03 - Kapitel 6 - einschl. Kapitel 8 (S. 143 - S. 206)

Ja, den Eindruck habe ich auch. Er lässt sich überhaupt nicht einschüchtern davon, dass der Kapitän so unfreundlich zu ihm ist. Ich glaube, das ist eine gute Art und Weise. Einfach immer freundlich und lebensfroh bleiben und vielleicht auch hin und wieder einfach mal nicht zur Kenntnis nehmen, dass andere unmöglich sind.

Zitat von Claudi

Aber Billy mag ich auch echt gerne. Ich habe nur ein bisschen Angst um ihn, weil ich glaube, dass er nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht mehr zu seiner Frau und seinem Kind heimkommt. Weiß gar nicht wieso, aber ich glaube, die Montrose und Kedall tun ihm nicht gut.

Ich habe da auch so ein bisschen Bedenken :sauer:

Ich schließe mich Euch an: Die Zahnarzt-Szene war wirklich eklig. Und was für eine Freude es Crippen bereitet hat...

Cora finde ich wird auch immer schlimmer. Sie ist ja so Ich-Bezogen!
Über ihre ganzen Pseudonyme musste ich auch schmunzeln, aber wenn man schon Kunigunde Mackamotskis heißt... Kein Bühnenname

Zitat von kleinerHase

Er hat eindeutig kein normales Verhältnis Frauen gegenüber. Ich frage mich, wann die ersten Mordgedanken gegenüber Cora aufkommen. Allzu lange dürfte es nicht mehr dauern, immerhin hat sie ihn nun schon in der Öffentlichkeit, wenn auch nur vor einer anderen Frau, bloß gestellt.

Das habe ich mich auch schon gefragt. Wirklich fies von Cora. Dafür reagiert Ethel super und überspielt das ganze, als wäre es nie passiert. Sie ist mir total sympatisch - und Hawley scheinbar auch.

Louise wäre durch den Titel noch weiter im gesellschaftlichen Rang gestiegen. Und allein darum geht es ihr: Unbedingt verhindern, dass jemand sie als Unterschichtlerin wahrnehmen könnte. Sie und Cora könnten gute Freunde sein Beide versuchen etwas zu sein, was sie nicht sind.

Zitat von Claudi

Aber sie hat er ja nicht geliebt. An seinen beiden Ehefrauen war er ja eher desinteressiert. Ich frage mich eh, warum er sie geheiratet hat. Dazu gab es doch gar keinen Grund, oder? Eigentlich hätte er doch viel besser Junggeselle bleiben können, oder?

War es vielleicht einfach, weil es sich so gehört? Man nimmt sich eine Frau und gründet eine Familie, weil es eben sein muss.

Ja, das könnte sein. So etwas ähnliches hatte ich mir auch schon gedacht.

Zitat von Zara

Über ihre ganzen Pseudonyme musste ich auch schmunzeln, aber wenn man schon Kunigunde Mackamotskis heißt... Kein Bühnenname

Erst dachte ich, der Name ist jetzt aber schon ein bisschen übertrieben gewählt ... aber wahrscheinlich hieß die Dame wirklich so (oder? Holden?)

Zitat

War es vielleicht einfach, weil es sich so gehört? Man nimmt sich eine Frau und gründet eine Familie, weil es eben sein muss.

Kann gut sein. Ihm scheint ja durchaus etwas an gesellschaftlichem Ansehen zu liegen, und als ewiger Junggeselle gälte er sicher irgendwann als komischer Kauz.

Zitat von Tammy1982

Irgendwie erinnert sie mich aber an Crippen's Mutter und ich glaube daher hat er sie sich ausgesucht. Genauso fanatisch in ihren Ansichten und auch nur an sich selber interessiert. Die Mutter war ja auch nur an sich selbst interessiert. Ihr fanatischer Glaube hat sich nur auf andere ausgewirkt, aber eigentlich ging es nur um sie. Um das Wohl ihres Sohnes hat sie sich nicht wirklich gekümmert. Irgendwie tut mir Crippen echt leid. Er hat ein total gestörtes Verhältnis zu Frauen und auch Menschen insgesamt und kommt aus diesem Teufelskreislauf nicht heraus.

Das ist echt lustig - Boyne hat es echt toll geschafft, dass wir Crippen nun ganz anders sehen und sogar Mitleid mit ihm empfinden, während wir anfangs ihn noch für einen emotionslosen Gewalttäter hielten.
Der arme Kerl hat scheinbar wirklich extrem unter seiner Mutter gelitten und nun wiederholt sich das ganze mit Cora.
Nur eigentlich noch viel schlimmer, denn bei seiner Mutter hat er sich immerhin noch durchsetzten und weggehen können!
Ich glaube nach der langen Zeit fast nicht mehr daran, dass er sich gegen sie wehrt!

Zitat von Valentine

Erst dachte ich, der Name ist jetzt aber schon ein bisschen übertrieben gewählt ... aber wahrscheinlich hieß die Dame wirklich so (oder? Holden?)

Die Dame hieß tatsächlich mit richtigem Namen Kunigunde Mackamotskis!

Zitat von Valentine

Kann gut sein. Ihm scheint ja durchaus etwas an gesellschaftlichem Ansehen zu liegen, und als ewiger Junggeselle gälte er sicher irgendwann als komischer Kauz.

War es nicht in beiden Fällen so, dass die Frauen sich ihn mehr oder weniger ausgesucht haben´?
Scheinbar hat er einfach nicht Nein sagen können/wollen und hat dann einfach die an ihn gerichteten Erwartungen erfüllt?

So, ich bin auch wieder mit dabei, entschuldigt mein Schneckentempo!

Crippen heiratet also erneut und zwar diese Cora, die er später nach Meinung von Mrs. Smythson umgebracht hat. Ehrlich gesagt, könnte man es ihm fast nicht verübeln, das Weib ist ja furchtbar! Völlig von sich überzeugt, nur auf der Suche nach einem Geldgeber und dann noch eine Affäre mit dem Gesangslehrer... der ist übrigens auch ein grausiger Typ, von abstoßenden oder zumindest haarsträubenden Gestalten wimmelt es in diesem Buch ja geradezu!

Als Allgemeinarzt hat sich Crippen nicht getraut, sich niederzulassen, aber immerhin als Zahnarzt. Mal abgesehen davon, dass er bei der Behandlung des jungen Mannes ja beinahe in einen Blutrausch verfällt , macht er seine Sache ja gar nicht soo schlecht, oder? Eine Wurzelbehandlung ist ja nie angenehm. Wobei das nicht genügende Beruhigungsmittel ja schon auch eine Rolle spielt.

Und wir lernen Edmund in seiner wahren Gestalt kennen! Zumindest gehe ich davon aus, dass es sich um Ethel handelt, immerhin wird Crippen später mit ihr im Theater gesehen und außerdem wird ja die Narbe erwähnt.

Hm irgendwie werde ich mit dem Roman einfach nicht so recht warm. Es zieht mich nicht richtig in die Handlung hinein. Vor allem die Rückblenden finde ich irgendwie enttäuschend. Das ist etwas arg an irgendwelchen Klischees angelehnt. Klar Cora ist ein Miststück, es wundert mich in der Hinsicht nicht das sie das nicht überleben wird, aber irgendwie... es überzeugt mich nicht so richtig. Es ist einfach zu sehr auf eine Entschuldigung für einen Mord ausgelegt.

Wie er Ethel kennenlernt ist ja im Grunde ganz gewöhnlich, vielleicht auch der Grund weshalb er sich in sie verlieben kann. Mit dem Drachen zu Hause...

Die Szenen auf dem Schiff sind lebendiger und für mich auch interessanter zu lesen. Und das MIsstück Louise ist ein wahrer Lichtblick für mich. Dieses berechnende finde ich genial.
Allerdings gebe ich zu, das ich den Roman auch gut ganz beiseite legen kann und ihn nicht vermisse. Er ist mir irgendwie gleichgültig.

Zitat von HoldenCaulfield

Allerdings gebe ich zu, das ich den Roman auch gut ganz beiseite legen kann und ihn nicht vermisse. Er ist mir irgendwie gleichgültig.

Oh schade. Ich bin immer noch ganz mitgerissen. Liegt es vielleicht doch daran, dass Du den Fall schon kennst?

Zara
Ich denke schon das es ein Punkt ist, aber nicht der Einzige. Ich lese ja auch andere Romane die gerne mal Verbindungen zu echten Fällen haben. Mir gefällt einfach die gesamte Umsetzung nicht so richtig.

Irgendwie scheint der Dr. Crippen zwei verschiedene Seiten zu haben. Einerseits lässt er sich zum Teil von Cora total unterbuttern und lässt sich ziemlich viel von ihr gefallen. Er wirkt fast unterwürfig manchmal.
Und dann hat er Freude an der Rechtsmedizin, liest entsprechende Schriften und zerteilt dabei genüsslich sein Hühnchen oder sein Steak.
Und als der dem armen Jungen den faulen Zahn gezogen hat, hat er auch seine helle Freude an der Prozedur! Oh weh, mir tat der Junge nur schrecklich leid. Ich mag mir das gar nicht genauer vorstellen; das müssen ja höllische Schmerzen gewesen sein! Wie gut wir es haben, dass es heutzutage fortschrittlichere Behandlungsmethoden gibt!

Aber erstaunlich auch, dass er als Zahnarzt arbeiten kann, obwohl er keine entsprechende Ausbildung hat! Da musste man ja früher immer irgendwie Angst haben, an einen Scharlatan zu geraten.

Louise finde ich in diesem Abschnitt auch ganz schrecklich. Spielt ihrer Schwägerin die verständnisvolle Freundin vor, und in Wahrheit möchte sie sie am liebsten die Treppe runterstoßen, damit sie das Kind verliert! Was für eine habgierige Person!
Ihr Mann scheint da ganz anders zu sein. Er leidet sehr unter dem Tod seines Vaters.
Irgendwie kann ich mir Louise gar nicht so wirklich unter vornehmen Frauen vorstellen – und Cora erst recht nicht! Cora scheint eine ziemliche laute und herrische Art an sich zu haben.
Und ein gutes Selbstbewusstsein hat sie scheinbar auch, zumindest was ihr Gesangstalent angeht.
Als sie ihren Mann auffordert, zusätzlich Geld zu verdienen, damit Cora ihren Gesangsunterricht bekommen kann, und Crippen ist gerade so niedergeschlagen wegen der abgelehnten Anerkennung als Arzt, da tat er mir eigentlich fast leid. Sehr mitfühlend ist Cora ja wirklich nicht.

Wobei ich denke Zahnarzt heute und Zahnarzt jetzt... da darf man nicht den Fehler machen das zu vergleichen. Es gab ja ziemlich lange die Angewohnheit mit einem schlechten Zahn zu einem Barbier zu gehen. Und das bis ins 19. Jahrhundert hinein. Zwar hat die Medizin dann Fortschritte gemacht aber diese Veränderungen vollzogen sich nicht überall gleich schnell und gerade in ländlichen Gegenden war es ganz normal das kein Zahnarzt in der Nähe war. Ein richtiger Arzt ist in der Zeit des Romans nach wie vor Luxus. Auch wenn sich die Bedingungen schon gewaltig verändert haben. Was ich mich aber inzwischen Frage was das eigentlich für ein Abschluss ist den Crippen gemacht hat. Ich stelle mir das ja vor wie eine Fachhochschule oder so... Ich denke deshalb fliegt er beim Zähneziehen auch nicht auf, er hat ja Grundwissen erlangt.

Zitat von Zara

Oh schade. Ich bin immer noch ganz mitgerissen. Liegt es vielleicht doch daran, dass Du den Fall schon kennst?

Mir ging es ganz anders, ich habe mich jeden Abend total aufs Lesen gefreut. Allerdings habe ich vor lauter Neugierde auch zwischendurch schonmal nach dem echten Fall Crippen gegoogelt und das hat mir zwar nicht die Freude aber schon ein bisschen die Spannung vom Lesen genommen.

Zitat von HoldenCaulfield

Was ich mich aber inzwischen Frage was das eigentlich für ein Abschluss ist den Crippen gemacht hat. Ich stelle mir das ja vor wie eine Fachhochschule oder so... Ich denke deshalb fliegt er beim Zähneziehen auch nicht auf, er hat ja Grundwissen erlangt.

Das stimmt; das frage ich mich auch. Er hat sich ja durchaus einiges medizinisches Wissen angeeignet in diesen Fernstudien.
Was ich auch beachtlich finde, muss ich sagen. Gerade die Medizin ist sehr umfangreich, und das alles fast ausschließlich durch Fernstudien zu lernen - da gehört schon was zu, denke ich.

Zitat von Rosenprinzessin

Das stimmt; das frage ich mich auch. Er hat sich ja durchaus einiges medizinisches Wissen angeeignet in diesen Fernstudien.
Was ich auch beachtlich finde, muss ich sagen. Gerade die Medizin ist sehr umfangreich, und das alles fast ausschließlich durch Fernstudien zu lernen - da gehört schon was zu, denke ich.

Deswegen wird Crippen wahrscheinlich nicht als Arzt ernst genommen. In den meisten Fällen haben die "Fernstudierten" wahrscheinlich ein Dokument in der Hand gehalten, aber von Medizin nichts gewusst. Dass Crippen sich so fanatisch reinstürzt und alles lernt, ist wohl eher die Ausnahme. Ich hätte als studierter Mediziner bestimmt auch darauf beharrt, dass Crippen kein richtiger Arzt ist.

Dazu passt ja auch, dass Crippen sich später auf Homöopathie verlegt. Ich kenne mich da wirklich nicht aus, aber Hmöopathen sind doch auch heute noch keine "richtigen" Ärzte, oder?

Haha! Du bist ja lustig
Du hast Recht, Homöopathen werden auch verkannt

Zitat von Claudi

Dazu passt ja auch, dass Crippen sich später auf Homöopathie verlegt. Ich kenne mich da wirklich nicht aus, aber Hmöopathen sind doch auch heute noch keine "richtigen" Ärzte, oder?

Es gibt Ärzte, die zusätzlich Homöopathie im Repertoire haben, aber es gibt auch "Nur-Homöopathen", also Heilpraktiker oder sowas.

Was mich in dem Zusammenhang ein bisschen gestört hat, war die Behauptung, die Homöopathie käme aus Japan. Die wurde von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann "erfunden".