am heutigen Tag die Besprechung einer illustrierten Kurzgeschichte von Clemens Meyer. Am Samstag zusätzlich noch ein besprochenes Gedicht aus dem Fundus von Marcel Reich-Ranicki. Und dann gibt es jeden Samstag noch eine schöne Randglosse "Unsere Romanhelden" mit bedeutenden Klassikern. Am morgigen Samstag über Albert Vigoleis Thelens "Die Insel des zweiten Gesichts", der schon im Klassikerforum besondere Beachtung fand und mir dort bekannt gemacht wurde. Und dann die wunderbaren ausführlichen Besprechungen von Kunstausstellungen, so wie heute über die Frankfurter Dürer Ausstellung.
5. Vieles findet man irgendwann im Internet, aber vieles eben auch nicht.
Und man kann schon jede Ausgabe ab 21 Uhr des Vortages lesen.
Der Preis von knapp 90 Cent im Probe-Abo halte ich jedenfalls gerechtfertigt. Auch in den anderen Teilen der Zeitung findet man echte Qualität. Der Wirtschaftsteil enthält auch für Nicht-Börsianer interessante Geschichte. Da werden dann die Gründer von Fisherman Friends portraitiert etc. Spannend. Und im Technik-Teil lese ich gern die Fahrberichte der italienischen Edelmarken.
Schöne Grüße,
Thomas